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Mordfall Hinterkaifeck

51.943 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2008 um 21:10
@kcefiak und @all

Im Nachlassprotokoll ist über Männerbekleidung fast nichts zu lesen.

Das Nachlassprotokoll ist absolut lückenhaft - was mir gerade auch im Hinblick auf eine eventuell vorhandene Waffe sehr zu denken gibt.

Das Magdzimmer fehlt komplett.

Die Küche kann selbst auf HK nicht so spärlich ausgestattet gewesen sein, wie es das Inventar wiedergibt. Weder Ofen, noch Kasten, noch Tisch sind erwähnt.

Das Wohnzimmer - Schlafzimmer der alten Grubers - hat laut Protokoll "einen Regulator, einen Spiegel, einen Glaskasten mit Krügel und Gläsern, zwei Tische, zwei Stühle, vierzehn Bilder, eine Schüsselrahme mit Schüssel und Teller" beinhaltet.

UND DAS WAR´S!!

Kein Sessel, kein Sofa, vor allem auch keine Betten und Schränke. Keine Kleidung der beiden alten Leute, die auch sonst nicht erwähnt wird - ausser man würde annehmen, daß die Kleider der alten Gruberin im Schlafzimmer der Tochter aufbewahrt worden wären. Wenig glaubwürdig.

Einziger Hinweis auf Männerbekleidung im Schlafzimmer der Viktoria Gabriel: "zwei Überzieher, ein Männeranzug, fünf Frauenkleider, zwei Regenschirme (...) Im weiteren Schranke sieben Frauenkleider, zwei Schürze, zwei Kopftücher, ein seidener Schurz, ein seidenes Kopftuch, fünf Gebetbücher, drei paar Damenschuhe...".

Ansonsten: Keine Kleidung des alten Gruber oder von Karl Gabriel, keine Herrenschuhe oder Stiefel des alten Gruber.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2008 um 21:26
@Badesalz

Ich danke Dir für Deine Informationen zum Nachlassprotokoll des Notars Stinglwagner. Für mich sind Recherchen im Archiv der einzige Weg, wie man sich dem Drama Hinterkaifeck nähern kann.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2008 um 21:26
@Theresia

Wir haben ja immer über den HKer Dachboden gerätselt - etwa, ob eine Kammer für einen Knecht vorhanden gewesen sein könnte.

Leider ist das im Nachlassprotokoll nicht explizit vermerkt.

Immerhin gab es aber auf dem Dachboden "...eine neue Bettlade mit Matratze, ein alter lee(?)rer Kleiderschrank..."


Nachtrag zum Schlafzimmer von Viktoria Gruber:

"In einem weiteren Kasten sind dann vorhanden zwölf Frauenkleider, dieser Kasten und der in diesem Zimmer sich befindende Waschkorb sind mit Leib- und Bettwäsche angefüllt."

Von Bekleidung für die Kinder ist (wie für Männerbekleidung) ebenfalls nicht die Rede.


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04.06.2008 um 21:30
@Badesalz

Da das Protokoll sehr lückenhaft ist, was die Kleidungsstücke anbelangt, teile ich auch Deine Bedenken zum Vorhandensein eines Gewehres. Es ist mir gar nicht nachvollziehbar, wie es kommen kann, dass ein Nachlassprotokoll derartige Lücken aufweist.


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04.06.2008 um 21:37
@AngRa

...könnte es sein, dass da manches „vorab“ verteilt wurde und zum Zeitpunkt der Erstellung des Protokolls einfach nicht mehr vorhanden war??


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2008 um 21:41
@AngRa

Damit habe ich offen gestanden auch nicht gerechnet. Wie kann ein Zimmer (Magdzimmer) komplett fehlen? Wie kann das Zimmer der alten Grubers fast ohne Möbel sein? Wie kann die Küche fast ohne Möbel sein?

Eine Erkenntnis immerhin: Der "Zwischenraum" zum Stall könnte eventuell unterteilt gewesen sein, weil sonst eine sogenannte "finstere Kammer" (darin "ein Rübenschneider, ein Rübenstoßeisen, ein Schaffel, zwei Paar Holzschuhe") für mich schwer unterzubringen wäre. Ein Teil dieser Räumlichkeit wäre dann eventuell als "im Gange" (zum Stall) bezeichnet, der andere eben als "finstere Kammer".

Zwischen "Im Stalle" und "Im Stadel" ist "In der Schneidkammer" eingefügt.

Eventuell eine Kammer in der Ecke des Stadels rechts von den Leichen auf dem Foto?
Darin: "eine Schrotmühle, ein Rechen, ein Besen, ein leeres Faß, ein Schaffel mit Surfleisch, Säcke, circa fünfzehn Zentner Kunstdünger".


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2008 um 21:44
@flaucher

Das Protokoll wurde am Nachmittag des 6. April von Stinglwagner im Beisein von Berhard Gruber und Bürgermeister Greger erstellt.

Das Schlafzimmer von V.G. wurde sogar versiegelt, u.a. weil darin Eier(!!) enthalten waren. Diese Eier fehlen im Nachlaßprotokoll übrigens auch, der Sachverhalt kommt dann nur zur Sprache, weil in der Folge die örtliche Polizei das Siegel beschädigt hat.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2008 um 21:47
@Badesalz

In der Tat ist das sehr merkwürdig. Normalerweise dienen Nachlassprotokolle auch dazu, den Wert des Nachlasses festzustellen. Ehrlich gesagt vermisse ich deshalb auch den geschätzten Zeitwert der Gegenstände. Aber man sagt ja nix, man meint ja nur.

@flaucher

Ich denke, dass das Protokoll zeitnah erstellt wude. An sich muss der Nachlass gesichert werden und das Protokoll gibt Auskunft über das, was zum Zeitpunkt des Erbfalles vorhanden war.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2008 um 21:53
@AngRa
Du hast in Deinem Beitrag vom Ehe-und Erbvertrag der Victoria Gruber und Karl Gabriel etwas von einem Gastwirt und Metzgermeister Mathias Vogg aus Schrobenhausen geschrieben, der vor dem Notar die Victoria als " ihm Bekannt" ausgewiesen hat ?
Könnte es sein, daß es sich dabei um d e n Metzgermeister handelt, der am Tag des Begräbnisses der HK'ler den L.S. beschuldigt hat, lt. Auskunft der Oma von Hauinolo ?


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2008 um 21:58
@elfeee

Ich weiß an sich nichts Näheres über den Metzgermeister Matthias Vogg. Aber da er ein Freund der Hker gewesen sein muss, halte ich es für sehr gut möglich, dass er DER Metzgermeister ist, der am Tag des Begräbnisses seine Stimme für die Opfer erhoben hat.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.06.2008 um 22:49
@stalinstadt

wie passt in diese m.E. sehr gelungene These die Reuthaue rein, die ja erst von den Gabriels präsentiert wurde?


Über die Reuthaue habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Ich weiß nicht, ob von Soldaten die in den WK I gezogen sind nicht Fingerabdrücke genommen wurden um sie bei Unkenntlichkeit zu identifizieren. Wenn dem so wäre (und wie gesagt ich sage nicht dass es so ist) hätte ein halbwegs findiger Kommisar XG mit dem Tatwerkzeug identifizieren können (der Täter konnte nicht davon ausgehen, dass die Ermittler so schlampen). Doch solange es keinen Fingerabdruck gab hatte XG weiter den besten Schutz den es gibt, nämlich für niemand mehr existent zu sein. Deshalb musste die Reuthaue vom Tatort verschwinden. Beim Abriss war XG dann über alle Berge, da hat man die Haue dann entsorgen können ohne noch groß Verdacht zu erregen.

Weiß man eigentlich unter welchen Umständen der Spitz auf den Hof gekommen ist? Hat den am Ende vielleicht sogar der KG mitgebracht? Das würde folgende Schlüsse zulassen:

a. Es wäre nicht weiter verwunderlich, dass die Gs Ihn nach den Morden wieder aufgenommen haben.
b. Dann dürfte er auch XG gekannt haben und da Hunde über ein ausgezeichnetes Gedächtnis in der Richtung verfügen deshalb nicht angeschlagen haben.

@kcefiak

Dies war nur eine Variante. Dew und Bernie habe andere Motive und Varianten genannt. Und wie Du z. B. schon sagtest das mit dem leicht her gehen waren Gerüchte. Warum sollte XG nicht auf ein solches Gerücht reinfallen. Für mich stellt sich jetzt in aller erster Linie die Frage, weshalb XG von der eigenen Nachbarin nicht erkannt wurde. Oder hat sie Ihn erkannt und nur gegenüber der Chorkollegin so getan als hätte Sie nicht. Oder ist das Ganze doch nur ein Märchen von Hecker?
Wegen des Verletzens von schwächeren Männern - hier gehe ich völlig mit dem auf Seite 743 von Lesmona aufgezeigten Persönlichkeitsbild von VG konform. Wenn Du Dir das nochmal durchliest wirst Du dort die Passage finden in der Sie den Satz "Du reichst nicht an meinen Vater ran" als Beispiel aufführt. Ich finde diese Einschätzung von Lesmona sehr gelungen und habe deshalb auch kein Problem mich darauf zu stützen, solange mir nicht jemand eine noch bessere Einschätzung liefern kann.

Warum hat er jetzt plötzlich Angst vor A. G., wenn er nach 8 Jahren Krieg, Bürgerkrieg etc. so brutalisiert und enthemmt wurde, daß er sogar glaubt mit seinem angeblich so tyrannischen Vater leicht fertig zu werden?

Die Frage ist sehr leicht zu beantworten und ich denke Du hast das sicher auch schon beobachten dürfen, dass Männer die weder Tod noch Teufel fürchten auf einmal einen Frosch im Hals und weiche Knie bekommen, wenn Sie sich in eine Frau verlieben und Ihr gegenüber treten müssen. Sogar viele Songs beschreiben dieses Problem.

Massaker: Dann muß er die Reuthaue schon mit Vorsatz mitgebracht haben, weil diese ansonsten an einer völlig anderen Stelle aufbewahrt wurde.

Gibt es einen Beleg dafür, dass Sie an dem Abend woanders aufbewahrt wurde?

Wieso sucht er jetzt plötzlich die Hilfe bei seiner verhaßten Familie, wenn diese seinen Bruder in den Tod geschickt und sich in letzten Jahre nicht um sein Schicksal gekümmert hat?
Außerdem galt er doch als lange verschollen, niemand hätte ihn je verdächtigt. Da wäre es völlig egal gewesen, ob er einen oder vier Tage zur Flucht hatte. Die beiden Täter wurden auch nie gefaßt, die einen Tag später in einem Nachbarort eine Bauernehepaar überfallen haben, obwohl die Frau entkommen und den Überfall melden konnte.


Siehe oben, was ich stalinstadt über die Reuthaue gepostet habe,

Das Motiv das Haus abzureißen war ganz simpel, hier wollte einfach nach den Morden keiner mehr wohnen.

Da müssten aber sehr viele Häuser abgerissen werden, wenn das ein Grund ist. Den B. G. hat das offensichtlich auch nicht groß gestört.


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Mordfall Hinterkaifeck

05.06.2008 um 00:30
@Badesalz

Deine monatelange, unermüdliche Ausdauer beim Forschen im Staatsarchiv München muß ich explizit loben. Eine immense Leistung, wenn man bedenkt, daß viele Dokumente noch in deutscher Schrift verfaßt sind. Du opferst sehr viel Freizeit und bringst immer wieder neue Erkenntnisse, durch die manche hier ins Kraut schießende Spekulation schleunigst wieder zu Grabe getragen werden kann. Ich schließe mich deshalb auch noch ausdrücklich der Meinung von @AngRa und @kcefiak an, daß die Recherchen in den Archiven der richtige Weg sind, um nicht nur auf reine Vermutungen, ohne jegliche Beweismittel, angewiesen zu sein.


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Mordfall Hinterkaifeck

05.06.2008 um 00:52
Sry, jetzt habe ich den Falschen erwischt. Meine Antworten beziehen sich natürlich auf troadputzer und nicht auf kcefiak.


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Mordfall Hinterkaifeck

05.06.2008 um 06:48
Was ist denn ein Regulator?


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05.06.2008 um 06:51
@keller

Ein Regulator ist eine Kasten-Wanduhr.


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Mordfall Hinterkaifeck

05.06.2008 um 06:54
@Mikelz

Bezüglich Fingerabdrücke der WKI-Soldaten:

Meines Wissens wurden von den Soldaten keine Fingerabdrücke genommen, sie hatten allerdings Erkennungsmarken mit denen sie identifiziert werden konnten!


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Mordfall Hinterkaifeck

05.06.2008 um 07:41
Verhaftung der Gebrüder G.

Zur Verhaftung der Gebrüder Gabriel siehe Beitrag von @mima vom 30.4.2008, 20.58 Uhr.

Hieraus ist zu entnehmen, wie leicht es in der damaligen Zeit war, verhaftet zu werden. Aus dem Umstand der dreiwöchigen U- Haft kann man mE nicht schließen, dass die Brüder G. zur Tatzeit am Tatort waren.


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Mordfall Hinterkaifeck

05.06.2008 um 08:03
@Badesalz:
Auch von mir Dank für die neuen Erkenntnisse, die aus der Nachlassaufstellung kommen. Auch hier wieder Schlendrian und Schlamperei aber auch Hinweise auf eine etwas komplexere Raumaufteilung des einfachen bäuerlichen Anwesens.
Jeder noch so kleine Puzzlestein hilft, näher an die Menschen, die Zeit und die Umstände heranzukommen.

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

05.06.2008 um 08:45
@jaska: =4.06.; 16:25:
Ich meinte jemanden, der mit den Eigenarten des Dorfes und des Hofes vertraut war, für Aussenstehende wäre es unkalkulierbar gewesen, wann der nächste Besuch vorbeikommt und wie weit derjenige dann in Haus und Hof reingeht.
Auf gut Glück dazubleiben und ggfs. den Leichenstapel noch um ein paar ahnungslose Kaffeevertreter, einen Postschaffner, einen Monteur, den Lehrer, den Pfarrer und wer weiss wen noch alles zu erhöhen, wäre doch eine an Irrsinn grenzende Verhaltensweise.
Diese Leute hatten den Tätern ja auch nichts getan.

Ein Insider wusste, dass da
a.) sowieso nicht die Menschenmassen rumlaufen und
b.) wie er den Anschein von Normalität erzeugen konnte, um die Entdeckung möglichst lange herauszuzögern.

Für ihn war das Risiko daher kalkulierbarer.

MfG

Dew


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05.06.2008 um 10:00
Auch von mir Danke an Badesalz für die Erläuterungen zum Nachlassprotokoll.

Leuschner erwähnt übrigens, daß in diesem Protokoll auch einige Schmuckstücke (darunter wertvoller Opalschmuck aufgezählt wird).

Was die Möbel betrifft, so findet sich ja im allerersten Leuschnerbuch von 1978 ein nach den Angaben Schweigers gemachter Grundrissplan von Hinterkaifeck, in dem auch der Standort der Möbel eingezeichnet ist.
Auch dort fehlen allerdings Stubenmöbel wie Kanapee usw.
Vielleicht gab es die wirklich nicht, und die Küche diente gleichzeitig als Stube.


Theresias Anmerkungen zur allgemein schweren Kindheit auf Bauernhöfen vor 100 Jahren kann ich anhand der Lebensgeschichte meines Urgroßvaters nur bestätigen...


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