Mordfall Hinterkaifeck
30.05.2022 um 11:41Berichte: 1922-09-09 Renner Ferdinand, StaatsanwaltOb das
Neuburg a. D. den 9, September 1922.
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Jn einem Falle wurde ein Brüderpaar Andreas und Karl Schreier von Sattelberg ( 2 Stunden südl- Schrobenhausen) in Haft genommen, von diesen war Andreas schon von einem früheren Mitgefangenen verdächtigt worden, dann soll auch nach Mitteilung einer Nachbarin die Mutter der Brüder bei einer Mission einem Pater gebeichtet haben, ihre Söhne, insbesondere Andreas wäre beteiligt gewesen. Allein die Erhebungen ergaben keinerlei sichere Verdachtsmomente. Im Gegenteil muss der Alibibeweis, freilich meist auf grund von Verwandtenausagen, als erbracht angesehen werden. Es handelt sich auch hier wohl um Weiber- und Gefangenengeschwätz. Der Haftbefehl musste mangels dringender Verdachtsgründe aufgehoben werden. Das Ermittlungsverfahren wird noch weiter geführt.
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I.V.
Unterschrift
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Berichte:_1922-09-09_Renner_Ferdinand,_Staatsanwalt
I.V. Unterschriftim Klartext bedeutet, dass der I. Staatsanwalt Renner den Bericht verfaßt hatte und an der Unterzeichnung verhindert war, weshalb ihn der II. Staatsanwalt gesichtet und bloß unterschrieben hat - oder sogar der II. Staatsanwalt Hensold den Bericht zur Gänze selbst verfasst und unterzeichnet hat - das ist für mich unklar.
Jedenfalls enthält er eine immerhin erwartbare Minimalbegründung bei -wie hier- einem (erwartbar) erhobenen und wohl als wackelig angesehenen Alibibeweis durch Verwandte.
Ich vermisse allerdings vergleichbares in Bezug auf LS in den sonstigen Berichten des I. Staatsanwalts Renner, die sich mit LS befassen. Alle seine sonstigen Erwägungen plus ein (wie oben) auch nur kursorisch begründetes Verwandtenalibi wäre doch bejahendenfalls valider gewesen. So bleibt, weil nichts darüber in den Berichten erscheint, bekanntlich sogar die Frage offen, ob überhaupt Alibierhebungen stattgefunden haben, oder sie ungünstig ausgegangen sein könnten.