Slaterator schrieb:die psychische Verfassungs Stolls an diesem fraglichen Abend.
Was mir ebenfalls auf den Herzen liegt, ist die Situationseinschätzung der Frau H.
Sie hat nämlich etwas gemacht, was mir richtig erscheint und ein Bild auf die vorausgegangene Situation wirft.
Gehen wir mal weg von Fachbegriffen und Diagnosen, zu denen ich nichts sagen kann und wenden wir uns der Tatsache zu, dass es Herrn S. schon länger ungut ging.
Nehmen wir an, dass Frau H. nicht zum ersten mal sein Anlaufpunkt war - wir wissen ja von ihrem kirchlichen Engagement.
Er klingelt und sie reagiert - wie hier schon Seiten zuvor beschrieben, fast unwirsch.
Einige reagierten verwundert, dass eine doch so "fromme" und "christliche" (also nach christlichen Werten der Nächstenliebe handelnde) Frau einen in Not befindlichen Mann quasi von der Türschwelle jagte.
Für mich (selber langjährig christlich engagiert) macht das durchaus Sinn, spricht für Frau H. und beleuchtet die Situation.
Dann nämlich, wenn sie Herrn S. Probleme durch vorhergegangene Gespräche kannte und in Grundzügen einschätzen konnte.
Sprich: Sie wusste, dass er ab und an in solchen - wie würde man richtig sagen? Stimmungen? war. Dass er eine Tasse Tee, Beistand, Zureden oder ähnliches brauchte um sich etwas zu beruhigen, etwas, dass sie eben, da sie weder Ärztin noch Therapeutin war, geben konnte.
Als es in dieser Nacht klingelte und Herr S. das Gespräch suchte, grenzte sie sich ab, was in der Seelsorge durchaus gesund ist - für den Seelsorger und den Klienten. Es tut keinem gut, quasi immer zu "rennen", wenn ihr versteht, was ich meine.
Sie verweist ihn an seine Eltern, von denen sie annimmt, dass sie ihn ebenso mit einfachen Mitteln auffangen könnten wie sie selbst und weigert sich, ihre Nachtruhe für vielleicht immer gleiche Beschwichtigungen aufzugeben.
Lange Rede kurzer Sinn:
Aus dem Handeln von Frau H. schließe ich, dass (unter der Bedingung dass sie nicht einfach ein herzloser Mensch ist, was ich eben NICHT glaube), die Probleme bzw. der Redebedarf schon länger bestanden und sie keine direkte Gefahr im Verzug glaubte.
Und das wiederum würde auch durchaus die Psychosen-Theorie stützen, bzw ihr zumindest nicht widersprechen. Denn dann war er bereits im Vorfeld als "merkwürdig" aufgefallen, jedoch nicht von heute auf morgen als quasi "nicht zurechnungsfähig". Ich hoffe, man versteht mich.