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Mord an Frauke Liebs

92.217 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Entführung, Telefon ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mord an Frauke Liebs

Mord an Frauke Liebs

17.08.2019 um 21:13
Was das Filmen, Abhören und Orten anbelangt:

Derartige Vorgehensweisen sind immer an rechtsstaatliche Prinzipien geknüpft. Keinesfalls können hier Ermittler eigenmächtig handeln.
Zusagen von einem Richter bzw. Staatsanwalt sind ein Muss und genau hier kann es schnell mal einen Strich durch die Rechnung geben.
Ich denke daher, dass es häufig nicht an der Grenze des technisch Machbaren scheitert, sondern an den juristischen Hürden!


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17.08.2019 um 21:14
@rayden

So wenig wie wir es wissen, so wenig hätte es wohl auch der Täter wissen können. Aber er musste, wenn er es nicht besser wusste (indirekt und womöglich unwissentlich seitens einer unbekannten Info-Quelle), davon ausgehen, dass die Gespräche aufgezeichnet und von den EB ausgewertet würden. Insbesondere da ja schon der Absendeort der ersten SMS 24 Stunden nach Absendung in der Zeitung stand. Wenn der Täter aber davon ausging, dass die Inhalte ausgewertet wurden, hätte ihm auch klar sein müssen, dass die Polizei von einer Entführung ausging. Tatsächlich wurden die Inhalte der Gespräche ja erst später betrachtet. Im Fall einer Entführung hätte man sicher alles getan, um das Leben von FL zu retten. Und dafür hätten die EB einige Tage Zeit gehabt, die sie sicher entsprechend genutzt hätten, aus der Standortermittlung gewonnenen Erkenntnisse entsprechende Fahndungsmaßnahmen abzuleiten.
Zitat von raydenrayden schrieb:Ich glaube gar, würde sich so ein Fall wiederholen, würde wieder nicht solche Maßnahmen ergreifen.
Ich glaube eher, heute würde man sofort auf die Gesprächsinhalte schauen. Hätte man dies hier getan, wäre auch sehr schnell klar geworden, dass es sich um einen Entführungsfall handelt. Und dann hätte ein ganz anderes, größeres "Besteck" an Maßnahmen zur Verfügung gestanden, eben einem Entführungsfall angemessen.
Zitat von Mister-XMister-X schrieb:Die rechtlichen Rahmenbedingungen stellen wohl eine wesentliche Hürde dar.
Rein technisch laufen derartige Abfragen sehr rasch ab (Bekanntgabe der Zellen-ID) - das war auch 2006 nicht anders.
Eben - und wenn es um Leben und Tod geht, dann besteht "Gefahr im Verzug". Die Gerichte sind 24h besetzt, und Entscheidungen werden in solchen Fällen schnell getroffen.


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17.08.2019 um 21:19
Zitat von sören42sören42 schrieb:Eben - und wenn es um Leben und Tod geht, dann besteht "Gefahr im Verzug".
Das stimmt! Jedoch ist fraglich, in wie weit das damals für die Justiz den Anschein hatte.


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Mord an Frauke Liebs

17.08.2019 um 21:24
Juristische Entscheidungen sind manchmal auch sehr fragwürdig. Da gab es denn Fall, wo ein Mörder gesucht wird und dazu die Ermittler den Netzbetreiber aufforderten, eine SIM-Karte zu duplizieren, um seinen WhatsApp Verlauf zu sehen.

Das OLG Wien hat dies abgelehnt.

Quelle: https://www.noen.at/korneuburg/korneuburg-staatsanwaltschaft-wollte-sim-karte-klonen-unzulaessig-korneuburg-ermittlung-mobilfunk-niederoesterreich-ogh-urteil-oesterreich-staatsanwaltschaft-korneuburg-156109355#


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17.08.2019 um 21:25
Zitat von sören42sören42 schrieb:Am Samstag war abends das Deutschland Spiel der Fußball WM. Womöglich deshalb ließ der Täter das Gespräch früher am Samstag führen. Womöglich, weil er es selbst verfolgte oder aber weil er Dritte in dem Glauben ließ, er verfolge das Spiel. Womöglich war er auch mit anderen verabredet, um sich das Spiel anzusehen und eine Absage wäre unglaubwürdig oder er hätte sich dadurch verdächtig gemacht. Auch denkbar, dass es damit (WM) nichts zu tun hatte. Aber fast alle schauten das Spiel ...von den Männern tendenziell nochmal mehr, also fast alle...
Ja genau, Deutschland spielte um 17 Uhr und danach noch Argentinien. Viele schauten also damals beide Spiele zusammen mit Freunden direkt hintereinander.
Ich sehe es ähnlich wie du, dass der Samstag ein starker Hinweis auf soziale Eingebundenheit des Täters ist. Er war vermutlich wie fast alle damals auch verabredet und es wäre aufgefallen, wenn er nicht gekommen wäre.
Vielleicht war es ihm sogar zu auffällig nichts zu trinken und daher war auch kein Anruf gegen 23.-23.30 möglich. Oder es gab noch die Vereinbarung nach dem Fußball weiter in die Disco zu gehen. Whatever, ich glaube, der/die Täter hat/haben den Anruf bewusst vorgezogen, weil sie am Abend/Nacht nicht könnten.
Grundsätzlich ist dies für mich auch ein Zeichen dafür, dass wir keinen planenden Sadisten suchen, dieser hätte sich doch einen besseren Zeitpunkt für seine Tat suchen können als die WM, wo damals fast jeder sozial aktiv Fußball schaute.
Zitat von sören42sören42 schrieb:Montag....tja. Auch wenn es sich vorher schon zugespitzt hatte, kam es vielleicht am Montag zum Eklat. Fiel am Montag womöglich die finale Entscheidung des Täters, den Mord zu begehen? Auch wenn er es vorher schon überlegt/geplant hatte?
Die Idee einer generellen Zuspitzung einer Situation finde ich immer noch gut. Also die ganze Tat als Dynamik zu betrachten, die sich immer weiter entwickelte.
Warum dann der Montag still bleibt und der Dienstagsanruf dann alles andere bei weitem übertrifft - weiß jemand, wer am Montag in Chris Gegenwart war?


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Mord an Frauke Liebs

17.08.2019 um 21:25
Zitat von Mister-XMister-X schrieb:Das stimmt! Jedoch ist fraglich, in wie weit das damals für die Justiz den Anschein hatte.
Es wurde ja zu dem Zeitpunkt durch die Polizei nicht oder nicht im ausreichendem Maß auf den Inhalt der Gespräche geschaut. Aber damit konnte der Täter nicht rechnen.


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17.08.2019 um 21:29
Zitat von boronistaboronista schrieb:Vielleicht war es ihm sogar zu auffällig nichts zu trinken
Richtig, er musste ja nüchtern sein, wenn er noch Auto fuhr.


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17.08.2019 um 21:36
Zitat von boronistaboronista schrieb:Die Idee einer generellen Zuspitzung einer Situation finde ich immer noch gut.
Ja, macht Sinn. Ich denke auch, dass der Tötungsvorsatz nicht von vornherein vorhanden war sondern situativ entstanden ist oder sich entwickelt hat.


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17.08.2019 um 22:08
Zitat von sören42sören42 schrieb:Aber er musste, wenn er es nicht besser wusste (indirekt und womöglich unwissentlich seitens einer unbekannten Info-Quelle), davon ausgehen, dass die Gespräche aufgezeichnet und von den EB ausgewertet würden. Insbesondere da ja schon der Absendeort der ersten SMS 24 Stunden nach Absendung in der Zeitung stand. Wenn der Täter aber davon ausging, dass die Inhalte ausgewertet wurden, hätte ihm auch klar sein müssen, dass die Polizei von einer Entführung ausging. Tatsächlich wurden die Inhalte der Gespräche ja erst später betrachtet. Im Fall einer Entführung hätte man sicher alles getan, um das Leben von FL zu retten. Und dafür hätten die EB einige Tage Zeit gehabt, die sie sicher entsprechend genutzt hätten, aus der Standortermittlung gewonnenen Erkenntnisse entsprechende Fahndungsmaßnahmen abzuleiten.
Jedes Mal kündigte FL an, zeitnah nach Hause zu kommen, nahm einen Rückruf entgegen, und bis sich Experten dann wohl vom LKA die Stimme angehört und ausgewertet hätten, wer weiß wie viel Zeit verstrichen wäre. Natürlich hätte man alles aufgefahren, wenn man gewusst hätte, wie das Ganze endet, aber ein sich jeden Tag meldendes Entführungsopfer gab es bis dahin nicht, und es traf die Polizei, die sicher auch genug mit der WM zu tun hatte, gänzlich unvorbereitet. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Polizei die Situation - wie die Mutter auch - gänzlich korrekt einschätzen würde, dürfte aus Tätersicht eher gegen Null tendieren.


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Mord an Frauke Liebs

18.08.2019 um 04:41
@Mister-X
Zitat von sören42sören42 schrieb:Eben - und wenn es um Leben und Tod geht, dann besteht "Gefahr im Verzug".
Zitat von Mister-XMister-X schrieb:Das stimmt! Jedoch ist fraglich, in wie weit das damals für die Justiz den Anschein hatte.
Das Erstaunliche ist doch, dass der Kripo in weniger als 48 Stunden nach FLs Verlassen des Pubs bereits die Handydaten der 1. SMS vorlagen. D. h. kurz nach FLs Verschwinden wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft eine richterliche Anordnung erwirkt, ohne die der Funkzellenbetreiber diese Daten der Kripo nicht hätte zur Verfügung stellen dürfen.

Zu einem Zeitpunkt also, als FL erst sehr kurze Zeit verschwunden war, sahen bereits Staatsanwaltschaft und der zuständige Ermittlungsrichter immerhin einen ausreichenden Verdacht gegeben, um mit der Ermittlung des Absendeorts der 1. SMs in FLs Grundrechte einzugreifen - obwohl FL volljährig war und es keinen Hinweis auf eine Gewaltanwendung gab.

Die Freiwilligkeit der 1. SMS wurde damals weder von der Kripo noch von FLs Angehörigen bezweifelt. Unter dieser Voraussetzung muss man konstatieren, dass Staatsanwaltschaft und Ermittlungsrichter bemerkenswert früh bereit waren, FLs Verschwinden ernst zu nehmen - trotz der zu diesem Zeitpunkt sehr dürftigen Faktenlage.

Diese sehr dürftige Faktenlage änderte sich durch die Telefonate.

Es war eine sehr unglückliche Entwicklung, dass die Kripo die Ermittlungen offenbar nur unter dem energischen Druck der Mutter aufnahm, und deshalb leider allzu schnell bereit war, sich dieses Falls wieder zu entledigen, indem sie sich mit den Anrufen als bloßes Lebenszeichen begnügte.

Das war unbestritten ein schwerer Fehler und alles andere als eine "in solchen Fällen übliche" Entscheidung. Das zeigt auch die Bemerkung von Herrn Östermann: "Ob die Kollegen zu dem Zeitpunkt schon zwingend von einem Kapitaldelikt ausgehen mussten, will ich heute offenlassen."
Wenn man bedenkt, dass es absolut unüblich und unerwünscht ist, dass sich Angehörige verschiedener Dienststellen in der Öffentlichkeit offen kritisieren, ist diese Distanzierung Herrn Östermanns von der Entscheidung seiner Paderborner Kollegen durchaus als klare Kritik zu werten.

Da ja bereits ein "Verfahren wegen des Verdachts einer Geiselnahme" eröffnet war, wäre es naheliegend gewesen, für eine Aufzeichnung der Gespräche zu sorgen und durch eine professionelle Auswertung für (größere) Klarheit zu sorgen.
Zitat von raydenrayden schrieb:und bis sich Experten dann wohl vom LKA die Stimme angehört und ausgewertet hätten, wer weiß wie viel Zeit verstrichen wäre.
Das stimmt nicht. Bei dem Verdacht auf eine Entführung wird sehr schnell gehandelt, weil man davon ausgeht, dass das Leben des Opfers in Gefahr ist. Da geht es nicht mehr um Anfragen auf dem "normalen Dienstweg".
Zitat von raydenrayden schrieb:und es traf die Polizei, die sicher auch genug mit der WM zu tun hatte, gänzlich unvorbereitet.
Bei einer Entführung wäre die Paderborner Polizei keineswegs auf sich allein gestellt gewesen. Und die Spezialisten, die in einem solchen Fall zum Einsatz kommen, gehören nicht zu denen, die während der WM auf den Straßen für Sicherheit sorgen mussten.

Und dass jene, die die aufgezeichneten Gespräche analysiert hätten, von einem freiwilligen Verschwinden FLs ausgegangen wären, kann man wohl ausschließen.
Und man kann, glaube ich, davon ausgehen, dass ein Staatsanwalt und ein Ermittlungsrichter, die bereits den nur vagen Verdacht ernst nahmen, nach dem Ergebnis der Gesprächsanalyse erst recht zu Maßnahmen wie z. B. einer Handy-Ortung bereit gewesen wären.


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Mord an Frauke Liebs

18.08.2019 um 12:09
@birkensee
Ich finde das sehr lobenswert, ein frühes eingreifen funktionierte auf Anhieb.
Mehr muß dazu nicht gesagt werden, da hast Du Recht.
ist diese Distanzierung Herrn Östermanns von der Entscheidung seiner Paderborner Kollegen durchaus als klare Kritik zu werten.
Wenn Fraukes Leben beispielsweise in Gefahr war, war ein späteres beharrliches Abwehren durchaus dann von Sinn..

Wieso Krritik?
Es war eine unabhängige und klare sachliche aussage von einer professionellen Kraft.
Die sich (siehe Satz zuvor), vielleicht sogar refflich bewährt hat.


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Mord an Frauke Liebs

18.08.2019 um 12:29
Es ist so wahnsinnig schade, dass dieser Fall nicht gelöst werden kann. Er ist so seltsam und es ist kaum auszuhalten, dass die Person, die Frauke Liebs das angetan hat, ungestraft davon kommen soll.

Auch ich gehe davon aus, dass es eine Entwicklung in dieser Sache gab und der Tod Fraukes nicht von Anfang an geplant war. Irgendwie finde ich auch, dass man aus dem Wenigen, was an die Öffentlichkeit gekommen ist, davon ausgehen kann, dass Frauke wirklich dachte, sie kann bald wieder nach Hause.

Ich kann mir auch keinen Reim aus allem machen, denke aber, dass sie entführt wurde und es anfangs um ein Sexualdelikt ging. Dann hat Frauke eventuell etwas oder jemanden erkannt, zumindest gesehen und der Täter war sich nicht mehr sicher, ob er sie gehen lassen kann. Um selbst Zeit zu gewinnen und weil er eben kein Profi war, kam dann die Nummer mit den Anrufen. Eventuell hat er sie unter Drogen/Alkohol gesetzt, um sie zu beruhigen und auch, um ihre Erinnerungen zu vernebeln. Entweder ist Frauke dann wirklich sogar daran gestorben oder er sah keinen anderen Ausweg mehr, als sie zu töten.


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18.08.2019 um 13:14
Zitat von MalinkaMalinka schrieb:Die Gespräche an sich, mit Ausnahme des Dienstag Gespräches, dauerten keine Minute. Ich habe mal das Gesagte nachgesprochen, sehr langsam, ich kam auf höchstens 15-30 Sekunden. Auch wenn das Gesprochene Gedächtnisprotokollen entspringt, so gehe ich nicht davon aus, dass man noch ein ganze Minute lang gesprochen hatte, dies aber aus den Protokollen nicht ersichtlich gemacht hat.
Das die Gespräche wesentlich länger dauerten als in den bekannten Gedächtnisprotokollen denke ich auch nicht. Die zeitliche Diskrepanz kann ja zig Gründe haben...aus Ermittlungstaktischen Gründen weggelassen, vielleicht hat man gemäß der Taktung aufgerundet, spricht bei 35sek Gespräch auf 1Minute aufgerundet. Vielleicht hat man auch die Zeit vom 1. einbuchen (Handy einschalten) bis zum ausbuchen (Handy auschalten) gleichgesetzt mit der Gesprächszeit.
Zitat von MalinkaMalinka schrieb:Da Paderborn an sich nur an genau zwei Tagen von allen 5 Tagen an denen Kontakte stattfanden genannt wird, fällt für mich eine Ablenkung nach Paderborn, durch die bloße Nennung von Paderborn hiermit weg. Man hätte damit bereits am Donnerstag beginnen müssen m.M. nach. Die Anrufe müssen also einem anderen Zweck gedient haben.
Da bin ich (teils) anderer Meinung. Das Frauke sich in Nieheim aufgehalten hat wurde ja anfangs recht schnell überall bekannt Zeitungen, Medien, Suchaufrufe usw. und auch immer wieder erwähnt. Das der nächste Anruf (Donnerstag) aus PB gekommen ist dazu finde ich zumindest nirgendwo eine Erwähnung. Gleich offensiv beim Donnerstagsanruf auf PB hinweisen wäre ja auch komisch. Freitag/Samstag wird's halt explizit erwähnt um es nochmal zu untermauern. Meine Vermutung ist das der Täter nach dem Samstagsanruf irgendwoher die Bestätigung/verifizierung für PB hatte und es ab da dann nicht mehr erwähnt werden musste.
Das die Anrufe dazu noch einen weiteren Effekt für den Täter hatte oder haben sollten denke ich allerdings auch.
Zitat von Mister-XMister-X schrieb:Es wird von Fall zu Fall verschieden sein, wie rasch eine Handyortung letztendlich zum Ergreifen des Täters führt.
Rein technisch ist es denke ich auch nicht das Problem schnell den exakten Standort +- einiger Meter zu ermitteln. Danach wird's halt tricky...geht man jetzt mal im günstigsten Fall von dem 5 Minuten Gespräch aus, hat man nach 1-2Minuten die exakten Daten.
Bleiben vielleicht noch 3 Minuten bevor man quasi wieder in den Blindflug geht. Da wird's schon selbst für ein hochausgerüstes/ausgebildetes SEK im Standby recht sportlich.


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Mord an Frauke Liebs

18.08.2019 um 21:38
Zitat von birkenseebirkensee schrieb:Bei einer Entführung wäre die Paderborner Polizei keineswegs auf sich allein gestellt gewesen. Und die Spezialisten, die in einem solchen Fall zum Einsatz kommen, gehören nicht zu denen, die während der WM auf den Straßen für Sicherheit sorgen mussten.

Und dass jene, die die aufgezeichneten Gespräche analysiert hätten, von einem freiwilligen Verschwinden FLs ausgegangen wären, kann man wohl ausschließen.
Und man kann, glaube ich, davon ausgehen, dass ein Staatsanwalt und ein Ermittlungsrichter, die bereits den nur vagen Verdacht ernst nahmen, nach dem Ergebnis der Gesprächsanalyse erst recht zu Maßnahmen wie z. B. einer Handy-Ortung bereit gewesen wären.
Laut FLs Mutter hat sie selbst erst später erfahren, dass die Standorte der Gespräche nach Freitag erst mal nicht mehr ermittelt wurden, weil der richterliche Beschluss fehlte. Dementsprechend hätte dem Täter Kontakt zu FLs Umfeld ebenso keine Sicherheit gebracht. Und dass die Polizei das Ganze richtig einordnen würde, war höchst unwahrscheinlich, zumal es so etwas noch nie gegeben hatte. Dass Östermann sich hinterher hinstellt, und die Kollegen für diese Fehleinschätzung kritisiert, ist auch nicht gerade löblich, denn hinterher ist man immer schlauer.


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Mord an Frauke Liebs

18.08.2019 um 22:01
Zitat von orenoaorenoa schrieb:Bleiben vielleicht noch 3 Minuten bevor man quasi wieder in den Blindflug geht. Da wird's schon selbst für ein hochausgerüstes/ausgebildetes SEK im Standby recht sportlich.
Wenn der Täter sich für das letzte Telefonat einen Ort ausgesucht hätte, der von dem bisherigen Muster abgewichen wäre, würde ich Dir recht geben.

Aber das Verblüffende besteht ja gerade darin, dass das letzte Gespräch am Dienstag von jenem Ort geführt wurde, an auch die Telefonate am Freitag und Sonntag (vorletztes Gespräch) stattfanden:
Zitat von Mister-XMister-X schrieb am 28.07.2019:Im Bereich Dören kam es zu insgesamt drei Kontakten, welche entweder vom selben Ort oder von Bereichen kleinräumiger Abweichung ausgingen.
Zitat von Mister-XMister-X schrieb am 21.07.2019:Am Freitag, Sonntag und Dienstag war er im Gewerbegebiet Dören. Entweder an einem Standort, der von allen Funkzellen abgedeckt wird - hier sprechen wird von einem Bewegungsradius von vielleicht 100m bis 200m. Oder ohne Überlappung der Zellen - dann ergibt sich ein Radius von etwa 1km. In beiden Fällen wäre der Täter 3x in selben Gebiet mit max. kleinräumigen Abweichungen unterwegs gewesen sein.
(Hervorhebung von mir)

Zudem stammten alle Telefonkontakte aus Gewerbe- bzw. Industriegebieten, die nicht nur an der Peripherie PBs liegen, sondern eine auffällig gute Anbindung an die B64 bieten. Sieht man sich diese Orte an, liegt der Schwerpunkt im Osten PBs.

Allein dieses Muster hätte schon gute Anhaltspunkte geliefert. Aber dass der Täter beim letzten Gespräch an den Ort zurückkehrte, an dem er bereits zweimal zuvor war (noch dazu beim vorangegangenen Gespräch) - das wären doch geradezu traumhafte Bedingungen für eine Fahndung gewesen.
Zitat von Mister-XMister-X schrieb am 21.07.2019:Wenn der Täter nun wusste, dass sein Standort ermittelt werden kann - wie lassen sich dann bitte die Aufenthalte in Dören noch schlüssig erklären? Er hätte spätestens nach dem zweiten Dören Aufenthalt damit rechnen müssen, erwischt zu werden!
Nach meiner Überzeugung muss der Täter davon gewusst haben, dass ihm keine Gefahr durch Ermittlungen mehr drohte. Das war den Medien nicht zu entnehmen. Und alles was ein Täter, der sich nur über die Presse informieren konnte, hätte wissen können, sprach überhaupt nicht dafür, dass die Polizei nichts mehr unternehmen würde.


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18.08.2019 um 22:13
@rayden
Zitat von raydenrayden schrieb:dass die Standorte der Gespräche nach Freitag erst mal nicht mehr ermittelt wurden, weil der richterliche Beschluss fehlte
Hätte man die Gespräche aufzeichnen und professionell analysieren lassen, hätte die Kripo (Gefahr im Verzug) sehr schnell die Daten über die Standorte erhalten.
Zitat von raydenrayden schrieb:Dementsprechend hätte dem Täter Kontakt zu FLs Umfeld ebenso keine Sicherheit gebracht
Warum nicht? Der Familie wurde doch von der Kripo in aller Klarheit
mitgeteilt, dass sie nichts mehr unternimmt:

"Mutter Liebs: Die Polizei sagte mir: "Was wollen Sie denn? Sie hat doch angerufen, sie lebt, und damit ist das für uns keine Aufgabe mehr." Ich war außer mir." (Stern-Artikel)

Diese Information hätte dem Täter doch völlig gereicht.
Zitat von raydenrayden schrieb:Und dass die Polizei das Ganze richtig einordnen würde, war höchst unwahrscheinlich, zumal es so etwas noch nie gegeben hatte.
Eine Aufzeichnung der Telefongespräche und deren professionelle Analyse hätten für eine "Einordnung" vollständig genügt.


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Mord an Frauke Liebs

18.08.2019 um 22:47
@birkensee
Zitat von raydenrayden schrieb:Laut FLs Mutter hat sie selbst erst später erfahren, dass die Standorte der Gespräche nach Freitag erst mal nicht mehr ermittelt wurden, weil der richterliche Beschluss fehlte.
Wenn noch nicht einmal die unmittelbare Umgebung mitbekommt, dass die Fahndung gar nicht mehr stattfindet, wie soll dann ein Täter seine Informationen aus der erweiterten Umgebung erhalten haben?

Wenn ein knallhart kalkulierender Täter komplett auf Nummer sicher hätte gehen wollen, hätte er irgendeinen Standort für das letzte Telefonat gewählt, ohne sich darauf verlassen zu müssen, dass die Informationen, die er vermeintlich sicher hatte, auch den Tatsachen entsprechen und das Entdeckungsrisiko gegen null geht.


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Mord an Frauke Liebs

18.08.2019 um 23:04
@BoobSinclar
Zitat von BoobSinclarBoobSinclar schrieb:Wenn noch nicht einmal die unmittelbare Umgebung mitbekommt, dass die Fahndung gar nicht mehr stattfindet, wie soll dann ein Täter seine Informationen aus der erweiterten Umgebung erhalten haben?
Ich hatte das Gegenteil mit einem Zitat belegt:
Zitat von birkenseebirkensee schrieb:Der Familie wurde doch von der Kripo in aller Klarheit mitgeteilt, dass sie nichts mehr unternimmt:"Mutter Liebs: Die Polizei sagte mir: "Was wollen Sie denn? Sie hat doch angerufen, sie lebt, und damit ist das für uns keine Aufgabe mehr." Ich war außer mir." (Stern-Artikel)
Zitat von BoobSinclarBoobSinclar schrieb:hätte er irgendeinen Standort für das letzte Telefonat gewählt, ohne sich darauf verlassen zu müssen
Der Täter hat aber bemerkenswerterweise diesen Standort gewählt. Und es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf, dass er gefasst werden wollte.


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Mord an Frauke Liebs

18.08.2019 um 23:11
Zitat von BoobSinclarBoobSinclar schrieb:Wenn noch nicht einmal die unmittelbare Umgebung mitbekommt, dass die Fahndung gar nicht mehr stattfindet, wie soll dann ein Täter seine Informationen aus der erweiterten Umgebung erhalten haben?
Da fallen mir folgende Möglichkeiten ein:

1. Polizeifunk

2. Täter ist/sind Mitarbeiter innerhalb polizeilicher Behörde (oder Täter haben freundschaftlich-verwandtschaftliche Verbindungen zur Polizei)

Ich gehe nach wie vor vom Polizeifunk aus. Der/die Täter mussten lediglich vor der Anruffahrt checken ob eine eventuelle Fahndung/Ringfahndung koordiniert wird - oder eben nicht.


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Mord an Frauke Liebs

18.08.2019 um 23:16
Zitat von birkenseebirkensee schrieb:Der Täter hat aber bemerkenswerterweise diesen Standort gewählt.
Genau. Die Wahl dieses Standortes erscheint mir auf den ersten Blick logischer, wenn er NICHT wusste, dass die Ermittlungen eingestellt waren bzw. ein Täter sich über die Ermittlungen überhaupt keine Gedanken machte.
Zitat von birkenseebirkensee schrieb:Ich hatte das Gegenteil mit einem Zitat belegt:
Ja, das stimmt. Da der Stern-Artikel allerdings eine Nacherzählung und keine Live-Reportage ist, lässt sich schwerlich feststellen, wann diese Äußerung der Mutter gegenüber gefallen ist. Und wenn das zeitnah passierte, wogegen eben spricht, dass man erst Monate später überhaupt erst mitbekam, dass die richterliche Verfügung über die Nachverfolgung der Mobilkommunikation gar nicht verlängert worden war, weiß man immer noch nicht, wem das die Polizei oder die Mutter sofort weitererzählt hat.

Ergo: Um zu unterstellen, dass der Täter den Standort für das letzte Gespräch aus dem Grund wählte, weil er wusste, dass eben nicht mehr ermittelt oder gar überwacht wurde, benötige ich ziemlich viele wackelige Hilfskonstruktionen. Die ich außer Acht lassen könnte, wenn ich annähme, der Täter war sich entweder seiner Sache so sehr sicher oder es hat ihn schlicht und einfach nicht interessiert. Das Täterverhalten lässt sich bereits erklären, ohne ihm Insiderwissen zu unterstellen. Das Unterstellen von Insiderwissen jeglicher Art (Es geht ja sogar soweit, dass der Zeitpunkt des letzten Gespräches so gewählt sein könnte, dass die Abwesenheit der Eltern absichtlich einbezogen wurde) macht das ganze mysteriöser, abgebrühter, überlegter, intelligenter, als es sein müsste.

Mysteriös, abgebrüht, überlegt, intelligent sind die Anrufe aber per se nicht beieinen Täter, der keinerlei Spuren hinterlassen will. Wozu also so einen Popanz veranstalten, auf den sich logisch niemand einen Reim machen kann? Aber vielleicht wird so ein Schuh draus. Der Täter hielt sich für unfassbar intelligent, so ganz war ers dann aber nicht. Dass zu reflektieren, war ihm offenbar nicht möglich.


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