Kaietan schrieb:Mutter und Tochter wären demnach im Bad gewesen. Tochter verunfallt im Bad, schlägt mit dem Kopf auf, erleidet einen Schädelbruch und ist sicherlich zunächst bewusstlos. Sie hat aber danach noch mindestens 45-120 Minuten gelebt! Warum um Himmels Willen hätte die Mutter nicht einen Notarzt verständigen sollen? Sie wird als so emotional eingestuft, dass sie am frühen Morgen den gefassten Plan, eine Entführung vorzutäuschen, durch den Anruf bei der Polizei über den Haufen wirft, aber sie lässt ihr noch lebendes, schwerverletztes Kind einfach liegen, ohne Hilfe zu holen? Am frühen Morgen, also Stunden nachdem ihr Kind gestorben ist, soll sie hochemotional/planlos reagiert haben, aber in der akuten Unfallsituation war sie so eiskalt, ihr Kind einfach krepieren zu lassen und keine Hilfe zu holen? Selbst wenn sie sich eine Schuld am Unfall gegeben hätte, kann ich mir das wirklich nicht vorstellen!
Das sehe ich genauso. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass eine Mutter nach einem derartigen Unfall - anstatt die Rettung zu informieren - entschieden hätte, ihre Tochter mit einem Pinsel zu missbrauchen und mit einer "Garrotte" zu strangulieren, um anschließend einen Erpresserbrief zu verfassen, der den Eindruck erwecken soll, das Kind sei entführt worden.
Ich denke, das Gesamtbild der Tat schließt einen Unfall in Folge von "bedwetting rage" - so überzeugend dieses Szenario in Teilen auch sein mag - weitestgehend aus.
frauZimt schrieb:Es ist in diesem Fall so, dass die Einzelteile nicht zusammenpassen.
Das stimmt; ein großer Teil der Verwirrung, die der Fall bietet, liegt wohl darin begründet, dass
die Tat sich in unterschiedliche Teile gliedern lässt. Daraus folgt, dass es sich genau genommen - ganz gleich in welchem Szenario - um
eine Tat mit mehrere Einzeltaten handelt. Überdies ist die Struktur des Verbrechens so komplex, dass es sogar in
mehr als zwei Einzeltaten zerlegt werden kann:
(- vorangegangener Missbrauch)
- 1. Strangulationsmarke
- Kopfverletzung ca. 45-120 min. vor Eintritt des Todes
- Penetration
- Fesselung
- 2. Strangulationsmarke/Eintritt des Todes
- Verfassen der Ransom Note bzw. Inszenierung des Cover ups
Die möglichen Szenarien multiplizieren sich dadurch theoretisch mit jedem dieser abgrenzbaren Einzelelemente. Die daraus resultierende Vielfalt möglicher Tathergangskonstellationen führte meines Erachtens dazu, dass es, trotz aller Bemühungen der Ermittlungsbehörden, nicht zu einer offiziellen Anklage in diesem Fall gekommen ist.
Ich glaube daher, dass man das Szenario so einfach rekonstruieren sollte, wie möglich. Die "bedwetting rage"-These zum Beispiel ist mit einigen großen Komplikationen verbunden, in dem man den Schlag, die Strangulation und Penetration sowie die Ransom Note sehr unterschiedlichen Tatabschnitten (Unfall, Missbrauch, Mord, Cover up) zuordnen müsste. Einfacher erscheint es mir daher, anzunehmen, dass der Schlag absichtlich erfolgte und von dem gleichen Täter ausgeführt wurde, wie die anschließende Penetration und Strangulation. Erst die Ransom Note bringt meines Erachtens eine oder zwei (?) weitere Personen ins Spiel, die das Cover up inszeniert haben, um entweder von der eigentlichen Tat oder von dem eigentlichen Täter (oder beides?) abzulenken.
Und da es um Wahrscheinlichkeiten geht: Welches Szenario ist wahrscheinlicher?
a) Eine Mutter verursacht in Wut versehentlich einen Unfall ihrer kleinen Tochter. Anstatt die Rettung zu rufen entscheidet sie, den Vorfall zu vertuschen, in dem sie das sterbende Kind 1. mit einem Pinsel penetriert, es 2. stranguliert und tötet und anschließend 3. ein Entführungs-Cover up inszeniert. Oder
b) Eltern entdecken ein fürchterliches Verbrechen, das ihr 9-jähriger Sohn ihrer 6-jährigen Tochter angetan hat. Anstatt die Polizei und die Rettung zu informieren, entscheiden sie, ein Erpresserschreiben zu fälschen und das leblose Kind heimlich im Wald zu begraben, um so nicht auch noch ihr zweites Kind an diesen schrecklichen Vorfall zu velieren.