@Mikelz:
Wie schon angedeutet, kann ich Dein Szenario im Grossen und Ganzen nachvollziehen.
Ein paar Details und kleine Widersprüchlichkeiten kriegen wir noch blankgefeilt oder sind Ansichtssache, für das Gesamtbild aber eher von nachgeordneter Bedeutung.
Zum XG-Szenario:
Dass Viktoria leicht herging, ist nicht bewiesen. Der Inzest schon, was für sich betrachtet aber schon reichen würde. Hier muss ich mich
@troadputzer anschliessen.
Zudem müsste noch ermittelt werden, ob und seit wann XG von KG´s Tod wusste. Bisher habe ich noch nirgends etwas über das Datum gelesen, ab wann er als vermisst gemeldet wurde. Inwieweit sich XG für seine Heimkehr hier Hoffnungen machte, können wir nicht wissen.
Dass XG einen Hass auf seine Familie hatte, ist ebenfalls nicht belegt und nicht notwendig. Ich vermute, dass Du darauf kommst, weil es heisst, dass KG kurz nach seiner Hochzeit wg. der "Zustände" auf HK wieder zurück nach Laag gegangen ist, und von seiner Familie wieder nach HK geschickt wurde. Hierauf beruht auch die hier und da vertretene Ansicht, es handele sich bei ihm um einen schwachen, nicht durchsetzungsfähigen Mann. Für die "Flucht nach Laag"-Episode gibt es keine gesicherte Quelle, soweit ich weiss. Das einzige greifbare Indiz, dass er HK verlassen haben KÖNNTE, bevor er in den Krieg zog, ist die bei seiner Dienststelle hinterlegte Heimatadresse in Laag. Das MUSS nicht zwingend darauf hinweisen, es KÖNNTE.
Dass KG im ehrenvollen Tod in der Schlacht einen Ausweg aus der Zwangslage sah, ist eine verlockende Spekulation, der ich auch mal anhing.
Mittlerweile denke ich aber, dass die Ga.-Brüder einfach der allgemeinen Kriegseuphorie gefolgt sind, wie so viele andere junge Männer auch.
Wenn ich mich recht entsinne, gab es im I. WK sogar die Möglichkeit, einen Ersatzmann zu stellen, wenn man eingezogen wurde. Zumindest am Anfang. Das wäre für die wohlhabenden Ga.´s kein Problem gewesen und genau da meldet sich KG freiwillig. Um bloss nichts zu verpassen, man rechnete mit einem kurzen und siegreichen Krieg, wer da nicht dabeigewesen wäre, hätte sich nachher zeitlebens im Wirtshaus von den Veteranen veralbern lassen müssen.
Seine Brüder, waren die auch Freiwillige?
Das strategisch geschickte Heiraten zur Land- und Gütervermehrung war damals ein üblicher Vorgang, inwieweit man KG da zwingen musste kann spekuliert werden. Da werden die "Alten" schon den rechten Kuhhandel ausgefeilscht haben. Immerhin musste AG schon ein gutes Angebot machen, um seine schon nicht mehr ganz junge Tochter noch unter die Haube zu kriegen. Ehe- und Erbvertrag zeigen da weitgehende Zugeständnisse ( hierbei wäre es interessant, mal ähnliche Verträge aus der Zeit zu vergleichen, nicht dass das allgemeinübliche Konditionen gewesen sind, die uns nur so entgegenkommend erscheinen ). Was die Ga.´s vor der Heirat über die Inzestproblematik wussten oder ob sie überhaupt was wussten, wissen wir nicht. Wenn das erst nach der Heirat rausgekommen sein sollte, birgt es natürlich Sprengstoff, hier konnte sich eine wohlhabende Familie derb "vorgeführt" gesehen haben.
Wenn XG seine Familie anfangs nicht hasst, muss er sich nachher auch nicht verbiegen und sie um Hilfe bitten, da tust du Dich leichter.
Einen Mitkriegsgefangenen braucht es dann auch nicht, zuviele Fremde wären in der ländlichen Gegend auch sicher aufgefallen.
Der LTV als Kriegsteilnehmer (
@kcefiak hatte mal was zu dessen Dienstzeit angekündigt, habe ich das überlesen? ), quasi als Kamerad und jemand, der auch schlecht auf die HKer zu sprechen war, bietet sich als Vermittler an bei einem Versuch, die Viktoria wieder auf "den rechten Weg zu führen", oder wie in meiner Vorstellung als Helfer beim Vergraulen.
Insgesamt bietet die XG-Variante "Unterschlupf" für einige Vorgänge ( Friedhof, Befragung der kleinen Cäzilia durch Mann im Soldatenmantel ) im Vor- und Umfeld der Mordnacht, die man bisher als Gerüchte abstempeln musste, weil sie einfach nicht "passten".
Klar liest sich das Ganze wie ein Roman, aber passieren nicht regelmässig Dinge, die man, als Roman gelesen, platt und unglaubwürdig findet?
Was mir etwas Kopfzerbrechen ( die Katerstimmung kommt immer nach der ersten rauschhaften Theorie-Euphorie ) bereitet, ist die Frage, warum, wenn XG zurückgekommen wäre, nicht in Laag und Umgebung eine Wiedersehensfeier erderschütternden Ausmasses stattgefunden hat.
Warum das heimliche Einschleichen?
Ein paar Wochen verborgen bei der Familie im Keller, um erstmal zu checken, was so abgeht in der Gegend?
Welchen Grund hätte man dafür haben können?
MfG
Dew