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Mordfall Hinterkaifeck

51.979 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

08.04.2023 um 11:05
Hallo ! Ich frage mich wie den das damals war. Wie war denn das auf dem Hof vom Bauer Gruber, wie haben die sich damals fortbewegt. Die ganze Familie Gruber / Gabriel sollen ja Sonntags in die Kirche gegangen sein und zu bestimmten Tagen auf den Wochenmarkt, überhaupt, hatten die eine Kutsche auf dem Hof mit Pferden, zu Fuss, mit dem Fahrrad oder gab es so etwas ähnliches wie ein Taxi. Wenn die von A nach B wollten, wie haben die das gemacht. Ich würde mir das gerne besser vorstellen, könntet ihr mir helfen.


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Mordfall Hinterkaifeck

08.04.2023 um 11:23
Zitat von JuliaZinkJuliaZink schrieb:überhaupt, hatten die eine Kutsche auf dem Hof mit Pferden, zu Fuss, mit dem Fahrrad oder gab es so etwas ähnliches wie ein Taxi.
Damals ist man tatsächlich sehr viel zu Fuss gegangen. Manche hatten eine Kutsche zur Verfügung. Selbst Fahrräder waren, insbesondere auf dem Land, noch nicht wirklich stark verbreitet. Und so etwas wie Taxis natürlich ebenfalls nicht. Wie auch. Das wäre ja schon daran gescheitert, dass man ein Taxi ja gar nicht bestellen konnte, da die wenigsten einen Telefonanschluss gehabt haben dürften, schon gar nicht auf so einem Hof. Wenn man mal telefonieren musste, musste man in den nächsten Ort gehen, dort hatte die Post oder Gaststätte einen Telefonapparat.
Das Leben war schon ein deutlich anderes, in vielen Dingen deutlich komplizierter, als es heute ist.


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08.04.2023 um 12:22
Hallo simie, danke für die Infos. Noch eine Frage an alle, die Hinterkaifecker hatten doch Kühe. Mit den Kühen erwirtschafteten sie deutlich mehr Milch als sie selbst benötigten. Ist bekannt ob der Überschuss an Milch von einer Molkerei abgeholt wurde oder wie wurde das gehandhabt damals. Gruss


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08.04.2023 um 15:06
Zitat von JuliaZinkJuliaZink schrieb:wie haben die sich damals fortbewegt.
Hpsl zu Fuß. Für weite Strecken oder schwere Lasten dann mit einem Pferde- oder Ochsenfuhrwerk. Was bei Weitem keine feudale Kutsche war, sondern einfach ein offener, großer Karren ohne Bedachung. Wie ein Präriewagen ohne Plane.

115578.jpg.pv

Quelle: https://www.leo-bw.de/en/detail/-/Detail/details/DOKUMENT/lmz_bilddatenbank_02/LMZ020903/Ochsenfuhrwerk%20auf%20Dorfstra%C3%9Fe%201952


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10.04.2023 um 09:27
Hallo Off-peak ! Dein Beitrag sogar mit Bild, super vielen Dank. Der alte Gruber brauchte sicher Ochsen für die Feldarbeit, Pflug ziehen u.s.w. Dann hatte er auch ganz sicher einen Karren mit dem sich die ganze Familie Gruber wenn nötig vom Hof fortbewegen konnten. Für so einen Karren langte wohl ein Ochse, am besten wohl etwas jünger und sportlicher. Ich denke jetzt die Grubers waren keine zusätzlichen Milchbauern, daher denke ich, hatten sie nur eine Kuh mit Kalb für den täglichen Milchbedarf. Viel Milch brauchte die Familie Gruber ja nicht, zum trinken und in der Küche. Der Rest fürs Kälbchen. Da musste also auch nicht viel gemolken werden. Lässt man das Kalb frei und unangebunden zur Kuh gehen, hätte das Kalb genug getrunken und das Melken wäre zumindest mal Zeitweise unnötig gewesen. Hätten die Grubers mehrere Kühe gehabt und dadurch einen deutlichen Milchüberschuss, hätte dieser täglich von einer Molkerei abheholt werden müssen. Die Milch muss frisch täglich von einem Molkereifahrer abgeholt werden, daher bin ich mir sicher wäre schon nach einem Tag aufgefallen, wenn dort nichts mehr zur Abholung bereit gestellt worden wäre ( in der Zeit der Tat auf Hinterkaifeck). Also denke ich es gab zwei Ochsen, eine Kuh und ein Kalb auf dem Hof der Grubers. Alle Tier müssten täglich gefüttert werden. Nur die Kuh musste gemolken werden und auch nur bei Bedarf. Die alte Gruber machte den Haushalt und Viktoria Gabriel war für die Tiere auf dem Hof zuständig. Ich versuche besser zu verstehen wieviel Arbeit mit den Tieren der Täter wärend seiner Tage auf dem Hof wohl hatte.


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Mordfall Hinterkaifeck

10.04.2023 um 10:19
Zitat von JuliaZinkJuliaZink schrieb:Hätten die Grubers mehrere Kühe gehabt und dadurch einen deutlichen Milchüberschuss, hätte dieser täglich von einer Molkerei abheholt werden müssen. Die Milch muss frisch täglich von einem Molkereifahrer abgeholt werden
1922 gab es noch keine Fahrzeuge die Milch täglich abholten.

Das war auch gut 10 Jahre später noch der Fall. Zudem entsprachen die Strassen zum Teil reinen Feldwegen.
Erst später gab es Milchgenossenschaften mit grösseren Tanks, in die die Landwirte ihre überschüssige Milch ablieferten und die Einwohner mit Milchmarken ihre 1 oder 2 Liter holen konnten.
Davor nur von den Höfen. Damals noch überall nicht pasteurisiert.

Von den Milchgenossenschaften wurde dann Milch in Tanks auf Fuhrwerken und dann auch mit den ersten Lastkraftwagen zum nächsten industriellen Milchverarbeitungsbetrieb gekarrt.


Das wenige das eingekauft werden musste wurde zu Fuss geholt.
Wegstrecken von 8 Km in 2 Stunden waren vollkommen normaler Alltag.
Zur Kirche ging es natürlich auch ausschliesslich zu Fuss.

Der Hinterkaifecker Hof der FamilienGabriel-Gruber hatte mehrere Kühe, wie auch alle anderen Höfe auch.

Alle landwirtschaftlichen Betriebe verarbeiteten die Milch selbst zu Rahm, Butter, Quark und Käse für den eigenen Bedarf.
Kleinmengen wurden zuweilen an Hamsterer direkt an der Haustüre verkauft.

Nebenbei bemerkt: Statt fiktiver Annahmen ohne jegliches Wissen solltest du dir eine Grundlage an Wissen schaffen:
Durch Lesen.

Hier Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

und hier https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Hauptseite

und hier auch Wikipedia: Hinterkaifeck


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10.04.2023 um 11:21
Zitat von EchoM1EchoM1 schrieb:Das wenige das eingekauft werden musste wurde zu Fuss geholt.
Wegstrecken von 8 Km in 2 Stunden waren vollkommen normaler Alltag.
... mit dem Fahrrad oder auch, falls vorhanden mit dem Fuhrwerk.


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10.04.2023 um 15:15
Die ersten Molkereien entstanden noch vor 1900. Und um 1920 gab es sicherlich in der Umgebung von Schrobenhausen auch schon Molkereien. Zott und Omira sind ganz in der Nähe. Deren Geschichte beginnt erst Ende der 1920er Jahre aber zu diesem Zeitpunkt haben sich kleinere Dorfmolkereien übernommen. Butter wurde selbst hergestellt aber richtigen Käse eher weniger. Das war dann eher Frischkäse.
Kaufläden gab es bis in die 60er Jahre in jeder größeren Ortschaft. Nicht in Gröbern aber wahrscheinlich in Wangen und ganz bestimmt in Waidhofen.

Fuhrwerke gab es für die verschiedensten Arbeiten. Fürs grobe meist den Leiterwagen, welchen man mit verschiedensten Aufsätzen
"tunen" konnte. Bretter für Schüttgüter, Aufsätze für Heu, das Jauchefass konnte man auch draufschieben.
zum Personentransport über längere Strecken gab es meist auch eine Kutsche die war dann schon besser.

Eine Kutsche hatten die Hkler nicht, das sie wenig Kontakt mit Außenstehenden und Verwandten hatten.


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10.04.2023 um 18:35
Gruber hatte wohl auch einen Traktor. Schließlich waren sie ja nicht gerade der Armut verfallen.


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10.04.2023 um 18:50
Mit Sicherheit nicht. 1922 steckte die motorisierte Landwirtschaft noch in den Kinderschuhen. Selbst Lanz hat erst 1921 angefangen Bulldogs zu produzieren


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10.04.2023 um 19:36
Selbst nach dem grossen 45er Krieg gab es in Dörfern auf dem Land oft nur einen von der Gemeinda angeschafften Traktor und einer der Landwirte fuhr diesen "Gemeindebulldog", amtlich beauftragt als 'Traktorfahrer Stadtknecht', da wir Stadtrechte seit dem 13. Jahrhundert haben, für alle die Traktorhilfe brauchten, um volle Erntewägen bergauf zu ziehen, den Mähbinder über die Felder, zügiger als Ochsen und genügsamer - der Fahrer trinkt Most, der Traktor Diesel und in die Höfe an Ort und Stelle oder dürr gewordene Mostobst Obstbäume auf den Streuobstwiesen bei gutem Frost mit Ketten umreissen, selbst Schneeräumen mit wenig Aufwand möglich und auch Holzsägen mit Transmissionskraft.


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10.04.2023 um 20:07
@Scarryandy
Schau doch mal nach, was an Inventar so dokumentiert ist. Das wurde fein aufbereitet (gern auch die anderen Bereiche prüfen): https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Sachverhalte:_Inventar_Wirtschaftsbereich

Kein Traktor weit und breit.


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11.04.2023 um 14:14
Zitat von Markus1985Markus1985 schrieb:Die ersten Molkereien entstanden noch vor 1900.
Auch in dem Kaff, in dem ich wohnte, gab es noch lange eine kleine Molkerei (bis ungefähr in die Achtziger), bevor in größerem Ausmaß zentralisiert wurde.

Kleinere Molkereien müssen schon wesentlich älter sein, denn der Name Meyer (in allen Schreibvarianten) stammt vom Wort "Meierei" und das war u.a. eine Molkerei.

Ich weiß aber nicht, ob damals diese Molkereien von Bauer zu Bauer fuhren, um abzuholen, oder ob die Bauern zur Molkerei fuhren.


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11.04.2023 um 19:36
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:Kleinere Molkereien müssen schon wesentlich älter sein, denn der Name Meyer (in allen Schreibvarianten) stammt vom Wort "Meierei" und das war u.a. eine Molkerei.
Das ist so nicht ganz richtig, denn ein Großteil der Maiers, Meier usw,. usf. kommen vom Wort "Major Domus" und das war nichts Anders alös der Hausmeister!


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11.04.2023 um 20:58
Der Milchsammelwagen anno dazumal war einfach ein Pferdegespann das die Milchkannen in der Frühe abgeholt hat und dann Nachmittags wieder ausgefahren hat. Im Netz findet man erstaunlich wenig darüber. Dann kam der Schlepper, dann der Milchsammelwagen.


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11.04.2023 um 21:20
Zitat von arschimedesarschimedes schrieb:Das ist so nicht ganz richtig, denn ein Großteil der Maiers, Meier usw,. usf. kommen vom Wort "Major Domus" und das war nichts Anders alös der Hausmeister!
Darum schrub ich ja: u.a.


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27.04.2023 um 19:17
Hi,
Habe ich jetzt schon ne Weile nicht mehr mit HK beschäftigt, aber mich triggert gerade die Frage nach den Schuhen der Opfer.
Habe gerade das Tatortfoto, wo die Leichen auseinander gezogen waren, mir angeschaut, und wundere mich warum der alte Gruber barfuß da liegt.
Wurde sicher hier schon durchgekaut.
Gab es nicht damals schon irgendwelche Schlappen, Pantoffeln o.ä. die er sich bei seinem Gang in den Stadel schnell anziehen konnte bzw die vor dem Bett standen (vermutlich war er ja schon im Bett) wo er schnell reinrutschen konnte?
Sicher war ein alter Bauer vor hundert Jahren nicht so empfindsam, aber irgendwie finde ich es schon etwas befremdlich das er (war ja noch relativ kalt Ende März) da ohne Socken und Schlappen durch den Stall bis in die Scheune läuft.
Oder hatte er es so eilig das er selbst das in Hektik vergaß?
Die Viktoria hatte ja glaube auch keine Schuhe.


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27.04.2023 um 20:55
Cäzilia Gruber und Viktoria Gabriel:

Beide Frauen trugen noch ihre Werktagskleidung, allerdings trug Viktoria Gabriel keine Schuhe.
Quelle: https://www.hinterkaifeck.net/weitere-informationen/der-tatort/


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27.04.2023 um 21:19
Zitat von simiesimie schrieb am 08.04.2023:Das Leben war schon ein deutlich anderes, in vielen Dingen deutlich komplizierter, als es heute ist.
@simie
Da gebe ich dir zum Teil recht,- aber nur zum Teil.

Ja, das Leben damals war deutlich anders, aber es war nicht in allem komplizierter.
Man könnte sagen, es war in vielen Bereichen deutlich einfacher, als unseres heute.

Die Bedürfnisse der Menschen war nicht so vielfältig, wie unsere.
In den Schränken gingen weniger Sachen. Shoppingtouren wurden nicht unternommen.
Man hatte deutlich haltbarere Sachen und die waren nicht so schnell aus der Mode, wie heute. Kleider wurden
Jahrzehnte getragen, in Ehren gehalten und vererbt.
Man besuchte seine Verwandten zu Geburtstagen und hatte Zeit, die Reise zu organisieren.
Man feierte Hochzeiten, Taufen, Kommunion miteinander. Auch diese Feiern wurden rechtzeitig angekündigt.
Es gab ja die Post. Man schrieb viel mehr, als heute.
Das konnte alles vorbereitet und organisiert werden.
Das war weniger kompliziert, als für uns Urlaubsreisen ins Ausland buchen, Visa besorgen, Impfungen organisieren, nach Reiseschnäppchen jagen und Riesenkoffer packen.

Das Essen war einfacher. Man aß, was es in der Region gab. Man baute selber an, tauschte und ging auf den Markt.
Man sorgte dafür, dass man auch während des Winters genug hatte.

Was allerdings schwer und kompliziert war:
Einen Arzt oder Krankentransport organisieren, wenn jemand plötzlich schwer erkrankt oder verunfallt war.
Da bin ich denn doch froh, heute zu leben.


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27.04.2023 um 23:35
Zitat von Markus1985Markus1985 schrieb am 10.04.2023:Zott und Omira sind ganz in der Nähe.
Zott ist nicht „ganz in der Nähe“, sondern fast 60 km weit weg. Da hat 1922 garantiert keiner aus Gröbern und Umgebung seine Milch hingekarrt.


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