Mordfall Charlotte Böhringer

Die Sache mit dem einen Geschäftsführer, der zeitweise ins Testament als Miterbe eingesetzt worden sein soll hat für mich auch einen äusserst bitteren Beigeschmack.

Böse gedacht könnte man vermuten dies wäre geschehen um ihn bei der Stange zu halten und um sich vor zeitlich nahen Gehaltserhöhungen oder sonstigen Forderungen zu drücken.
Ein geschickter Schachzug, falls es sich so verhalten hätte, denn ein Testament kann bekanntlich jederzeit wieder geändert werden .

Oder handelt es sich nur um ein Gerücht, dass einer der beiden Geschäftsführer zeitweise mit im Testament bedacht wurde?

@Iudex

Hmm... Ich hätte wahnsinnig gern mehr Informationen über B. T. und Ch. B. ....
Ich kann Dir von meiner fachlichen Warte aus nur sagen, dass es zielführender ist, vom beobachtbaren Verhalten der Personen auszugehen. Und das spricht eher gegen die im Urteil angenommene Motivkonstruktion.

Niemand arbeitet als junger Mensch gerne im Betrieb seiner Verwandten, wenn es nicht sein muss, denn man ist da immer in einer gewissen Abhängigkeit, weil sich die Grenzen verwischen und wie man sieht, sogar verlangt wird, dass man was studiert was man an sich gar nicht möchte.

Diese Konstellation erlebe ich oft - und dann geht sie meistens schief. Ich glaube in früheren Zeiten war es auch durchaus üblich, den Nachwuchs zum Lernen gezielt woanders hinzuschicken.

@aberdeen

Tja, für mich ist das eben keine Motiv"konstruktion", sondern eine insgesamt absolut schlüssige Darlegung des Motivs. Ohne Bences Lebenslüge sähe das freilich anders aus...

PS: Du musst jetzt nicht schreiben, dass du das anders siehst; das weiß ich.

Ich würde vermuten, dass auf Frau Böhringer zwei Attribute zutreffen: neureich und geldgierig.

Zudem war sie in geschäftlichen Dingen unerfahren und es fehlte ihr ganz sicher eine gewisse Professionalität .

Das alles könnte meiner Ansicht nach zu bestimmten Geschäftgebaren geführt haben, die sich genau aus diesen Attributen herleiten liessen.

Vieleicht, so könnte man vermuten wollte der eine Neffe, der mit dem betriebswirtschaftlichem Studium nichts mit der Geschäftsführung und dem kaufmännischen Bereich der Firma zu tun haben solange die Tante die Chefin war, bereits an seine eigene berufliche Zukunft und Perspektiven denkend, die er sich nicht verbauen wollte.

Darüberhinaus halte ich Frau Böhringer für eine durchaus liebenswerte warmherzige Frau mit viel Temperament und Tendenz zur Zickigkeit.

@aberdeen

Richtig. Früher haben die Fabrikdirektoren ihre Söhne erstmal woanders ausbilden lassen, bevor sie dann irgendwann in der Firma des Vaters mit einem gewissen Fachwissen arbeiten durften. Und heute ist es so, dass diese Herrschaften ihre Kinder meist auf eine Uni schicken, wobei hier aber weniger der Titel als vielmehr das Fach ausschlaggebend sein dürfte, also je nach der Branche. Klar ist aber, dass man niemandem ein Studium oder einen Beruf "aufzwingen" kann, denn so etwas geht meistens schief.

@meermin

Geldgierig? Woraus leitest Du das ab?

@aberdeen
Aus der Selbstanzeige beim Finanzamt.

@Scipper

Yep! Ich dachte da auch an die Kaufleute ...

@aberdeen

Aus Vorureilen. Jemand, der viel Geld hat, muss geldgierig sein. Für Bence würde dann wohl verlogen und geldgierig zutreffen.

@meermin

Ach so, aber gleich geldgierig? Ich würde daraus auch eher auf ein bestimmtest, eigenzweckorientiertes Normverständnis schließen. Schlechtes Vorbild für den Neffen :-)

@Iudex

Touché. Aber das ist es eben, was ich meine ...

,@aberdeen
eigenzweckorientiertes Normverständnis s

Der Begriff ist schön, den kannte ich noch nicht. Aber das dürfte es treffen.

Ich finde es widerlich, wie hier öffentlich und ungehemmt über eine ermordete Person hergezogen wird.

@Iudex
Die Person wurde ermordet, man geht von einer Beziehungstat aus. Das Motiv des Täters wird also, kann man zumindest vermuten, etwas mit der Person, die ermordet wurde und deren Verhalten zu tun haben.

Daher wird man nicht drumrum kommen sich auch Gedanken über Frau Böhringer zu machen wenn man den Täter finden und sein Motiv entdecken will.

@Iudex

Leider schreibe ich einhändig und dementsprechend langsam. Es geht mir hier aber auch eindeutig in die Richtung der Opferverhöhnung !

@meermin
Gerade von dir, die sich gleich auf den Schlips getreten fühlt und mit "melden" droht, sollte dies unterlassen werden

@Iudex

Bitte nicht. Ich hab hier schon "Prügel" bezogen, weil ich Ch. B. in ein zu gutes Licht stellen wollte.

Es liegt mir fern Frau Böhringer verhöhnen zu wollen. Wenn es so rüberkommt tut mir das leid.

Es ging mir mehr darum ein System zu finden, dessen Struktur auf unglückliche Weise zu der Tat führte . Ein System in dem verschiedenen Personen , unter anderem Frau Böhringer und der Mörder agierten.

Im Fall Bence hätte man einen Gutachter im Range eines Professors zu Rate ziehen sollen, um die Frage des "Abhängigkeitsverhältnisses" zwischen der Tante und dem Neffen exakt zu beleuchten. So wie es aussieht, fühlte sich der Neffe aufgrund seiner Tante zu einem wohl ungeliebten Jura-Studium gezwungen, obgleich er lieber eine künstlerische Laufbahn (z.B. als Schauspieler) einschlagen hätte, nachdem er während des Studiums erkannte, dass das Rechtswesen nicht seiner Begabung entsprach.

Und meiner Ansicht nach lieferte das Verhalten von Frau Böhringer zumindest aus der Sicht des Täters das Motiv für seine Tat, den Mord bzw. den Totschlag.

Und das Verhalten einer Person, also auch das Verhalten von Frau Böhringer beruht auf persönlichen Eigenschaften und den gegebenen Verhältnissen in denen eine Person agiert.

Daher bringt es nichts die persönliche Situation des Opfers schönzureden und weisszuzeichnen.