thegreenelk schrieb:Das lässt sich pauschal nicht so einfach beantworten. Es wird meist vom Ansitz aus gejagt, also einem Hochsitz. Zu diesem führen von einem Parkplatz aus meist sogenannte Pirschwege, die man nutzt um vom Wild unbemerkt auf den Ansitz zu gelangen. Diese geht man auch durchaus auf einem im Interview genannten Revierrundgang ab. Man schaut dabei, wie es dem Wild und Wald geht, beobachtet und geht natürlich besonderen Spuren nach.
Ansonsten möchte man so wenig Beunruhigung wie möglich ins Revier bringen. Man darf sich das nicht so vorstellen, dass Jäger ihr gesamtes Revier durchstreifen oder absuchen. Viele Teile eines Reviers sind bewusste Wildruheflächen, die ein Jäger das ganze Jahr lang nicht betritt und auch versucht Spaziergänger und andere Waldnutzer darum herum zu lenken.
Ich teile (ohne genaue Ortskenntnis) den Eindruck nicht, dass die Leiche hätte früher gefunden werden müssen. Nach den Schilderungen kommen zwar Spaziergänger mit Hund vorbei, aber eher selten und die Entfernung zum Weg ist nicht zu gering. Hunde sind in der Nähe der Straße vermutlich eher angeleint und ich finde es immer sehr beeindruckend, wie wenig Menschen in der Natur mitbekommen: Als Jäger merkt man sehr schnell, wenn z.B. Wildschweine in der Nähe sind. Es riecht deutlich. Viele Menschen muss man auf den Geruch zunächst aufmerksam machen und selbst dann fehlt ihnen oft die Verknüpfung zu Wildschweinen. Die Trittsiegel auf dem Boden sehen sie eben auch nicht.
Vielen Menschen geht es ähnlich bei Verwesungsgeruch... Und die Wenigen, die den Geruch klar zuordnen können, rechnen eher mit toten Tieren und ziehen ihren Hund von der Spur weg.
Ich denke die Aussage des Jägers ist eher so zu verstehen, dass es einen fassungslos macht, wenn unbemerkt ein Leichnahm neben einer vielbefahrenen Straße verwest.
Ganz herzlichen Dank für deine Mühe. Sehr interessant.
Laut Bildern ist der Hochsitz ja nicht so weit entfernt von der Stelle. Also wenn man in diese kleine Einfahrt fährt geradeaus. Zumindest habe ich das so wahrgenommen. Wenn jemand also in der Zeit nach der Ablage von da aus zum Hochsitz geht und irgendwie bewandert ist (also Jäger etc.), dann müsste ergo der Geruch und so Tierpfade dorthin aufgefallen sein?
Übrigens habe ich gestern gelesen, wie schnell menschliche Körper so skelettieren und da stand, dass sie im Sommer bei Wärme und viel Sauerstoff sehr schnell skelettieren. Also das klang alles so nach 2-3 Wochen. Da sie ja offenbar da über 3 Monate lag, denke ich ja eigentlich nicht, dass sich in den letzten beiden Wochen vor Auffinden sich da irgendein Tier interessiert hätte? Die erste Hälfte der Liegezeit vielleicht schon, aber dann?
Dann habe ich mir nochmal die Tatortfotos angesehen, da ist ja auf einigen Fotos auch ein Stück Landstraße mit drauf und es gibt ja auch Bilder vom Kreuz. Da ist ja offenbar direkt neben der Fahrbahn erstmal normales Gras gewesen, das eine kleine Anhöhe bedeckte und dann kam erst dahinter der Wald. Ach so, eine Frage noch: wie realistisch ist es, dass da Wildschweine von der Strasse aus reinlaufen? Oder würden die eher von der eigenen Straßenseite aus kommen? Wie lange gehen die an tote Körper? Kommen die auch nach vollständiger Skelettierung trotzdem regelmäßig dorthin?
Und du hast recht, der Täter würde wohl kaum von der Straße aus, da reingehen. Und schon gar nicht so oft, dass man da nachhaltig Trampelpfade erkennt. Er wäre von da aus ja auf dem Präsentierteller, von der kleinen Einfahrt hingegen total geschützt.
Du scheinst ja sehr viel Ahnung zu haben: Kannst du auf den einsehbaren Fotos von der Straße aus (natürlich die aus dem relevanten Zeitraum) und dem Aufffindeort einschätzen, ob da zuletzt regelmäßig Tiere anwesend waren?