Mordfall Hinterkaifeck
21.10.2018 um 13:55vielleicht zu weit um die wcke gedacht...
EdgarH schrieb:zu den anderen spuren, münchner zeitung, spuren im schnee, schlüssel verschwunden etc.: frage a) stehen die alle in einem zusammenhang?@EdgarH
EdgarH schrieb:was ich mich frage: hatte aber im gegensatz dazu LS sorge, dass da etwas nachkommen könnte? hatte er deshalb streit mit VG (es gibt doch zeugenaussagen, diebon einem lebhaften gespräch der beiden wenige tage vor dem mord berichten, richtig?)?Zu dem "Streit" bezw. irgendwelchen Differenzen vor der Tat zw. Schlittenbauer u. den späteren Opfern möchte ich Dir das zitieren was die nächsten Nachbarn Jakob Sigl und Michael Pöll am 5.4.22 darüber ausgesagt haben:
Soviel ich weiß, hatte Schlittenbauer beabsichtigt, die Viktoria G. zu heiraten, noch dass er der Vater des außerehel. Knaben Josef G. war. Die Ehe wurde aber durch den alten Gruber, der Vater der Viktoria Gabriel, verhindert. Da sie sich in letzter Zeit also der Schlittenbauer u. der Gruber feindlich gesinnt waren ist mir nicht bekannt.AUSSAGE JAKOB SIGL:
Die Ehe verhinderte, wie mir Schlittenbauer selbst einmal erzählte, der alte Gruber Andreas. Dieser soll sich geäußert haben, wenn die Heirat zwischen seiner Tochter u. dem Schlittenbauer zu Stande komme, dann verlasse er das Haus. Die letzte Zeit war Gruber mit Schlittenbauer nicht mehr in Feindschaft. Ob Schlittenbauer das Haus Gabriel in letzter Zeit besuchte, kann ich nicht sagen.
EdgarH schrieb:zu den anderen spuren, münchner zeitung, spuren im schnee, schlüssel verschwunden etc.: frage a) stehen die alle in einem zusammenhang? frage b) steht der einbruch in verbindung mit dem morgeschehen?Die Zeitung und die Fußspuren waren -überliefert durch den POSTBOTEN MAYER- im Monat März 1922, da man anhand der Fußspuren und weiterer Aussagen das auf den 30.3.22 eingrenzen kann, liegt das für viele nahe, das ein Zusammenhang besteht. (HIER findest Du das Thema im HK-Wiki)
EdgarH schrieb:nur mal als gedankenexperiment: waren die spuren evtl. die vorbereitung für das eigentlich geplante verbrechen?Laut dem Bericht des StaaA. Pielmayer konnten sie in jener Nacht nicht einsteigen:
Nach den Erhebungen hat der Austrägler Andreas Gruber am 30.März 1922, ein Donnerstag, vormittags noch mit dem in der Nähe ackernden Landwirt Lorenz Schlittenbauer von Gröbern und später mit Landwirt Kaspar Stegmeier von Gröbern gesprochen und ihnen mitgeteilt, dass bei ihm in der Nacht nach den in dem leichten über Nacht gefallenen Schnee ersichtlichen Spuren ein Einbruch versucht worden sein soll, wobei die Diebe in die Motorhütte eingedrungen sein sollen, da sich in dieser noch Schneespuren fanden. Da aber die Motorhütte nur einen Zugang von aussen und keinen Zugang zu den übrigen Räumen des Anwesens hat, konnten die Diebe von da aus nicht in das Anwesen gelangen und sollen ihr Heil dann an der ausseren Futterkammertüre, das ist an der äusseren Türe zu dem Raum, der an die Motorhütte und den Stadel stösst, versucht haben! Auch soll Gruber nach den Angaben dieser Zeugen angegeben haben, dass ihm ein Hausschlüssel abgehe.https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Dokumente:_1926-11-06_Zusammenstellung_des_Staatsanwaltes_Pielmayer
Da aber die Motorhütte nur einen Zugang von aussen und keinen Zugang zu den übrigen Räumen des Anwesens hat, konnten die Diebe von da aus nicht in das Anwesen gelangen und sollen ihr Heil dann an der ausseren Futterkammertüre, das ist an der äusseren Türe zu dem Raum, der an die Motorhütte und den Stadel stösst, versucht haben!Klar könn(t)en die tags darauf mit dem richtigen Einbruchswerkzeug wieder gekommen sein.
EdgarH schrieb:danke schön für die quellen! erklärt nicht die nicht mehr wegführenden fussspuren, aber insgesamt macht es einen raubmord wahrscheinlicher. wäre da nicht diese sehr hohe emotionale ebene im mordgeschehen, wäre der raubmord tatsächlich die wahrscheinlichste motivlage, auch wenn dann noch gut zu erklären wäre, warum viele wertsachen zurückgelassen wurden und die auffundung herausgezögert wurde.Die wegführenden Fußspuren erklärte Lorenz S. lustigerweise in der "Ich-Form", als er den gesamten Tathergang im Wirtshaus aus 'seiner Sicht' schilderte:
Ich und der Wirt Schwaiger sagten, wie es das nur geben könne, daß man gleich 6 umbringt, da müssen mindestens 3 bis 4 Täter beisammen gewesen sein. Darauf sagte Schlittenbauer: „Ja woher doch, das war ganz leicht, da hab ich g´wart bis eine nach dem anderen kommen is` und hab’s niedergschlagn“. Darauf sagten wir: „Aber die Spuren, die schon zuvor herein gegangen sind?“ Darauf sagte er ohne sich lange zu überlegen: „Da bin ich vorwärts nei und arschlinks raus“.Quelle
Bekannt wurde mir, daß die Thalerbuben schon ein Jahr zuvor in dem Wagenschupfen nachts von Gruber angetroffen wurden. Damals soll ihnen der alte Gruber mit einem Infanteriegewehr nachgeschossen haben. Ich habe seinerzeit den Schuß gehört. Mir sagte man aber nicht, was die Ursache des Schusses war, damit ich in meinem schwangeren Zustand nicht mehr Schrecken habe.Nun, inwieweit und vor allem wieviel an Bar-bzw. Papiergeld vorhanden war ist uns ja unbekannt, wir wissen halt nur, daß die Opfer angeblich am Donnerstag vor der Tat in Schrobenhausen einkaufen gewesen sein sollen (Quelle der oben verlinkte Bley) und das sie Haustürgeschäfte mit ihren Erzeugnissen betrieben, weiters hatte sich V. Gabriel im Februar 3000,-- Mark bei ihrer Schwester geliehen und am 2.3.22 wurden ihr 1821,70 M. in bar ausgehändigt. Im Haus war nach der Tat nur ein Fünfmarkschein an Barem.
Allgemein war bekannt, dass die Ermordeten sehr viel Geld hatten, insbesondere auch Hart- bzw. Goldgeld. So viel ich wahrgenommen hatte, hatte jeder von den 3 Ermordeten und zwar Gruber, dessen Frau und dessen Tochter, Frau Gabriel, ihre eigene Kasse.Für zwielichte Gestalten oder wie die von Reingruber beschriebenen Typen mit „luckihaftem“ Aussehen war Papiergeld trotz Inflation 1. Wahl und eine Hosentasche voll der Jackpot! Bei einer Kontrolle am Bahnhof oder irgendwo hätten die -die vermutlich aufgrund der Optik wohl öfters zur Kontrolle angehalten wurden- ein nicht kleines Erklärungsproblem gehabt wenn sie Wertgegenstände und Goldmark in der Tasche gehabt hätten. Insbesondere weil die Goldmark ja auch kein offiz. Zahlungsmittel mehr war.
Danach gibt es ab dem 22. März einheitlich Eistage, die Temperaturen liegen ganztägig unter dem Gefrierpunkt. Täglicher (geringer) Niederschlag lässt bis zum 29.März eine geschlossene Schneedecke entstehen. Eine Schneehöhe von bis zu 15cm war möglich.https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Wissen:_Das_Wetter_und_die_Lichtverh%C3%A4ltnisse_rund_um_die_Tat
Ab 31. März klettern die Maximumtemperaturen wieder über 0°C, nachts sinken die Temperaturwerte knapp unter den Gefrierpunkt mit 1 bis 2°C unter Null.
Am 2. April ist es sehr ungemütlich mit anhaltendem Schnee-/Schneeregen (2°C).
Ich kann mich noch erinnern, dass ich damals mit Weigel über die Ruhe im Hofe sprach. Ich weiss auch heute noch genau, dass kein Rauch aus dem Kamin des Anwesen kam, dass keine Hühner im Hofe herumliefen und daß weder ein Mensch noch ein Tier zu sehen war. Ich glaube, daß ich sogar die Bemerkung gemacht habe, ich berichtige, ich weiß bestimmt, dass ich zu Weigel gesagt habe: der Hof liegt da wie ausgestorben.https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1951-11-24_Hueber_August
pensionär schrieb:Stimme in Beantwortung Deiner Frage @DerGreif mit seinen genannten Argumenten zu - nach dem Tod des Kindesvaters bekam die Kindesmutter die elterliche Gewalt und konnte nicht der Gabriel Senior Vormund für Cilly sein.Hab das schon so verstanden :D, aber ist das denn der Gewohnheit entsprechend das die Väter (Schwieger-und Großväter) diese Akten einsehen?
margaretha schrieb:Schlittenbauer: „Ja woher doch, das war ganz leicht, da hab ich g´wart bis eine nach dem anderen kommen is` und hab’s niedergschlagn“. Darauf sagten wir: „Aber die Spuren, die schon zuvor herein gegangen sind?“ Darauf sagte er ohne sich lange zu überlegen: „Da bin ich vorwärts nei und arschlinks raus“.Diese Aussage ist mir bekannt, ich halte sie auch für sehr problematisch, denn sie offenbart ja Täterwissen und v.a. würde belegen, dass die Spuren ein Fake waren. Vielleicht aber hatte LS auch nur eine rege Fantasie.
EdgarH schrieb:Diese Aussage ist mir bekannt, ich halte sie auch für sehr problematisch....Problematisch ist sie m. E. auch deshalb weil sie hauptsächlich Getratsche vom Biertisch enthält und der Gastwirt Schwaiger der Schwiegervater von Bleys Schwester war, Schwaigers Ehefrau war wiederrum die Schwester von Sigls Ehefrau. Inwieweit man bei Bley Objektivität annehmen kann oder darf muß jeder selbst entscheiden, jedenfalls wurde L. S. nach dieser Bley Aussage ja nochmal vernommen ;).
EdgarH schrieb:die den Raubmord für mich durchaus wieder etwas wahrscheinlicher werden lässt.Du wirst bei diesem Mordfall leider fast für jede Theorie gute Pro's finden welche Dir die Anhänger nachvollziehbar aufschlüsseln, egal ob politisch-motiviert, Beziehungstat oder eben Raubmord. Nur liegt halt für keine einzelne Theorie eine stringente Beweiskette vor! Und überall findest Du mindestens ein Contra :(
jaska schrieb:Hinterkaifeck bot sich für derlei Machenschaften geradezu an: die einsame Lage, bis auf den Andreas Gruber kein erwachsener Mann im Haus, nur 1 weitere gesunde, erwachsene Frau, sonst nur eine alte Frau und 2 Kinder. Dazu weit verbreitete Gerüchte über Geld und Gold
jerrylee schrieb: Es waren immer Geldreserven vorhanden.Darüber war offensichtlich wirklich nahezu jeder informiert:
Vermerkungsnotizen für die Unterredung des Herrn StA. Dr.Popp, Augsburg mit dem
Bürgermeister der Gde. Waidhofen anläßlich der Besichtigung des Geländes auf welchem der Hof
Hinterkaifeck stand am Montag, 26.11.1951
margaretha schrieb:Problematisch ist sie m. E. auch deshalb weil sie hauptsächlich Getratsche vom Biertisch enthält und der Gastwirt Schwaiger der Schwiegervater von Bleys Schwester war, Schwaigers Ehefrau war wiederrum die Schwester von Sigls Ehefrau. Inwieweit man bei Bley Objektivität annehmen kann oder darf muß jeder selbst entscheiden, jedenfalls wurde L. S. nach dieser Bley Aussage ja nochmal vernommen ;).Das mag ja alles so sein, nur ist es trotzdem Insiderwissen. Auch lässt es Yblaggers Aussage aussen vor, der hat ja einen nach seiner Darstellung geistig entrückt wirkenden LS am Tatort vorgefunden (Monate nach der Tat) und LS faselte abwesend etwas von eine Grube die der Täter graben wollte um die Leichen zu vergraben, wg. dem gefrorenen Boden aber damals keine Grube ausheben konnte. Er zeigte dem verdutzten Yblagger dann auch noch die Stelle wo gegraben werden sollte. ain den Skten steht dazu nichts. Woher hat LS also diese Info? Klingt sehr nach Täterwissen oder extrem (!) reger Fantasie. Auch hier nur Hörensagen und bösartige Unterstellung? Ein bisschen viel Zufall, oder?
EdgarH schrieb:Yblaggers AussageWo kann man die Aussage nachlesen? Das mit eventuellen Löchern am Tatort ist das genau Belegt oder wieder ein Gerücht ?
EdgarH schrieb: und LS faselte abwesend etwas von eine Grube die der Täter graben wollte um die Leichen zu vergraben, wg. dem gefrorenen Boden aber damals keine Grube ausheben konnte. Er zeigte dem verdutzten Yblagger dann auch noch die Stelle wo gegraben werden sollte. ain den Skten steht dazu nichts@EdgarH