@pensionär@odinandi
Danke für eure Einschätzungen.
Ob der Stationärmotor im Bezug auf den Sechsfachmord bedeutungslos ist, hängt meiner Meinung nach vom Anschaffungszeitpunkt ab.
War das tatsächlich vor 1914, wie im HK Wiki (ohne Angabe von Gründen) als wahrscheinlich bezeichnet wird, kann ich auch keinen Zusammenhang knüpfen.
Da offensichtlich kein Nachweis für das Kaufdatum existiert, kann man sich bestenfalls auf die Aussage des Monteurs Hofner beziehen.
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1925-05-15_Hofner_AlbertEr erklärte, ein oder zwei Jahre zuvor schon mal in Hinterkaifeck gewesen zu sein, um die Dreschmaschine zu reparieren. Im Zusammenhang mit dieser Visite keine Erwähnung des Motors, wobei ich meine, hätte jener dort zu diesem Zeitpunkt schon existiert, wäre vom Gruber oder seiner Tochter höchstwahrscheinlich eine Aufforderung gekommen, mal einen Blick draufzuwerfen. Wenn der Fachmann schon vor Ort ist ... denn es sind für den Betrieb immerhin Komponenten wie Zündung und Vergaser notwendig und ich halte es für unwahrscheinlich, dass irgendwer vom Hof hierzu über die entsprechende Sachkenntnis verfügte.
Jedenfalls erwähnte der Monteur Hofner bezüglich des ein oder zwei Jahre zurückliegenden Besuchs den Motor nicht, neben der Dreschmaschine aber gewährten Einlass in die Stube (!). Es ist also durchaus möglich, dass es zu diesem Zeitpunkt noch keinen 'Sendlinger' gab auf jenem Hof.
Für mich stellt sich so oder so die Frage, aus welchem Grund sich die Hinterkaifecker einen Stationärmotor leisteten.
Als Statussymbol? ... Passt nicht recht in Zeit und soziale Situation, noch weniger zu isoliert hausenden, geizigen Sonderlingen.
Als Arbeitshilfe? ... Sehr ungewöhnlich, dass eine Bauernfamilie die mehr einem Selbstversorger als einem nennenswerten Wirtschaftsbetrieb zuzuordnen ist, diese unverhältnismässige Investition tätigt, statt beim Bewährten zu bleiben. Ein Knecht war billiger und vielseitiger.
Als Arbeitshilfe - ungewöhnliche Umstände angenommen? ... Jetzt wird es eventuell konkreter. Nimmt man mal die Dreschmaschine dazu, lässt sich eine zumindest logische These spinnen. Denn Dreschen, besonders mit der Dampfmaschine, die von Hof zu Hof gekarrt wurde, war Kollektiv-Arbeit. In einer Ansiedlung wie Gröbern mussten da alle zusammenhelfen.
(Siehe hierzu evtl "Das Leben eines Landarbeiters" von Franz Rehbein, wo dieser Vorgang sehr anschaulich beschrieben wird).
Nicht unbedeutend war der Betrieb der Dampfmaschine, die Unmengen von Feuerholz sowie Wasser und Schmierstoffe benötigte. Wenn es beim Gruber Gründe gab, nicht die gesamte Nachbarschaft auf seinem Areal zu versammeln, kam er spätestens beim Dampfdreschen in einen Konflikt.
Für einen solchen bot der 'Sendlinger' zweifellos eine Lösung an, weil Dampfmaschine und mit ihr das zahlreiche Bedienpersonal überflüssig wurden. Vielleicht konnte das Dreschen sogar im Familienkreis erledigt werden, immerhin lässt sich ein Benzinmotor einfach ab- und wieder anstellen, wenn die Mannschaft mal 'ne Pause nötig hat.
Gibt es irgendwelche Berichte, wie beim Gruber 1920 und/oder 1921 gedroschen wurde?
Ich tendiere zur These, dass in Hinterkaifeck neben der Landwirtschaft weitere Einnahmequellen bestanden, wofür meiner Ansicht nach auch die aufgefundenen Ersparnisse sprechen.
Vor allem aber lässt sich damit ein Motiv aufstellen, das im Gegensatz zu Raubmord oder Beziehungstat die wenigsten (Logik-) Lücken offen lässt.
Leider existiert zur Waffenlager/Drohungs-Erpressungs Theorie der geringste Bestand an Fakten. Um nicht völlig ins Blaue zu spekulieren, halte ich es für sinnvoll gesicherte HK Gegebenheiten mit historisch unstrittigen Rahmenbedingungen zu vergleichen. Der Stationärmotor stellt hier eindeutig einen Widerspruch dar.