Kangaroo schrieb:Ich bin mir Sicher dass es taktisches Geschick war (was keinesfalls anerkennend oder lobend klingen soll).
Ich bin auch überzeugt, dass der Täter sehr überlegt und taktisch vorgegangen ist (allerdings auch, dass er Glück hatte, denn es hätte unerwartete Ereignisse, Zufälle geben können, bei denen ihm die beste Strategie nichts genutzt hätte.)
Kangaroo schrieb:Der Täter ist einfach ein verdammtes Phantom
Ich glaube, dass es Spuren gibt, die man bisher noch nicht (vielleicht auch nicht ausreichend) beachtet hat. Solche Spuren präsentieren sich ja nicht von selbst der Kripo, sie müssen mühsam gefunden werden. Entscheidend dabei ist der Ermittlungsansatz.
Herr Östermann sagt im Stern-Crime-Interview: "Kurz nach der Beerdigung, als wir merkten, dass unsere Ermittlungen ins Leere liefen, haben wir die Operative Fallanalyse des Landeskriminalamtes hinzugezogen. Die Kollegen waren sich sicher, dass noch in der ersten Nacht, kurz nach der SMS, etwas passiert war, das die Stimmung umschlagen ließ. Und sie legten sich fest, dass Nieheim der Festhalteort war."
Frau Liebs, die diese Festlegung mehrfach kritisiert hat, wendet dagegen auch in einem Interview mit Radio Hochstift (
https://www.clip.fail/video/NEqWHNSncx0) ein, der Festhalteort könne auch ein anderer gewesen sein (etwa bei 1:23 Min.) und verweist auf den Sendebereich, der sich sogar auf die Gegend zwischen Bad Driburg und Altenbeken erstreckte.
Dieser Äußerung entnehme ich, dass diese Gegend in der Phase der intensiven Ermittlungen 2006/07 keine Rolle spielte.
Die Bielefelder Kripo hatte sich an Fallanalytiker aus Düsseldorf gewandt und dann deren Einschätzung zur Grundlage ihrer Ermittlungen gemacht.
Nun ist die Arbeit der Fallanalytiker aber begreiflicherweise sehr fehleranfällig. Sie müssen aus wenigen Tatsachen Vermutungen ableiten und sich dann für die Vermutung entscheiden, die sie für die wahrscheinlichste halten. Im Fall FL gab es nicht einmal einen Tatort, der sich analysieren ließ.
Soweit ich weiß, ist es nach statistischen Auswertungen wahrscheinlich, dass bei solchen d.h. ähnlichen Verbrechen der Täter aus dem engeren Umfeld stammt. Vielleicht spielte auch für die Fallanalytiker die Statistik eine Rolle.
Es ist durchaus nachvollziehbar, dass sie annahmen, FL habe PB freiwillig verlassen und erst nach dem Absenden der SMS sei "etwas aus dem Ruder gelaufen". Das ließ den Schluss zu, dass der Täter jemand sein müsse, zu dem FL einen etwas engeren Kontakt hatte, da es nicht FLs Art entsprochen hätte, mit einem Wildfremden Paderborn zu verlassen, schon gar nichts angesichts der Umstände.
Die Bielefelder Kripo hat also gemäß dieser Prämisse alle überprüft, zu denen FL Telefon-, Email- und SMS-Kontakt hatte. Außerdem wurden auch Chat-Bekanntschaften einbezogen.
Herr Östermann im Stern-Crime-Interview: "Wir haben jetzt 900 Leute überprüft. Es gab etwa 40 Durchsuchungen."
Die mit großem Aufwand und sicher auch mit großer Sorgfalt durchgeführten Ermittlungen blieben erfolglos.
Das legt meiner Ansicht die Vermutung nahe, dass die Fallanalytiker sich damals geirrt haben. Weder ihnen noch der Kripo Bielefeld wäre daraus ein Vorwurf zu machen. Sie mussten sich für eine Richtung entscheiden, um systematisch arbeiten zu können. Ihre Hypothese besaß damals einen hohen Grad an Wahrscheinlichkeit, aber Realität ist manchmal die unwahrscheinliche Variante.
Soweit ich weiß, waren damals weder FLs Nachhauseweg noch die Gegend um Bad Driburg und Altenbeken Gegenstand
intensiver Ermittlungen. (Wenn jemand zuverlässig etwas anderes weiß, wäre ich für eine Korrektur sehr dankbar.) Geht man nicht von einem Täter aus, der zu FLs engerem Kreis gehörte, sondern ihr nur flüchtig (oder eventuell gar nicht) bekannt war, ergeben sich neue Ermittlungsansätze, die vielleicht zum Erfolg führen könnten.