@tobak Schön, dass Du direkt antwortest. Ich muss allerdings sagen, meines Erachtens
argumentiert sowohl
tobak schrieb:Ein Schwimmbad hat erst mal auch nichts mit Pädophilie zu tun, lockt diese aber evtl. an.
als auch...
tobak schrieb:Könnte man auch als Zynismus auffassen
... mit der
Abwesenheit von etwas, das letztlich als Indiz oder sogar Beweis für etwas
Angenommenes betrachtet wird. Diese Argumentationsweise ist zwar nicht allzu unüblich, aber sie ist deshalb nicht weniger problematisch. Ich denke, die Schlussweise, zu sagen, Beauty Pageants sind zwar nicht sexuelle motiviert, könnten aber Pädophile anlocken, ist schon auf einem sehr hohen Abstraktionsniveau. Aber selbst wenn man diese Annahme gelten lässt, wie ginge der Schluss jetzt in Bezug auf den konkreten Fall weiter?
Nachdem man schon eingeräumt haben müsste, dass die Veranstaltungen
per se nichts mit dem Verbrechen zu tun haben und auch Pädophile
nur hypothetisch durch sie angezogen werden, müsste man die Konjunktive nun auf die ca. 15 Veranstaltungen erweitern, die JonBenét besucht hat: Hier
könnte sie einem pädophilen Gewaltverbrecher begegnet sein. An dieser Stelle angekommen ist man mindestens bei dem dritten 'Vielleicht', wobei jedes der so umrissenen Vielleichts vermutlich mit unterschiedlichen (und nicht festlegbaren) Warscheinlichkeiten betrachtet werden müsste.
Die Konjunktivkette ist an dieser Stelle aber noch nicht einmal zu Ende: Wir müssen noch von der konkreten Veranstaltung, auf der JonBenét und der Pädophile zusammentrafen, in das Schlafzimmer des kleinen Mädchen in der Mordnach gelangen. Nun müsste man folglich annehmen, dass dieser hypothetische Pädophile, der JonBenét auf dem nicht minder hypothetischen Beauty Pageant begegnet ist, ihre vollständige Wohnadresse einschließlich eines Grundrissplans des Hauses selbst in Erfahrung bringen konnte und sich schließlich derart Zugang zu dem Haus und dem Mädchen verschaffen konnte, um sie missbrauchen und im Keller töten zu können. An dieser Stelle könnte man die Kette der Konjunktive - die hier alles andere als vollständig zusammengefasst wurde - zunächst stoppen: Die Tat ist vollbracht und das Tatgeschehen konnte mit dem hypothetischen Pädophilen von den Pageants - zugegebenermaßen über eine Lange Schleppe von Vielleichts - in Verbindung gebracht werden. - Was ist nun gewonnen?
Stimmen die tatsächlichen Tatmuster mit dem herbei argumentierten Szenario nun überein, sosass sich das Unterfangen der vielen Wenns und Abers gelohnt haben würde? Mal schauen...
Zunächst einmal: Dem Täter würde es in diesem Szenario um exakt
dieses Mädchen gegangen sein. Er wäre dessen Spur gefolgt und hätte unglaublichen Aufwand und größte Risiken in Kauf genommen, um an JonBenét heranzukommen. Aber was tut er nun mit der Gelegenheit, auf die er so konzentriert hingearbeitet hat? Zunächst hält er seine sexuellen Motive noch in Schacht: Anstatt sich sexuell zu befriedigen, setzt er sich an John Schreibtisch und schreibt erst einmal eine Erpresserschreiben... und schreibt und schreibt! Während er so sitzt und frei formuliert, kommt ihm der Gedanke, er könnte das Schreiben verfassen, ganz so, als handele es sich um eine
terroristische Gruppe, die die Entfühurng vorgenommen hat, also lässt er sich ein bisschen was entsprechendes Einfallen. Schließlich setzt er als Epressungsbetrag die
Summe von John Weihnachtsbonus in das Schreiben ein, lässt sich
detaillierte Anweisung für die Beschaffung der Summe einfallen und fügt noch ein paar
perfide Bedrohungen dazu, damit er auch ernst genommen wird. Zuletzt unterzeichnet er das Schreiben und macht sich ans Werk:
Dies stellt allerdings gar nicht die Entführung der Kleinen dar,
sondern deren Missbrauch! Um sie gefügig zu machen schlägt er dem Kind, nachdem er es vielleicht in der Küche überrascht hat, zunächst einmal einen schweren Gegenstand über den Kopf und hat nun freie Bahn. Er schleppt sie aber nicht aus dem Haus, womit er zwei Fliegen mit einer Klappe hätte schlagen können - ungestörten Missbrauch, wenn er es es wünscht über Stunden, Tage, Wochen, Jahre (?) und evtl. sogar noch ein erkleckliches Sümmchen aus der Scheinentführung - sondern missbraucht das Kind gleich
vor Ort, im Keller, mit ein paar
vorgefundenen Utensilien. Ein Pinsel reicht ihm für die Penetration, viel mehr hatte er ohnehin nicht vor - die eigene Hose bleibt nach Spurenlage zu. Nun erwürgt er das Kind noch - da es ihm nicht reichte, dass sie vorher schon Hirntod war - und macht sich daraufhin auf - unerkannt - in das Dunkel der Nacht. Ende des Pädophilie-Szenarios, dass die Raseys so gerne und erfolgreich unter die Leute gebracht haben, dass es auch heute noch ernsthaft diskutiert wird
;).
In öffentlichen Debatten darf man natürlich immer in alle Richtungen argumentieren. Ich finde aber, es lohnt sich auch, gerade wo die meisten Vertreter dieser These sich nicht die entsprechende Zeit dafür nehmen, das ganze Szenario einmal durchzudeklinieren, um genauere Hinweise darauf zu erhalten, wie wahrscheinlich die Annahme eine pädophilen Gewaltverbrechers, der die Kleine auf einem Pageant kennengelernt hat, als Täter im Fall von JonBenét Ramsey wirklich ist.