@aberdeen aberdeen schrieb:Kränkbar ist ja nun erst mal jeder Mensch ...
...aber manche Persönlichkeitstypen ganz besonders.
aberdeen schrieb:Das würde mich mich interessieren, worauf sich diese Aussage stützt?
Auf die mir bekannten rechtspsychologisch begutachteten Fälle von Tötungsdelikten, begangen durch als dissozial-persönlichkeitsgestört diagnostizierte Gewalttäter, die während ihrer Tat weder intoxikiert noch dissoziiert waren. Sicherlich sind die Ausprägungen im Tötungsverhalten bei Dissozialen variabel und ja, viele wenden auch keine gering-dosierte Gewalt an, allerdings wird bei Taten, wie im Böhringer-Fall, in denen es zu einer derart unkontrollierten Tötungshandlung kommt (die auch nach dem wahrscheinlich bereits eingetretenen Tod fortgeführt wurde), der psychische Zustand (meist alkoholisiert, impulskontrollgestört, dissoziiert etc.) auch im allgemeinen Verhalten am Tatort sichtbar (Chaos, Zerstörung, Blut überall, reiche Spurenlage etc.). Der klassische Fall einer dissozial geprägten Straftat, wie z.B. von Marneros (2008) beschrieben (und die nicht ausschließlich bei Intimiziden zu finden ist!), liegt m.E. im Fall Böhringer nicht vor.
aberdeen schrieb:Nach diesem Ausflug ist er allerdings sehr schnell wieder zurück "in den sicheren Hafen", da er offenbar nicht bereit war, übermäßig viel für die Schauspielerei zu riskieren.
War es nicht eher so, dass die Schauspielschule, bei der er sich bewarb, nicht
übermäßig viel riskieren wollte mit einer Aufnahme von Bence? Er wollte Schauspieler werden und fand Theaterwissenschaften wenig erbaulich. Und da lehnt ihn doch tatsächlich diese Schule ab. Ihm wird nicht viel anderes übrig geblieben sein, als mit Jura wieder anzufangen. Welche Alternative hätte es gegeben?
aberdeen schrieb:Eine weitere Ausnahme von der Regel ist das Festhalten an seiner Verlobten trotz Störfeuer von Ch. B. Hier hat er durchgehalten.
...ist doch schön, jemanden an seiner Seite zu haben, der einen stets idealisiert, wenn man täglich mit Piesackereien der eigenen Tante konfrontiert ist. *Sarkasmus off*
aberdeen schrieb:Aber iwo. Beides - Schuld und Scham - lassen sich prima neutralisieren. Die Gefängnisse sind wohl von üblen Straftätern, die beißen sich eher die Zunge ab, bevor sie irgendetwas gestehen. Und gerade Schamgefühle sind in der Regel so aversiv, dass im Regelfall sehr schnell Vermeidungsverhalten einsetzt.
...bei den massiv-Gewaltstrafern findest du zu Hauf Menschen, die weder über Schuld- noch Schamgefühle verfügen. Nur, weil sie dieses nicht "gestehen", heißt das nicht zwangsläufig, dass sie sie "vermeiden". Man kann nicht zugeben, was man nicht fühlt - auch wenn sich das der Psycho-Doc wünscht. Das gilt sicherlich nicht für alle - für Dissoziale jedoch umso mehr.
Bezüglich deines längeren Absatzes sind wir halt fachlich unterschiedlicher Meinung. Kann ich mit leben.
aberdeen schrieb:Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, das B. T. die für ihn sehr ungünstig verlaufene Verhörsituation nicht abgebrochen hat. Ich will ja gar nicht sagen, dass das so abgelaufen ist, wie B. T. das geschildert hat, aber interessant ist, doch, dass er nicht einfach aufgestanden und gegangen ist. Aber dazu bräuchte es Selbstbehauptungsfähigkeiten.
....dazu bräuchte es ein realistisches, konsistentes Selbstbild. Wer aus seinem überhöhten, positiven Selbstkonzept heraus der Meinung ist, mit der Situation schon klarzukommen und so nen Anwaltsheini nicht zu benötigen, da er alles im Griff hat, der wird natürlich aus seinem negativen Versager-Selbstkonzept heraus hinterher die Anderen als die Buhmänner beschimpfen, wenn er mitgeschnitten hat, dass er es doch nicht im Griff hatte.
Womit wir wieder beim Narzissmus angelangt wären.