trailhamster schrieb:Die angegebenen diffusen Ängste und die Unruhe Wochen vor dem Geschehen deuten durchaus auf eine sich entwickelnde paranoide Psychose hin. Außerdem wurde nur angegeben, er sei wegen einer psychischen Erkrankung nicht in ärztlicher Behandlung gewesen, was leider das Vorliegen einer solchen nicht ausschließt.
Sagen wir so: Ausschließen lässt sich -Informationsstand heute- nichts. Wahrscheinlich erscheint es mir allerdings auch nicht. Aus folgenden drei Gründen: Eine paranoide Schizophrenie/Psychose u.ä. sind zweifelsohne schwere psychische Erkrankungen, die zumeist mit einer Vorgeschichte einhergehen. Das sich GS im Vorfeld des fraglichen Tages zunehmend bedroht fühlte und unruhig war, kann zwar grundsätzlich als Alarmsignal für eine sich anbahnende psychische Störung gedeutet werden, genausogut kann sich aber auch eine reale, bedrohliche Lage zugespitzt haben. Wenn z.B. ein gestelltes Ultimatum abläuft, die verlangte "Leistung" jedoch nicht erbracht werden kann, ist zunehmende Nervosität und Angst keinesfalles ungewöhnlich, sondern -im Gegenteil- sogar berechtigt.
Zweitens halte ich fest, dass keine der bekannten Zeugenaussagen aus der besagten Nacht des Geschehens auf ein akut paranoides/psychotisches Verhalten hinweist. Er war im Papillon nicht psychisch auffällig, da man eine kurze Synkope nicht als Syptom einer psychischen Ausnahmesituation schweren Ausmaßes werten kann. Bei Fr. Hellfritz ersuchte er um Hilfe, war jedoch auch nicht paranoid/psychotisch. Die letzten Zeugen (LKW-Fahrer) trafen auf eine schwer verletzte Person mit entsprechendem Verhalten, sonst nichts ungewöhnliches.
Drittens haben Patienten i.d.R. auch eine in Episoden verlaufende Erkrankung. Oftmals beginnend mit in der Schwere ansteigend verlaufenden, depressiven Phasen mit Suizidgedanken, bis schließlich hin zu Wahnvorstellungen, Insomnie usw. Diese Patienten begeben sich in der Frühphase (nach ersten Episoden) oft in Behandlung, lassen sich entspr. Medikamente verschreiben und suchen Abhilfe. GS scheint weder nach Hilfe ersucht, noch entsprechende Medikamente eingenommen zu haben. Das er quasi von jetzt auf gleich nach ggf. leichter depression (schlechter Stimmung) direkt eine akute Paranoidität/Psychose entwickelt, die mehrere Stunden anhält und in einem spontanen und unkontrollierten Suizidversuch endet, erscheint mir unwahrscheinlich. Um es ganz deutlich zu sagen: Es mag Ausnahmen geben. Das möchte ich nicht in Abrede stellen. Aber im Hinblick auf die Gesamtsituation und Zeugenaussagen erhärtet sich da für mich kein hinreichender Verdacht.
Ich persönlich gehe daher ganz und garnicht nicht so klar und zwingend von einer akuten, schweren psychischen Störung aus. Im Gegenteil. Eine psychische Ausnahmesituation war sicher gegeben, aber ein Kontrollverlust inkl. unkontrolliertem, spontanem Suizidversuch zweifle ich aus besagten Gründen an.
trailhamster schrieb:Aber auch nur bei Schusswaffen, wenn die Geschoßhülse gefunden wird. Reifenprofile können durchaus individualisierbare Merkmale aufweisen, allerdings weiß ich nicht sicher, ob das auch für Abrollprofile auf dem Körper gilt.
Das Reifenprofil an sich lässt eigentlich nur Rückschlüsse auf den Hersteller, Typ und Dimension zu. Das war es dann auch schon. Wenn es sich um einen Reifen handelt, der bei typischen Massenfahrzeugen (z.B. VW Golf) zugelassen ist und entspr. massenhaft eingesetzt wird, wird die Suche nach dem Verursacherfahrzeug zur der nach der Nadel im Heuhaufen. Es kann natürlich sein, dass z.B. durch Beschädigung/charakteristischer Abnutzung ein Alleinstellungsmerkmal im Profil entsteht. In dem Fall könnte man dann einen ermittelten Reifen mit dem Abdruck vergleichen. Dafür müßte man aber eben eine solch einmalige Charakteristik am Abdruck feststellen können. Ich wage die Prognose, dass dieser Umstand wohl eher nicht gegeben war, da sich der Abdruck -wenn- auf dem Körper befand. Da wäre dann schon sehr viel Glück im Spiel.
trailhamster schrieb:(...) Sie sagte sogar, er habe einen verwirrten Eindruck gemacht.
Wo sagt sie, dass Stoll einen verwirrten Eindruck auf sie gemacht hätte ? Aus welcher Quelle entnimst Du das jetzt ?
trailhamster schrieb:Ich kann mir auch vorstellen, dass frühere Hinweise auf das Vorliegen einer schweren psychischen Erkrankung vom sozialen Umfeld des Opfers aus Tabuitätsgründen so nicht berichtet wurden. Psychische Erkrankung gilt selbst heutzutage noch allzu oft als Stigma.
Sollte sich Stoll an Ärzte gewandt haben, wäre das nachprüfbar. Ebenso verhält es sich mit verschreibungspflichtigen Medikamenten. Die Ermittler werden -allein wegen der kuriosen Sachlage- sicher die Ehefrau danach gefragt und Nachforschungen z.B. beim Hausarzt etc. angestellt haben. Alles Andere wäre mir unverständlich.