Tyson1511 schrieb:Eure Gedanken gehen zu sehr in die Richtung eines "professionellen Täters". Welcher die Handy Funkzellen kannte, ein geeignetes Transportmittel vorbereitet hat, ein Versteck für Frauke hatte, aus dem sie eigenständig nicht entkommen konnte, usw.
Der Ablauf des Abends ihres verschwindens, war aber SPONTAN.
Der professionelle Entführer konnte nicht wissen wann sie von wo alleine loslaufen würde.
Deshalb tendiere ich zu einem Täter der Frauke kannte und sie zufällig in der Nacht getroffen hat.
Auch glaube ich NICHT das er diese Tat geplant hat.
Ich denke auch, dass es sich um einen mehr oder weniger guten Bekannten handelte und Frauke kein Zufallsopfer war.
Aber ich bin mir auch sicher, dass die Sache gewissermaßen geplant gewesen sein muss, wenn auch nicht bis ins letzte Detail und ggf sogar unbewusst, weil der Täter selbst nicht von sich erwartet hatte das jemals durchzuziehen.
Eher so:
"Den Keller von dem leerstehenden Gebäude in xy, wo wir als Jugendliche immer Pott geraucht haben könnte man mit wenig Aufwand auch als Kerker benutzen."
"Wenn jemand freiwillig in mein Auto steigt, es dunkel ist und ich während der Fahrt ein angeregtes Gespräch führe, dann merkt derjenige in dieser Gegend recht lange nicht ob ich überhaupt in die vereinbarte Richtung fahre und auch die Dauer der Fahrt fällt nicht direkt auf."
Halt jemand, der sich sehr lange eingeredet hat, dass er "sowas" doch nie tun würde, aber irgendwie schon seit einer Weile immer wieder im Gehirn abgespeichert hat, wenn etwas doch super in solch einen Plan passen würde.
Tyson1511 schrieb:Er hat Frauke festgehalten, ja, aber eben nicht auf wirklich böser Art und Weise.
Tyson1511 schrieb:Natürlich hat Frauke gewusst dass das was da passiert nicht in Ordnung ist und sie wollte auch nach Hause. Aber er hat sie nicht gelassen.
Aber das ist doch ein ganz gewaltiger Punkt, der entweder ein gewisses Maß an Planung oder ein paar ziemlich unglaubliche Zufälle bedingt.
Sie wurde über einen relativ langen Zeitraum festgehalten und selbst wenn sie ausreichend "zutraulich" war um ggf ein oder zwei Tage zu denken "ok, mach ihn nicht sauer, dann komm ich hier raus." war sie doch auch clever genug um zu merken, dass ihre Lage sich nicht verbessert.
Der Täter hat sie doch nicht in sein Zimmer geschmuggelt, sie gebeten hübsch ruhig zu sein, brav da zu bleiben, wenn er weg musste (Arbeit, sich IRGENDWO blicken lassen um nicht der zu sein, der zeitgleich mit ihr im identischen Zeitraum von der Bildfläche verschwindet um dann eine Weile vor dem Fund ihrer Leiche wieder aufzutauchen,..)
Er hat sie nicht unter einem Bettlaken versteckt um sie immer mal wieder aus dem Zimmer, durch irgendeinen Hausflur oder Ähnliches in sein Auto zu laden und Nachbarn etwas von einer Hallooweenparty erzählt, ich denke all das kann man mit gesundem Menschenverstand ausschließen.
Grade weil es keinen Hinweis auf großartige Gewaltbereitschaft gibt ist doch unumgänglich, dass irgendein "Versteck" gab an dem er Frauke festhalten, aufsuchen und sogar herumfahren konnte und sowas fliegt einem auch hier in der Gegend (wo verlassene Industriegebäude nicht sooo selten sind) nicht einfach so in den Schoss.
Tyson1511 schrieb:Das sie unter Drogen gesetzt wurde, ist nicht bewiesen...die Untersuchung des Leichnams hat dies NICHT bestätigt.
Das ist richtig, aber die Alternative ist doch fast noch grausamer.
Frauke klang für Menschen die sie gut kannten ganz offensichtlich benommen.
Wenn wir mal absurde Annahmen, wie die Möglichkeit, dass sie spontan einen Schlaganfall hatte streichen, dann bleiben dafür im Grunde 2 mögliche Gründe:
1. sie klang "wie unter Drogen", weil sie tatsächlich mit der Hilfe irgendwelcher Substanzen kontrolliert wurde
2. sie klang so, weil sie unter massiver Unterzuckerung und/oder Dehydration gelitten hat.
Zusätzlich kommt vermutlich noch massive Erschöpfung dazu.
Da die Berichte ihrer Familie bzw von Chris für mich so klingen als sei dieser "Benommenheitseindruck" am Anfang eher nicht merklich gewesen und habe sich dann massiv verstärkt würde ich tatsächlich eher auf Option 2 tippen.
Aus reiner Spekulation aufgrund des "Eindruckes", den ich von dem Täter habe würde ich hier allerdings auf den Grundsatz "Erst an Blödheit denken, dann an Böswilligkeit." denken.
Also nicht annehmen, dass er Frauke als Folter, Machtdemonstration oder um sie zu kontrollieren ausgehungert hat, sondern weil er sich die Tat einfach mal selbst nicht zugetraut und folglich alles andere als gründlich geplant hatte.
Jemanden so festzuhalten und zu verstecken ist eine Sache, denjenigen dann noch halbwegs adäquat zu versorgen nochmal eine ganz Andere.
Würde mich nicht wundern, wenn derjenige in dem Zeitraum selbst an Gewicht verloren hat und extrem unausgeruht wirkte, dummerweise besteht ja die Möglichkeit, dass der Täter auch aus dem Berufsumfeld der Krankenpflege kommt und da würde jemand der nicht völlig erschöpft ist weit mehr auffallen als jemand der aufm Zahnfleisch geht und das gilt für so einige Berufe.
War der Täter in ihrem Alter ist das außerdem noch eine Lebensphase in der junge Männer oft mal ohne ersichtlichen Grund etwas mager wirken.
Also leider alles Dinge, die genau in dem Umfeld möglicher Weise nicht oder nicht in dem Umfang aufgefallen sind in dem das bei anderen Berufs- bzw Altersgruppen der Fall gewesen wäre.
Kangaroo schrieb:Ich glaube nicht dass das "Christos" eine versteckte Botschaft war.
Ich seh das genau umgekehrt.
Das ist irgendwie die einzige Aussage, die ich persönlich mir als "versteckte Botschaft" vorstellen könnte.
Die meisten normalen Menschen (zu denen Frauke nach allem was ich weiß gehörte) ihres Alters haben sich sicher vor der Tat nie Gedanken dazu gemacht, wie sie ein verstecktes "Distress-Signal" formulieren würden und in so einer Lage selbst können die wenigsten Menschen spontan solch einen Plan schmieden.
Aber den engen Freund und Mitbewohner, den "alltäglichen Chris" mit "Christos" anzusprechen, wie sie es sonst nur tat, wenn er mal wieder den Abwasch vergessen hatte oder so.
Als kleines Zeichen zumindest für "So ganz geheuer ist mir die Situation nicht."
Ein solches "Notsignal" dürften die meisten auch spontan auf die Reihe kriegen, aber alles drüber hinaus ist doch irgendwie Agententhriller grade wenn sowohl ihr Mitbewohner als auch ihre Familie den Eindruck hatten, dass ihr Zustand sich während ihrer Abwesenheit nicht verbessert sondern verschlechtert hat.
Selbst wenn sie da auf die Idee gekommen wäre sowas zu versuchen.
Hätte sie wirklich riskiert, dass ihr diese Telefonate, die doch sehr wahrscheinlich ein bisschen Trost für sie waren verwehrt wird, weil der Täter aufgrund auffälliger Zahlenkombinationen oder sonstewas noch nervöser wird als er er doch ganz sicher ohnehin schon gewesen ist?
Kangaroo schrieb:Felix80 schrieb am 17.09.2019:
Der Täter hatte Frauke eine Woche in seiner Gewalt, hat sich damit seine Phantasien erfüllt. Er wusste aber auch, dass er Frauke im normalen Leben nie wird halten können. Also tötet er sie, damit kein anderer sie mehr besitzen kann.
Hab mir über die Aussage nochmal Gedanken gemacht.
Das klingt zwar stimmig @birkensee aber da passt dann meiner Meinung nach das Ablegen der Leiche nicht ins Schema.
Hätte ein Täter mit solch einem "Motiv" die Leiche dann nicht so vergraben dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nach dem Tot nicht gefunden wird, an einem Platz den nur er kennt, welchen nur er aufsuchen konnte?
Das heißt tatsächlich gar nicht.
Ein "Motiv" eine Leiche unauffindbar verschwinden zu lassen hat fast jeder Täter bei einem Tötungsdelikt und sehr viele davon haben auch den festen Vorsatz das in die Tat umzusetzen.
Dieser Vorsatz hält dann aber in den meisten Fällen genau so lange bis man mit ner Leiche und einem alten Spaten im Wald steht und merkt dass es unglaublich einfach gesagt ist "dann vergrabe ich die Leiche tief im Walde."
Die Realität sieht dann aber meist anders aus und am Ende steht dann im Bestfall ein flaches Grab und in den meisten Fällen der halbherzige Versuch die Leiche mit Laub, Zweigen und Co abzudecken.
Es werden uns in der Tierarztpraxis so oft verstorbene Haustiere gebracht, die man eigentlich begraben wollte.
Aber je nach Bodenbeschaffenheit ist schon das Vergraben einer Katze oder gar eines Hamsters so ganz anders als man sich das gedacht hat.
Im Winter denken noch verhältnismäßig viele Leute dran, dass gefrorene Erde nicht so einfach zu handhaben ist.
Daran dass der Boden bei Sommerhitze noch viel härter sein kann denken schon erschreckend wenige und das man es im Wald mit Wurzeldurchsetztem Boden zu tun hat, Steinigem Boden in Kiesgruben usw..
Lange Rede kurzer Sinn:
Das der Leichnam nicht begraben wurde heißt genau gar nichts und definitiv nicht, dass der Täter nicht eigentlich die Absicht hatte ihn in einem tiefen Grab im Wald verschwinden zu lassen, ehe er feststellte, dass das "mal eben" (man möchte dabei ja auch nicht beobachtet werden) einfach mal schlicht und ergreifend gar nicht geht.
birkensee schrieb:Außerdem vermute ich eher, dass ihm nicht an einem solchen "Gedächtnisort" lag.
Ein solches Bedürfnis hat man, wenn man um einen Menschen trauert, und ich kann mir nicht vorstellen, dass der Täter aufrichtige Trauer empfand. Warum hätte er sie dann umgebracht?
Das Täter nach einem Tötungsdelikt nicht wirklich zufrieden sind mit ihrer Tat ist nicht selten.
Die Kombination, dass jemand einen Menschen erst tötet und den Tod dann auf welche Art auch immer betrauert ist durchaus gar nicht so selten.
Grade bei der hier oft vorgeschlagenen "Besessenheit", bei der einige annehmen, dass Frauke sterben musste, weil der Täter sie lebend nicht "haben konnte" ist der Tod der "Angebeteten" doch von vorn herein nur eine "Notlösung" die erheblich von dem was man eigentlich will abweicht.
birkensee schrieb:Diese Destruktivität ist für mich mit Trauer nicht vereinbar - eher mit der Genugtuung
Ich sehe in diesem Fall keine großartige "Destruktivität".
Der ganze Ablauf passt für mich nicht zu einem "brutalem Täter", der irgendwelche Machtfantasien auslebt und Frauke tagelang festhält, weil er es "kann" um sie schließlich durch eine gezielte Tötung zu "zerstören".
Soweit ich weiß war nicht einmal feststellbar, ob Frauke aktiv getötet wurde.
Ich will damit die Tat nicht herunterspielen, sondern nur zu bedenken geben, dass der Täter ggf grade deshalb nicht aufgefallen sein könnte, weil nicht nur er selbst sich diese Tat nie zugetraut hätte, sondern auch sein ganzes Umfeld ihm kaum zutraut einen Hund mit harter Hand zu erziehen, geschweige denn eine Frau tagelang in seiner "Gewalt" zu halten.
Sicher ist nur, dass er ihren Tod mindestens in Kauf genommen und wie man es auch dreht und wendet herbeigeführt hat und sei es, weil sein "Plan" so löchrig und er in seinem Tun so unsicher war, dass er es verbockt hat sie ordentlich zu versorgen bzw Hilfe zu holen als es brenzlig für sie wurde.
Wenn sie dann aufgrund von Erschöpfung, Dehydration oder Ähnlichem verstorben ist, dann war zum einen sein "Problem" gelöst (ab einem gewissen Punkt war ihm ja sicher klar, dass er sie nicht mehr gehen lassen kann ohne dafür erhebliche Konsequenzen tragen zu müssen) während er sich gleichzeitig noch einreden konnte, dass er gar kein Mörder ist, weil er sie nicht aktiv ermordet hat und ihr gegenüber ggf die ganze Zeit über weder grob noch aggressiv war.
Ihr Leichnam wurde ja meines Wissens in einem Zustand gefunden indem kaum noch Aussagen über irgendwas getroffen werden konnten, aber soweit ich weiß gab es keine Hinweise auf Knochenbrüche, Stichverletzungen, Stressfrakturen oder dergleichen.
Ich habe mich oft gefragt wie der Täter mit sich lebt und halte es nach wie vor auch immer noch für möglich, dass er es gar nicht tut, sondern sein Leben längst beendet hat (leider gibt es auch in solchen Fällen den "alles erklärenden Abschiedsbrief" in Filmen wohl weit öfter als in der Realität).
Aber ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass derjenige seine Tat damit verdrängt, dass er sich seinem Opfer gegenüber eher passiv verhalten hat.
Einen abgebrühten Täter, der sie brutal ermordet hat und damit weiterlebt als sei nie etwas passiert kann ich in den wenigen, bekannten Abläufen eher nicht erkennen.
birkensee schrieb:Ein "normales" Empfinden kann ich dem Täter nicht unterstellen.
Was ist schon "normal".
Soweit ich weiß nehmen Viele, die mit diesem Fall zu tun haben an, dass der Täter kein "Phantom" ist, dass gar nicht in Erscheinung getreten ist, sondern es sich durchaus um eine der zahlreichen Personen handelt, die bereits zu Fraukes Tod befragt wurden.
Allerdings habe ich diese Aussage immer nur als "Könnte jeder sein." aufgefasst und hatte nie den Eindruck, dass es da intern durchaus einen Verdacht gibt, den man nur nicht belegen kann.
Der Täter ist also zumindest in der Lage ein "normales" bzw adäquates und folglich "unverdächtiges" Empfinden glaubwürdig vorzutäuschen und solange es sich nicht um einen Psychopathen bzw Sozipathen handelt (oder welche Störung nach welcher Definition man auch wählt), sondern einen "normalen Menschen", funktioniert sowas in der Regel am Besten wenn es dem Betroffenen irgendwie gelungen ist sich selbst davon zu überzeugen, dass "das Alles gar nicht so schlimm/nicht sein Fehler" oder wasauchimmer war.
Die Tat kann in ihrer Gesamtheit eigentlich nicht ausgeführt wurden sein ohne irgendwelche Beweise oder zumindest eine Reihe sehr schwer zu erklärender Indizien zu hinterlassen.
Der Täter muss also ausreichend unter dem Radar fliegen um zu denen zu gehören die nicht zu genau unter die Lupe genommen wurden.
Das dürfte bei einem Fall der so viele Menschen so mitgenommen haben in Fraukes Umfeld doch eigentlich nur jemandem gelingen, der es schafft sich selbst und seinem Umfeld einen "normalem Umgang" mit dem Geschehenen vorzutäuschen.
Doverex schrieb:Mir persönlich fällt überhaupt weltweit kein Fall ein, wo ein Entführer dem Opfer erlaubt, seinen wahrheitsgemäßen Aufenthaltsort mitzuteilen.
Das wäre auch irgendwie so gar nicht mit der Idee einer Entführung vereinbar.
Kangaroo schrieb:Man muss meiner Meinung nach kein Mastermind sein um zu Wissen dass die Polizei relativ schnell dahinter kommt, wo sich das Handy zuletzt eingeloggt hat.
Das ist richtig, aber es ist eben auch nicht schwer rauszufinden, dass sowas in solchen Fällen eher im Nachhinein interessant wird und eine "Echtzeitortung" mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht stattfinden wird.
Trotzdem würde ich nicht annehmen, dass selbst ein extrem unsicherer und unorganisierter Täter dieses Risiko eingeht.
Daher kommt ja sicher auch die Annahme der Ermittler, dass Frauke während sie festgehalten wurde immer mal wieder "transportiert" wurde.
Einfach schon, weil es nicht wirklich wahrscheinlich ist, dass der Täter es riskiert hätte durch die Handydaten einen Aufenthaltsort preiszugeben der nicht temporär und entweder ziemlich willkürlich ist oder absichtlich ein ganzes Stück weg von jeder eigentlich interessanten Örtlichkeit.
Gibt es unter den Ermittlern eigentlich irgendwelche Theorien darüber ob Frauke zum Zwecke dieser Telefonate "bewegt" wurde um anschließend wieder im gleichen Versteck untergebracht zu werden oder ob man es eher für wahrscheinlich hält, dass der Täter die Orte wo er sie festhielt gewechselt hat und die Kontaktaufnahmen ggf irgendwie mit diesen "Transporten" verbunden wurden?
rayden schrieb:Letztlich bleibt, dass die Polizei an den beiden Schwerpunkten, PB und Nieheim, nicht fündig wurde
Darauf würde ich nicht soviel geben.
Wir reden hier ja keineswegs von GPS Koordinaten, sondern von Funkzellen.
Und als seien die nicht schon unpräzise genug ist auch noch völlig unklar ob sie überhaupt in der Nähe von irgendwelchen Tatorten bzw auf den Routen dazwischen liegen oder absichtlich etwas abgelegen von Selbigen gewählt wurden.
Anhand dieser "Daten" irgendwas zu finden ist ohne erheblichen Zufall oder einen gravierenden Fehler seitens eines Verdächtigen, den man dazu erst einmal haben müsste, doch kaum möglich.
Das ist ja nicht einmal "Die Nadel im Heuhaufen" suchen, das ist viel mehr die fast aussichtslose Suche nach dem Heuhaufen selbst.