schluesselbund schrieb:In den 70ziger Jahren dürften nur noch wenige Leute Sütterlin geschrieben haben.
Das würde ich anders formulieren: Von den wenigen Leuten, die in den 70ern NOCH Sütterlin geschrieben haben, wird niemandem dieser "S"-Fehler unterlaufen sein (Schluss-s vs. Langes s). Allerhöchstens hätte sich eine moderne Datum-Schreibweise (mit Null vor dem Tag/Monat) eingeschlichen, weil man das vllt vom Alltag in den 70ern so gewohnt war.
Mehr kann ich nicht hinterfragen, weil ich in den Videos nur wenige Textstellen klar erkennen konnte.
In den 1990ern und 2010ern haben meine Mitschüler und ich solche Schreibübungen leisten müssen, um im Beruf die alten Schriften sicher lesen zu können! Bei seltenen Buchstaben, wie einem einzeln stehenden "Y" müsste ich vllt mal auf den Spickzettel schauen, aber ansonsten ... würde meine Schrift bestimmt ähnlich aussehen. Nicht so flüssig wie die tägliche Handschrift. Aber stets bemüht, die Buchstaben "richtig" zu verbinden ;-) Und vllt würden mir sogar solche S-Anwendungsfehler passieren - weil das in der heutigen Rechtschreibung nicht mehr unterschieden wird.
Deswegen denke ich, Sütterlin wurde hier als eine Art Geheimschrift benutzt, zu der auf Anhieb nur Deutsche* oder Schriftkundige den "Code" kannten. Ein minimaler Schutz, damit nicht jeder sofort den Inhalt verstehen konnte.
* Wenn (den eigenen Kindern) bekannt war, dass der Schreiber ein Deutscher war, würden sie sich mit der "Fremdsprache Deutsch-Sütterlin" auseinandersetzen, also etwas Deutsches vermuten.
Ob aber der alte Mehnert noch soweit dachte oder ob ein Anderer der Schreiber oder Verfasser war, will ich nicht beurteilen.