rayden schrieb:Es interessiert viel mehr, warum immer derart selbstverständlich Industriegebiete aufgesucht wurden, denn normalerweise würde man doch eher Wald oder Feld bevorzugen, jedenfalls käme jemand, der sich nicht dort und in Industriegebieten allgemein auskennt, eher nicht auf die Idee, ein Entführungsopfer von dort telefonieren zu lassen.
ThoFra schrieb:Die Industriegebiete sind im Fall Frauke Liebs wirklich signifikant/ auffällig.
Gehe auch davon aus, dass der Täter eine - wie auch immer geartete - 'Verbindung' zu (diesen) Industriegebieten hatte.
Könnte mir einerseits sehr gut vorstellen, dass er Schlüsselgewalt für die Industriegebiete, von denen aus telefoniert wurde, gehabt hat, andererseits werden die EB die Personen, die Schlüsselgewalt für die betreffenden Industriegebiete hatten, wohl - sorgfältig - überprüft haben.
Ein Gedankengang, den ich bzgl der Industriegebiete hatte, war, dass der Täter z B in einer Facility - Management - Firma gearbeitet haben könnte.
Somit hätte er wohl eine Möglichkeit gehabt, Frauke (unauffällig) zu verstecken, evtl auch Zugriff auf entsprechende Fahrzeuge (Kleintransporter, Pritschenwagen u Ä) als auch evtl eine Verbindung zu den Industriegebieten.
Vll hat er auch zum Zeitpunkt der Tat bereits nicht mehr für die Firma gearbeitet, kannte sich aber durch seinen (früheren) Job dort gut aus?
Die Fahrten zum Telefonieren in den Industriegebieten würden aus meiner Sicht mehr Sinn ergeben, wenn der Täter (wie hier schon oft angesprochen) Nieheim als eine falsche Fährte gelegt hat und Paderborn der tatsächliche Tatort gewesen wäre.
Nieheim ist eine kleine Ortschaft. Jede Veränderung fällt auf, abends ist es sehr ruhig, die Straßen sind leer. Ein Auto, das zu später Abendstunde rausfährt und nachts zurückkehrt, dürfte innerhalb einer Woche auffallen. Wenn, dann kann ich es mir nur so vorstellen, dass der Festhalteort nicht zentral in Nieheim gelegen hat, sondern außerhalb in der näheren Umgebung.
Er könnte die Fahrt nach Nieheim auch nur als reines Ablenkungsmanöver unternommen haben, um von dort aus die SMS zu verschicken. Frauke hätte dann nicht unbedingt bei ihm gewesen sein müssen, ihr Handy hätte dafür vollkommen ausgereicht.
Dieses Szenario setzt mMn jedoch eine geplante Tat voraus und passt nicht zu einer, wie auch immer gearteten Situation, die nach und nach eskalierte. Denn Frauke müsste dann zeitnah eingesperrt und fixiert worden sein, während der Täter seine Fahrt nach Nieheim unternahm.
Er musste nicht unbedingt eine Tätigkeit ausüben, die in Verbindung zu den Gewerbegebieten stand. Der Grund für die Fahrten dorthin könnte auch nur die Tatsache sein, dass Gewerbe-, und Industriegebiete abends nach 22:00 Uhr menschenleer und verlassen sind, wenn die Spätschicht endet. Er könnte auch jemanden gekannt haben, der in einem Gewerbe/Industriegebiet arbeitete und hat dadurch die Gegebenheiten und Abläufe dort mitbekommen.
Eine mögliche Erklärung für die Fahrten zu den späten Zeiten wäre z.B., wenn er im Bereich Reinigung tätig war.
Die Reinigungsarbeiten werden erst ausgeführt, wenn die Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlassen haben. Und das Reinigungspersonal erhält in der Regel den Schlüssel zum Objekt.
Sie fahren häufig einen Kastenwaagen oder zumindest einen Wagen mit etwas mehr Volumen zum Transport ihren Reinigungsmaterialien. Er musste zu den Tatzeiten auch nicht seine Reinigung in den Gewerbegebieten ausgeführt haben. Jedenfalls kannte er sich offensichtlich mit den Gegebenheiten dort gut aus und fühlte sich dort sicher.
Wie gesagt, er musste für die Anrufe nicht auf ein Firmengelände fahren. Es ging hier um eine mögliche Verbindung zu den Industrie/Gewerbegebieten. Was die Polizei ermittelt hat und wie umfänglich, wissen wir nicht. Wenn man nur die aktuellen Mitarbeiter überprüft hätte, wäre er als ehemaliger Mitarbeiter möglicherweise nicht ins Raster gefallen. Man könnte dem Täter evtl. schon sehr nahe gekommen sein.
Überzeugt bin ich ebenfalls davon,
- dass er zwei Autos besaß
- dass er sein gewohntes Leben möglichst ohne Veränderungen der Tagesabläufe während
derTatzeit lebte.
- dass er sich so oft wie möglich in seinem gewohnten Umfeld zeigte (Einkäufe, kurze Besuche
bei Verwandten und Freunden,Telefonate).
- dass er vielleicht Urlaub hatte oder einen Nebenjob, der auf 2-4 Std. täglich begrenzt war.
- sollte er Vollzeit gearbeitet haben, dann gehe ich davon aus, dass Frauke in einem
abschließbaren Bereich mit WC festgehalten wurde, wo sie sich während seiner Abwesenheit
„frei“ bewegen konnte.
Was könnte dazu geeignet sein?
- Ein Wohnwagen. Wäre sie da nicht gefesselt gewesen, hätte sie die Scheiben zerschlagen
und versucht zu fliehen.
- Ein Wohnhaus. Das gleiche wie oben und evtl. mehr Möglichkeiten.
- Evtl. eine Gartenlaube, Schrebergarten, ebenfalls nur mit Fesselung möglich.
- Evtl. ein Keller? Einige bauen ihren Keller/Untergeschoß komplett aus, mit Schlafzimmer,
WC und Duschraum oder als Partyraum mit WC, evtl. auch mit Lärm- und Feuerschutztüren.
Und das könnte auch mitten in der Stadt gewesen sein.
Der Täter hätte somit seinen Alltag unauffällig weiterführen können und auch in Vollzeit arbeiten können.
Ihm könnte dieses Haus auch für eine begrenzte Zeit zur Verfügung gestanden haben z.B. während Eltern oder Verwandte im Urlaub sind. Vielleicht stand dieser Raum nur bis Samstag zur Verfügung, daher der Anruf um 14.30 Uhr und am Sonntag das Ausbleiben eines Anrufs. Evtl. führte dies zur kompletten Überforderung des Täters, da kein sicherer Festhalteort mehr gegeben und die Entdeckungsgefahr massiv gestiegen war, sah er keinen Ausweg mehr, außer sich zu stellen oder sie zu töten.