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Mordfall Charlotte Böhringer

28.936 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, München, 2006 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer

Mordfall Charlotte Böhringer

26.12.2018 um 23:55
Zitat von JosephConradJosephConrad schrieb:Weder Herr Toth noch Herr Mazurek wurden wg. dieser Spur belastet. Die Behörden haben mit einem Riesenaufwand versucht die Spur zu entschlüsseln. Wem wirfst Du etwas vor? Vielleicht weiss die Person, der die DNA gehört gar nicht, das sie gesucht wird.
Die DNA Spur, die im Urteil im Grunde als belanglos bezeichnet wird, ist nur ein Aspekt des "Gesamten". Mich persönlich würde dieser DNA-Treffer nicht die Bohne interessieren, wenn in diesem Fall sonst alles rund erscheinen würde. Das ist aber nicht der Fall. Erst in der Gesamtbewertung des Falles nimmt die DNS Spur eine größere Wichtigkeit ein. Weitere Aspekte sind:

  • Fremde Fußspuren am Tatort. Ebenfalls für das Gericht belanglos.
  • Linkshändigkeit belanglos. Man kann auch mit rechts schlagen.
  • Leere Weinflasche und Glas belanglos.
  • Zeitungen wurden am Tattag früh morgens weggenommen (schätzungsweise um 8:30) als B. Toth noch garnicht in der Parkgarage angekommen war. Dieser kam erst um 9 Uhr an. Ebenfalls belanglos. Man nimmt einfach an das er vorher hochgelaufen ist um die Zeitungen zu entnehmen. Quelle kann ich übrigens auf Wunsch auch gerne posten
  • Massive, monatelange Probleme mit Geschäftsführer R., der allerdings offenbar seltsamerweise im Testament steht. Und dieser Testamentumschlag wurde anscheinend mit den Handschuhen angefasst, die bei der Tat getragen wurden.
  • etc.


Erst im Gesamtkontext, hat die DNA - zumindest für mich - diese Bedeutung.


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27.12.2018 um 00:09
Ach, ich poste das mit den Zeitungen am besten direkt.

Nur nochmal zusammenfassend:
  • Gegen 8 Uhr wurden die Zeitungen bei Frau Böhringer an die Tür gehangen
  • Schätzungsweise eine halbe Stunde später, wurden die Zeitungen weggenommen. Zu der Zeit war Bence Toth noch garnicht daa
  • Um 9 erschien Toth mit dem Fahrrad am Tankstellenshop


Damit daraus eine schlüssige Geschichte wird die Bence Toth belastet, nimmt die Anklage einfach an, Bence Toth habe sich, bevor er bei dem Tankstellenshop ankam, ins Parkhaus geschlichen, dort hinter einem Auto versteckt, die Zeitungen genommen und diese in seinem PKW versteckt. Dann sei er wieder runter und vor dem Tankstellenshop erschienen. Belege dafür? Keine!

zeitungen1Original anzeigen (0,9 MB)
ZeitungenOriginal anzeigen (0,6 MB)
fernliegendOriginal anzeigen (0,4 MB)

Hanebüchen...

Und all diese konstruierten Dinge lassen die DNA in einem ganz anderen Licht erscheinen.


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27.12.2018 um 00:19
Zitat von JosephConradJosephConrad schrieb:Wem wirfst Du etwas vor?
Ich werfe überhaupt niemand etwas vor. Alle arbeiten so gut sie können und wir haben das beste Gesellschaftssystem unter den schlechten, die zur Verfügung stehen (frei nach Obama) ... wir sollten uns immer neben den Stärken auch mit den Schwächen beschäftigen, um besser zu werden.

Eine Schwäche ist, dass durch einen Spur-Spur Treffer eine Beweisführung ohne Aufklärung des Spur-Spur Treffers immer auf Kosten der Anklage geht. Durch die Verunsicherung, die durch einen Spur-Spur Treffer entsteht, steigen die Ansprüche an die kausale Beweisführung.

Es kann also vorkommen, dass ein vollkommen abgeschlossener Kriminalfall, mit zum Zeitpunkt des Richterspruchs sehr überzeugende Rechtssprechung sich im Laufe der Jahre durch Zusatzinformationen immer mehr in seiner Überzeugskraft auflöst.

Doch, da der Fall als abgeschlosse gilt, werden die Beweisstücke vernichtet und keine weiteren Ermittlungen aufgenommen.

Das ist zwar rechtspragmatisch, aber für die Wahrheitsfindung und letztendlicha auch für für den Veruteilten eher unpragmatisch.

Es wäre schön, wenn es hier Innvoationen im Rechtswesen gäbe, um auch mit der rasenden Entwicklungsgeschwindigkeit von Technik juristisch mithalten zu können (siehe Alterbestimmung DNA etc)


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27.12.2018 um 00:49
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Erst im Gesamtkontext, hat die DNA - zumindest für mich - diese Bedeutung.
Also das ist ja wohl jedem hier klar. Die DNA allein, wäre nur eine DNA unter vielen. Die Polizei schließt Verunreinigung aus, was bleibt ist eine Person.

Die Person meldet sich nicht. Sie war zur Tatzeit dort und kannte die Ermorderte. Warum meldet sie sich nicht? Das ist doch sehr verdächtig.

Die Person kann ein Mittäter sein. Dann muss aber die Gesamtsicht um einen Mittäter angepasst werden. Wurde das gemacht?


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27.12.2018 um 01:04
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:nimmt die Anklage einfach an, Bence Toth habe sich, bevor er bei dem Tankstellenshop ankam, ins Parkhaus geschlichen, dort hinter einem Auto versteckt, die Zeitungen genommen und diese in seinem PKW versteckt. Dann sei er wieder runter und vor dem Tankstellenshop erschienen. Belege dafür? Keine!
... Du meinst nicht etwa “wilde
Spekulationen“ ?


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27.12.2018 um 01:25
Zitat von Mark_SmithMark_Smith schrieb: Entweder machte er tabula rasa, also die Hosen runter lassen und eingestehen, dass Studium plus Referendariat plus Arbeit bei Finanzberater plus gute Stelle nach Studium plus Dissertation alles eine Lüge war oder er musste sich was besseres einfallen lassen. :-) Also, ich sehe hier schon eine Kausalität.
@Mark_Smith
@Beks

Eine Frage vorweg: Ich dachte die Tante wusste schon aus eigenen Stücken Bescheid? War nicht einer der Gründe für den Krach in der Parkgarage, der mit dem Goetz-Zitat endete, das abgebrochene Studium?

Um was es mir geht:

Den Begriff Kausalität im strafrechtlichen Sinne würde ich hier nur eingeschränkt verwenden, da eine Handlung dann als kausal für den tatbestandlichen Erfolg angesehen wird, wenn sie nicht hinweggedacht werden kann, ohne dass der Taterfolg in seiner konkreten Gestalt entfiele. Das hieße dass das Lügenkonstrukt ursächlich für den Mord war und nicht nur eine (durchaus schlüssige) Indizienkette. Musste er die Tante zwangsläufig umbringen weil sein Lügengebäude unhaltbar geworden war? Oder hätte es eine andere Lösung gegeben? Oder gab es noch andere Faktoren die zur Tat führten?

Ich halte wie gesagt die Indizienkette zur Tat schon für schlüssig, aber das rechtfertigt nicht die Strategie des Dämonisierens. Immerhin war Toth unbescholten und hätte ohne Notlüge alles verloren, ein florierendes Parkhaus um zig Millionen, ein lebenslanges Auskommen als GF, ein Fixplatz in der Society. Ich bin mir nicht sicher ob ich da nicht auch versucht hätte die Fassade aufrechtzuerhalten. Ist man deswegen gleich ein "Hochstapler"?

Mag sein, dass ich seit der Kenntnis des Falles Mollath etwas überempfindlich bin, aber ich bekomme den Eindruck, dass es in Bayern gerade bei Indizienprozessen gegenüber Angeklagten, die eine schwierige, unsympathische oder eigentümliche Persönlichkeit besitzen, keine Seltenheit zu sein scheint deren negative Persönlichkeitsmerkmale über Gebühr darzustellen, um damit das Urteil zu untermauern.

Gruß EK


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27.12.2018 um 02:34
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Eine Frage vorweg: Ich dachte die Tante wusste schon aus eigenen Stücken Bescheid?War nicht einer der Gründe für den Krach in der Parkgarage, der mit dem Goetz-Zitat endete, das abgebrochene Studium?
Bence Toth hat ausgesagt er hätte es der Tante erzählt. Sie habe sich dann kurzzeitig aufgeregt, danach sei aber alles wieder ok gewesen, vermutlich weil sie auch ihr eigenes Studium abgebrochen hatte. Auch andere Zeugen sagten aus, er habe den Abbruch des Studiums der Tante gebeichtet. Allerdings gibt es auch andere Zeugenaussagen (u.a. von dem Zeugen und offenbar im Testament bedachten R.) die so etwas bestreiten und er hatte diesen Studienabbruch auch nicht der Familie und Freunden gesagt. Dort behielt er sein Schauspiel bei.
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Musste er die Tante zwangsläufig umbringen weil sein Lügengebäude unhaltbar geworden war? Oder hätte es eine andere Lösung gegeben?
So behauptet es das Urteil. Eine andere Lösung gibt es im Grunde immer. Die einfachste Lösung war, sich trotz Studienlüge mit der Tante zu versöhnen - wie er es zuvor schon oft getan hatte. Kurz gesagt: Wegen einem Streit wird man nicht enterbt. Und an Streitereien waren beide Seiten eh schon gewöhnt. Das Urteil erzählt hier meines Erachtens eine fiktive, dramatische Geschichte die einfach nur an den Haaren herbeigezogen ist.
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Ich halte wie gesagt die Indizienkette zur Tat schon für schlüssig, aber das rechtfertigt nicht die Strategie des Dämonisierens. Immerhin war Toth unbescholten und hätte ohne Notlüge alles verloren, ein florierendes Parkhaus um zig Millionen, ein lebenslanges Auskommen als GF, ein Fixplatz in der Society. Ich bin mir nicht sicher ob ich da nicht auch versucht hätte die Fassade aufrechtzuerhalten. Ist man deswegen gleich ein "Hochstapler"?
Ich hielt die Indizien auch erst für relativ schlüssig, bei genauerem Hinsehen sind viele Indizien aber einfach nur zusammenfantasiert.

Motiv zur Tat: Angst vor der Enterbung; Aufdeckung der Studienlüge
Wie gesagt hatte er immer schon Stress mit der Tante und man hat sich immer wieder vertragen. Man wird wegen einem Streit auch nicht einfach enterbt. Im Zweifel geht man zur Tante und räumt die Probleme aus dem Weg. Das, so gibt er an, habe er am Muttertag gemacht. Das Urteil erzählt hier eine hanebüchene Geschichte, die es so darstellt, als habe es für Bence Toth keinen Ausweg mehr gegeben.

500er in Brieftasche
Er hatte mehrere 500er in der Brieftasche, die er laut Urteil dem Opfer gestohlen haben soll. Er selbst gab an, das seine Tante ihm 1000€ für ein Fahrrad geschenkt habe, weil er zu dick geworden sei. Auch seine Freunde bestätigen, das er ein geliehenes Fahrrad zurückgeben musste und die Tante Freunden erzählte das ihr Neffe zu dick geworden sei. Einzig die Geldsumme an sich hätte hier Potential zu größerer Skepsis.

Augsburgfahrt
Am Tattag unternahm er einen Abstecher nach Augsburg um einen Freund spontan zu besuchen. Allerdings kam es nicht dazu und er fuhr wieder zurück. Es wird so dargestellt das diese Fahrt dem Entsorgen der Tatmittel diente. Es ist aber gleichermaßen möglich, das Toth einfach nur ein Chaot war.

Übertötung
Das Urteil behauptet Bence Toth habe seine Tante in seinem überlodernden Hass mit 24 Schlägen gegen den Kopf erschlagen. Allerdings konnte kein Zeuge an Toth irgendwelche aggressiven Neigungen feststellen; im Gegenteil war er meist sehr charmant, gut gekleidet, freundlich, aufmerksam, etc. Es gibt auch keine Vorstrafen wegen irgendwelchen Gewaltdelikten.

Zeitungen
Das Urteil behauptet, Bence Toth habe Zeitungen von der Wohnungstür der Tante entnommen, damit seine Tante erst später aufgefunden wird. Es wurden wohl an ihrer Wohnungstür gegen 8:30 Zeitungen entwendet. Allerdings kam Bence Toth erst mit dem Fahrrad um 9 Uhr am Parkhaus an. Man fand zwar 3 Zeitungen bei ihm, die allerdings nicht vollumfänglich passten (andere Stadtteilausgabe), an denen es keine humanbiologischen Spuren der Tankstellenmitarbeiter gab und es fand sich auch die Tüte nicht.

DNA Spuren
Das Urteil behauptet Bence Toth sei nach dem Erschlagen seiner Tante hoch ins Büro, hat dort alles zum Schein durchwühlt, zog dann die Tathandschuhe aus, öffnete einen Umschlag mit dem Testament, las es, verschloss den Umschlag erneut und radelte nach Hause. Man fand auch seine DNA Spuren am Sakko der Tante und am Testament - dabei muss man aber wissen das der Ursprung der Spuren am Sakko nicht klar sind und das Testament seit Monaten oder Jahren dort im Büro lag und mehrfach geöffnet/verschlossen wurde. Es ist naheliegend, das er da mal reinschaute, zumal auf dem Umschlag sein Name stand.

Man sieht also... die Indizien wurden immer zum Nachteil des Angeklagten ausgelegt. Alle anderen Spuren (Spur-Spur-Treffer, fremde Fußspuren am Tatort, etc) hat man einfach für irrelevant erklärt.
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:ich bekomme den Eindruck, dass es in Bayern gerade bei Indizienprozessen gegenüber Angeklagten, die eine schwierige, unsympathische oder eigentümliche Persönlichkeit besitzen, keine Seltenheit zu sein scheint deren negative Persönlichkeitsmerkmale über Gebühr darzustellen, um damit das Urteil zu untermauern.
So sehe ich das auch.


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27.12.2018 um 03:15
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Den Begriff Kausalität im strafrechtlichen Sinne würde ich hier nur eingeschränkt verwenden, da eine Handlung dann als kausal für den tatbestandlichen Erfolg angesehen wird, wenn sie nicht hinweggedacht werden kann, ohne dass der Taterfolg in seiner konkreten Gestalt entfiele.
Gut, ich kenne den Kausalitätsbegriff im Strafrecht nicht.
Ich würde mal den Kausalitätsbegriff im kriminologischen Sinne verwenden.
Kriminologie setzt sich vor allem aus Biologie, Psychologie und den Sozial- und Kulturwissenschaften (Soziologie, Ökonomie, Politikwissenschaft, Ethnologie, Kultur etc.) zusammen. Also es können folgende Faktoren eine Rolle spielen:

    • Phylogenese (Biologie)
      Ontogenese (Biologie, Entwicklungspsychologie)
      Intrapersonale Ebene (Persönlichkeitspsychologie, Psychopathologie, Psychodynamik)
      Sozialpsychologische und mikrosoziologische Ebene (Gruppen, Interaktionen)
      Mesoebene (wie Organisationen, Institutionen)
      Makroebene (politische Ordnung, ökonomische Ordnung, Rechtsordnung etc.)
      Repräsentationsebene (symbolische und kulturelle Ordnung)


Und jetzt gehen wir mal davon aus, dass die Tötung der Tante die sogenannte „abhängige Variable“ ist (Wirkung) und die Ausbildungslüge und weitere Lügen vor der Tat eine „unabhängige Variable“, also eine Ursache. Nun gibt es in der Kriminologie vermutlich nie nur eine unabhängige Variable, sondern man spricht von Multikausalität. Die Ausbildungslüge und weitere Lügen vor der Tat wären also eine von vielen anderen unabhängigen Variablen. Und vor allem kann diese unabhängige Variable nicht deterministisch gedacht werden, sondern erst im Verbund und in der Interaktion/Interdependenz oder Reziprozität mit anderen unabhängigen Variablen führt sie dann eben zur Wirkung, also zur Tötung der Tante. Und vor allem ist es meist unmöglich, im Nachhinein zu sagen, welche Faktoren nun genau welchen Einfluss gehabt haben. Im Prinzip ist das mehr oder weniger alles ein bisschen Spekulation. Man kann also nicht experimentell nachprüfen, was wirklich Sache ist und das wäre ja notwendig, um genau sagen zu können, welche Faktoren ursächlich waren und mit welchem Gewicht.
Und ich würde sagen: Die Ausbildungslüge und weitere Lügen vor der Tat (isoliert betrachtet) waren vermutlich keine notwendige und vermutlich auch keine hinreichende Bedingung, damit die Tat eintritt und trotzdem haben sie vermutlich einen kausalen Einfluss gehabt.


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27.12.2018 um 04:29
Zitat von Mark_SmithMark_Smith schrieb:Und vor allem kann diese unabhängige Variable nicht deterministisch gedacht werden, sondern erst im Verbund und in der Interaktion/Interdependenz oder Reziprozität mit anderen unabhängigen Variablen führt sie dann eben zur Wirkung, also zur Tötung der Tante
Deine Beiträge lese ich gerne. Ich habe totales Verständnis an Deiner Freude für Kriminalstik. Und letztendlich spielen hier viele Detektiv und Fallanalytiker. Daten genuin generieren können wir hier nicht, dazu fehlen uns die Rechte. Auch fehlt uns die Deutungshoheit der Gerichte.

Wir können kein Haus durchsuchen ä, keinen Abstrich machen oder Zeugen befragen. Was wir machen können ist, Theorien nachzuvollziehen und Theorien generieren. Und bestehende Daten austauschen. Und uns Aufregen bzw. Amüsieren.

Was Du beschreibst, ist das Entwickeln von Theorien, die in sich logisch sind. Leider aber ist eine gute Theorie noch lange kein Beweis. So ist das nun mal. Theorie ist nicht Emperie.

Ein echter Beweis kommt nur mit harten Fakten.
Hermeneutik und Bauchgefühl mag zu den harten Fakten führen („Der Profiler“), dürfen aber nicht mit diesen verwechselt werden.

Reine Hermeneutik ist Kaffeesatzleserei.


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27.12.2018 um 05:01
Genau genommen ist dieses Forum gar nicht für solche kriminalistische Vorgehensweisen geeignet, die Du gerne anwenden möchtest.

Denn hier in diesem Forum ist es nicht erlaubt bei abgeschlossenen Fällen durch das Zusammentragen von Daten und das Überarbeiten von „kriminalistischen Kausaltäten“, konsequent auch zu neuen Sichtweisen zu gelangen, die von der den bereits um Urteil definierten Täter abweichen.

Du kannst hier offiziell nur Theorien entwickeln, die dazu führen, dass der Verurteilte der Täter ist.

Die Neuinterpretation eines Falles durch das Erkennen von Personen gegen die nicht aktuell ermittelt wird (der Fall ist abgeschlossen, also niemand) ist hier im Forum explizit ausgeschlossen und unerwünscht.

Aber nur dafür gibt es die Kriminalistik, so wie von Dir ja detailliert beschrieben.

Lies mal die Krimi-Regeln:

Spekulationen:

Diese sind ausschließlich im Rahmen der Gesetze zulässig, allerdings mit zusätzlichen (!!!) Einschränkungen, die nachfolgend aufgezählt werden.

Nicht erlaubt sind:

Verdächtigung von Personen gegen die nicht (!!!) ermittelt wird

wilde Spekulationen, sowie Ferndiagnosen, ohne dafür sprechende Indizien und Anhaltspunkte

Generalverdächtigungen bestimmter Berufsgruppen oder Unternehmen

Tja


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27.12.2018 um 08:08
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Der Autor unterstellt "Verschweige, was den Täter belasten könnte und gewinne die Sympathie des Publikums“; allerdings ist der Autor leider garnicht tief genug in der Materie drin, verschweigt in seinem Artikel alle entlastenden Fakten sowie alle Widersprüche und stellt Indizien und einzelne Zeugenaussagen als Fakten dar.
Derartige Dokus zielen darauf ab, dem Zuschauer zu suggerieren, dass es sich um Fehlurteile/Justizskandale handelt, und natürlich wird da einiges an Belastendem unter den Tisch fallen gelassen. Ein spontanes Beispiel: Bence kann nicht der Täter sein, weil der Täter mit rechts zugeschlagen hat und Bence Linkshänder ist. Verschwiegen wurde, dass ein Gutachten zu dem Schluss kommt, dass er eine Tendenz zur Rechtshändigkeit hat.
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Fakt ist, und das habe ich gerade nochmal herausstreichen wollen: Nicht nur Bence Toth hatte ein Motiv.
Interessant, dass du das besser weißt als die Ermittler, die seinerzeit mit dem Fall beschäftigt waren. ;)


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Mordfall Charlotte Böhringer

27.12.2018 um 08:33
Zitat von HugHug schrieb:.... und sie hat sich nicht gemeldet. Was sehr schade ist und jeder aufrichtige Mensch macht das.

Was bleibt, ist die Spekulationen über eine Verunreinigung und das ist schon ein dünnes Eis für die “demokratische Todesstrafe”:
Spekulation ist es auch, dass der Spurenverursache an den beiden Tatorten gewesen sein muss.

Dass er der Täter ist, ist noch unwahrscheinlicher:

Die Spur im Fall Herrmann wurde an einer einzigen (!) von 200 Schrauben gefunden.

Die Spur im Fall Böhringer wurde an einem Glas und, wenn ich mich richtig erinnere, an einer Schublade gefunden. Es wurden mehrere Schubladen durchwühlt/herausgerissen...warum fand man die Spur dann nicht auch dort?


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Mordfall Charlotte Böhringer

27.12.2018 um 09:54
@Cassandra71

Sehr richtig. Eigentlich nicht so schwer zu kapieren. Aber ich habe den Eindruck, dass es gar nicht mehr um die Sache geht, sondern um die Diskussion darüber und Eitelkeiten. Ich glaube nicht, dass einer der Herrschaften diesem oder jenem vermeintlich Unschuldigen ein Weihnachtskärtchen geschrieben hat.
Davon hätten die vielleicht mehr, als davon andere Personenkreise in Verdacht zu ziehen. Man muss hier nur mal auf "Info" klicken.
Ganz ganz schlechter Stil!


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Mordfall Charlotte Böhringer

27.12.2018 um 11:27
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Bence Toth hat ausgesagt er hätte es der Tante erzählt. Sie habe sich dann kurzzeitig aufgeregt, danach sei aber alles wieder ok gewesen, vermutlich weil sie auch ihr eigenes Studium abgebrochen hatte.
Welches Studium hatte sie wo (Deutschland/Ungarn) abgebrochen?
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Eine andere Lösung gibt es im Grunde immer. Die einfachste Lösung war, sich trotz Studienlüge mit der Tante zu versöhnen - wie er es zuvor schon oft getan hatte.
Eine neue Qualität bekam dieser Streit dadurch, dass er Schauspieler werden wollte. Das lässt sich nicht so einfach mit der Tätigkeit als GF unter einen Hut bringen.


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27.12.2018 um 12:25
Zitat von Cassandra71Cassandra71 schrieb: Es wurden mehrere Schubladen durchwühlt/herausgerissen...warum fand man die Spur dann nicht auch dort?
Vielleicht, weil sie zu zweit waren?
Zitat von JamegumbJamegumb schrieb: Eigentlich nicht so schwer zu kapieren.
Eben: Nicht schwer zu kapieren ist, dass eine Spekulation die andere jagd.
Zitat von JamegumbJamegumb schrieb: Ich glaube nicht, dass einer der Herrschaften diesem oder jenem vermeintlich Unschuldigen ein Weihnachtskärtchen geschrieben hat.
Davon hätten die vielleicht mehr, als davon andere Personenkreise in Verdacht zu ziehen.
Thomas Müller (bekannter Fallanalytiker) sagt: „Glauben, was heißt hier glauben. Ich glaube an die römisch-katholische“ Kirche. In der Beweisführung von Mordfällen geht es um Indizien und Fakten!“

Persönlich finde ich das einen ganz schlechten Stil, nur weil man an Indizien und Fakten herumzerrt und Alternativen generiert in die absolut falsche Schublade gesteckt wird: Der glaubt (!) er ist unschuldig. Mir ist doch völlig egal wer im Gefängnis sitzt, aber wenn die Indzien sich so leicht in die Luft werfen lassen, dann verärgert das den Krimi-Forum-Ermittler intellektuell nun mal, Dich etwa nicht?

Das mit der Postkarte war natürlich total unter der Gürtellinie, das kommentiere ich nicht weiter.


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27.12.2018 um 12:35
Zitat von Cassandra71Cassandra71 schrieb:Interessant, dass du das besser weißt als die Ermittler, die seinerzeit mit dem Fall beschäftigt waren. ;)
Wenn BT nach kurzer Zeit verhaftet worden ist, dann kann man davon ausgehen, dass nicht wirklich großflächlich ermittelt worden ist, sondern sich schon recht zügig auf einen Tatverdächtigen festgelegt wurde.


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Mordfall Charlotte Böhringer

27.12.2018 um 12:47
Hallo an alle,

was mich immer noch interessiert ist dieser Spur-Spur Treffer.
Zwischen 1981 und 2006 liegen bekanntlich 25 (!) Jahre. Und die DNA ist die selbe.

Was ich mich frage: Räumliche Verbindung ist ja da, fallbetreute Polizeibeamte wurden überprüft.

Wenn ich jetzt von einem Gegenstand o.ä. ausgehe, der auch 2006 noch bei der Untersuchung benutzt wird- was kann das sein?


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27.12.2018 um 12:51
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Wenn BT nach kurzer Zeit verhaftet worden ist, dann kann man davon ausgehen, dass nicht wirklich großflächlich ermittelt worden ist, sondern sich schon recht zügig auf einen Tatverdächtigen festgelegt wurde.
Dass dieser Mensch recht flott festgenommen wurde, ist darin begründet, dass die Ermittlungen im innersten Kreis beginnen.
Aber es sind die Ermittlungen durchaus nicht beendet, sobald die Festnahme erfolgte.
Das ist Routine. Wer das Gegenteil behauptet, redet puren Unsinn.


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27.12.2018 um 13:43
Zitat von JamegumbJamegumb schrieb:Dass dieser Mensch recht flott festgenommen wurde, ist darin begründet, dass die Ermittlungen im innersten Kreis beginnen.
Aber es sind die Ermittlungen durchaus nicht beendet, sobald die Festnahme erfolgte.
wieso sollte denn noch weiterhin ermittelt werden, wenn der Verdacht (für die Ermittler) sich erhärtete? Ich gehe davon aus, dass nur noch dahingehend ermittelt wird, Beweise gegen den Tatverdächtigen zu finden und man keinesfalls weiter nach einem anderen Täter ermittelt.

Hier in dem Fall gibt es keine Beweise, sondern lediglich Indizien die man so oder eben auch anders auslegen könnte. Überzeugend finde ich es persönlich nicht, auch wenn es scheinbar ausreichend ist um jemanden lebenslänglich wegzusperren.

Ich möchte nicht behaupten, BT sei nicht der Täter, dazu kenne ich mich mit dem Fall zu wenig aus. Die Ausführungen von @SirMarvel
erachte ich als schlüssig. Da gibt es viele Aspekte, die man hätte auch ganz anders deuten können. So wie es sich für mich darstellt, sind selbst die Dinge die für BT sprechen belastend gewertet worden.
Er ist Linkshänder, dann hat er eben ausnahmsweise mit rechts zugeschlagen. DNA auf dem Testament, obwohl dort sein Name steht. Wer hätte denn nicht hineingeschaut? Selbst das deutet man zu seinem Nachteil.
Seine Tante schien recht temperamentvoll gewesen zu sein, aber niemand der nachtragend zu sein schien. Dann beruft man sich aber auf Zeugen, die behaupten, sie hätte BT enterben wollen. Warum tat sie es nicht? Ein Testament ist schnell geschrieben, das alte schnell entsorgt.
Es ist letztendlich kein Geheimnis, dass auch Zeugen fälschlich aussagen insbesondere wenn es Zeugen gibt die gegensätzliches behaupten, können nicht beide die Wahrheit erzählen.


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27.12.2018 um 13:53
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:wieso sollte denn noch weiterhin ermittelt werden, wenn der Verdacht (für die Ermittler) sich erhärtete? Ich gehe davon aus, dass nur noch dahingehend ermittelt wird, Beweise gegen den Tatverdächtigen zu finden und man keinesfalls weiter nach einem anderen Täter ermittel
Weil es in der Regel Pflicht ist, belastende und entlastende Umstände zu ermitteln - ganz einfach.
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Hier in dem Fall gibt es keine Beweise, sondern lediglich Indizien die man so oder eben auch anders auslegen könnte. Überzeugend finde ich es persönlich nicht, auch wenn es scheinbar ausreichend ist um jemanden lebenslänglich wegzusperren.
Das Gericht hat es offenbar als überzeugend gesehen: Bundesgerichtshof, Verfassungsgericht und Wiederaufnahmegericht sahen es offenbar auch nicht anders.
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Er ist Linkshänder, dann hat er eben ausnahmsweise mit rechts zugeschlagen. DNA auf dem Testament, obwohl dort sein Name steht. Wer hätte denn nicht hineingeschaut? Selbst das deutet man zu seinem Nachteil.
Es gab nicht nur DNA auf dem Briefumschlag, der verschlossen war, sondern auch DNA auf dem Testament, das im Briefumschlag steckte. Diese DNA kommt nicht einfach so in enen verschlossenen Briefumschlag.

Und er hatte als Linkshänder ausgezeichnete Fähigkeiten mit der rechten Hand. Aber darum geht es nicht, die Sache ist komplexer.
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Seine Tante schien recht temperamentvoll gewesen zu sein, aber niemand der nachtragend zu sein schien. Dann beruft man sich aber auf Zeugen, die behaupten, sie hätte BT enterben wollen. Warum tat sie es nicht? Ein Testament ist schnell geschrieben, das alte schnell entsorgt.
Es ist letztendlich kein Geheimnis, dass auch Zeugen fälschlich aussagen insbesondere wenn es Zeugen gibt die gegensätzliches behaupten, können nicht beide die Wahrheit erzählen.
Auch das mag nicht überzeugen: Wir wissen nicht, ob jemand ein neueres Testament entsorgt hat beispielsweise Bence Toth. Und ein Mord macht ja auch gerade richtig Sinn, um so etwas zu machen oder der Tante noch zuvorzukommen.
Du siehst, Deine Argumentation mag nicht so richtig zu überzeugen. :-)


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