outsiderz schrieb: aber macht es dann Sinn mit der betäubten/gefangenen FL erstmal durch die Gegend zum geplanten Ablenkungsort zu fahren, dort dann die gespeicherten SMS zu studieren und anhand dessen eine fingierte SMS zu senden
Ich vermute nicht, dass in einem solchen Fall der Täter mit FL in die Nieheimer Gegend gefahren ist. Viel sinnvoller wäre es für ihn gewesen, FL vorher in ihr Versteck zu bringen und dann allein nach Nieheim zu fahren. Diese Version würde auch zeitlich besser passen: FL verliess den Pub gegen 23 h und die SMS wurde um 0:49 h versandt - die Fahrt von PB bis Nieheim dauert ca. 40 Min.
Wenn der Täter FL ansprechen konnte, weil er sie flüchtig über ihre Freunde kannte, wäre es nach meiner Ansicht wahrscheinlich gewesen, dass FL schon in den ersten Minuten jene Bemerkungen machte, die der Täter dann als authentische Formulierungen in der 1. SMS verwenden konnte - wie ich ja mit einem Beispiel erläuterte.
outsiderz schrieb:Hätte der Täter z. B. geschrieben, "ich ubernachte heute bei (beliebigen Frauenname einsetzen)" hätte selbst der engagierteste und mitfuhlenste Polizist samt Kripo mindestens den kommenden Tag damit verbracht, diese Person (beliebiger Frauenname) zu suchen.
Was hätte das dem Täter gebracht?
Wäre es der Name einer tatsächlichen Freundin gewesen, hätten die Angehörigen und Freunde von FL sehr schnell erfahren, dass es nicht stimmt.
Wäre es ein Name gewesen, den keine ihrer Bekannten trug, wäre es immerhin schon merkwürdig gewesen, dass FL ohne jede Erläuterung einen Namen nannte, den weder ihre Familie noch ihre Bekannten einer Person zuordnen konnten. Bei einer Übernachtung in dieser Situation wäre von einer Person in PB auszugehen gewesen, was den in Frage kommenden Kreis ohnehin eingeschränkt hätte.
outsiderz schrieb:Ja, die SMS hat dem Täter ein paar Stunden Luft verschafft. Aber die Formulierung hätte nur ein klein wenig anders lauten müssen (was auch einfach mehr Sinn macht aus Tätersicht) und es hätte ihm Tage an Luft verschafft.
Meine These ist ja gerade, dass es dem Täter
nicht in erster Linie darum ging, die Ermittlungen zu verzögern, sondern sie auf eine falsche Fährte zu führen.LissyB schrieb:Mit einer SMS, eventuell in dem Wortlaut: „ Hallo, Ch, tut mir leid, aber ich brauche mal einige Zeit für mich. Ich erklär dir alles, wenn ich wieder da bin. Sag den Eltern und in der Schule Bescheid. Hdgdl F“ hätte er sich erstmal alles vom Hals geschafft und der Nachhauseweg wäre auch raus gewesen.
Im Gegensatz zu mir geht Ihr bei der Absicht des Täters nur von einem Zeitgewinn aus. In meiner Perspektive hätte eine solche SMS, wie Lissy sie vorschlägt, für den Täter keine Vorteile, aber einen gewaltigen Nachteil bedeutet.
Dem Täter muss doch vollkommen klar gewesen sein, dass die Polizei früher oder später von einem Verbrechen ausgehen würde. Und der Täter hatte erst mit dem Beginn der Ermittlungen etwas zu befürchten.
Wenn der Täter also mit der 1. SMS die Ermittlungen auf eine falsche Fährte führen wollte, musste die 1. SMS
noch zu diesem Zeitpunkt (Beginn der Ermittlungen) für die Ermittler
glaubwürdig sein.
Eine SMS jedoch, die versucht hätte, ihre tage- oder wochenlange Abwesenheit zu erklären, wäre sofort unglaubwürdig geworden, sobald man festgestellt (oder ernsthaft vermutet) hätte, dass FL Opfer einer Entführung geworden war.
Das gleiche gilt für eine angebliche Übernachtung bei einer Freundin. Der Täter hätte sich zwar einen kurzen Zeitgewinn verschafft, aber die Glaubwürdigkeit der SMS wäre ruiniert gewesen.
Ich bin davon überzeugt, dass die falsche Fährte (auf dem Nachhauseweg ist nichts passiert, FL hat mit einem Freund oder Freunden PB freiwillig verlassen) für den Täter weitaus wichtiger war ein Zeitgewinn. Es war klar: Irgendwann würde die Polizei nach ihm suchen - entscheidend war für den Täter, dass sie
am falschen Ort und unter den falschen Leuten nach ihm suchen würde.