rayden schrieb:Letztlich bringt es aber eh nichts, denn was bitte soll man daraus noch ableiten können? Wenn sie klar geklungen hat, muss es noch lange nicht freiwillig gewesen sein.
Ein „freiwilliges Wegbleiben“ wäre mir beim Lesen der Gedächtnisprotokolle und auch der allgemeinen Infos zu den Umständen ihres Verschwindens überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Beim letzten Telefonat war vieles anders.
Evtl. hat es im Vorfeld Veränderungen gegeben, die auch Frauke mitbekommen hat und die sie extrem unter Druck gesetzt und zur Verzweiflung gebracht haben.
Angenommen, der Täter musste das Versteck zu einem bestimmten Zeitpunkt verlassen, der nicht mehr aufgeschoben werden konnte und z.B. bereits geputzt, Spuren beseitigt und eventuell auch bestimmte Dinge entsorgt wurden.
In einer solchen Situation kann ich mir nicht vorstellen, dass Frauke diesen Wandel der Situation nicht bemerkt hätte.
Er hätte z.B. sagen können, dass es Zeit sei, sie nach Hause zu bringen oder das sie den Ort wechseln müssten o.ä.
Was ich mich auch frage ist, ob sie die ganze Zeit ihre eigene Kleidung getragen hat.
Im Prinzip hätte er ihr auch Ersatzkleidung geben können. Und angenommen, er hätte ihr in Verbindung mit der Auflösung des Verstecks ihre eigene Kleidung zurückgegeben und sich auch gestresster/nervöser verhalten als sonst, könnte ich mir vorstellen, dass sie das Gefühl hatte, dass sich die Situation verschlechtert und eine radikale Veränderung bevorsteht.
Auch die Tatsache, dass sie während des letzten Telefonats viel länger sprechen durfte, deutet für mich auf eine Veränderung der Situation hin. Wusste sie vorher, dass sie dieses Mal länger sprechen durfte oder hat sich der Täter spontan entschieden? Beides wäre eine grundlegende Veränderung im Verhalten des Täters, die Frauke wahrscheinlich bemerkt hätte. Wir wissen nicht, was vorher passiert ist.
Ich stelle mir dieses Telefongespräch als letzten Schritt vor, der das Ende einer Reihe von Maßnahmen abschließt, die bereits im Vorfeld abliefen. Wenn dem so wäre, wäre es doch möglich, dass sie diese Worte als eine Art Hilferuf genutzt hätte.
“Das geht nicht, ich lebe noch!“
Rick_Blaine schrieb am 20.08.2020:Ich glaube nicht, dass Frauke hiermit sagen wollte, sie wisse schon, dass sie sterben wird. Ich sehe es eher so: Ich lebe noch, es ist noch Hoffnung, sucht mich, helft mir.
Ich sehe auch darin eine Art Appel.
redsherlock schrieb am 08.09.2020:Ich denke, das wichtigste, was man aus dem (letzten) Gespräch mitnehmen kann, ist, dass Frauke ziemlich deutlich zu verstehen gegeben hat, dass sie in Not ist. Sie hat sogar zu verstehen gegeben, dass ihre Gesprächspartner das offenbar nicht kapieren.
Ja, sehe ich auch so. Für mich wird das an diesen Sätzen gut sichtbar:
"Du weißt doch, dass ich nicht wegen ’nem Typen eine Woche weg bleibe. Du kennst mich doch."
"Bitte frag mich nicht. Ich würde gerne bei euch sein. Ich würde gerne nach Hause."
"Das geht nicht, ich lebe noch!"
Quelle:
https://www.stern.de/panorama/stern-crime/paderborn--das-mysterioese-verschwinden-von-frauke-liebs-6832006.htmlWir haben nur das Protokoll, was nochmal etwas völlig anderes ist, als die Stimme zu hören.
Nach den Worten bzw. Sätzen, wie sie im Protokoll stehen, wirkt das was sie sagte auf mich persönlich nicht so,
als hätte sie da nicht klar denken können.
- Frauke war sogar in der Lage, einen vermuteten Fehler sofort zu korrigieren (ob unter Befehl oder nicht).
- Sie erinnerte sich ganz klar, dass sie sich täglich gemeldet hatte.
Hier ergreift sie auch die Initiative, indem sie selbst darum bittet mit ihrer Schwester zu sprechen.
"Melde dich doch wenigstens einmal am Tag."
"Hab ich die anderen Tage doch auch gemacht."
"Ich war sehr traurig, dass du dich gestern nicht gemeldet hast."
"Ja, ich weiß, dass du sehr traurig warst ... Gib mir Karen, bitte."
Quelle:
https://www.stern.de/panorama/stern-crime/paderborn--das-mysterioese-verschwinden-von-frauke-liebs-6832006.htmlIch persönlich kann in all diesen Antworten und Sätzen von Frauke (vom letzten Telefonat/ aus dem Protokoll) weder Verwirrtheit, noch unklare/unpräzise Antworten erkennen.
Wenn sie darauf nicht antworten darf, signalisiert sie es auch deutlich. Sie sagt sogar, sie kann es nicht sagen...
Wie deutlich hätte sie denn noch in der Situation werden sollen??