Mordfall Charlotte Böhringer

@KonradTönz1

KonradTönz1 schrieb:Genau mit dem Argument des äußeren (inneren? ) Drucks, kannst du auch den Mord begründen. Das ist das was Ermittler und Gericht getan haben.
Der Druck war jedenfalls immens und hätte sich nur auflösen lassen, wenn er ohne Probleme auf Freundeskreis oder Vermögen verzichten hätte können.

Ja, nur das hierfür der Druck immens aufzubauschen ist, damit auch nur halbwegs plausibel werden kann, warum ein bislang nicht einschlägig vorbestrafter, anscheinend nicht gewaltbereiter Mensch, kaltblütig seine Tante grausam erschlägt, mit der er einen Großteil seines Lebens verbracht hat. Quasi ohne mit der Wimper zu zucken, in dem Moment, wo sie störend für ihn wird.

Es ist doch in keiner Weise konsequent, auf der einen Seite anzunehmen, man habe es mit einem skrupellosen Lügner zu tun und auf so zu tun, als würde der sich nicht auch aus dem 2. Stex rauslügen und/oder rausfälschen.

Ich habe jetzt wahrlich auch schon genug Zeitungsartikel ins Forum gestellt, in denen das sehr enge Verhältnis zwischen Ch. B. und B. T. belegt wird. Unter anderem soll Ch. B. gesagt haben, dass sie B. T. niemals ganz fallen lassen werde.

@Scipper
Keine Ahnung, vielleicht gefälscht, vielleicht viele Ausreden erfunden. Dazu steht nirgends was. Wir kennen ja nur das Urteil und nicht die Protokolle.

Lt. Urteil wurden Nachforschungen an der Uni geführt - die allesamt ein Ergebnis zutage förderten. Er studierte nicht mehr und hat seine Lüge weitergeführt.

Betrachtet man nun die Chronologie der Ereignisse - ergeben sie schlüssig ein Gesamtbild, was mit der Tat in Verbindung steht.

@aberdeen
Du vergißt hierbei, dass Bence bereits eine gute Arbeitsstelle vorgewiesen hat, die es nicht gab - und somit ist das 2. Staatsexamen sehr wohl von Bedeutung und die Lüge auch nicht mehr einfach aufrecht zu erhalten gewesen.

@Interested

Es gab Briefträger die haben sich zum Oberarzt hochgelogen und sogar praktiziert.

@aberdeen

aberdeen schrieb:Es gab Briefträger die haben sich zum Oberarzt hochgelogen und sogar praktiziert.

Der Unterschied zu Bence....sie praktizierten und hatten somit ein Einkommen - wo wollte Bence denn praktizieren?

@Interested

Interested schrieb:@Scipper
Keine Ahnung, vielleicht gefälscht, vielleicht viele Ausreden erfunden. Dazu steht nirgends was. Wir kennen ja nur das Urteil und nicht die Protokolle.

Er hat sicher keine Studienbescheinigung gefälscht und bei der Firma vorgelegt, denn sonst stünde das im Urteil und wäre vielleicht auch extra als Urkundenfälschung mit einer Geldstrafe bestraft worden.

Urteil, S. 52:

"[...] Da er sich zu diesem Zeitpunkt bereits im zwölften Fachsemester befand, galt die Staatsprüfung für den Angeklagten als erstmals abgelegt und nicht bestanden. Zum Ende des Sommersemesters am 30.09.05 wurde der Angeklagte mangels Rückmeldung exmatrikuliert [...]"

B. T. hat sich also aktiv nicht mehr zurückgemeldet und ist dann zwangsexmatrikuliert worden. Sorry, für meinen Irrtum. Dies steht in absolutem Einklag mit der Aussage B. T. er habe Ch. B. zur Oktoberfestzeit über seine Absicht das Studium nicht mehr fortführen zu wollen, informiert. Nachdem das also geklärt war, hat er sich den Semesterbeitrag also gespart.

@Scipper
Ich weiß es nicht. Er wurde ja mit 1070 Euro entlohnt - welchen Status man dort angab - keine Ahnung.

Ich denke, dass man sich auf seine Worte verlassen hat, dass er Jura studiert - und dies hat dann dazu geführt, dass er quasi gezwungen war, seine "Studienerzählugen" immer weiter fortzuführen und zum Teil auch etwas auszuschmücken, um sein Geischt in seinem sozialen Umfeld nicht zu verlieren.

Man scheint auch nicht sehr erpicht darauf gewesen zu sein, durch Fragen nachzuhacken, obgleich man doch meinen sollte, dass es seinem Umfeld auffiel, dass das Jura-Studium nicht gerade sein Fach war, weil er ja, wie man las, an sich ein künstlerisches Talent hatte und Schauspieler werden wollte.

@maudlin

maudlin schrieb:Vielleicht haben sie deshalb auch ein schlechtes Gewissen, weil sie seine 'Probleme' übersehen haben

Das glaube ich auch.

@aberdeen
Die solange aufrecht erhaltene Lüge - soll er dann innerhalb 3 Tagen auskunftsfreudig erklärt haben?

Das Oktoberfest ging vom 16. September bis 03. Oktober!

Wenn Du nun Deine eigenen Ausführungen zugrunde legst, wie er mit Lüge, Scham und dergleichen umgegangen ist - passt das doch nicht so ganz.

Halten wir doch mal fest, dass B. T. zum Ende des Sommersemesters 2005 exmatrikuliert worden ist.
Die nächste Bescheinigung die er hätte abgeben müssen, wäre also die des Wintersemesters 2005 geweisen. Das Wintersemester läuft aber doch bis zum 31.01.? Es fehlten also im Mai 2006 bereits zwei Studienbescheinigungen, Grund genug, mal nachzufragen.

Wobei man zu dieser Zeugenaussage von R., der B. T. übrigens in vielen anderen Punkten auch sehr entlastet hat, verschiedene Interpretationsstandpunkte einnehmen kann.

Im Urteil wird seitenlang so getan, als sei die Studienlüge perfekt gewesen, so dass nur noch ein Mord verhindern konnte, dass dieses Märchen beim zweiten Staatsexamen mit einem Paukenschlag auffliegt. Das kann aber nicht sein, denn alleine die Tatsache, dass die Frau Böhringer bereits ahnte, dass der Bence nicht mehr studierte, widerlegt diese Meinung vom angeblichen Super-GAU am Examenstag.

@Scipper
Und die drohende Enterbung, den Verlust des Millionenerbes, den Streit eine Woche vorher, deren Inhalte uns nur vage bekannt sind - das ignorieren wir jetzt einfach?

@aberdeen
Wo sollte Bence denn nun praktizieren? Ich warte da auf eine Antwort - da Du der Meinung bist, er hätte sich da was ausgedacht - wie also seine weitergehende Lüge finanzieren?

@aberdeen

aberdeen schrieb:Es fehlten also im Mai 2006 bereits zwei Studienbescheinigungen, Grund genug, mal nachzufragen.

Ne, er hat ja angegeben er hat das erste Staatsexamen und soll mit dem Status Beamter geführt werden.
Ob und wie er diesen Status belegen wollte, wissen wir ja leider nicht. Vielleicht ist er da erstmal ne Hinhaltetaktik gefahren.

@Scipper

Scipper schrieb:Im Urteil wird seitenlang so getan, als sei die Studienlüge perfekt gewesen, so dass nur noch ein Mord verhindern konnte, dass dieses Märchen beim zweiten Staatsexamen mit einem Paukenschlag auffliegt. Das kann aber nicht sein, denn alleine die Tatsache, dass die Frau Böhringer bereits ahnte, dass der Bence nicht mehr studierte, widerlegt diese Meinung vom angeblichen Super-GAU am Examenstag.

Ganz genau. Hier ignoriert die Kammer auch die Alltagserfahrung, dass sich Menschen schon einmal in Lügengebäude verrennen. Das dies im Zusammenhang von Studienmißerfolgen keinesfalls selten ist, zeigen ja die Beispiele ich aus der Seite www.studienabbrecher.com hier reingestellt habe.

B. T. hatte Grund genug, anzunehmen, dass seine Tante ihn niemals völlig fallen lassen würde; @traces hat diesbezüglich ja auch den besonderen Umstand gerade ungarischer Familientraditionen hingewiesen.

Es gibt auch keinerlei Hinweise, dass B. T zur Zeit vor dem Mord unter besonderem Druck gestanden hätte.

@Scipper

Scipper schrieb:Das kann aber nicht sein, denn alleine die Tatsache, dass die Frau Böhringer bereits ahnte, dass der Bence nicht mehr studierte, widerlegt diese Meinung vom angeblichen Super-GAU am Examenstag.

Es ist doch keine Tatsache das CB etwas ahnte.
Und selbst das würde einen Super-GAU nicht widerlegen, sondern sogar eher dafür sprechen. Sie bohrte und fragte und BT merkte, dass es immer enger wurde

@maudlin

Das war aber doch im Mai 2006 als Reaktion auf die Nachfrage?

Witzigerweise beziehen sich viele der Zeugenaussagen, die von einer Enterbungsabsicht durch Ch. B. berichteten, auf BEIDE Neffen. "Jetzt kriegen's nix mehr" soll Ch. B. gesagt haben. Wie passt das denn in die abstruse Konstruktion des Gerichts?

@Interested

Die angeblich drohende Enterbung wegen Studienversagens hätte niemals stattgefunden, denn der Bence konnte nichts dafür, dass er für das hochkomplizierte Studienfach Jura nicht geboren war.

Die Frau Böhringer mag es zwar gut gemeint haben, mit der Auswahl dieses Studienfaches, aber wer sagt denn, dass sie kein Verständnis hatte, dass der Neffe das schwere Studium nicht geschafft hat?

Natürlich ist es klar, dass das eine sehr unangenehme Sache war, nicht nur für den Bence, sondern auch für seine Tante, die ihm offenbar zuviel zugemutet hatte, denn nicht jeder kann Jurist werden.

@Scipper

Die Frau Böhringer mag es gut gemeint haben, mit der Auswahl dieses Studienfaches, aber wer sagt denn, dass sie kein Verständnis hatte, wenn der Neffe dieses Studium nicht geschafft hat?

Zumal sie selbst ihr Psychologiestudium abgebrochen hatte und B. T. als quasi-Sohn gesehen hat.

Die Personalbuchhaltung der Firma hätte aber auf jeden Fall laufende Studienbescheinigungen benötigt.

Warum hier nicht nachgefragt worden ist ist mir ein Rätsel.

Oder aber es wurde doch nachgefragt und das Gericht hat nur ins Urteil geschrieben was von diversen Personen mit gesundem Menschenverstand gedacht und gemeint wurde und sich nicht die Mühe gemacht mit der Krankenkasse und der Personalbuchhaltung zu reden.

Der Menschenverstand scheint in der Urteilsbegründung sowieso sehr oft herangezogen worden zu sein. Immer dann wenn keine klaren Fakten vorlagen.

aberdeen schrieb:Es gibt auch keinerlei Hinweise, dass B. T zur Zeit vor dem Mord unter besonderem Druck gestanden hätte.

Stimmt! Den Streit, der mit nem Rauswurf endete...ist kein Druck. Das 2. Staatsexamen 8 Tage nach dem Mord, kein Druck, die nichtvorhandene feste Arbeitszusage - kein Druck.

Ich bin erstaunt^^

@meermin

Ich wundere mich auch, warum man seitens der Firma (Arbeitgeber) keine Studienbescheinigung verlangt hat, was vielleicht wegen der Sozialversicherungsbeiträge wichtig gewesen sein könnte.

PS: Für jeden Firlefanz werden heutzutage von den Studenten Studienbescheinigungen verlangt, wobei ich aber nicht weiß, ob die Studenten sie auch zeitnah ihrem Arbeitgeber vorlegen müssen.

@Interested

"Das Befinden des Angeklagten in den Tagen vor und nach der Tat habe keine Besonderheiten aufgewiesen". Urteil, S. 196.

Auch wieder so eine massive Inkonsistenz: auf der einen Seite wird ein B. T. herbeifantasiert, der in der Lage ist, einen kaltblütigen Mord zu begehen, auf der anderen Seite macht der sich dann wegen des anstehenden 2. Stex voll in die Hose? Und das soll logisch sein?

@Scipper
@meermin

Ich glaube ja, dass die Studienbescheinigungen sehr wohl angefordert haben. Die Nachfrage des Gefüs R. im Auftrag von Ch. B. kann man auch so deuten: "Siehste, und was sollen wir jetzt mit Dir machen?"