@outsiderz outsiderz schrieb:1. Anders als ein "komme später", liefert ein "schlafe bei XY" oder "brauche Zeit für mich" nicht schon am nächsten Morgen einen ziemlich guten Grund von einer vermissten Person auszugehen.
Das sehe ich anders. Ich glaube, dass ein "brauche Zeit für mich" für Angehörige und Polizei nicht beruhigender gewesen wäre.
Ihre Situation hätte keinen Anlass für eine solche "Flucht aus dem Alltag" gegeben. FL schien mit ihrer Lebenssituation sehr zufrieden zu sein, und da sie offenbar ein sehr offener Mensch war, wäre es sehr seltsam gewesen, wenn sie eine derartige Unzufriedenheit bzw. psychische Überforderung vor allen verborgen hätte.
Ihr Mutter sagte in dem Stern-Interview: "Frauke war erst ein dreiviertel Jahr in Paderborn. Hatte vorher Abitur in Bielefeld an einem Berufskolleg gemacht, verbunden mit einer Ausbildung zur Erzieherin. Sie wollte in einer Behinderteneinrichtung arbeiten, hat dort auch ihr Anerkennungsjahr als Erzieherin gemacht. Da sie dann keine Stelle fand, ist sie nach Paderborn, um eine Krankenpflegeausbildung zu machen."
FL war offenbar sehr zielstrebig und ihr soziales Engagement sehr ernsthaft. Hätte sie das Bedürfnis nach einer weniger reglementierten Ausbildung gehabt, hätte sie studieren können. (Es gibt eine Reihe von Studiengängen, die in Frage gekommen wären.)
Auch das Bedürfnis nach einer Auszeit wäre bei ihrem offenkundig sehr liberalen und verständnisvollen Elternhaus vermutlich kein Problem gewesen. Den Eltern wäre es sicher nicht schwergefallen, ihr ein halbes Jahr im Ausland zu finanzieren.
Wenn FL "Zeit für sich" gebraucht hätte, hätte sie nicht heimlich mitten in der Nacht verschwinden müssen.
Der noch weitaus gravierendere Einwand gegen die Glaubwürdigkeit einer solchen SMS besteht aber meiner Ansicht in diesen Umständen ihres Verschwindens:
Ohne Wechselkleidung und den Kram, den man üblicherweise auf eine Reise mitnimmt (Föhn, Kosmetika, eventuell die "Pille"), ohne Geld, ohne Wohnungsschlüssel und ohne ein geladenes Handy ???
Hinzu kommt die Frage, warum sie sich dann nicht um eine Krankmeldung bemüht hätte. Burn-Out war damals schon ein Thema, und bei Leuten in FLs Alter ist eine Sinnkrise nicht selten. Zudem war ihr Vater Zahnarzt und wahrscheinlich auch mit anderen Ärzten gut bekannt/befreundet. Nach meiner Erfahrung sind Ärzte im Freundes- und Kollegenkreis oft besonders entgegenkommend.
Angesichts dieser Verhältnisse wäre nach meiner Ansicht eine "Auszeit" äußerst unglaubwürdig gewesen.
outsiderz schrieb:schon am nächsten Morgen
Für einen Täter, der FL in PB aufgelauert hätte, wäre nicht nur der nächste Morgen, sondern auch die nächsten Tage noch sehr kritisch gewesen. Solange wäre eine Übernachtung bei einer angeblichen Freundin nicht glaubwürdig gewesen.