@Rick_Blaine hat hier mal wieder einen sehr interessanten Gedankengang formuliert.
Diesen würde ich gerne weiter aufgreifen.
Möglicherweise lässt sich das Motiv auch aus dieser Richtung erklären.
Wenn die Tante tatsächlich nichts von seinem Lügengebilde wusste, dann ging Sie ja davon aus, dass Bence bereits relativ gut in Lohn und Brot steht.
Letzte Zweifel an der "Karriere" von Bence, wollte Sie vielleicht dadurch aus dem Weg räumen, indem Sie Bence von einem Kollegen fragen lässt, wie es denn mit dem "Studium" aktuell aussieht.
Leider beruhen unsere ganzen Infos darüber welche Vorstellungen CB über die Zukunft des Parkhauses bzw. dessen Führung hatte, nur auf Schilderungen der Familie Toth und anderen Mitarbeitern.
Ist doch gut möglich, dass sich die Tante in Wahrheit bereits entschieden hatte, dass Bence keine direkte berufliche Zukunft in der Parkgarage haben wird.
Aus welchen Gründen auch immer.
Vielleicht so eine Art "aus dem Nest stoßen" oder Bence seinen eigenen Weg gehen lassen.
Wäre er, so wie er es allen erzählt hat, ohnehin kurz davor sein Examen in Händen zu halten etc. ( Plus Promotion, gute Jobaussichten usw.) dann wäre ein Verlust der Perspektive im Parkhaus zu arbeiten, vielleicht erstmal gar nicht so dermaßen schlimm gewesen.
Nur mal zur Vollständigkeit, weil das oftmals untergeht:
Er gab konsequent vor, sein Erstes Juristisches Examen bestanden zu haben und nunmehr Rechtsreferendar zu sein. Um den falschen Eindruck des bestandenen Ersten Examens nach aussen deutlich zu machen und ihn in der Vorstellung des Personals und seiner Tante zu manifestieren, hatte der Angeklagte im Frühjahr 2005 sogar in der Parkgarage Weisswürste für alle Angestellten ausgegeben. Weiter spiegelte er seinem gesamten Umfeld vor, neben dem Referendariat bei einem Finanzberater zu arbeiten und von diesem die feste Zusage für einen Arbeitsvertrag nach dem Abschluss der Ausbildung erhalten zu haben. Im Zeitraum vor der Tat – im Mai 2006 – täuschte er seinem Umfeld vor, nun unmittelbar vor dem Zweiten Staatsexamen zu stehen und noch im Mai 2006 mit den Prüfungsklausuren zu beginnen. (S. 12)
Quelle:
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer bzw. Urteil
Bence konnte nicht einfach "die Arschbacken zusammenkneifen" und lernen, um das (Zweite) Staatsexamen erfolgreich zu bestehen.
Er hatte ja noch nicht mal das Erste Examen erfolgreich bestanden.
Er hat sich selbst in eine Sackgasse manövriert, aus der er nicht mehr heraus kam.
Vielleicht war Bence ja tatsächlich am Muttertag bei der Tante.
Unter Umständen hat CB ihm mitgeteilt, das er sich von der Parkgaragen lösen soll/muss.
Vielleicht liegt das primäre kurzfristige Hauptmotiv gar nicht so sehr darin das Erbe zu erhalten.
Möglicherweise hatte Bence akute Angst sein (einziges) ,wenn auch spärliches, Einkommen zu verlieren.
Das Erbe war dann wohl eher sein sekundäres mittel- bzw. langfristiges "Ziel"
Sein aktueller Aushilfsjob in der Parkgarage war aus mehreren Gründen nicht so ohne weiteres zu ersetzen.
-Er kannte sich dort hervorragend aus.
-Er hatte als Neffe der Chefin wohl einen gewissen "Status"
-Durch illegale Entnahmen aus der Kasse bzw. Automaten, konnte er jederzeit sein Gehalt "aufbessern". Als Neffe der Chefin war hier das Risiko im Falle einer Entdeckung angezeigt zu werden, relativ gering.
-Eventuell hat sich Bence sonst noch zusätzlich auf andere Art und Weise dort "bereichern" können, dies ist allerdings durch nichts belegt und nur meine Spekulation. (Hier und da mal eine Schachtel Zigaretten einstecken, hier und da mal ne Breze einstecken, Motoröl, Scheibenklar, Getränke, alles verfügbar)
Er hätte sicherlich auch an einer anderen Tankstelle arbeiten können.
Seine Fassade des erfolgreichen angehenden Juristen hätte er aber nicht mehr aufrecht erhalten können mit Mindestlohn (gab es den eigentlich 2006 schon?), weil schlicht die finanziellen Mittel gefehlt hätten um diesen Lifestyle seinem Umfeld und gerade der Verlobten vorzuspielen.
Die Angst vor einer "Enttarnung" bzw. Gesichtsverlust spielte sicherlich eine Rolle.
Ich denke mir aber auch, das er es nicht noch zusätzlich riskieren konnte, seine "Geldquelle" zu verlieren.
Der Angeklagte sei seit etwa April 2006 regelmässig in seinem Büro gewesen. Er habe immer auf „sichere Spiele“ gesetzt.
Quelle:
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer bzw. Urteil
Im Monat vor der Tat begann Bence wohl regelmässig, zumindest dieses konkrete Wettbüro, aufzusuchen.
Ein interessanter Zusammenhang.
-Entweder hat Bence akut Geld benötigt (wozu auch immer) und auf diese Art und Weise versucht, an welches zu gelangen.
-Vielleicht stand Bence massiv unter Druck und die Wetten waren eine Möglichkeit zur Stressbewältigung bzw. Ablenkung für ihn.
All das belastet ihn im Grunde noch mehr.
Irgendetwas lieft scheinbar bei Bence aus dem Ruder zu dieser Zeit.
Im Grunde wissen wir auch was los war.
Seine Lebenslüge stand kurz vor der Aufdeckung.