@redsherlockredsherlock schrieb:Ich habe vergessen: Warum wird hier davon ausgegangen, der Täter hätte Wissen gehabt, welches er (nur) durch Kontakte zum "Kreis" von Frauke (oder anderen Kreisen) bekommen haben könnte? Und warum ist es wichtig, dass er dieses Wissen gehabt haben soll? Kann er seine Tat nicht auch ohne dieses Wissen durchgeführt haben?
Die Tat hätte auch ohne ein solches Wissen bzw. solche Kontakte begangen werden können.
Folgende Gründe sprechen nach meiner Ansicht dafür, dass es diese Kontakte gab:
1. Wie frauzimt halte ich es für wahrscheinlicher, dass FL kein Zufallsopfer war (der Täter wollte sie immerhin über mehrere Tage in seiner Gewalt haben, was für mich auf ein "gezieltes" Interesse an ihr hindeutet). Ich glaube also auch, dass FL dem Täter vor der Entführung bereits mal begegnet war - eine für FL belanglose bzw. flüchtige Begegnung. Die Kripo hat sämliche Leute überprüft, zu denen FL Telefon-, Email- und SMS-Kontakte, und das spricht entschieden dafür, dass der Täter nicht zu ihrem Bekanntenkreis gehörte.
Und ebenso halte ich es wie frauzimt für wahrscheinlich, dass FL freiwillig in das Auto des Täters einstieg, weil er sie angeblich nach Hause fahren wollte. Geht man von einer solchen Konstellation aus, liegt es nahe zu vermuten, dass der Täter FL - bei der vermeintlich zufälligen Begegnung - unter Bezug auf das frühere Zusammentreffen und gemeinsame Bekannte angesprochen hat. Das würde erklären, warum sie den Täter für vertrauenswürdig hielt, ohne ihn genauer zu kennen.
2. Die Wahl von Chris als Gesprächspartner deutet für mich auf eine (oberflächliche) Kenntnis ihrer Lebensverhältnisse hin (wobei ich eher glaube, dass der Täter von Chris nur als Mitbewohner und nicht als Exfreund wusste.)
3. Wesentlicher sind für mich jedoch die Telefonate: Den Medien war nicht zu entnehmen, dass die Polizei aufgrund der ersten Anrufe nicht von einem Verbrechen ausging und auch keine Veranlassung sah, diese Gespräche aufzuzeichnen und zu analysieren (was nach meiner Überzeugung zu einer völlig anderen Einschätzung bei der Paderborner Kripo geführt hätte). Ohne entsprechende Informationen hätte er eine Fahndung (einschließlich Ortungsversuche) befürchten müssen.
Die Anrufe kamen alle aus Industriegebieten: Hövelhof-Dreihausen (Sennelager), Auf dem Dören (mehrfach), Mönkeloh. Auffällig ist, dass diese Orte über eine sehr gute Anbindung an die B64 verfügen.
Die Telefonate fanden statt am Donnerstag (22.6), Freitag (23.6.), Samstag (24.6), Sonntag (25.6) und Dienstag (27.6).
Hätte die Polizei größere Zweifel an einem freiwilligen Verschwinden FLs gehabt, hätte sie spätestens am Sonntag das Gespräch aufzeichnen lassen können. Am Dienstag spätestens hätten ihr aller Wahrscheinlichkeit nach alle relevanten Daten vorliegen können: die durch eine Funkzellenauswertung ermittelten Standorte der früheren Anrufe.
Sie hätte dann (spätestens) am Dienstag beispielsweise in den Gewerbegebieten mit guter Anbindung an die B64 Ortungswagen und Polizei positionieren können, und wenn die personellen und technischen Kapazitäten dafür gefehlt hätten, hätte man immerhin die entscheidenden Zufahrtspunkte mit Kameras überwachen können.
Der Täter hätte dann sehr schnell ermittelt werden können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Täter, der offenbar sehr überlegt handelte, sich einer
derartigen Gefahr ausgesetzt hätte.