mal wieder ein paar gedanken von meiner (imaginären) pinwand zur diskussion der letzten wochen:
- papillon:
ich finde die betonung, dass am fraglichen abend ausschließlich "eine handvoll" "stammgäste" dort verkehrten insofern bemerkenswert, als dass in diesem falle ein stärkerer zusammenhalt und resultierend eine größere möglichkeit für "verschwiegenheit", also die vermeidung des "heraussickerns" evtl. belastender informationen aus einem kontrollierbaren, überschaubaren und damit letztlich gefahrloseren personellen umkreis anzunehmen ist, als wenn dort "fremde", wmgl. gar "ortsfremde" zugegen gewesen wären, deren schweigen man nicht hätte kontrollieren können. es war also von vornherein eher ein "eingeschworener kreis" aufgrund bekanntheit und gegenseitigen (gesellschaftlichen) abhängigkeiten.
erfahrene ermittler werden i.ü. ja eher hellhörig, wenn die aussagen zu deckungsgleich sind...
und der anteil derer, die "nichts mitbekommen" haben (wollen), ist auch nicht bekannt...
interessant wäre dazu auch, inwiefern in den aussagen dieser zeugen auffälligkeiten in stolls verhalten überhaupt erwähnung finden.
inwiefern die situation im papillon für das weitere geschehen eine rolle spielt, ist dabei sogar zweitrangig. dennoch ist hier ein wichtiger ankerpunkt für die rekonstruktion des gesamten abends und eben auch für die außenwirkung stolls.
- anonymität der "retter":
wenn die retter solchen wert auf anonymität legen wollten, dass sie weder einen notruf, der völlig anonym über eine notrufsäule (im falle autobahn), bzw. jede der damals noch zahlreich selbst auf jedem kleinen dorf vorhandenen telefonzellen (z.t. noch mit "notrufhebel", sodass nicht einmal 110/112 gewählt werden musste) hätte erfolgen können, von wo man sich völlig anonym hätte direkt nach anruf wieder entfernen können - man bedenke, dass sogar zwei fahrzeuge zur verfügung standen und somit auch jemand hätte beim verletzten bleiben können, während jemand anderes hilfe organisiert, dann nimmt es mich doch wunder, warum man lieber eine belebte raststätte oder ein krankenhaus angesteuert haben soll, wo die wahrscheinlichkeit, am anonymen verschwinden gehindert zu werden, bzw. es nachher auch augenzeugen (bzw. sogar kameras) geben wird, die einen beschreiben könnten, weitaus höher ist. und den verletzten in seinem wagen irgendwo auf den parkplatz zu stellen und anschließend sich vom eigenen fahrzeug einsammeln lassen, in der hoffnung, dass stoll schon noch rechtzeitig gefunden wird, ist eben gerade keine hilfe, sondern vielmehr verhinderung derselben. da hätte man ihn auch an ort und stelle liegen lassen können.
- fehlende sofortmaßnahme:
überhaupt erscheint der transport des völlig unbekleideten verletzten im dessen eigenem fahrzeug selbst im falle eines rettungsversuchs völlig abwegig, fast "psychotisch". stoll dürfte beim verbringen auf den beifahrersitz aufgrund des verletzungsmusters massive schmerzen erlitten haben und daher sicher geschrien und sich evtl. sogar gewehrt haben (rettungskräfte dürften das kennen...) spätestens da würde aber der unerfahrene laie derartige aktionen doch abbrechen, wenn er augenscheinlich mehr schaden anrichtet, als hilft... und kaum jemand würde, alleine schon aus eigenem schamempfinden, den verletzten komplett nackt durch die gegend kutschieren. zumindest die schamgegend würde man doch bedecken, bzw. bei den temperaturen das frierende unfallopfer versuchen warmzuhalten.
- rettungsstelle rasthof:
an den raststätten war - bis auf ganz wenige ausnahmen in hochverkehrszeiten an zentralen knotenpunkten, wo ansonsten die getzl. rettungszeit nicht einzuhalten gewesen wäre - kein RTW oder gar NA stationiert. wenn man glück hatte, verfügte das personal über eine betriebssanitäter-ausbildung (v.a. im küchenbereich), was aber gerade in der nachtschicht noch unwahrscheinlicher ist. und mehr als ein etwas erweiterter verbandskasten war damals auch an raststätten nicht zu finden. sprich, am ende hatte es dort auch nur die aushilfe mit max. LRS-ausbildung wie bei jedem autofahrer und mit dem gleichen material wie in jedem autoverbandskasten.
überhaupt macht das verbringen auf eine raststätte hauptsächlich sinn, wenn man bereits auf der autobahn war. ansonsten wäre wohl jedes krankenhaus, jede feuerwache, jede arztpraxis, wo man den verletzten vor der tür abkippen und sturm klingeln kann, bevor man verschwindet, naheliegender gewesen.
- versehentliches überrollen im dunkeln:
wenn stoll direkt hinter seinem fahrzeug gelegen hätte, dann müsste man sich mal fragen, wie dicht denn die überroller an jenem fahrzeug vorbei"gerollt" sind, dass sie ihn so am arm erwischt haben. angenommene körpergröße 1,70m, abzüglich unverletztem kopf also 1,30m - 1,50m, aber auch nur, wenn er mit dem kopf zur fahrbahn lag.
und mitten auf der fahrspur, wäre helle haut auf dunklem asphalt selbst mit ner kutscherlampe rechtzeitig sichtbar, um noch vorher anhalten zu können. oder hatten sie bei einrollen auf den parkplatz aus irgendeinem grund ihr licht komplett ausgeschaltet?
dann dürfte man sich aber auch mal mit der vereinbarkeit des verletzungsmusters mit einer instinktiven eingenommenen schutzhaltung, die selbst ein "psychotischer" suizident nicht unterdrücken kann, auseinandersetzen...
abschließend ein paar kürzere gedankenfetzen:
- weshalb der transport in stolls eigenem golf, wenn es um hilfeleistung ging? zu dumm/zugedröhnt/geschockt, auch nur grundlegende lebensrettende sofortmaßnahmen einzuleiten, aber klar genug, auf anonymität und ein sauberes eigenes auto wert zu legen?!?
- lag tatsächlich tötungsabsicht vor? wenn das opfer soweit eingeschüchtert ist, dass es selbst der eigenen ehefrau, der eigenen familie gegenüber keine konkreten angaben über die bedrohung macht, ja sogar deren unverständnis für die eigene situation (evtl. eigenes schuldhaftes verhalten?) vorhersieht, dann liegt aus meiner sicht eine "körperliche bestrafung"/folter/"züchtigung" näher, als eine bewusste tötungshandlung. jemand, der zuvor schon geschwiegen hat, wird auch mit gebrochenem arm noch schweigen (s. unzählige eheliche mißbrauchsfälle / kindesmißhandlungen).
- keine O.K., kein geheimdienst, keine verschwörung... dafür zu wenig professionalität.
eher heimisches oder erweitertes familiäres umfeld (racheakt? nebenbuhler? "im weg stehen"?). evtl. auch eher unerfahrene, selbstüberschätzende kleinkriminalität. im engeren rahmen denken...
- die formulierung "nicht-freunde" des zugegeben sterbenden, und damit nicht mehr klaren, stoll fällt mir auf. nicht "fremde", nicht "andere", sondern konkret "nicht-freunde" als abgrenzung zu "freunde". somit eher bekannte außerhalb des freundschaftsstatus, aber eben nicht un-bekannte. deutet für mich darauf hin, dass er wusste, wer, aber diese nicht zu seinen freunden zählte. auch nicht "retter", "helfer", etc. also eher deutlich negative wahrnehmung dieser personen.
so, genug gebrainstormed... und jetzt darf
@Nightrider64 alles wieder zerreißen und verächtlich machen... viel spaß dabei!