@mattschwarz Ich würde die "Motorhauben-Diagnose" als zu diffus und unzuverlässig empfinden, um sie zu einem Standard zu machen. Heutzutage kann ich in einem anständig ausgerüsteten RTW sofort die Körpertemperatur eines Verletzten messen, dann weiss ich woran ich bin und kann die Frage "unterkühlt oder nicht" beantworten, egal wie lange der Verletzte nun schon dagelegen hat.
Eine Motorhaube kann nach sehr kurzer Fahrt nie richtig warm geworden sein und könnte also ein komplett falsches Bild bieten, ebenso ein Fahrzeug, das überhitzt gefahren wurde und so weiter.
Die Temperatur des Motors könnte also eher für Ermittler als für Sanitäter ein Indiz sein, aber ein recht vages und in der Regel eben keines, das für lediglich eine Unfallsachbearbeitung notwendig sein dürfte. Und davon sind eben die zuerst eintreffenden Helfer ausgegangen.
Im Nachhinein, bei der Zeugenvernehmung dürfte sich dann eben ein Zeuge daran erinnert haben, ich vermute mal einen der Berufskraftfahrer, die eben durch ihren Beruf mehr auf so etwas achten und die Aussage gemacht haben.
Für die Ermittler, die nun auf grund der Umstände, nicht mehr von einem einfachen Unfall, sondern einem Verbrechen ausgingen, ein interessantes Indiz, das aber, wie gesagt, nicht unbedingt viel Erkenntnis bringt. Denn die Antwort auf die Frage: "Warum war die Motorhaube kalt?" ist eben problematisch:
1. geht es hier um ein individuelles Empfinden des Zeugen. Was genau dieser unter "kalt" oder "warm" oder "heiss" versteht muss erst einmal definiert werden.
2. Und dann kann es verschiedene Antworten geben: der verunfallte Wagen stand bereits längere Zeit an der Unfallstelle, oder der verunfallte Wagen war vor dem Unfall nur sehr kurze Zeit unterwegs und so weiter. Allein die möglichen Kombinationen beider Werte bringt nicht sehr viel Erkenntnisgewinn: die Motortemperatur weist auf die Kombination "vorherige Fahrtdauer x und Standzeit nach dem Unfall y hin. Je grösser x und damit je heisser der Motor war, desto grösser muss y sein um ihn wieder abzukühlen. Aber ohne Anhaltspunkt auf entweder x oder y wird es schwer, etwas mit der Information des Zeugen anzufangen.
Unterm Strich: In dieser Hinsicht, wenn ich das jetzt mal in Beziehung setze, und davon ausgehe, dass der "Unfall" eben doch recht schnell bemerkt wurde, würde eine niedrige Temperatur des Motors auf eine kurze Fahrstrecke nach längerem Stillstand des Fahrzeugs weisen, ergo auf einen Tatort in näherer Umgebung des "Unfallorts."
Da wir aber nicht wissen, ob der "Unfall" wirklich schnell bemerkt wurde, ist der Schluss nur mit Vorsicht zu ziehen.
Mehr ist hier wohl nicht aus dieser Zeugenbeobachtung zu machen.