rayden schrieb:Doch, es ist Einiges mehr bekannt: FL verschwand in der festen erklärten Absicht nach Hause gehen zu wollen spätabends, und sie hat es nicht überlebt. Diesen gewaltigen Bruch zu ihrer gesamten bisherigen als zuverlässig bekannten Verhaltensweise dann mit großen Freiheitsgraden, die FL gehabt haben soll, zu erklären, liegt weit ferner als die Annahme eines klassischen Verbrechens, wenn eine junge Frau nachts auf dem Heimweg verschwindet und später tot aufgefunden wird.
Ja, das ist bekannt. Genau genommen ist damit aber
über einen oder den Täter oder überhaupt irgendwelche Personen, die in Fraukes Nähe waren, sie begleitet, festgehalten haben. was auch immer, eben genau gar
nichts bekannt. Der oder die Täter sind nicht in Erscheinung getreten. Das einzige, was darauf schliessen lässt, dass es überhaupt einen Täter gibt, geben muss, ist, dass Frauke sich nicht alleine tot im Wald zugedeckt haben kann. Es muss jemanden gegeben haben, der sie dort abgelegt und/oder zugedeckt/verdeckt haben muss. Mehr weiß man nicht. Das ist nicht "Einiges", das ist nichts.
Was die Tat war und dementsprechend um was für einen Täter es sich handelt, ist schlicht und einfach nicht bekannt. Das ist ja genau die Crux in diesem Fall. Hätte irgendwer bei den Telefonaten im Hintergrund gequasselt oder sich laut bewegt oder sonstwas, wovon wir nichts wissen, und ich meine, das wäre im abgedruckten Protokoll doch erwähnenswert gewesen, dann könnte man konkreter etwas sagen. So: nicht.
Darüber hinaus halte ich die Beweiskraft von Gewohnheiten (sie war immer gewissenhaft und pünktlich), nicht nur bei 21-Jährigen für äußerst gering.
Maria78 schrieb:Er (oder eben sie als Plural) verspricht sich mehr von dem Abend, Frauke aber nicht. Es kommt zum sexuellen Übergriff, möglicherweise hat Frauke sichtbare Spuren, blaue Flecken, usw. Der Täter weiß, dass Frauke ihn anzeigen wird, wenn er sie jetzt laufen lässt. Dem kann er sich nicht stellen, hat Angst um seinen Ruf, Angst vor Haft, davor, dass sein Leben jetzt kaputt ist. Und dann lässt er sie nicht gehen.
Man mag mich für reichlich naiv halten, aber ich sehe die Wahrscheinlichkeit, dass jemand aus Angst davor, für "blaue Flecken, usw." belangt zu werden, nach einer Woche Überlegung einen Mord begeht, für verschwindend gering bis völlig ausgeschlossen. Vor allem, wenn man weiß, dass die wenigsten dieser Art Übergriffe überhaupt angezeigt, geschweige denn verurteilt werden und wenn, dann ist das in den allermeisten Fällen und abhängig von der Person des Täters, noch nicht mal eine Gefängnisstrafe, sondern mitunter nur eine geringe Geldstrafe. Der gute Ruf ist damit noch lange nicht ruiniert und das Leben erst recht nicht kaputt. Das ist keine Wertung, schon gar keine zustimmende, aber es ist die Realität.
Der müsste schon reichlich doof oder runter mit den Nerven gewesen sein, um dafür einen Mord zu begehen. Dagegen spricht aber vor allem, dass er der Polizei reichlich abgezockt auf der Nase rumgetanzt sein muss und unentdeckt geblieben ist. Das passt nicht zu einem überreagierenden ängstlichen Täter.
Nein, ich bleibe dabei, ein "eiskalter" Sexualstraftäter bringt normalerweise zur Verdeckung seiner Tat das Opfer nicht eine Woche später um. Ein "eiskalter" Sexualstraftäter, der sein Opfer eine Woche lang missbraucht, kutschiert dieses nicht in der Gegend rum und lässt es telefonieren. Und ein "eiskalter" Sexualstraftäter, der sein Opfer telefonieren lässt, um sich sadistisch am Leiden zu berauschen, ihrem und/oder dem der Familie, der Freunde, lässt sein Opfer nicht auf diese Art und Weise telefonieren. Dafür sind die Telefonate zu normal, zu belanglos.
Aber hey, ich mag mich täuschen, denn in dem Fall scheint so gar nichts "normal".