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Mordfall Hinterkaifeck

51.981 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

03.08.2008 um 19:42
Ich gehe nicht davon aus, dass die unmittelbare Dorfgemeinschaft, d.h. die Gröberner Bauern so schlecht über die Hker gedacht haben. Die Familien Schwaiger und Sigl, die auch zur Dorfgemeinschaft gehört haben, haben auch Positves über die Opfer berichtet.

Möglicherweise haben aber Menschen aus dem Umkreis Waidhofen oder Schrobenhausen, die keine Bauern waren und auf Käufe von Lebensmitteln bei Bauern angewiesen waren, sich von den Hkern übervorteilt gefühlt und sich beklagt. Von jemandem, der diese Klagen immer gehört hat, stelle ich mir vor, dass er das Bildchen beschriftet hat.


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Mordfall Hinterkaifeck

03.08.2008 um 19:50
Ich habe mich grad noch mit meinem Mann unterhalten... zwecks dem kopierten Sterbebildchen.
Wenn es früher solche glatten Bildchen - wie heute üblich - gegeben hat, dann wäre eine Kopie auf so ein glattes Trägerpapier so gut wie nicht möglich bzw. es gäbe keine dauerhafte Qualität, da der Toner nur an der Oberfläche haften würde und daher leicht zu verwischen wäre.


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03.08.2008 um 21:29
@all

Sieht jemand die Möglichkeit, die Schrift auf dem Sterbebildchen von einem Experten daraufhin prüfen zu lassen, ob es sich beim Schreiber um einen Mann oder eine Frau gehandelt haben dürfte? Hat jemand Kontakte?

´Gefühlsmässig´ tendieren wir ja anscheinend alle eher Richtung "Mann", aber vielleicht könnte man wenigstens dieses Detail mal einer Klärung zuführen!?


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Mordfall Hinterkaifeck

03.08.2008 um 21:43
@Sabine123

Ein perfektes Abbild kann/konnte man durch einen sogenannten Lichtdruck erzielen. Ich kann aber den nötigen Aufwand nicht einschätzen.
Das Verfahren war zu ´Pfarrer Braschs Zeiten´ sicher schon unüblich - aber vielleicht ´kannte er jemand, der jemand kennt´, etwa in der Druckerei eines Klosters!?


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03.08.2008 um 23:06
Also ich bin 1982 in Schrobenhausen geboren worden, und 1997 75 Jahren ach der Tat habe ich ein Bericht darüber in der Schrobenhausener Zeitung gelesen. Danach habe ich meine Großeltern gefragt ob sie was darüber wissen und sie sagten dazu nur das sie darüber nicht reden werden. Das sagt mir das jeder der irgendwas davon weiß über die Tat den Mund hält. Was sagt mir das, entweder hat wirklich der Karl Gabriel den 1. Weltkrieg überlebt was sich fast ausgeschlossen halte, oder der Lorenz Schlittenbauer hat die Leute bezahlt das sie Schweigen werden was ich eher für möglich halte.

Ich muss dazu sagen, meine großeltern sind damals in Gröbern groß geworden, und sie dann nach Schrobenhausen umgezogen.


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03.08.2008 um 23:40
@scsa08

Leben denn Deine Großeltern noch? Vielleicht bekommst Du jetzt Informationen, die sie Dir als damals Fünfzehnjährigem nicht geben wollten? Und was sagen Deine Eltern?


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03.08.2008 um 23:49
@Badesalz

mein Großeltern sind leider schon tot, sie waren damals 15 jahre wo die Tat passiert ist aber mein Verstand sagt m,ir das sie mehr gewußt haben als sie mir gesagt haben. Ich glaube die meisten nehmen die Wahrheit mit ins Grab.


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03.08.2008 um 23:51
...aber frag´ doch trotzdem mal Deine Eltern (bzw. den betreffenden Elternteil) oder bei Gelegenheit andere ältere Verwandte!


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03.08.2008 um 23:58
hmm.. ich werde mich darum bemühen andere Zeitzeugen von damals noch aufzufinden um sie zu befragen


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04.08.2008 um 00:02
Zeitzeugen gibt es sicher nicht mehr. Aber Leute, die Zeitzeugen noch (gut) gekannt haben, sind ebenfalls interessant. Du mußt nur versuchen zu klären, von wem die Infos stammen und wie glaubwürdig sie sind.


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04.08.2008 um 08:53
@Badesalz

also ich muß zugeben, daß ich auch zu einem "Schreiber" tendiere. Frauenschriften kennt man meistens schnell heraus... irgendwie kommt sie mir männlich vor..:O)
Ich hab mir das Bildchen nochmal unter die Lupe genommen. Ich tendiere - entgegen manch anderer Auffassung hier - dazu, daß die Silbe vor Sittlichkeit das Kurzschriftwort "wegen" ist. Ich werd aber nochmal meine Mama fragen, ob sie es für möglich hält, daß es doch die Vorsilbe "Un" sein könnte. Beim ersten Herzeigen des bildchens war sie der Meinung, daß es schon das Stenowort sei...


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04.08.2008 um 09:46
Sittlichkeit

Früher gehörte Blutschande zu den Sittlichkeitsdelikten, d.h. zu den strafbaren Handlungen gegen die Sittlichkeit. Heute gibt es diese Formulierung nicht mehr. Es gibt nur noch strafbare Handlungen gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Auch Begriffe wie "Sittenstrolch" und "Sittlichkeitsverbrecher" gibt es nicht mehr.

Die Formulierung "wg. Sittlichkeit" zeigt auf diese Deliktsgruppe hin. Ob derartige Formulierungen früher allgemeiner Sprachgebrauch waren, möchte ich bezweifeln. Für mich deutet die Wortwahl auf jemanden hin, der in einer Behörde tätig war.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.08.2008 um 11:11
Ich würde schon allein aus Respekt dem Verstorbenen gegenüber, nicht auf einem Sterbebildchen "herumschmieren".
Ich kann mir schlecht vorstellen dass Polizei, Gemeinde oder vielleicht sogar der Pfarrer selbst dies gemacht haben.
Warum auch, für die Ablage kann man einen Zettel beilegen.

Für mich bleibt dieses beschriftete Bildchen eigenartig.
Selbst wenn wir davon ausgehen dass es viel später von wem auch immer beschriftet wurde, weshalb?
In beiden Fällen verstehe ich dieses Beschriften nicht.


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04.08.2008 um 11:16
@AngRa.
ob es evtl. ein Polizeibeamter oder ähnliches war.... ? Denen wäre diese Wortwohl geläufig gewesen..
Es waren ja nachweislich Beamte von Polizei oder Gericht bei der Beerdigung dabei... oder derjenige hat das Bildchen später mal von einem anderen Beerdigungsbesucher bekommen...

wenn ein Beamter.. dann müßte dieser nach Hagelstadt zugehörig gewesen sein... oder aber dorthin versetzt worden sein... oder einfach nach dort umgezogen..

Und dann müßte jener sein Liederbuch in der Kirche vergessen haben. Denn nur mit dem Bild alleine geht man jetzt relativ selten in die Kirche, um es dann als "Einmerkerl" im Liederbuch der Kirche einzulegen und dort zu vergessen. außer derjenige hatte es in seiner Brieftasche, hats hergezeigt, als Lesezeichen verwendet und dann wirklich einfach vergessen. Wenn er es dann aber gemerkt hat, hätte er es sich doch wieder beim nächsten Kirchgang wieder mitnehmen können, da sooo viele Liederbücher eigentlich nicht aufliegen... die meisten bringen ihre Liederbücher selber mit.
Mmm.. wie das wohl wieder gelaufen sein könnte...??


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04.08.2008 um 11:55
4.8.08
@ Sterbebildchen
Es könnte sein, dass Andreas Gruber noch Unterlagen des Prozesses von 1915
bei sich aufbewahrt hatte.
Und diese Unterlagen sind ja vom Täter durchsucht worden.
Wahrscheinlich lautete das Urteil
"... wg. Verstoßes gegen die Sittlichkeit ..",
und der Sterbebildbeschrifter hat es dann aus der Erinnerung zu
"wg. Sittlichkeit" zusammengezogen.

@chucknorris
Ja, auffällig wäre das ganze immer noch gewesen.
Ich fand die Theorie nur insofern schön,
da sie viele Details des Falles aufgegriffen und _einigermaßen_ schlüssig
in eine Beziehung zueinander gesetzt hätte. Nun ja.

@AngRa
Ich werde auf jeden Fall noch mal die Suchfunktion in Gang setzen.
Aber leider muss ich sagen, dass mein engagierter Denkeinsatz in der Nacht zuvor
einen Migräneanfall nach sich zog, was mich zukünftig zu weiser Zurückhaltung verurteilt.
Ich werde aber weiter gespannt mitlesen. :-)


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04.08.2008 um 14:50
@Badesalz
ich tendiere zu einem männlichen Schreiber, denn in dieser Zeit besuchten eher die Herren höhere Schulen, in denen Gabelsberger Kurzschift gelehrt wurde.
Die Frauen waren dazu da, Kinder zu bekommen und sich um das Haus zu kümmern.

Das Wort vor "Sittlichkeit" lese ich auch als "wegen" in Kurzschrift.
Einen schönen Beweis liefert auch Benefiziat Anton Hauber, der sich auf seinen Notizzettel auch Angaben in einem Mischmasch aus Kurzschrift und Sütterlin notierte.


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04.08.2008 um 15:11
@Badesalz
aber ich will damit nicht sagen, daß Anton Hauber das Bild beschriftet hat, nein die Handschrift ist anders.


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04.08.2008 um 15:47
Nochmals Sittlichkeit

Die Sittlichkeit macht mir schwer zu schaffen. In einem Strafurteil muss normalerweise die Vorschrift genau benannt werden, nach der jemand verurteilt wird. Dabei muss man das Wort verwenden, mit dem der Paragraph überschrieben ist. Das ist bei § 211 StGB beispielsweise der Begriff " Mord". Also muss der Begriff Mord im Tenor verwendet werden. Es muss also heißen:

"...... wird verurteilt wegen Mordes , strafbar gemäß § 211 StGB.."

Im Reichsstrafgesetzbuch waren die einzelnen Paragraphen nicht mit einem speziellen Begriff überschrieben, wohl aber die Gruppe der Delikte. Über § 173 RStGB und anderen gleichartigen Delikten stand: "Verbrechen und Vergehen wider die Sittlichkeit". Also müsste dieses tatsächlich so im Urteil aufgetaucht sein:

"..... wird verurteilt wegen Verbrechens wider die Sittlichkeit, strafbar gemäß § 173 StGB.

Denkbar ist, dass jemand das verkürzt hat auf "wg. Sittlichkeit", wie @Rion meint. Trotzdem kann dieses mE nicht jeder wissen. Oder habe ich mich da verrannt?


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Mordfall Hinterkaifeck

04.08.2008 um 15:58
@AngRa
ich glaube nicht, daß Du Dich verrannt hast. Ich habe ja schon geschrieben, daß ich es auch für möglich halte, daß es ein Beamter war, der mit diesem Wortlaut täglich zu tun hatte. Polizei oder Gericht.. wen gäbe es noch?

Und wir hatten ja schon vor Monaten ebenso vermutet, daß es jemand sein muß, der Steno, bzw. Kurzschrift schreiben konnte. Was zur damaligen Zeit nicht jeder (heute keiner mehr, dank PC) schreiben konnte. Ich bin mir auch nicht sicher, ob Polizeibeamte - wenn es denn das Kürzel für "wegen" ist - Steno geschrieben haben.Steno bzw. Kurzschrift lernt man, um schnell einen Text zu schreiben, was eigentlich nur von Sekretären/innen benutzt wird. Ich habe es auch gelernt und mußte es anwenden. Von meinen chefs konnte es niemand...

Meine Mutter war als Angestellte bei der Kripo und mußte bei Vernehmungen mitschreiben... in Steno oder später mit Schreibmaschine... die Beamten selber haben kein Steno gekonnt.
Das haben sie ihren Schreibkräften machen lassen.
Wie es natürlich 1922 war, weiß ich (noch) nicht.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.08.2008 um 16:09
Franz Xaver Gabelsberger (1789−1849), bayerischer Ministerialbeamter, begründete die aus der Schreibschrift abgeleitete kursive deutsche Stenografie. Sie wird wegen ihres Schriftduktus als „kursiv“ (oder graphisch) bezeichnet. Gabelsbergers Hauptwerk „Anleitung zur Deutschen Redezeichenkunst“ von 1834 ist ein Meilenstein der Stenografiegeschichte. Sein Stenografiestil beeinflusste auch die Kurzschriftentwicklung in Nord- und Osteuropa und z. T. in Italien, während England und die romanischen Länder bei geometrischen Systemen blieben.

Weitere bekannte deutsche Systemerfinder waren Heinrich August Wilhelm Stolze (1798−1867), Leopold Arends (1850), Heinrich Roller (1839−1916), August Lehmann, Carl Faulmann, Ferdinand Schrey (1850−1938), Karl Scheithauer und die Gebrüder Albrecht und Felix von Kunowski. Insgesamt wird die Gesamtzahl deutscher Kurzschriftsysteme auf 800 bis 900 geschätzt. Die Vertreter der Kurzschriftschulen polemisierten zum Teil heftig gegeneinander.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Wunsch nach Schaffung eines einheitlichen deutschen Kurzschriftsystems, das möglichst die Vorzüge aller bedeutenden Systeme in sich vereinigen sollte, immer größer.
Wandrers Nachtlied in Gabelsberger-Stenografie (um 1905)
Wandrers Nachtlied in Gabelsberger-Stenografie (um 1905)

Nach langjährigen Verhandlungen wurde 1924 die Deutsche Einheitskurzschrift (DEK) verabschiedet und amtlich anerkannt.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Kurzschriften in der Regel nur von einer kleinen, des Schreibens kundigen Elite genutzt. Nachgewiesen ist die Anwendung durch zahleiche Gelehrte (z. B. Gerard van Swieten), durch einige Adlige (z. B. Kaiser Leopold II.) sowie durch professionelle Kanzlisten und Schreiber im Dienste von Kirche, Politik, Wirtschaft und Verwaltung.

Da die Kurzschrift häufig als Wahlfach an Gymnasien unterrichtet wurde, waren noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts viele Akademiker kurzschriftkundig. Sie nutzten die Stenografie als Arbeits- und Konzeptschrift und verfassten z. T. umfangreiche Entwürfe, Vorlesungsskripte oder Forschungsberichte in Stenografie (so z. B. Alfred Brehm, Otto Lilienthal, Max Planck, Joseph Schumpeter, Dolf Sternberger, Rudolf Virchow, Konrad Zuse u. a.). So umfasst beispielsweise der philosophische Nachlass des Wissenschaftlers Edmund Husserl ca. 40.000 Manuskriptblätter, die im System Gabelsberger verfasst sind und für die Herausgabe als Druckwerk transkribiert wurden.

Anfang des 20. Jahrhunderts war die Stenografie in der Bevölkerung Mitteleuropas vergleichsweise weit verbreitet. So gehörte beispielsweise das Erlernen der Stenografie auch zur Ausbildung der Stabsoffiziere im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Auch in der Justizausbildung war sie fest etabliert.

Ab dem Beginn der Industrialisierung – in Deutschland erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts − war das Beherrschen der Kurzschrift wesentliche Hauptfähigkeit von Stenotypistinnen, aber auch von Sekretärinnen, die Diktate für Briefe etc. in Kurzschrift aufzunehmen und dann mit der Schreibmaschine zu übertragen hatten. Mit dem Aufkommen der Diktiergeräte, später der Personal Computer und schließlich von Textverarbeitungsprogrammen sowie der damit einhergehenden Entwicklung, dass Briefe nicht mehr diktiert, sondern gleich selbst geschrieben werden, verliert sich die Bedeutung der Kurzschrift als Diktatschrift zunehmend. Häufiger genutzt wird sie als Konzeptschrift beim Verfassen von Texten aller Art.


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