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Mordfall Hinterkaifeck

51.943 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

02.09.2017 um 22:31
@frauZimt

Dieser Auffassung bin ich auch.

Dem 'Psychogeschwurbel Wiedergutmachung' das womöglich zur heutigen 'Weicheierzeit' passen mag, kann ich für 1922 nun wirklich nicht folgen.


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Mordfall Hinterkaifeck

02.09.2017 um 23:47
Zitat von KailahkiKailahki schrieb:Dem 'Psychogeschwurbel Wiedergutmachung' das womöglich zur heutigen 'Weicheierzeit' passen mag, kann ich für 1922 nun wirklich nicht folgen.
Ich glaube auch, man kann heutige Verhaltensweisen nicht unbedingt auf die Vergangenheit übertragen.
Für uns sind Tote ein Schrecken. Wer möchte seine Großeltern oder Eltern in der eigenen Wohnung aufbahren?

Um 1900 wurden Tote noch im Haus, in der Wohnung aufgebahrt.
Ich habe neulich einen Text über Berliner Mietshäuser gelesen. Da wurde das erwähnt.
Ein Manko damals, wenn man seinen Toten sofort abholen ließ- aufgrund einer Seuche etc.

Irgendwann wurde die Aufbahrung in den eigenen vier Wänden als unhygienisch angesehen und verboten.

Ich bin überzeugt davon, dass der/die Täter darauf achteten, dass jemand, der auf den Hof kommt und die Bewohner sucht, die Toten nicht sofort entdeckt.

Damals war es üblich einfach durch die Fenster zu glotzen, wenn eine Tür nicht geöffnet wurde.
Jedenfalls in ländlichen Regionen.
Wenn man die Zeugenaussagen liest, kommt das ja mehrfach vor.
Ich erinnere mich an das, was der Briefträger erzählte. Er habe den Kinderwagen in der Küche gesehen-und dahinter die geöffnet Tür.

Gesichter abdecken, um die geliebten/verhassten, vertrauten Gesichter nicht anblicken zu müssen....Das kommt mir sehr klischeehaft vor.
Wenn ein verschmähter Liebender die Victoria erschlagen hätte, hätte er ganz einfach das Weite gesucht. Er hätte nicht ihr Gesicht verdeckt. Auch nicht, wenn er etwas gesucht hätte.
Das passt für mich nicht zum bäuerlichen Milieu.

Und man muss sich doch nur mal angucken, wie sie dalagen.
Im Stall wie tote Gegenstände übereinander gestapelt. Eine Tür obendrauf.
Das wirkt nicht sorgsam. Das wirkt brutal und roh.

Das Kleinkind wurde mit einem einzigen Hieb ermordet. Was gerade zur Hand war über den Stubenwagen geworfen, um die Kinderleiche zu verstecken.

Die Magd. Warum wurde denn die verdeckt?- Eine Beziehung kann am wenigsten der Grund sein. Sie war doch erst Stunden zuvor auf den Hof gekommen.

Der Grund für ihre Abdeckung war das Fenster. Wer die Tote von draußen gesehen hätte, hätte Alarm geschlagen. Also wurde hastig ein Oberbett wurde über den ganzen Körper gezogen.
Das Bett wurde auch von einem Besucher gesehen. Das Zimmer wirkte dadurch unordentlich. (Ein Federbett hat ja nichts auf dem Boden zu suchen) Das war´s.

Ich habe keine Ahnung, was passiert ist. Mehrere Lösungen sind möglich.

Nur eins ist mir klar: Der/die Täter haben die Leichen in großer Eile versteckt.
Vielleicht hörten sie ein Geräusch und flüchteten?
Gut möglich, dass einer Schmiere stand und das Signal zum Abhauen gab.

Und ob etwas gestohlen worden ist, weiss man nicht.
Viel blieb zurück-aber was fehlte?

Ich finde durchaus interessant, wenn man sich mit der heutigen Denkungsart dem Fall nähert.
Die Polizeischüler favorisieren eine Lösung. Aber mehr kann es nicht sein.

Es ist wahrscheinlich unmöglich das Selbstverständnis eines Menschen aus dem 19Jh. nachzuvollziehen.

Der Fall ist zu kompliziert.
Es ist ja noch nicht einmal möglich, Tatsachen von Fantasie und Dichtung zu unterscheiden.


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Mordfall Hinterkaifeck

03.09.2017 um 00:17
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Für uns sind Tote ein Schrecken. Wer möchte seine Großeltern oder Eltern in der eigenen Wohnung aufbahren?
Um 1900 wurden Tote noch im Haus, in der Wohnung aufgebahrt.
Ich habe neulich einen Text über Berliner Mietshäuser gelesen. Da wurde das erwähnt.
Ein Manko damals, wenn man seinen Toten sofort abholen ließ- aufgrund einer Seuche etc.

Irgendwann wurde die Aufbahrung in den eigenen vier Wänden als unhygienisch angesehen und verboten.
Damals gab es auch noch nicht flächendeckend Leichenhäuser, vor allem in den kleineren Gemeinden dauerte das ja oft noch bis in die 1950iger. Vielleicht lag das darin mit begründet?
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Damals war es üblich einfach durch die Fenster zu glotzen, wenn eine Tür nicht geöffnet wurde.
Jedenfalls in ländlichen Regionen.
Du Glückliche wohnst in der Stadt?! Ich würde echt nicht drauf schwören das neugierige Menschen heute nicht durchschauen würden, also auf dem Land. ;)
<das sind das diese "historischen Alarmanlangen", ca. 162 cm hoch und Kittelschürzen tragend, manchmal sieht man die auch mit Kopfbedeckung etwa das Modell :)>
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Die Magd. Warum wurde denn die verdeckt?- Eine Beziehung kann am wenigsten der Grund sein. Sie war doch erst Stunden zuvor auf den Hof gekommen.
Sehr richtig!


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Mordfall Hinterkaifeck

03.09.2017 um 01:06
Zitat von margarethamargaretha schrieb:FrauZimt schrieb:
Für uns sind Tote ein Schrecken. Wer möchte seine Großeltern oder Eltern in der eigenen Wohnung aufbahren?
Um 1900 wurden Tote noch im Haus, in der Wohnung aufgebahrt.
Ich habe neulich einen Text über Berliner Mietshäuser gelesen. Da wurde das erwähnt.
Ein Manko damals, wenn man seinen Toten sofort abholen ließ- aufgrund einer Seuche etc.

Irgendwann wurde die Aufbahrung in den eigenen vier Wänden als unhygienisch angesehen und verboten.[/quote]
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Damals gab es auch noch nicht flächendeckend Leichenhäuser, vor allem in den kleineren Gemeinden dauerte das ja oft noch bis in die 1950iger. Vielleicht lag das darin mit begründet?
Weil man diese Häuser damals nicht brauchte.
Ich hab mich vor kurzem intensiv mit Fontane und seinem Berlin beschäftigt. Dabei kam mir das unter.- Ich krieg es aber leider nicht mehr 100%ig zusammen.

Man hat den Toten in der Wohnung aufgebahrt, in der guten Stube- und zwar mehrere Tage. Im Hochsommer kürzer, vermute ich mal.
Ich denke mir, dass entfernt wohnenden Verwandten die Gelegenheit zum Abschied gegeben werden sollte.
Angst vor dem Vermieter war auch da. Es gab nämlich Krankheiten, die der Vermieter nicht gerne sah. Masern z.B. Wenn im Haus jemand an z.B. Masern starb, hatte der Wirt Sorge, er kann die Wohnungen nicht mehr vermieten.
- Es sei denn die Bude war das letzte Loch. Da sid die Leute an TBC gestorben- und aufgrund der Wohnungsnot, standen schon die nächsten armen Schlucker da, bereit überall einzuziehen.

Irgendwann hatte sich der Hygienegedanke durchgesetzt.- Per Gesetz, anders wär das ja nicht möglich gewesen.
Da entstanden dann Leichenhallen und der Totenkult hat sich verändert.
Zitat von margarethamargaretha schrieb:FrauZimt schrieb:
Damals war es üblich einfach durch die Fenster zu glotzen, wenn eine Tür nicht geöffnet wurde.
Jedenfalls in ländlichen Regionen.
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Du Glückliche wohnst in der Stadt?! Ich würde echt nicht drauf schwören das neugierige Menschen heute nicht durchschauen würden, also auf dem Land. ;)
Schwören würde ich gar nicht! Neugierige gibt es überall. Aber ich erkläre kurz, was ich meine.
Ich Glückliche bin in der Großstadt aufgewachsen und hatte Verwandte in einem kleinen Dörfchen.
Auf dem Land hat man sich anders benommen, als in der Stadt.
Auf dem Land standen Besucher plötzlich im Flur. Da war nicht Stop am Gartentor. Wer etwas wollte, ist gleich durchmarschiert, bis zur Haustür, die hinter dem "Vorbau" war. Also schon ins Haus.
(Das machen auf den Dörfern manche Leute heute noch:
Rufen "Hallo!" und stehen in der Küche, wenn die Türen offen sind.)

Und durch die Fenster wurde ein Blick riskiert: Ob jemand da ist.

In der Stadt war ein Blick durch die Fensterscheibe völlig indiskret.
Auf dem Land hat man enger zusammengelebt. In der Stadt hat man versucht sich voneinander abzuheben.
Auf dem Land war ja früher auch immer jemand zu Hause.
Der Briefträger wunderte sich ja auch, dass die alte Frau nicht in der Küche war. Da hat sie normalerweise immer gesessen. Die anderen Bewohner hat er außerhalb, bei der Arbeit vermutet.[/quote]


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03.09.2017 um 10:11
@frauZimt
@margaretha
Das stimmt! Bei meinen Urgroßeltern, die auf dem Land wohnten, war es genauso. Da kamen z.B. die Nachbarn einfach ins Haus und riefen nach dem Opa. Fremde klopften an die Küchentür. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, ob es überhaupt eine Klingel gab. :-)


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03.09.2017 um 11:14
Zitat von joeyyjoeyy schrieb:@frauZimt
@margaretha
Das stimmt! Bei meinen Urgroßeltern, die auf dem Land wohnten, war es genauso. Da kamen z.B. die Nachbarn einfach ins Haus und riefen nach dem Opa. Fremde klopften an die Küchentür. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, ob es überhaupt eine Klingel gab. :-)
@joeyy
Ich musste gerade lachen.
Genau das meine ich. Das hab ich auf dem Land auch kennengelernt und als Stadtkind war mir das sehr fremd.
Ich hab andere Umgangsformen erlebt, die ich sehr eigenartig fand.
Menschen, die mir wildfremd waren, wurde erklärt wer ich bin.
Mein Name wurde dabei nicht erwähnt. "Das ist die Tochter von..."
Aber umgekehrt haben sich die Leute mir nicht vorgestellt.

Ich war ein Anhängsel, wie eine Bommel an der Schürze.

Und dazu kommt auch noch, dass viele auf dem Dorf ganz weitläufig miteinander verwandt waren - oder Paten der Kinder - oder Pächter/Verpächter, oder sie sangen zusammen im Chor.
Es gibt auf dem Land sehr viel mehr Verbindungen zwischen den Menschen, als in der Stadt. Von daher ist der  Distanzwunsch auch nicht so groß.

So war das in meiner Kindheit auf den Dörfern. Heute hat sich das Dorfleben gewandelt, ist in der Hinsicht städtischer geworden. Heute hat man Klingeln und verschlossene Türen. Die Leute haben Angst vor Einbrechern und die Erben der Ureinwohner verkaufen die Häuser an Städter, die ihre Lebensart mitbringen.

Es ist etwas her, dass ich die HK-Unterlagen gelesen habe.
Mir ist in Erinnerung, dass der Hof bevor die Toten offiziell gefunden wurden, mehrmals besucht wurde.
Da war ein Junge, der Schmalz kaufen wollte. Das Kind wird sich da vermutlich nicht lange aufgehalten haben.
Zwei Kaffeehändler kamen vorbei und der Briefträger.

Mit solchen Visiten mussten die Täter (ich denke es waren mindestens 2) rechnen.
Die Bauern haben ja immer einen kleinen Nebenverkauf gehabt und wenn die HKler abseits vom Dorf wohnten und schon daher etwas ab vom Dorfleben. Viktoria sang im Chor und wurde da auch vermisst.


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Mordfall Hinterkaifeck

03.09.2017 um 20:20
@joeyy
Und auf welchen Profiler beziehst Dich da?
Zitat von joeyyjoeyy schrieb am 30.08.2017:Guten Morgen, es ist wohl so, dass das Abdecken der Toten, das Zurücklassen von Bargeld und Wertgegenständen, sowie die Inszenierung des Tatortes eindeutig für einen den Opfern bekannten Täter steht. Ein gewöhnlicher Zufallstäter hat ja keine Veranlassung, sich so zu verhalten. Er tötet alle, die ihm bei der Ausübung der Tat im Wege sind, packt ein, was wertvoll ist und verschwindet. Er hätte somit auch keinen Grund, ein Kleinkind zu töten- es wäre weder imstande, ihn zu behindern noch später zu beschreiben. Kennt das Kind jedoch den Mörder, kann es ihn benennen- das muss für den/ die Täter ein zu hohes Risiko gewesen sein.
Lass uns das mal aufdröseln:
Zitat von joeyyjoeyy schrieb am 30.08.2017:das Abdecken der Toten
Das ist Fakt. Wofür das Abdecken steht ist allerdings längst nicht so klar. Da gibt es verschiedene Deutungen. Modernes Profiling sieht hier tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Täter und Opfer und interpretiert das Abdecken der Leichen als Geste des Ungeschehenmachens oder des Nichtkonfrontiertwerdens. Soweit ich weiß sind die Grundlage für diese Datenerhebung (ein Grundstein des Profilings) hauptsächlich Taten an einzelnen Opfern. Hier wäre interessant zu wissen, inwiefern diese Interpretation auch ausdehnbar ist auf einen Mehrfachmord (Massenmord). Denn die Beziehung zwischen Täter und Opfer kann in Fall Hinterkaifeck gar nicht auf alle Opfer gleichmäßig übertragen werden, aber alle Opfer waren abgedeckt. Was mir zudem noch zu denken gibt ist, warum der Täter oder die Täter denn nicht einfach den Hof verlassen haben, gerade wenn es ortsansässige Personen waren. Warum die Zeit verwenden, die Leichen im Stadel zu bewegen und alle 6 Opfer abzudecken? Doch nur, weil man beabsichtigte, noch eine geraume Zeit auf dem Hof zu verbringen. Und selbst dann hätte es eigentlich ausgereicht, die jeweiligen Türen zu schließen, wenn der einzige Grund für diese Art von Nachtathandlungen gewesen wäre, die Tat ungeschehen machen zu wollen.
Deshalb liegen für mich tatsächlich praktischere Gründe näher, die ja hier schon angesprochen wurden. Die Leichen wurden dort bewegt, wo man eventuell einen Laufweg zur Nachschau oder zur Flucht gebraucht hätte. Die Leichen wurden was Maria und den kleinen Josef an Orten abgedeckt, wo von außen bei kurzer Nachschau schnelle Entdeckung drohte (in diesem Zusammenhang ist auch noch interessant, ob die Fensterläden tagsüber geöffnet wurden, um den Anschein von Normalität zu erwecken oder ob sie noch gar nicht geschlossen waren, weil die Erwachsenen ja noch gar nicht schlafen waren). Und eventuell wären die Fenster zur Hofinnenseite hin auch für den oder die Täter wichtig gewesen während seiner Zeit auf dem Hof. Das würde für mich näher liegen, zumal es für einen Aufenthalt nach der Tat gute Indizien gibt: Kuhlen im Heu, verschobene Dachziegel, verspeistes Brot, angeschnittenes Rauchfleisch, versteckte Reuthaue...). Der Tatort im Stadel ist hier schwieriger einzuschätzen, was das Abdecken betrifft. Hier wissen wir nicht, inwiefern von außen (durch die Fenster am Stallgang?) Einblick gewährt war. Aber selbst wenn Jemand wie beispielsweise der Monteur einen kurzen Blick in den Stadel geworfen hätte, wären durch die Tür und das Stroh keine Leichen sofort aufgefallen.
Zitat von joeyyjoeyy schrieb am 30.08.2017:das Zurücklassen von Bargeld und Wertgegenständen
Das ist etwas, was so einfach nicht feststeht. Ja, nach der Tat wurden Wertgegenstände und Münzen von beträchtlichem Wert aufgefunden. Das heisst aber mitnichten, dass es dem Täter rein um Rache ging und ihm nichts Wertvolles in die Hände gefallen sein kann. Papiergeld muss in größeren Mengen abhandengekommen sein, ob der oder die Täter sich auch an Münzgeld und Schmuck vergriffen haben, kann Keiner sagen. Das noch vorhandene Münzgeld jedenfalls war gut versteckt und sowohl Goldmünzen als auch Schmuck wären eine deutlich riskantere Beute für den oder die Täter gewesen.
Zitat von joeyyjoeyy schrieb am 30.08.2017:die Inszenierung des Tatortes
Was genau verstehst Du darunter?
Zitat von joeyyjoeyy schrieb am 30.08.2017:Ein gewöhnlicher Zufallstäter hat ja keine Veranlassung, sich so zu verhalten. Er tötet alle, die ihm bei der Ausübung der Tat im Wege sind, packt ein, was wertvoll ist und verschwindet.
Schau, ich tu mich schwer, alle Zufallstäter über einen Kamm zu scheren. Das hat ja immer was mit persönlichem Background, Charaktereigenschaften und situativen Merkmalen (Stresslevel, Eskalation, Konfrontation mit Opfer, Reaktionen der Opfer, Bewaffnung, Planung vs. Überraschung...) zu tun.


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06.09.2017 um 11:53
@jaska
Du hast es mal wieder wunderbar auf den Punkt gebracht. Alles ist möglich! Nichts kann man völlig ausschließen. Das macht macht diesen Fall so verzwickt.


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Mordfall Hinterkaifeck

06.09.2017 um 12:06
Aber um zumindest Deine letzte Frage zu beantworten: die Opfer wurden übereinander gestapelt. Wo sie letztendlich starben, weiß man nicht mit Sicherheit. Somit wissen wir auch nichts über den Tathergang- also wer zuerst ermordet wurde, etc. Das meinte ich mit inszeniert. Der Tatort wurde nicht unverändert gelassen- so, wie er direkt nach der Tat ausgesehen hat. Wir können nur spekulieren. Beispielsweise könnten einige Übergriffe auch im Hof, im Haus oder sonstwo stattgefunden haben. Vielleicht hat eins der Opfer auch versucht, zu fliehen und wurde überwältigt? Wir wissen es nicht. Damit möchte ich jedoch nicht gesagt haben, dass dies vom Täter absichtlich gemacht wurde- in weiser Voraussicht, um Ermittler zu verwirren! Womöglich geschah es aus rein praktischen Erwägungen. Der Mörder mag es rein instinktiv getan haben, ohne groß darüber nachzudenken. Seine Beweggründe ändern jedoch nichts an der Tatsache, dass der Schauplatz verändert wurde.


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Mordfall Hinterkaifeck

06.09.2017 um 12:25
@joeyy
Dass alle drei Tatorte verändert wurden ist ja durch das Abdecken schon klar.
Für eine "Stapelung" aller Opfer im Stadel fehlt mir nicht nur der Hinweis sondern auch die Praktikabilität. Was feststeht ist, dass mindestens 1 Person (Andreas Gruber) noch nach seinem Tod von dem oder den Tätern bewegt wurde. Ob noch mehr Leichen von ihrer ursprünglichen Position wegtransportiert wurden? Bei den beiden Frauen würde ich mit "nein" antworten. Die Cilli könnte durchaus zuvor woanders gelegen haben. Sie wurde ja auch später von Schlittenbauer (Auffinder) weggelegt.
Ich gehe mit Dir einher, dass das geplante Aktionen waren.
Aber woran siehst Du ein Motiv, die Ermittler zu verwirren? Wie hätten die denn verwirrt werden können?


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Mordfall Hinterkaifeck

06.09.2017 um 12:27
Oh Nein! Ich meinte, dass dies NICHT die vordergründige Absicht war! Lies den Satz nochmal. Vielleicht unglücklich ausgedrückt! :-)


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06.09.2017 um 12:38
Ich meine jedenfalls besonders viel Hass auf die Familie in der Tat zu erkennen. Ich hab ein Problem damit, das einem oder mehreren Unbekannten zuzuordnen. Und wieder stellt sich mir die Frage, warum simple Zufallstäter ein Kleinkind töten sollten. Es war ihnen weder bei der Ausübung im Weg, noch hätte es Fremde beschreiben können. KANNTE jedoch das Kind die/ den Mörder, hätte es Namen nennen können. Das ist bei einem 2 1/2 - jährigen Kind durchaus denkbar.


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06.09.2017 um 12:50
@joeyy
Mein Fehler :)

Wegen der Tötung des kleinen Buben gibt es 2 Erklärungsansätze: entweder er wurde getötet, weil sich der Hass auch auf ihn erstreckte oder weil er im Weg war.

So wie ich die Auffindesituation und seine Verletzungen interpretiere hat er zum Tatzeitpunkt geschlafen. Insofern bestand keine direkte Gefahr für den Täter, erkannt zu werden. Und zwar egal, welche Art Täter man hier annimmt.

Also war es entweder Hass oder aber der oder die Täter beabsichtigten nicht das sofortige Verlassen des Hofes. Denn dann wäre die baldige Konfrontation mit einem weinenden Kleinkind bevorgestanden.

Dieses letztere pragmatische Motiv ist für mich genauso erschreckend wie wenn Jemand über lange Zeit einen Hass auf ein kleines Kind entwickelt.


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06.09.2017 um 13:03
Oh Gott! Bei Deinem letzten Satz bekam ich eine Gänsehaut! Aber ich möchte Dich etwas fragen: Außer meinen ( und inzwischen von vielen anderen Interressierten im Laufe der Jahre) Gründen gegen eine Täterschaft des Großen Unbekannten, was spricht denn nun wirklich für einen Täter aus dem Umfeld der Familie? Gibt es ein Deiner Meinung nach zwingendes Indiz dafür? @jaska


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06.09.2017 um 20:14
@joeyy
Deine Frage passt irgendwie nicht zum vorangegangen Satz, oder? Du sagst ja schon selbst, dass für Dich ein Täter aus dem Umfeld viel wahrscheinlicher ist, also musst Du für Dich ja schon Anhaltspunkte sehen, die in diese Richtung gehen.
Oder meinst Du, was GEGEN einen Täter aus dem Umfeld spricht?

Die Krux ist ja, dass es keinen Beweis gibt. Und aus heutiger Sicht kein zwingendes Indiz. Für keine der Theorien.
Du kannst Dir nur aus den bekannten Dingen eine eigene Indizienkette aufbauen und versuchen, für Dich die stimmigste Variante zu finden. Dabei müssen wir damit leben, dass nicht alle Informationen auf dem Tisch liegen und dass Vieles so flexibel ist, dass Jeder seine eigene Interpretation einbringen kann.
Vielleicht ist das ja der Reiz des Falles. Jeder hat recht :)


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Mordfall Hinterkaifeck

06.09.2017 um 20:52
Ich könnte mir vorstellen, dass der Täter aus dem Umfeld der Familie kam.
Vielleicht aus dem Ort.
Vielleicht war es jemand, dessen Name noch nicht aufgetaucht ist- bzw. der noch nicht beachtet wurde?

Was für mich feststeht:
Die Tiere im Stall wurden gefüttert. Das Brüllen wäre sonst weithin hörbar gewesen.
Ich weiss, dass hier Andere anderer Ansicht sind.
Ich äußere hier nur meine Meinung. Das muss nicht jeder so sehen.
Halter von Rindern werden nichts anderes sagen. Ich hab mit verschiedenen gesprochen, bzw. selber Rinder gehalten.
Das bedeutet für mich, dass der Täter von jemandem auf dem Dorf gedeckt wurde.
Ich denke nicht, dass sich das ganze Dorf verschworen hat. Dafür war am Auffindetag die Aufregung zu groß. Und so verhasst war die Familie nun auch nicht.
Aber wenn der Täter mit blutiger Kleidung in der Nacht nach Hause gekommen ist, wurde in seiner Familie vielleicht beraten, was nun zu tun ist, damit er nicht überführt wird.
Die Tat musste so spät wie möglich entdeckt werden. - Also füttern, damit die Viecher nicht Alarm machen.

Das Kleinkind musste entweder sterben, weil es um das Erbe ging.
Oder weil der Täter beim Durchsuchen des Hauses nicht gestört werden wollte, (wie Jaska schreibt)
Die Tat geschah nach dem 1. Weltkrieg. Ein durch den Krieg verrohter Mann, der jedes Mitleid über den Haufen geworfen hatte?

Das Motiv ist der Schlüssel zum Fall.
Wenn man wüsste, warum die Familie ermordet wurde, würde sich die Geschichte klären lassen.

Hass auf Viktoria?
Hass auf den Altbauern? - und damit auf die Familie?
Drang er auf Rückzahlung eines Kredites?
Ging es um das Kleinkind-das Erbe?

Schon bei der Frage, welche Spuren "echt" waren-und welche mit dem Fall nichts zu tun hatten, scheitert man.
Und gerade in diesen Spuren liegt der Reiz dieser Geschichte:

Die Spuren im Schnee
Die Weggeworfene Zeitung
Verschobene Dachziegel
Das Seil
uAm

Je nach dem, wie man sich die Tat vorstellt, kann man einzelne Spuren als relevant heranziehen- oder sie ignorieren

Verschiedene Theorien sind mir zu fantastisch:
Der auferstandene Gatte
Der Mörder wollte die neue Magd töten. Es ging gar nicht um Gruber/Gabriels


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07.09.2017 um 13:02
@jaska
Du hast recht: ich glaube an einen Täter aus dem Umfeld. Dennoch bleiben Zweifel. Alle Tatbestände könnten einzeln und für sich genommen auch auf einen Zufallstäter deuten. Selbst die Ermordung des kleinen Josef. Deshalb meine Frage an Dich. Gibt es Indizien, welche direkt für einen Bekannten sprechen? Habe ich vielleicht etwas übersehen? Ich kann es eben nur aus dem Grfühl heraus sagen: es war doch ziemlich viel Hass für einen, der einfach nur Beute machen will...Könnte das Sterbebildchen ein Hinweis sein?


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Mordfall Hinterkaifeck

07.09.2017 um 13:16
Oder die Maria Missel hat doch nicht alles erlogen? Und: Was ist mit dem Hund? Das könnte auch auf einen Bekannten hindeuten. Bei Fremden hätte der Spitz bestimmt ununterbrochen Alarm geschlagen. Siehst Du: so suche ich in kleinen Anhaltspunkten nach Hinweisen für das eine oder andere. Ich bin mir sicher, dass Du als "HK-Fachmann" Dir darüber auch schon Gedanken gemacht hast.


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07.09.2017 um 13:19
Zitat von joeyyjoeyy schrieb:Ich kann es eben nur aus dem Grfühl heraus sagen: es war doch ziemlich viel Hass für einen, der einfach nur Beute machen will...Könnte das Sterbebildchen ein Hinweis sein?
In der damaligen Zeit ist für mich so eine Tat von ganz Fremden durchaus denkbar; wenn man den Krieg bedenkt- und die fürchterlichen Lebensumstände allgemein, in denen Viele vegetierten , die Zuchthäuser haben auch niemanden besser gemacht usw. -

Es gibt viele Berichte aus der damaligen Zeit, die einem die Haare zu Berge stehen lassen.
Z.B. die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in Berlin.

Und heute?
Es ist noch nicht lange her, da wurden drei Rentner überfallen, schwer misshandelt und ausgeraubt.
Auch erst Tage später entdeckt. Die Gastgeberin war so schwer verletzt worden, dass sie keine Aussage machen konnte, ihre Gäste tot.
Die Ermittler waren schockiert, über die brutale Gewalt.

Gehe mal davon aus, dass der Neid auf die, denen es besser geht, ein großer Antrieb ist.


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07.09.2017 um 13:27
Zitat von joeyyjoeyy schrieb:Was ist mit dem Hund? Das könnte auch auf einen Bekannten hindeuten. Bei Fremden hätte der Spitz bestimmt ununterbrochen Alarm geschlagen.
Über den Hund hab ich mir damals auch lange Gedanken gemacht.
Der Mechaniker, der den Motor repariert hat, sagte ja, dass der Stall plötzlich offen war und der Hund am Haus angebunden.
Er war sich sicher, dass jemand auf dem Hof war- der sich nicht gezeigt hat.

Allerdings war der Hund später im Stall gefunden wurde.
Ein Spitz ist ja ein Kläffer. Da konnte er bellen, wie er wollte.
Von daher könnte ihn ein Fremder im Stall eingesperrt haben.
Bedenken muss man auch, dass auch der Hund eine Verletzung an der Schnauze (Auge?) hatte.

Entweder er ist dazwischen gegangen, um seine Leute zu beschützen- und wurde geschlagen, damit das Kläffen aufhört. Dann lag der Hund in einer Ecke und war still, bis er sich wieder berappelt hat.
Oder die Täter haben ihm sofort, bei der ersten Begegnung eins mitgegeben.
Dann könnte das Tier sich auch ängstlich verkrochen haben.

Der Hund war ja zum Melden da. Das war kein auf Verteidigung getrimmter Schäferhund (z.B.)


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