Neuer Versuch im Mordfall Tristan
Im Fall des vor 15 Jahren grausam ermordeten Schülers Tristan Brübach geht die Frankfurter Polizei von einem neuen Täterprofil aus. Der Stand der Ermittlungserkenntnisse wird am Sonntag bei RTL in der Sendung „Spiegel TV“ ausgestrahlt.FRANKFURT. –
Wohl kaum ein anderer Fall in der Nachkriegsgeschichte hat die Frankfurter Ermittler so beschäftigt wie der grausame Mord an Tristan Brübach. Der 13-Jährige war im März 1998 in einer Unterführung nahe des Höchster Bahnhofs erstochen und verstümmelt worden. Mehr als 15 Jahre und 20.000 Hinweise später unternehmen die Ermittler einen erneuten Versuch, dem Täter auf die Spur zu kommen.
Gemeinsam mit einem sogenannten Profiler wurde ein 20-minütiger Dokumentarfilm gedreht, in dem alle bisherigen Ermittlungserkenntnisse zusammengefasst wurden. Der Film wird am Sonntag bei RTL in der Sendung „Spiegel TV“ (22.50 Uhr) ausgestrahlt. In einem weiteren Beitrag soll es zusätzliche Hintergrundinformationen geben. Einge der aus Sicht der Ermittler wichtigen Zeugen haben für den Film ihre Aussagen vor laufender Kamera wiederholt.
Die Ermittler erhoffen sich von den gebündelt und anschaulich aufbereiteten Informationen neue Hinweise aus der Bevölkerung. Es ist gut fünf Jahre nach der Austrahlung des Falls bei Aktenzeichen xx...ungelöst der zweite Versuch, via Fernseher weitere Zeugen zu finden.
Rückschläge und falsche Fährten gab es in dem Fall schon reichlich. Der Tatverdächtige war wahlweise ein französischer Fremdenlegionär, ein entflohener Psychopath oder auch jemand aus Tschechien, weil sich im Rucksack des ermordeten Schülers eine Deutschland-Karte in tschechischer Sprache fand. Im September 2009 sahen die Ermittler sich endlich am Ziel, als in Stuttgart ein Mann gefasst wurde, der den Mord an einem kleinen Jungen im Kreis Böblingen gestand und dem Phantombild eines Täters mit Pferdeschwanz entsprach. Doch sein Fingerabdruck passte nicht zu jenem, den die Ermittler auf dem Schulheft von Tristan gefunden hatten.
Profiler um Mithilfe gebeten
Seit rund zwei Jahren befassen sich Experten des Hessischen Landeskriminalamts (LKA) mit dem Fall. In der Abteilung Operative Fallanalyse wurde erneut, ein Täterprofil erstellt. Die Analytiker untersuchen dabei, ohne den Tatort oder Zeugen zu kennen, nüchtern Fakten. „So ein Neutralitätsaspekt gibt einem noch mal einen anderen Blick auf den Fall“, erläutert LKA-Sprecher Udo Bühler.
Die Beamten baten schließlich den renommierten Münchner Profiler Alexander Horn um Mithilfe. Der 40-Jährige hatte bereits beim Mordfall Dennis und bei der Anschlagserie der NSU Hinweise geliefert. Jetzt wird ein männlicher Einzeltäter gesucht, der 1998 zwischen 25 und 35 Jahren alt war, verstärkt Kontakt zu Kindern sucht, sozial zurückgezogen lebt und zum Tatzeitpunkt einen Bezug zu Höchst oder Hofheim gehabt haben muss. Der Bezug zu Hofheim wird vermutet, weil Kinder des dortigen Vinzenzheims seinerzeit von einem Mann angesprochen wurden, auf den das Phantombild passt.
Die Ermittler sind nicht die einzigen, die der grausame Mord noch immer beschäftigt. Ein Privatmann aus dem Rhein-Main-Gebiet hat die Belohnung zur Ergreifung des Täters um 80.000 auf nunmehr 100.000 Euro aufgestockt. Vielleicht lohnt es sich, am Sonntagabend den Fernseher einzuschalten.
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