@traces traces schrieb:Schön erkannt. Er beschreibt Arten von Narzissmus - nicht Schweregrade.
Die Schweregradeinteilung ergibt sich aus dem Reifegrad der Objektbeziehungen, die jemanden aufbauen kann oder nicht. Das ist ein zentrales Element der Objekt-Theorie nach Kernberg. Die Einteilung existiert sowohl zwischen den Störungsgruppen als auch innerhalb der dort angenommenen Störungsbilder.
Aber gut, Du hast den pathologischen Narzißmus gewählt. Für Deine Theorie wäre meines Erachtens der "normale erwachsene Narzißmus" passender aber nun gut; here it comes:
"Im Gegensatz dazu [normaler Narzißmus] wird pathologischer Narzißmus durch eine anormale Selbststruktur charakterisiert, die zwei Formen annehmen kann. Die eine wurde zuerst von Freud (1914) als Erläuterung der "narzißtischen Objektwahl" beschrieben. Bei dieser Form hat sich das Selbst des Patienten auf pathologische Weise mit einem Objekt identifiziert, während die Vorstellung des infantilen Selbst und Objekt ausgetauscht sind. Dies findent man relativ häufig in Fällen männlicher und weiblicher Homosexualität. Auch diese Patienten besitzen, obwohl ihre narzißtischen Konflikte schwerer sind als bei Patienten mit einer Charakterpathologie des normalen infantilen narzißtischen Typs, ein normal integriertes Selbst und eine normal internalisierte Welt von Objektbeziehungen.
Eine zweite und stärker verzerrte Form von pathologischem Narzißmus ist die echte narzißtische Persönlichkeit, eine spezifische Form der Charakterpathologie, die um ein pathologisches Größen-Selbst zentriert ist. Patienten mit einer narzißtischen Persönlichkeit funktionieren in einem ausgedehnten Bereich sozialer Effektivität. Ihr Oberflächenfunktionieren zeigt möglicherwiese nur sehr geringfügige Störungen. Erst bei einer diagnostischen Untersuchung deckt man einen extrem hohen Grad von Selbstbezogenheit in ihren Interaktionen mit anderen auf, ein übermäßiges Bedürfnis, gelibet und bewundert zu werden, und
einen merkwürdigen Widerspruch zwischen einem stark aufgeblasenen Selbstkonzept und gelegentlichen übertriebenen Miderwertigkeitsgefühlen (Hervorhebung von mir). Darüber hinaus haben sie ein übermäßges Bedürfnis nach Beifall von anderen, ihr emotionales Leben ist flach, und während sie gewöhnlich eine gewisse Integration ihrer bewußten Selbsterfahrung zeigen, die sie von den typischen Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsorganisation unterscheidet, fehlt ihnen in erstaunlichen Maße die Fähigkeit, ein integriertes Konzept von anderen Menschen zu entwickeln. Sie könnens ic nur sehr schlecht in andere einfühlen, und dieselben primitiven Abwehrmechanismen herrschen vor, die die Borderline-Persönlichkeitsorganisation charakterisieren" (S.280-281)."
Jetzt bin ich aber mal gespannt, wie Du das bei B. T. begründen willst. Zumal hieraus folgt, dass pathologische Narzissten schlechte Lügner sein müssen, da sie sich kaum in andere Menschen hineinversetzen können.