Doverex schrieb:In Fraukes Fall wissen wir aber doch, dass sie ca. 95% ihrer Lebensjahre nicht in PB verbrachte. Wenn also angedacht wurde (von der Kripo), Frauke und der Täter dürften sich gekannt haben, dann ist doch die Wahrscheinlichkeit gar nicht so gering vorgegeben, dass man sich vielleicht aus Lübbecker-Zeit her kannte, oder etwa nicht?
Da haben wir also einen Ansatz. Dann ist es auch berechtigt, darüber nachzudenken, ob sie eventuell aus dem Norden nach Paderborn gefahren wurde zum telefonieren. Aber dennoch ist es erlaubt dann zu schliessen, dass es wahrscheinlicher ist, dass es nicht so war, weil es eben keine sonstigen Hinweise darauf gibt.
Sven1213 schrieb:Da stellt sich die Frage für mich, warum sollte bei einem festhalten von Frauke im Bereich Herford, der Täter für oftmals wenige Sekunden, diese Fahrt auf sich nehmen.
Auch wenn es jetzt nicht weit entfernt liegt, aber das ist immer mit einem zeitlichen Aufwand und Risiko verbunden.
Für mich muss der Täter einen deutlichen Bezug zu den Örtlichkeiten der (meisten) Anrufe haben.
Der sucht sich doch eine Örtlichkeit aus, welche er kennt, sich sicher fühlt und gute Ortskenntnisse besitzt.
So sehe ich das auch.
OpLibelle schrieb:Zur Frage, ob der Rückruf (Kontakt 4) provoziert war: Zwischen der SMS und dem eingehenden Anruf hatte sich der Standort geändert. Bei der SMS wat sie noch im südlichen Empfangsbereich des Sendemastes, beim Anruf im östlichen. Das spricht für mich nicht unbedingt für einen provozierten Rückruf. Der Fahrer muss ja wieder angehalten sein, ihr wieder das Handy ausgehändigt haben usw. usf.
Jedenfalls spricht das so oder so für mich gegen einen Transport in einem Kastenwagen, Kofferraum o.ä.. Frauke kann vom Fahrer nicht deutlich räumlich getrennt gewesen sein.
Das ist eine Information, die ich nicht auf dem Radar hatte. Das schränkt in der Tat die Vorstellungen ein, wie Frauke während dieser Fahrten transportiert wurde und gibt neue Rätsel auf.
Doverex schrieb:Ich sehe hier viel mehr eine ungeplante Eigendynamik, etwa Beispiel, zur Zeit der ersten SMS war noch keinerlei Gedanke vorhanden etwa an das letzte lange Gespräch am Dienstag. Vielleicht nicht einmal der erste Anruf am Donnerstag? Es sind einfach ZUVIELE Anrufe (mMn.) als ob man nicht wirklich selbst wusste, wie es nun weiter gehen sollte. Daher diese "schrittweise" Entwicklung. Wenn wer was wirklich vorher gut geplant hätte, braucht er doch nicht soviele Anrufe. Die vielen Anrufe deuten eher auf eine gewisse Ratlosigkeit auf Täterseite hin, als dass da ein großer Plan oder gar eine geplante Entführung dahinter gestanden wäre.
Das scheint mir auch so. Ich glaube der Täter hatte eine bestimmte Vorstellung, wie sich die Situation entwickeln sollte, aber diese Vorstellung war recht irreal: er hoffte, dass zwischen Frauke und ihm ein freundschaftliches Verhältnis entstehen würde. Unter diesen Umständen war diese Annahme irreal, aber auf grund seiner psychischen Verfassung wollte und konnte der Täter das zunächst nicht akzeptieren und hoffte weiter, dass sich da etwas entwickelt. Die Anrufe sind Teil dieser Strategie und hatten insofern nur einen Zweck innerhalb des Verhältnisses Täter-Frauke. Daher sind sie im inhaltlichen Verlauf auch eher chaotisch. Dem Täter war wichtig, dass Frauke als positiv empfand, dass sie anrufen durfte. Welche Wirkung sie auf die Angerufenen hatten, war ihm egal. Vom Inhalt her war freilich klar, dass Frauke keine Angaben machen durfte, die ihn betrafen.
Insofern sind die Anrufe auch wieder nicht wirklich systematisch geplant sondern improvisiert. Ich vermute, es hat am Beginn den Wunsch gegeben, von Frauke, mit ihren Lieben in Kontakt treten zu dürfen. Das wäre sehr naheliegend. Der Täter erhoffte sich davon, dass Frauke ihn positiv(er) sieht, sich wohlverhält, und so seine irreale Hoffnung bestätigt. Also hat er die Anrufe erlaubt. Er war smart genug klarzumachen, dass sie keine den Ermittlungen dienlichen Informationen geben durfte. Dennoch werden diese Anrufe Frauke sehr viel bedeutet haben. Allein die Stimme ihrer Lieben hören zu dürfen...
Gleichzeitig scheint der Täter zumindest eine Ahnung davon gehabt zu haben, dass solche Anrufe geortet werden können. Als Vorsichtsmassnahme hat er daher jedes Mal einen anderen Standort gewählt. Leider ist es schon Spekulation, ob er das
nur aus diesem Grund tat, oder ob er sowieso mobil unterwegs gewesen wäre - so sehr diese Vorstellung eigentlich im Rahmen der Tat ungewöhnlich wäre.
Inhaltlich sehe ich die verschiedenen Ankündigen der Rückkehr, wie ich schon mal geschrieben hatte, zumindest so, dass Frauke sich daran geklammert hat. Ob der Täter das konkret ernst meinte, ist eher zweifelhaft. Vielleicht passte es aber auch in seine irreale Wunschvorstellung: wenn Frauke bis dahin das getan hat, was er wollte, was auch immer das war, dann hätte sie ja gehen können. Ich denke er machte ihr gewisse Hoffnung, hatte aber selbst auch die Hoffnung, die gewünschte Lösung zu erreichen.
Im Laufe der Tage muss dann bei beiden diese Hoffnung geschwunden sein.
Zum Schluss noch die merkwürdigen Betonungen auf Paderborn: warum erwähnt sie das so oft? Offensichtlich ausgeschlossen ist, dass es der Verschleierung ihres Standorts dienen sollte, denn sie war ja wirklich in Paderborn.
Sollte es nur die Familie beruhigen, im Sinne von: "sorgt euch doch nicht so, ich bin ja nicht entführt und auf dem Weg nach Afrika, ich bin in der Nähe, ich bin und bleibe hier...?"
Oder wollte sie einen Hinweis geben im Sinne von: Ich bin
jetzt in Paderborn, aber sonst nicht, sucht mich doch bitte, ich bin wenn ich telefoniere in Paderborn, kontrolliert die Ausfallstrassen...?" Würde dazu das dreimalige "Mama" passen und darauf hinweisen, dass sie in Bad Driburg festgehalten wurde? Leider wissen wir es nicht. Wenn Frauke bemerkt hat, dass die Anrufe mehr oder weniger immer zur gleichen Zeit erfolgten und sie immer ungefähr die gleiche Strecke fuhren, kann es sein, dass sie hier irgendwie verdeckt darauf hinweisen wollte, doch die Ausfallstrassen um diese Uhrzeiten zu kontrollieren.