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Mordfall Charlotte Böhringer

28.934 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, München, 2006 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer

Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 14:37
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:insbesondere dass ein Jurastudent bzw. eher gesagt ein ehemaliger nicht selber darauf kam, dass er in diesem Fall als Hautverdächtiger gelten würde. Das finde ich seltsam.
Diese Streitigkeiten mit der Tante waren ja offensichtlich Alltag. Vielleicht meinte er, man würde denen keine größere Beachtung schenken. Er war schließlich der Lieblingsneffe.

Welche Möglichkeiten hätte er denn zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch gehabt. Klein beigeben, sich in die Uni hocken, das erste Staatsexamen in Jura machen, dann das zweite, möglichst noch den Doktor hinterherschieben und Tantchen wieder versöhnlich stimmen. Da er das nicht wollte, musste er alles auf eine Karte setzen.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 14:39
Zitat von belladybellady schrieb:Bence wird von Zeugenaussagen recht unterschiedlich gesehen, von G.Käfer eine Art Playboy, was zu (s)einem aufwendigen Lebensstil passen würde, dann wieder vom Juvelier, als jemand, der sich unterzuordnen hatte ''Was die Tante sagt, ist Gesetz ''.
Was kein Widerspruch ist - um seinen Lebensstil als Playboy in der Münchner Schickeria dauerhaft sicherzustellen, musste er sich dem Willen der Tante unterwerfen. Insofern ist es wohl eher so dass die Zeugen Bence nicht unterschiedlich gesehen haben, sondern dass sie eher unterschiedliche Aspekte seiner Persönlichkeit und seines Lebens beleuchteten.

Ein wirklicher Widerspruch zu diesen Zeugenaussagen ergibt sich erst mit den Aussagen der Zeugen im Zivilverfahren. Wie das in Fällen so ist die von einer gigantischen Medienkampagne der Verteidigung begleitet wurden, wollen die dann Jahre später im ursprünglichen Verfahren falsch interpretiert worden sein. Sehr unglaubwürdig, insbesondere wenn man bedenkt dass das Zivilverfahren eine rein taktische Veranstaltung der Verteidigung war.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 14:47
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:insbesondere dass ein Jurastudent bzw. eher gesagt ein ehemaliger nicht selber darauf kam, dass er in diesem Fall als Hautverdächtiger gelten würde. Das finde ich seltsam.
Wer sagt denn dass er darauf nicht gekommen ist? Er hatte das sicher im Kopf, als er den Tatort dekorierte und als er morgens nach der Tat zur Kontrolle der Ereignisse im Parkhaus auftauchte.


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23.12.2018 um 15:15
Zitat von JamegumbJamegumb schrieb:Es gibt offenbar gar keine Ex-Männer oder Siefkinder. Somit kann man diese auch gar nicht überprüfen.
Im Sommer 2013 tauchen diese Stiefkinder im Forum auf. Eine Quelle hierfür gibt es nicht. Scheint wohl ein Gerücht zu sein, dass die BI gestreut hat.

Aber fragen wir uns doch mal, welche Vorteile sollten Ex-Ehemänner und Stiefkinder haben, wenn BT das Zeitliche segnet? Dazu gibt es nicht den geringsten Anhaltspunkt.

Es gab einfach keinen, dem ihr Tod zum Vorteil gereicht hätte. Deshalb musste der Mord ja auch als Raubmord verpackt werden.


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23.12.2018 um 15:16
Zitat von emzemz schrieb:Wie würdest du dir denn ein Urteil wünschen, das sich einzig an der Gerechtigkeit orientiert? Sollen dabei Rechtsnormen außen vorgelassen werden? Wer wäre überhaupt in der Lage, nach Gerechtigkeit beurteilen zu können?
Ich denke es wird den Moderatoren nicht genehm sein, wenn wir dieses doch sehr komplizierte Thema, in diesem Thread erörtern.
Zitat von JamegumbJamegumb schrieb:Es werden von der Bürgerinitiative einfach irgendwelche unbekannten Größen in den Ring geworfen und Menschen wie @SirMarvel schlucken sie begierig.
So ein Unsinn. Ich arbeite mich an dem Urteil, den Indizien, den Aussagen und den Tatortbildern ab. Das hat mit probence überhaupt nichts zu tun. Du gegenüber bist überhaupt nicht offen für Argumente, die für andere Täter sprechen. Ob diese Argumente von probence kommen, von anderen Privatpersonen oder von Nutzern hier im Forum ist dabei ziemlich irrelevant. Deine Abneigung gegenüber Herrn Toth ist leider recht offensichtlich und die Offenheit fehlt erkennbar.
Zitat von JamegumbJamegumb schrieb:Es gibt offenbar gar keine Ex-Männer oder Siefkinder. Somit kann man diese auch gar nicht überprüfen.
Das ist so unglaublich falsch, das man hier leider nur mangelnde Fallkenntnis bescheinigen kann. Frau Böhringer war insgesamt dreimal verheiratet und hatte Stiefkinder.
Zitat von emzemz schrieb:Im Sommer 2013 tauchen diese Stiefkinder im Forum auf. Eine Quelle hierfür gibt es nicht. Scheint wohl ein Gerücht zu sein, dass die BI gestreut hat.
Eine haltlose, falsche Behauptung. Mehr kann man dazu nicht sagen.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 15:22
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Das ist so unglaublich falsch, das man hier leider nur mangelnde Fallkenntnis bescheinigen kann. Frau Böhringer war insgesamt dreimal verheiratet und hatte Stiefkinder.
Dann sag uns Allen doch einfach, woher die Information kommt und wir sind zufrieden. Und bitte, komm jetzt nicht mit der Bürgerinitiative.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 15:40
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Ich denke es wird den Moderatoren nicht genehm sein, wenn wir dieses doch sehr komplizierte Thema, in diesem Thread erörtern.
Zwar denke ich, du könntest deine Vorstellungen von einer Gerechtigkeitssprechung anhand dieses Falls darlegen, aber damit hat sich das Thema Gerechtigkeit im Zusammenhang mit dem Urteil erledigt und wir konzentrieren uns künftig einzig auf die Rechtslage. Eine sehr gute Entscheidung.
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb: emz schrieb:
Im Sommer 2013 tauchen diese Stiefkinder im Forum auf. Eine Quelle hierfür gibt es nicht. Scheint wohl ein Gerücht zu sein, dass die BI gestreut hat.

SirMarvel schrieb:
Eine haltlose, falsche Behauptung. Mehr kann man dazu nicht sagen.
Ich habe dazu nichts gefunden.
Doch, dazu kannst du mehr sagen, nämlich die Quelle liefern.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 17:40
Hier noch eine älterer sicherlich bekannter Artikel der SZ aus 2008, in dem Fr. Böhringer als Witwe beschrieben wurde, also müsste sie mindestens einmal verheiratet gewesen sein.

Sie wünschte sich einen eigenen Juristen im Haus, der Familie, während BT, ihr Neffe eher für die Kunst "brannte", dass er schön im Verborgenen hielt. CB wollte aus ihm einen Persönlichkeit machen, zu der er dann auch die passende Partnerin brauchte aus gutem Hause.

Dort hätte ich mir BT auch eher vorstellen können, als den hauseigenen Jurist. In der Kunstszene kann man auch Geld gebrauchen und viel verdienen.

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/mordprozess-boehringer-person-mit-zwei-gesichtern-1.770737

Zitat: Selbst Freunde sprechen von der Ermordeten als Person mit "zwei Gesichtern". Einerseits die toughe Geschäftsfrau, andererseits die charmante und perfekte Gastgeberin, die als Witwe schwer mit ihrer Einsamkeit zu ringen hatte.
Zitat von JamegumbJamegumb schrieb:Was ist "lebenslustig"? Die Leute, mit der sie ihre Lebenslust auslebte, waren immer dieselben und diese wurdeb auch überprüft.
Ebenso eine Bekanntschaft aus der Schweiz.
Das muss ja nicht mal negativ ausgelegt werden. Wenn sie sich so wechselseitig benommen hatte, auch anderen gegenüber, könnte ihr da auch was entgangen sein, dass jemand einen Groll auf sie hatte, aber Bence war halt die erste Adresse der Verdächtigen.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 17:58
Zitat von emzemz schrieb:Es gab einfach keinen, dem ihr Tod zum Vorteil gereicht hätte. Deshalb musste der Mord ja auch als Raubmord verpackt werden.
Es gab keinen? Auch nicht eine andere Person aus der Geschäftsleitung, mit dem Sie laut Zeugenaussagen schon seit Langem unzufrieden war und der im "neueren" Testament berücksichtigt wurde? Oder einem Anderen der Anverwandten, die ebenfalls vom Erbe hätten profitieren können? Es gibt noch 3-4 weitere Möglichkeiten.
Zitat von JamegumbJamegumb schrieb:Dann sag uns Allen doch einfach, woher die Information kommt und wir sind zufrieden.
Diese Information steht in den Ermittlungsakten und in den Amtsunterlagen. Diese sind nur Berechtigten zugänglich und es würde gegen Forenregeln und Persönlichkeitsrechte verstoßen hier näheres zu nennen. Dennoch ist es die Wahrheit. Anfragen dazu kann man sicherlich an Böhringers Familie, Familie Toth und/oder den Anwälten stellen.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 18:01
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Diese Information steht in den Ermittlungsakten und in den Amtsunterlagen. Diese sind nur Berechtigten zugänglich und es würde gegen Forenregeln und Persönlichkeitsrechte verstoßen hier näheres zu nennen. Dennoch ist es die Wahrheit. Anfragen dazu kann man sicherlich an Böhringers Familie, Familie Toth und/oder den Anwälten stellen.
Wenn sich in den Ermittlungsakten etwas über mögliche Alternativtäter findet, hältst du es dann nicht für möglich dass deren Alibi abgeklärt wurde und sie ganz einfach deshalb in den Akten und nicht vor Gericht gelandet sind? So ein Prozess gilt ja dem vermuteten Täter und nicht Menschen bei denen die Ermittler herausgefunden haben dass sie nicht infrage kommen, obwohl sie vielleicht ein Motiv gehabt hätten.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 18:09
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Diese Information steht in den Ermittlungsakten und in den Amtsunterlagen.
Passt aber irgendwie nicht, wenn auf der anderen Seite moniert wird:
https://www.probence.de/unsere-kritik-1/kritik-an-den-ermittlungen/
Warum werden Charlotte Böhringers Ex-Ehemänner nicht vernommen?
Warum werden Charlotte Böhringers Stiefkinder nicht vernommen?



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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 18:15
Zitat von falstafffalstaff schrieb:hältst du es dann nicht für möglich dass deren Alibi abgeklärt wurde
Natürlich. Aber a) waren nicht alle Alibis wirklich wasserdicht und b) kann man zum Täter werden ohne am Tatort sein zu müssen.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 18:33
@SirMarvel

Wenn du denn tatsächlich zu Ermittlungsakten und Amtsunterlagen Zugang hast. Dann wäre es doch interessant zu erfahren, wieviele Ehemänner und wieviele Stiefkinder gibt es? Und wo sind beheimatet, in Ungarn oder in Deutschland? Und von wann bis wann dauerten die jeweiligen Ehen? Diese Angaben dürften kaum irgendwelchen Persönlichkeitsrechten widersprechen.

Vor allem aber interessiert mich, wieso kennst du diesbezügliche Ermittlungsakten, während die BI davon ausgeht, gegen die Personen sei nie ermittelt worden?


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 20:36
Es spielt heute keine Rolle mehr ob man glaubt, dass Herr Toth schuldig oder unschuldig ist. Er ist rechtskräftig verurteilt und es müssen von 5 Richtern mindestens 4 zu der Überzeugung gekommen sein, dass er schuldig ist. Das Urteil wurde vom BGH bestätigt, ein Antrag auf Wiederaufnahme abgelehnt. Es gibt keine neuen Tatsachen oder Beweismittel die das ursprüngliche Ergebnis erschüttern. Ohne die bringt es überhaupt nichts über die Indizien zu lamentieren. Nach dem heutigen Stand wird in 5 Jahren ein Gericht über seine Reststrafe befinden. Wenn er Glück hat, wird er dann entlassen und das wars.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 21:27
http://justament.de/archives/7498

Es kommt auch Dr. Alexander Stevens zu Wort, der seinerzeit bei der Münchner Staatsanwaltschaft arbeitete.

Dieser Artikel bezieht sich auch auf die Fälle Mazurek, Darsow und Söring (die hier nicht zitiert werden)
Die andere Hälfte der Wahrheit

Mitunter spannen verurteilte Straftäter die Medien ein, um ihre vermeintliche Unschuld zu beweisen. Oft werden dabei unangenehme Details aus den Prozessakten verdreht – oder verschwiegen, ...

Benedikt Vallendar
justizpalast-muenchen

München – Die Wohnung glich einem Schlachthaus. Als die Kriminalpolizei am Abend des 16. Mai 2006 die Privaträume der Unternehmerin Charlotte Böhringer betrat, war die gebürtige Ungarin schon mehrere Stunden tot; erschlagen mit einem spitzen Gegenstand, so dass sich Blut über den gesamten Hausflur des Luxusappartements in der Münchner Innenstadt verteilen konnte. Ein klassischer Fall von „Übertötung“, von dem Experten dann sprechen, wenn beim Täter tief sitzende Hassgefühle gegenüber dem Opfer frei werden. Am 12. August 2008 verurteilte das Münchner Landgericht Böhringers Neffen Benedict Toth, genannt Bence, wegen Mordes an seiner Tante zu lebenslanger Haft. Mit dem Zusatz „Besonderer Schwere der Schuld“, was ihn mindestens für 30 Jahre hinter Gittern bringen dürfte. Hauptmotiv war, laut Urteil, die Angst des Neffen vor Enterbung wegen eines abgebrochenen Jurastudiums. Charlotte Böhringer soll sich immer einen „Juristen in der Familie“ gewünscht haben, indes ihr Neffe lieber Vorlesungen in Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte belegte. Am 18. April 2016 bestätigte das Bundesverfassungsgericht das Urteil gegen Toth, so dass der Rechtsweg nunmehr ausgeschöpft ist. Und das Millionenvermögen Böhringers an den Bruder Mate verfiel, der als studierter Betriebswirt das Immobilienimperium verwaltet und standesgemäß mit Frau und Familie am Starnberger See logiert.

Bunter Budenzauber

Damit wäre die Geschichte um Benedict Toth eigentlich zu Ende erzählt, eigentlich. Wäre da nicht das hartnäckige Bemühen seiner Familie, die Unschuld des Mörders zu beweisen. Dafür engagierten Toths eigens den renommierten PR-Berater Terry Swartzberg, der erfolgreich dafür sorgt, dass die vermeintliche Unschuld von Toth junior gebetsmühlenartig durch die deutsche Medienlandschaft geistert. Auch der Fernsehsender Phoenix und das ZDF (in der Reihe „37 Grad“) haben den Mordfall Böhringer aufgegriffen, um das Urteil gegen Benedict Toth in Frage und seine Verurteilung als Justizirrtum an den Pranger zu stellen. Auf Youtube und in der Münchner Kulturszene kursieren zudem Videos von Benefizkonzerten für den „zu Unrecht einsitzenden“ Frauenmörder Benedict Toth. Auch VOX und Sat 1 brachten Sendungen über „Fehlurteile“, in denen sie auf Benedict Toth Bezug nahmen. Das immer gleiche Rezept: „Verschweige, was den Täter belasten könnte und gewinne die Sympathie des Publikums“ ist somit höchst erfolgreich aufgegangen und hat die Jüngerschar der Bence-Anhänger stetig anwachsen lassen. Was die Medien im Fall Böhringer tunlichst verschwiegen haben: Toth war, wie polizeiliche Ermittlungen ergeben hatten, ein notorischer Lügner und Hochstapler, der Schauspieler werden wollte und dazu offenbar auch das nötige Talent besaß, wie Prozessbeobachter später bestätigten.
...

Bröckelnde Fangemeinde

Das fragwürdige Zusammenwirken von Täter- und Medieninteressen hat einen fahlen Nachgeschmack erzeugt. Auch im Fall der ermordeten Charlotte Böhringer mehren sich die Stimmen derer, die Zweifel an der vermeintlichen Unschuld des Täters hegen, die das Mediengeplänkel mit Skepsis verfolgen und die Justiz ausdrücklich vor Angriffen in Schutz nehmen. Alexander Stevens, promovierter Strafverteidiger und Buchautor, hat vor zehn Jahren bei der Münchner Staatsanwaltschaft gearbeitet und den Mordfall Böhringer aus nächster Nähe verfolgt. Für ihn stand schon damals fest: „Benedict Toth ist schuldig, das Urteil vollumfänglich gerechtfertigt“. Stevens kritisiert vor allem den „Tunnelblick“, den die Toth-Verteidiger von Anfang an auf den Fall hatten. Und nicht nur dort. „Immer wieder versuchen Mörder mit Hilfe der Medien den Kontakt nach draußen zu halten, was in vielen Fällen auch gelingt“, sagt Stevens. Täter und Medien zögen häufig an einem Strang, indem sie gemeinsam unangenehme Details unter den Teppich kehrten. Details, die dem Zuschauer verschwiegen werden und ihn an die Unschuld des verurteilten Täters glauben ließen.

Das schwerwiegendste Indiz, das zur Verurteilung Toths führte, war dessen Verhalten vor und nach der Tat. Die Medien hüllten sich lange darüber in Schweigen und stellten den Fall so dar, als säße da tatsächlich jemand unschuldig hinter Gittern. Indes die polizeilichen Ermittlungen vieles zutage brachten, was bis dahin verschwiegen worden war. Etwa, dass Toth vor dem Mord größere Bargeldbeträge auf sein sonst nur spärlich gedecktes Konto eingezahlt hatte. Das Kuriose: Die Beträge waren fast deckungsgleich mit Fehlbeträgen an Kassenautomaten in der Parkgarage. Als deren damaliger Geschäftsführer einen Fehlbetrag in Höhe von über eintausend Euro bemerkte und Benedict Toth darauf ansprach, behauptete dieser mit Unschuldsmine, dass ein Geldschein im Parkautomaten stecken geblieben sei, weshalb er eine so genannte. „Zwischenentleerung“ gemacht habe. Toth übergab dem Geschäftsführer den Fehlbetrag, wobei die Polizei später feststellte, dass der Neffe zeitgleich einen ähnlich hohen Betrag vom Konto seiner damaligen Lebensgefährtin abgehoben hatte. Bei der Polizei trug Toth dann vor, die Tante hätte ihn angestiftet, das Geld zu entnehmen, um dem Geschäftsführer „wegen Unterschlagung“ kündigen zu können. „Doch die dachte gar nicht daran und stellte kurze Zeit später sogar noch einen weiteren Geschäftsführer ein, den sie anwies, ihren Neffen künftig nicht mehr die Büros der Parkgarage am Isartor betreten zu lassen“, sagt Stevens. Zuvor hatte die kinderlose Millionenerbin ihren Neffen der Wohnung verwiesen und ihm überdies mit Enterbung gedroht.

„Examen“ gefeiert

Schon lange vor dem Mord hatte Toth bewiesen, dass es ihm nicht an Dreistigkeit mangelte. Nach seinem angeblich bestandenen ersten Juraexamen lud er Freunde und Mitarbeiter der Tante zu einem ausgiebigen Frühstück ein, bei dem ein Studienkollege den Chauffeur spielen durfte. In Wirklichkeit hatte Toth das Studium längst abgebrochen und lebte von den Anwärterbezügen seiner damaligen Freundin. Die Beziehung zu der jungen Frau war, anders als es die auf Lovestory gepolten Medien darstellten, in Wirklichkeit höchst fragil und, laut Ermittlungsakte, von mehreren Trennungsabsichten begleitet. Richtig „Schluss“ war dann, als Benedict Toth hinter Schloss und Riegeln saß.



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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 21:54
Zitat von emzemz schrieb:Dieser Artikel bezieht sich auch auf die Fälle Mazurek, Darsow und Söring (die hier nicht zitiert werden)
Danke für den Artikel - der bringt sehr schön die Strategie der Unterstützergruppen in solchen Fällen auf den Punkt. Im Prinzip reden wir von Verschwörungstheorie, deren herausragendes Merkmal nicht die Erfindung von Fakten, sondern eine zielgerichtete Gewichtung derselben ist: Es wird systematisch aufgeblasen was von der Schuld ablenken könnte (irgendwelche fantomhaften Alternativtäter, ein intransparentes Gutachten, ein völlig unbrauchbarer Lügendetektortest) und konsequent verharmlost bzw. unterschlagen was für die Schuld spricht.

Das die Unterstützergruppen eine solche Strategie fahren, halte ich noch nicht mal für das eigentlich Bedenkliche - das wirklich Schlimme ist, dass diese Strategie immer wieder so gut verfängt. Es gibt offenbar ein breites Publikum das nur allzu leicht dazu bewegt werden kann sich mit Leuten zu solidarisieren, mit denen sie im echten Leben besser nicht in Kontakt kommen sollten. Und das ist mir persönlich komplett unverständlich.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 21:56
Zitat von Frau.N.ZimmerFrau.N.Zimmer schrieb:Bei mir lief es ja so. Nach der zu Tränen rührenden Doku damals, war ich überzeugt, dass der Arme unschuldig weggesperrt wurde.
Als ich mich mit den Indizien, dem Urteil etc. und den Lächerlichkeiten, die von der Verteidigung kamen wie: " Warum wurde das abgeflossene Alibi-Badewasser nicht überprüft?" , beschäftigt habe kam ich zu: Passt scho. Da sitzt kein Unschuldiger.
Interessant, bei mir ist es genau andersrum. Ich bin in München geboren und habe dort 35 Jahre bis 2010 gelebt. Daher habe ich damals natürlich vom Böhringer-Parkhaus-Mord gehört, war ja in aller Munde und sozusagen "in aller Presse" in München. Ich war total überzeugt davon, dass der Neffe der Schuldige ist und fand es ziemlich blasiert, dass er in so einem klaren Fall noch nicht einmal zu seiner Tat stehen kann, sondern sich wehleidig als Justizopfer präsentiert.

Inzwischen habe ich mich, eigentlich vom Ursula Herrmann- Fall her kommend, intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt, sämtliche Literatur, die dazu frei zugänglich ist, inklusive Urteil, durchgelesen. Und offenbar genau diametral zu dir, sind bei mir mit jeder gelesenen Seite (insbesondere des Urteils) die Zweifel an einer gerechten Verurteilung gewachsen.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 22:13
@emz

Ernsthaft?
Es ist ein bisschen schade, dass in diesem thread nach so langer Zeit und so vielen posts, in denen sich bisweilen wirklich interessante Gedankengänge finden, nun als Referenz ausgerechnet so ein eher Boulevard-orientierte Medienprofi zitiert wird.


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Mordfall Charlotte Böhringer

23.12.2018 um 22:28
Zitat von panta_rheipanta_rhei schrieb:Inzwischen habe ich mich, eigentlich vom Ursula Herrmann- Fall her kommend, intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt, sämtliche Literatur, die dazu frei zugänglich ist, inklusive Urteil, durchgelesen. Und offenbar genau diametral zu dir, sind bei mir mit jeder gelesenen Seite (insbesondere des Urteils) die Zweifel an einer gerechten Verurteilung gewachsen.
Bei mir ging es gerade in die umgekehrte Richtung: Ich war nach den Dokumentarfilmen eigentlich der Überzeugung, dass hier wirklich ein Justizirrtum vorliegen könnte und dann kam ich auf die Idee, ein Buch über den Fall zu schreiben und ich würde sagen, ich habe wirklich all das gelesen, was man in der Öffentlichkeit finden kann, das heisst, ich habe wirklich jeden Satz genau angeschaut und kam je länger je mehr zum Schluss: Bence Toth ist der Täter.

Bestärkt wurde ich dadurch, dass Bence T., sein Anwalt und seine Befürworter einer Auseinandersetzung mit den Widersprüchen ausgewichen sind. Keine Spur von Auseinandersetzung, keine Spur von Transparenz, keine Spur von Offenheit.
Das heisst: Wenn mal jemand kommt und auch kritisch ihre Sicht der Dinge hinterfragen will, dann wird auf Abwehr gemacht.


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