@cecil_XY Diese Art der vergleichenden Kasuistik wird auch heutzutage dann herangezogen, wenn signifikante Parallelen zu anderen Fällen im modus operandi auftauchen.
a) Dies war im vorliegenden Kontext Hinterkaifeck etwa das frühere Vorgehen der Schmaderer-Bande. Der Schrecken vor denen dürfte aber in der Region so allgemein gewesen sein, dass ich glaube man habe der Tat nachträglich das Aussehen einer solchen der Schmaderer - Bande geben wollen. Du erinnerst Dich sicher an den Trick mit dem losgebundenen Rind. Ich glaube nicht dass die HKler so unwissend waren, daß sie ein abendlich freilaufendes Rind im Stall damals nicht auch als Alarmglocke verstanden hätten.
b) Auch ich habe (vermutlich nicht als erster hier) versucht, durch eine schriftliche Anfrage beim Archiv in Opole/PL -früher Oppeln- mehr über das Vorgehen beim Erschlagen von Bauern in Oberschlesien durch Freikorpsleute zu erfahren. Adolf G. solle dabei beteiligt gewesen sein und es gab wohl einen Haftbefehl. Leider konnte man im Archiv unter dem Aktenzeichen des damals zuständigen Landgerichts nichts finden.
c) Von dem von Dir erwähnten Buch über "Mueller" wußte ich bisher nichts. Vielen Dank.
Ja, es gibt im vermutlichen Vorgehen des angeblichen Serientäters in den USA einige Ähnlichkeiten:
"The authors also suggest that Mueller may have been responsible for the 1922 Hinterkaifeck murders in Germany. The murders bear some similarities to the US crimes, including the slaughter of an entire family in their isolated home, use of the blunt edge of a farm tool as a weapon (a pick axe), and the apparent absence of robbery as a motive."
Mit dem "offensichtlichen" Fehlen von Raub als Mordmotiv wird man im Fall Hinterkaifeck aber auch heute noch keine einheitliche Meinung ausmachen können.
Die Autoren haben ferner bei den Fällen in USA ein sexuelles Motiv im Hinblick auf weibliche Kinder in der Vorpubertät angenommen.
"The killer's motive is believed to have been a sadistic sexual attraction to pre-pubescent girls. While adults were typically ambushed and murdered in bed while sleeping, girls showed defense wounds or other evidence of struggle, and media reports of the crimes often included veiled references to the killer having ejaculated at the crime scenes."[8]
Auch im Fall Hinterkaifeck gab es mit Cilly zwar ein ermordetes Mädchen das diesem Opfertyp wohl entspräche. Und tatsächlich gibt es bei ihr Abweichungen hinsichtlich des Verletzungsbildes und der Lage ihrer Leiche. Aber auch bei ihr fehlen wohl offensichtlich abwehrende Kampfspuren, Abwehrverletzungen besonders an den Händen und ein klarer Sexualbezug. Ich denke, dass auch der damaligen Gerichtsmedizin bei der Leichenschau und Obduktion das aufgefallen wäre. Wenn auch ein Obduktionsprotokoll fehlt.
Aber "
While adults were typically ambushed and murdered in bed"...
trifft in Hinterkaifeck nach den bisherigen Annahmen auf keinen der ermordeten Erwachsenen zu.
Alle Zitate aus :
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Man_from_the_Train
Das ist gleichzeitig, ohne das Buch bisher gelesen zu haben meines Erachtens schon eine so gravierende Abweichung zu HK, dass die übrigen Ähnlichkeiten (m. E. sich schwerlich dagegen behaupten können. Ist aber nur mein erster schneller Eindruck.
Du sollst meine Einwendungen und auch nicht die weitergehenden von
@brigittsche nicht als Desinteresse werten, denn alles was Du sonst noch mitgeteilt hast, ist für mich so interessant, dass ich jedenfalls plane, das Buch zu lesen.
Der Villisca - Fall ist hier bekannt.
Einen Buchtip, den ich schon öfters hier gegeben habe, kriegst Du von mir zurück : Pierre Magnan : Das ermordete Haus.
Roman. (Mehr dazu im Forum).