Mordfall Charlotte Böhringer

Das Thema DNA Spuren wurde ausführlich behandelt.
Was sich der eine oder andere Fernseh-Zuschauer vielleicht mal vor Augen führen sollte ist, dass 1981, als die Einführung der Ursula Herrmann geschah, die DNA Technik kein Thema war. Dementsprechend wurden auch die Spurenträger behandelt. Gewiss nicht DNA-kontaminationssicher.
Die DNA kam durch jemand von der Kriminaltechnik, den man nicht mehr auf dem Schirm hatte.
Es gibt keinen unbekannten "letzten Besucher".

@Tiho
Soweit ich das verstanden habe, ging das Gericht bei der Spur nicht von einer zeitlichen Nähe zur Tat aus, da das Glas hinten in der Spülmaschine stand. Das Gericht schloß wohl daraus, dass das Glas viele Stunden vorher, wenn nicht am Vortag dort abgelegt wurde. So ähnlich wie bei Dreckwäsche, die im Wäschekorb ganz unten liegt.

Die Spur schein mir eher für den Ursula Herrmann Fall interessant, da es erstmal so aussieht, dass jemand, der damals möglicherweise mit der Tat zu tun hatte zum Bekanntenkreis der Charlotte Böhringer gehörte.


Ein Problem des Benedikt T. (ähnliche wie bei Jens Söring) scheint mir zu sein, dass er den Eindruck vermittelte, er glaube er sei schlauer als alle anderen. Das macht ihn in meinen Augen nicht sonderlich sympathisch und weckte vielleicht auch den "Jagdinstinkt" der Ermittler. Sowas kommt glaub ich generell nicht so gut.

Ich weiß jetzt nicht, ob die Zeugenladung von der Polizei oder der Staatsanwaltschaft ausging, also ob er überhaupt dort etwas hätte sagen müssen, aber genug Jura wird er wohl studiert haben um zu wissen, dass es eine schlechte Idee ist, zumindest ab einen bestimmten Punkt keinen Anwalt hinzuzuziehen. Er glaubte wohl, schlauer als langjährige Vernehmungsbeamte zu sein, und das alles alleine hinzubekommen.

Ob schuldig oder nicht: die Öffentlichkeitsarbeit scheint momentan gut zu laufen. Das ist jetzt schon neben "In den Fängen der Justiz" die zweite TV-Doku, die den Fall unter dem Aspekt eines möglichen Fehlurteils behandelt.
@CurlyHolmes Meinst du diese Doku?

Polizeijogi schrieb:Die DNA kam durch jemand von der Kriminaltechnik, den man nicht mehr auf dem Schirm hatte.

Das - oder ein vom Hersteller verunreinigter Spurenträger. Man denke an das " Phantom" das quasi überall war - in Wirklichkeit war es eine etwas leichtsinnige Mitarbeiterin des Wattestäbchenherstellers.
An einen Zusammenhang der Taten glaube ich nicht. Wäre doch auch seltsam, wenn Täter-DNA nur an einer Kommode und an einem Glas gewesen wäre.

@ yasumi:

"Die Spur schein mir eher für den Ursula Herrmann Fall interessant, da es erstmal so aussieht, dass jemand, der damals möglicherweise mit der Tat zu tun hatte zum Bekanntenkreis der Charlotte Böhringer gehörte."

Im Urteil wird eingehend dargestellt, warum die DNA-Spur mit ziemlicher Sicherheit nicht vom Täter im Fall Herrmann stammen kann. Sie muss durch die Kriminaltechnik gelegt worden sein.

Genau so ist. Eine Verunreinigung durch das Labor oder den Hersteller der Wattestäbchen.
Das "Heilbronner Phantom" wurde erst NACH dem Urteil im Falle Böhringer enttarnt.
Eine Arbeiterin in der Fabrik, wo diese Stäbchen hergestellt wurden.

Polizeijogi schrieb:Was sich der eine oder andere Fernseh-Zuschauer vielleicht mal vor Augen führen sollte ist, dass 1981, als die Einführung der Ursula Herrmann geschah, die DNA Technik kein Thema war. Dementsprechend wurden auch die Spurenträger behandelt. Gewiss nicht DNA-kontaminationssicher.

Ja gut, das mag ja alles sein. Aber warum werden dann von Altfällen noch DNA-Analysen gemacht, wenn sie vermutlich eh wertlos sind?

@yasumi: Wieso nicht? Es könnte ja zum Täter führen.
Einen Versuch ist es allemal wert.
Hier war es ein Flop, der die Verteidigung gefüttert hat. Und bis heute füttert.
Aber mit gesundem Menschenverstand kann man diese Spur vergessen.

@yasumi
Hallo yasumi, Danke für den Link. Ja, ich glaube, dass war die Doku, an die ich mich noch so dunkel meinte zu erinnern. ...

@yasumi

yasumi schrieb:Ja gut, das mag ja alles sein. Aber warum werden dann von Altfällen noch DNA-Analysen gemacht, wenn sie vermutlich eh wertlos sind?

Sagt doch niemand, dass Altspuren per se wertlos sind. Im Fall Böhringer gibt es halt ausser diese beiden Spuren, die nicht direkt mit der Tat in Verbindung gebracht werden können, keinerlei Hinweis auf eine unbekannte Person.
Meinst Du nicht ein Dritter hätte, bei dem Kampf auch noch, mehr DNA in Tatortnähe hinterlassen?

Polizeijogi schrieb:Aber mit gesundem Menschenverstand kann man diese Spur vergessen.

Frau.N.Zimmer schrieb:Meinst Du nicht ein Dritter hätte, bei dem Kampf auch noch, mehr DNA in Tatortnähe hinterlassen?

Und deswegen schrieb ich auch:

yasumi schrieb:Die Spur schein mir eher für den Ursula Herrmann Fall interessant, da es erstmal so aussieht, dass jemand, der damals möglicherweise mit der Tat zu tun hatte zum Bekanntenkreis der Charlotte Böhringer gehörte.

@yasumi

Hilf mir mal bitte weiter :) Der Fall Herrmann ist mir jetzt nicht so geläufig. Wie oft wurde denn diese DNA am Herrmann-Tatort festgestellt?

Der Gedanke hat schon was für sich. Der Täter hatte einen Overall an, wie ihn die Spurensicherung auch benutzt, um keine Spuren am Tatort zu hinterlassen, vergisst dann aber dummerweise das Glas aus dem er trank?
Je mehr man darüber nachdenkt, desto abstruser wird es.

An einer Schraube der Kiste im Fall Herrmann wurde diese DNA-Spur gesichert.

@Polizeijogi

Polizeijogi schrieb:vergisst dann aber dummerweise das Glas aus dem er trank?

Oder stellt es perfide nach hinten und ein anderes Glas nach vorne, damit es so aussieht als stünde es schon länger da. Dass der hintere Platz zufällig frei war, glaube ich nicht.

@ Polizeijogi:

Magst du mal kurz darlegen, was von diesen Behauptungen eines Toth-Unterstützers zu halten ist:

"Für mich fängt es schon mit dem Faktor Zeit an. Die Gerichtsmedizin legte den Tatzeitpunkt für 19.00 Uhr - 19.10 Uhr fest, wobei sie näher zu 19.10 Uhr tendierten. Seine Tante, die an dem Tag regelmäßig zum Stammtisch ging, war an dem Tag beim Stammtisch angeblich verabredet und das früher als zum üblichen Zeitpunkt ihres Erscheinens. Benedikt kann von der Verabrechung nichts gewußt haben. Er soll sich nun neben die Wohnungseingangstür gestellt haben, bekleidet mit Handschuhen und bewaffnet mit einer Schlagwaffe, die bis heute unbekannt ist und dort auf seine Tante gewartet haben. Auf dem obersten Parkdeck, wo sich auch die Wohnung befindet, sind die Stellplätze von Dauermietern. Hier hätte einer der Mieter sein Fahrzeug abstellen können und ihn sehen. Weiterhin arbeitete er dort, genauso wie sein Bruder und jeder kannte ihn, hätte als gesehen und leicht weitererkannt werden können. Er hat also gewartet, bis seine Tante die Tür öffnet um zu gehen, statt einfach zu klingeln und dafür hätte er dann nicht einmal eine Ausrede gebraucht. Als sie die Tür öffnete, soll er mit der linken Hand die Tür offen gehalten haben, während er mit der Rechten die ersten Male auf sie einschlug. Benedikt ist linkshänder, hat also weniger Kraft und Koordination im rechten Arm. Die Verletzungstiefe, rechts - links, muß also eine Andere sein. Während sie sich nun von der Tür in den Flur (Richtung Wohnräume) bewegte, soll er weiter auf sie eingeschlagen haben, insgesamt 24 Mal. Nach der Tat soll er dann seine Handschuhe ausgezogen haben, in den Wohnbereich gegangen sein, wo er ihre Geldbörse durchsuchte (auf einer Kreditkarte von ihr sind seine Fingerabdrücke) und diese auf den Boden warf, ohne etwas mitzunehmen. Dann ging er zum Schreibtisch, öffnete das Tastament (lag seit vielen Jahren dort und er arbeitete oft an dem Schreibtisch), lass es, verschloss es wieder und verlies die Wohnung, stieg auf das Fahrrad, ohne sich vorher schon dem Blut,.. zu reinigen (Gesicht, Arme, Hände, Kleidung,... muß alles voller Blut gewesen sein) und fuhr nach Hause, wobei er 17 km zurücklegen mußte und das quer durch die Stadt, Einkaufsstraßen,...Um 19.34 Uhr war er nachweislich zu Hause. Für den Mord und alle Nebenhandlungen bleiben ca. 5-7 Minuten."

@Frau.N.Zimmer
ich glaube die war an einer Schraube.
Aber darum geht es ja nicht. Selbst wenn die Spur von einer Person stammt, die mit Frau Böhringer in Kontakt stand, muss die Spur ja in zeitlicher Nähe zur Tat stehen. Das Gericht hat das verneint.

Das allein reicht ja, um den DNA-Verursacher als Täter unwahrscheinlich zu machen.

Dass jetzt auch noch die Spur aus einer Verunreinigung einer Probe oder durch kriminaltechnische Fehler entstanden sein muss, klingt für mich wie ein "Übertöten" der Spur.

@Deus_Ex_Machin: wie kommt der "Unterstützer" auf 17 km? Wenn ich die Lage der Wohnung des BT richtig erinnere, sind es rund 5 km einfach.

Es ist eine Weile her, dass ich das Urteil las, aber meiner Erinnerung nach ging die Frau Böhringer regelmäßig kurz nach 19 Uhr zum Stammtisch, der um 19:30 beginnen sollte, weil sie sich gerne die Schaufenster ansah.
Den Zeitfaktor im Hinblick auf die Verabredung habe ich gerade nicht parat.
Fakt ist: ja, das Zeitfenster ist schmal, aber durchaus ausreichend. Die Eile lässt sich auch darin erkennen, dass die Testamente am Boden lagen.

Übrigens habe ich definitiv nirgends gelesen, dass Herr BT regelmäßig an diesem Schreibtisch in der Wohnung der Charlotte Böhringer tätig war.
Er hatte seinen Arbeitsplatz unten im Büro, zu dem er zum Zeitpunkt des Mordes übrigens keinen Schlüssel mehr hatte.

yasumi schrieb:ich glaube die war an einer Schraube

...ja. Und die Kiste stand in einer Ausstellung und im Studio von Aktenzeichen XY
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/mord-an-parkhaus-millionaerin-unbekannte-maennliche-person-1434787.html

Ich denke das (mit Abstand) wahrscheinlichste ist eine Kontamination durch Polizei, Laborpersonal und/oder deren Angehörige, Materiallieferanten etc.


Eine Beta Möglichkeit ist evtl. eine Person, die z.B. in der Ausstellung war und dann noch in Kontakt mit Charlotte Böhringer. Z.B als Kunde im Parkhaus etc.

Leider wird DNA auch zunehmend zum Fluch. Minimale Mengen können nachgewiesen werden. Wenn jemand z.B beruflich oder privat viel mit Menschen zu tun hat, kommt er/sie wahrscheinlich täglich mit unzähligen verschiedenen DNA Spuren in Kontakt...

@Rawbite: sehr guter Bericht in der FAZ.
So sieht differenzierter Journalismus aus.
Die Süddeutsche schrieb über diesen Fall auch viel Blödsinn.

@Rawbite
Hallo ,

ich lese in dem Fall immer mal wieder mit.

Das Urteil habe ich NICHT gelesen!!!

Habe ich das jetzt richtig verstanden, dass eine DNA Spur von einem Entführungsfall 25 Jahre vor dem Mord an CB identisch ist, mit einer Spur an einem Glas aus der Spülmaschine der CB?

@Ma_Ve
In dem oben stehenden FAZ-Link ist es sehr gut erläutert und auch gleich die plausible Begründung dazu.