InMemoriam schrieb:Dankeschön @Wozzeck ! Das klingt für mich dann doch eher nach theoretischen Erklärungsversuchen ohne konkreten Hintergrund. Möglich, aber nicht unbedingt wahrscheinlich.
Gerne
:).
Das sehe ich genauso. Wenn man sich die "Indizienkette" ansieht, die zur (Vor-)Verurteilung (?) der Ramseys geführt hat, dann bleibt an handfesten Indizien im Grunde immer immer nur die Ramsonnote/der Erpresserbrief übrig. Ich kann verstehen, dass das so ist - also das das Schreiben dazu geführt hat, dass man sich sicher war, dass die Ramseys es (als Cover up) selbst verfasst haben müssen und daher auch die Tat an sich begangen haben. Aber, wenn man ihnen in diesem Punkt glauben schenkt und das Unwahrscheinliche annimmt, nämlich dass - wie oben geschildert - ein außenstehender Täter, der die Nerven dazu hatte, eben doch lange genug im Haus war, um sich die Utensilien zu besorgen und die RN vor Ort zu verfassen - dann löst sich der ganze Verdacht gegen die Ramseys in Luft auf. Wenn jemand anderes das Epresserschreiben verfasst hat, dann sind die Ramseys mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unschuldig.
Dabei sollte man berücksichtigen, dass - obgleich das meistens anders dargestellt wird - die Hadschriftenexperten, die von den Ermittlungsbehörden beauftragt wurden, Patsy eben nicht als die Verfasserin der RN identifizierten. Im Gegenteil - sie wurde sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit von diesem Verdacht befreit. Ich denke, das die anders lautenden Darstellungen häufig einfach daher rühren, dass andere Schriftprobengeber von den Experten vollständig ausgeschlossen wurden (z.B. JR), während man sich bei Patsy darauf einigte, dass sie nicht definitiv ausgeschlossen werden kann (sie ist meines Wissens allerdings beei weitem nicht die einzige, die nicht vollständig ausgeschlossen werden konnte). Hier gilt es, für den Restzweifel, aber auch noch einmal daran zu erinnern, dass Handschriftenanalyse im allgemeinen (anders als naturwissenschaftliche Verfahren) nicht als sog. "strenge Wissenschaft" bezeichnet wird.
Interessant ist bei diesem Szenario, dass die Ramseys an betreffendem Tag tatsächlich viele Stunden nicht zu Hause waren und als sie schließlich gegen 22:00 Uhr zurückkehrten zügig die Kinder zu Bett brachten und sich daraufhin bald selbst schlafen legten. Eine Täter könnte sich also, bereits viele Stunden vor der Tat, im Haus aufgehalten, sich für die Zeit der Heimkehr im Keller verborgen und als es wieder ruhig wurde, die Taten begangen haben. Die Erfahrung zeigt, dass es durchaus Täter gibt, die solche oder ähnliche Risiken aufsichnehmen.
Was bei diesem Szenario natürlich noch stört, ist das scheinbar irrationale Verhalten des Täters. Welche Taten waren beabsichtigt, gab es einen unvorhergesehenen Zwischenfall, wann und wieso hinterlegte er das Erpresserschreiben etc? Aber wenn man es fair betrachtet, muss man zugeben, dass auch die Szenarien, in denen die Ramseys die Tat(en) begangen haben sollen exakt daran kranken, diese scheinbar irrationalen Befunde nicht erklären zu können. Die unterschiedlichen Verletzungsmuster, Tatwaffen und -zeitpunkte sowie schließlich das Erpresserschreiben zu deuten, macht in beiden Szenarien dieselben Schwierigkeiten.