@EdgarHEdgarH schrieb:Man muss nicht nachts um 1 Uhr sagen dass man später (z.B. 3 Uhr kommt), wenn der wartende Mitbewohner ohnehin am nächsten Morgen festellen müsste, dass diese Info aus der SMS offensichtlich nicht zutrifft.
EdgarH schrieb:Ergo. die SMS, die vermutet freiwillig war, hätte dem Täter keinen nennenswert sinnvollen Zeitaufschub gebracht
Nach meiner Überzeugung ging es dem Täter eben nicht allein um einen Zeitgewinn. Wenn FL bereits in Paderborn entführt und die 1. SMS aus der Nieheimer Gegend von dem Täter versandt worden wäre, hätte sie nach meiner Einschätzung unabhängig von einem möglichen Zeitgewinn doch noch eine andere und wichtigere Funktion gehabt.
Die Ermittler gingen aufgrund dieser SMS davon aus, dass FL freiwillig in die Nieheimer Gegend gefahren sei und erst danach "etwas aus dem Ruder" lief.
Für einen Täter, der FL bereits in Paderborn entführt hätte, wäre diese Täuschung über den Zeitpunkt und vor allem den Ort der Entführung doch äußerst vorteilhaft gewesen. Wenn er FL bereits auf ihrem Nachhauseweg entführt hätte (beispielsweise mit dem Angebot, sie nach Hause zu fahren), hätte er in der Nähe des Pubs auf sie warten müssen. Denkbar ist auch, dass die Entführung erst an einem späteren Punkt dieses Weg stattgefunden hat.
Aber warten musste der Täter bei einem solchen Szenario in jedem Fall. Und die Wahrscheinlichkeit, von jemandem während dieser Wartezeit wahrgenommen worden zu sein, war hoch. Jemand, der in einem Auto sitzt oder eine Straße auf- und abschlendert, ist eine völlig alltägliche Erscheinung - aber nicht, wenn zu dieser Zeit dort eine Person entführt wurde. Daran kann man sich nach 3 Tagen vielleicht noch erinnern, nach 3 Monaten ist das nur noch sehr unwahrscheinlich.
EdgarH schrieb:dass diese SMS beruhigend wirkt und keine Suche auslöst. Das muss dann ja zumindest das Ziel gewesen sein. Das wiederum steht dann aber im Widerspruch, wenn er eigentlich genau das Gegenteil erreichen will und eine Suche und ggf. eine Ortung des Versendeortes erreichen wollte
Dem Täter muss doch vollkommen klar gewesen sein, dass er die Suche nach FL vielleicht verzögern, aber auf gar keinen Fall verhindern konnte. Wichtig für ihn muss die "Spurenlage" bei Beginn dieser Suche gewesen sein. Ab dann wurde es für ihn gefährlich, und er kann bei der Entführung nicht unsichtbar gewesen sein. Die größtmögliche Sicherheit bot ihm doch ein "Entführungs"ort, an dem es keine Spuren von FL und ihm gab.
Wenn FL also in Paderborn entführt worden wäre, wäre die 1. SMS aus der Nieheimer Gegend nicht im geringsten sinnlos gewesen, sondern das genaue Gegenteil.
Wenn der Täter in dieser SMS geschrieben hätte, sie übernachte bei einer Freundin, hätte das doch nur einen unbedeutenden Aufschub gebracht. Sobald sich die Angehörigen und Freunde von FL sich Sorgen gemacht hätten, wäre das schnell als falsch entlarvt und die 1. SMS als vollkommen unglaubwürdig eingestuft worden. Und damit wäre der Nachhauseweg von FL in den Fokus der Ermittlungen gerückt worden.
EdgarH schrieb:ob FL das geplant und sich "geheim" mit jemandem verabredet hatte
Von den damaligen Ermittlern wurden alle überprüft, zu denen FL Telefon-, Email- und SMS-Kontakt hatte.
Doverex schrieb:Glaube schon, dass die Gedanken der OFA damals vor 12 Jahren zwar sehr logisch und plausibel waren, doch nachdem dort so viel in der Gegend ermittelt wurde und eben nicht der kleinste Hinweis gefunden wurde, liegt der Schluß und die Wahrscheinlichkeit sehr nahe (mMn.), dass die OFA-Ansicht, die Telefonate dienten etwa zur Ablenkung von Nieheim, einfach wohl so nicht stimmte.
Dem stimme ich völlig zu. Die Ermittlungen der Bielefelder Kripo waren sehr gründlich, und wenn sie auch leider erfolglos blieben, für eine neue Untersuchung durch das LKA in Düsseldorf sind sie sicher äußerst wertvoll.
@DoverexDoverex schrieb:Aber ich denke, die Cold-Case wird es heraus finden, denn die Zeit verwischt nicht nur Spuren, sondern erschließt auch neue.
Ich bin ebenso zuversichtlich wie Du - und zwar aus den Gründen, die Du genannt hast. Weiterentwickelte Untersuchungsmethoden und eventuell ein neuer Ermittlungsansatz (gerade unter Berücksichtigung der bisherigen Ermittlungsergebnisse): Der Täter hat sicher Spuren hinterlassen, und vermutlich hat die Kripo ohnehin mehr Anhaltspunkte zum Täter als bisher veröffentlicht wurde (s. Herrn Östermanns Aussage, er sei sich sicher, den Täter überführen zu können.)