@pensionär pensionär schrieb:Jetzt müßte man halt nur noch den Sack zumachen können und mich mit Tatsachen davon (auch nur annähernd) überzeugen :
- daß in HK so etwas wie ein Waffenversteck überhaupt war;
- daß das Massaker an 4 Erwachsenen und 2 Kindern kriminalistisch überhaupt in das bayrische Fememordschema passt (und nicht einfach mit Privatmorden von Freischärlern in Oberschlesien vergleichen);
Dem kann ich mich nur voll und ganz anschließen. Ich sehe hier auch keine konkreten Hinweise auf einen Fememord.
Bemerkenswert ist übrigens, dass Ulrike Hofmann in ihrem Buch "Verräter verfallen der Feme!", S. 297 f., sowohl Reingruber als auch Kestel (in seiner Funktion als Untersuchungsrichter, er war erst als OStA ab 1930 mit HK befasst) attestiert, dass diese als Ermittler sehr wohl auch in Richtung rechtsgerichteter Kreise ermittelten.
@Dumas Dumas schrieb:Dann verzeih meine Unwissenheit und danke für Deine detaillierte Berichtigung.
Kein Problem.
@mimimia mimimia schrieb:Das mag ja alles sein aber wenn Vieh vor allem Kühe nicht versorgt werde, das würde man anders hören. Bei uns auf dem Dorf ist vor gut 10 Jahren ein Bauer an einem Schlaganfall gestorben. Er lag zwei Tage unentdeckt im Bett. Am zweiten Tag haben die Milchkühe geschrien dass man es im ganzen Dorf gehört hat. Das ist ein schreien, dass vergisst man nie wieder. Wenn das Vieh wegen Hunger oder weil es nicht mehr gemolken worden wäre geschrien hätte, dann hätte das die in deinem Beitrag aufgeführten Personen zum Handeln veranlasst.
Es schien aber alles normal zu sein. Das schreien schien vermutlich normale Tiergeräusche gewesen zu sein. In wie weit "muhen" und "schreien" in diesen Aussagen Dialektbedingt das gleiche sind entzieht sich meiner Kenntniss.
Das sehe ich anders, zum Teil ist Deine Behauptung auch explizit falsch.
I. Zu den Aussagen
1. Die Kaffeevertreter waren schon am Samstag gegen 14.00 Uhr auf dem Hof. Da hatte das Vieh maximal ein Frühstück verpasst gehabt. Durchaus anzunehmen, dass das Vieh noch nicht in voller Lautstärke geschrien hatte.
2. Mayer hat erstens seine Aussage erst sehr spät gemacht, 30 Jahre nache der Tat. Aber auch er hat das Vieh am Montag früh um 8.30 Uhr, also maximal 58 Stunden nach der mutmaßlich letzten Fütterung, durchaus "brummen" gehört. Von "ruhig" kann da also keine Rede sein.
3. Hofner gibt explizit an, dass das Vieh stark gebrülllt habe. Hofner hatte nichts unternommen, weil er davon ausging, dass AGr ein Sonderlich sei, der so oder so schlecht um sein Vieh kümmere:
- "Mir fiel wohl das starke Brüllen der Kühe auf, nahm aber weiter davon keine Notiz, da ich schon oft gehört habe, dass der Hofbesitzer ein Sonderling ist und er oft den ganzen Tage vom Felde nicht nachhause ging, so, dass das Vieh sich selbst überlassen war."
4. Die Kinder des LS geben explizit an, dass das Vieh geschrien habe. Siehe Beitrag oben.
5. Selbst die Gerichtskommission, die nach der Auffindung und Fütterung der Tiere nachts eingetroffen war, stellte noch die Unruhe des Viehs fest.
Dass das Schreien normale Tiergeräusche waren, ist reine Spekulation Deinerseits, die sich angesichts der Quellen so nicht halten lässt. Hofner gibt zB explizit an, warum er das "starke Brüllen" ignoriert hat. Wie wir hier sehen, ist eine deutliche Steigerung in der Reaktion des Viehs beobachtet worden, die dafür spricht, dass das Vieh nicht versorgt wurde und es ihm immer schlechter ging.
II. Die generelle Reaktion von Vieh auf Hunger und Durst ist unklar.
1. Einer der damals ansässigen Landwirte, Schwaiger, gab in seiner Aussage an, dass hungriges Vieh nicht schreien, sondern ruhen und schlafen würde:
- "Ich hatte den Eindruck, daß während der 4 Tage das Vieh unversorgt war. Wenn nämlich das Vieh 3 - 4 Tage nichts mehr zu fressen bekommt, dann fängt es zu ruhen an und schläft." Aussage Schwaiger vom 17.12.1951
2. Ein anderer Landwirt ging davon aus, dass das Vieh vor Durst nicht mehr schreien konnte:
- "Ich nehme an, dass das Vieh infolge Durst nicht mehr brüllen konnte." Aussage J Schlittenbauer vom 17.12.1951
3. Auch aktuelle veterinärmedizinische Veröffentlichungen (die hier schon mehrfach verlinkt worden sind), weisen daraufhin, dass Vieh sich bei Schmerzen eher ruhig verhält und derartiges Unwohlsein aus der Körpersprache abgeleitet werden muss.
III. Völlig unklar ist ferner, ob und inwiefern die Siuation damals auf HK mit der von Deinem Landwirt im Jahr 2005 vergleichbar war.
1. Das Vieh von damals ist auch überhaupt nicht mit den Milchkühen von heute vergleichbar. Damals gaben die Kühe ein Vielfaches weniger Milch als heute, was auch den Wasserbedarf drastisch reduziert. Der Milchertrag pro Kuh und Jahr schwankte zwischen ca. 2000 und 5000 Litern, wobei der Mittelwert um 3000 Liter lag, das sind gerade mal 8 Liter pro Tag. Die Tiere damals waren genügsamer als die überzüchteten Milchkühe, die es heute gibt, wo zum Teil eine Kuh 50 Liter Milch am Tag gibt. Einer der Gröbener Landwirte gab an, dass die Kälber ohne weiteres solange ohne Futter und Wasser überleben könnten.
2. Ferner ergibt sich aus Deiner Erzählung nicht, wieviele Kühe Dein Bauer gehabt hatte. Auf HK gab es 4 Kühe, das heißt 4 Tiere mit entsprechender Milchleistung, dazu 2 Ochsen, 2 Stiere, 3 Jungrinder, 2 Kalbinnen und 3 Kälber. Insgesamt sind das 18 Stück Vieh, davon nur 8 erwachsen. Eines der Jungrinder oder Kälber lief darüber hinaus frei herum, konnte eventuell also Milch saugen und wurde von den Auffindern ja beim Verzehr von Heu aus der Futterkammer beobachtet. Unklar ist ob die anderen Kälber bei ihren Müttern standen und eventuell auch Milch saugen konnten.
3. Auch die baulichen Gegebenheiten sind entschiedend bei der Frage, wieweit der Schall trägt. Auf HK gab es über dem Stall einen Heuboden, das dämpft Schall. Zwischen dem Stall und Göbern lag die Futterkammer, eine Seite des Stalles war zum Innhenhof gerichtet. Zur Straßenseite lag der Futtergang zwischen den Tieren und der Wand. All das spricht dafür, dass hier nicht allzuviel Lärm nach außen dringen konnte.
4. Hinzu kommen die äußeren Umstände. HK lag nicht direkt im Dorf. Zwischen HK und Gröbern betrug die Entfernung ca. 500 m, wenn ich mich recht erinnere. Auch soll zwischen beiden Orten eine Bodenwelle gelegen haben, was eine unmittelbare Sicht von HK nach Gröbern verhinderte - und sich logischerweise auch negativ auf die Ausbreitung von Schall auswirkt.
IV. Es gibt deutliche anderweitige Hinweise darauf, dass das Vieh nicht gefüttert worden war.
1. Die Aussage von JSchl, dass das Vieh nach der Auffindung den ganzen Brunnen leergetrunken hatte:
- "Gehört habe ich, dass das Vieh hernach viel Wasser gesoffen haben soll. Es soll der ganze Brunnen ausgeschöpft worden sein." Aussage JSchl vom 17.12.1951
Das wird durch Schwaigers Aussage bestätigt:
- "Die großen Tiere im Stalle machten einen gekrümmten Rücken, dies ist ein Beweis dafür, daß es höchste Zeit war, sie zu tränken. Vorerst fraßen die Tiere gar nicht mehr, sondern verlangten nur Wasser."
2. Die Aussage von Schwaiger, dass es im Futtergang keinerlei Spuren einer Fütterung gegeben habe, sehr wohl aber, dass das Vieh in seinem eigenen Mist stand:
- "Den Stall selbst habe ich in bester Ordnung gefunden, genau so wie man ihn am Abend zusammenrichtet. Meiner Anschauung nach ist es ausgeschlossen, daß vorher entweder Schlittenbauer, Siegl oder Pöll im Stalle etwas gemacht haben. Ich meine hier, daß die den Stall aufräumten, das Vieh getränkt, gefüttert und gemolken haben. Diese sind nämlich höchstens 10 Minuten vor mir an den Tatort gekommen. Es ist somit nicht möglich, daß sie vor mir, bzw. vor meinem Eintreffen den Stall gerichtet haben. Der Mist war nicht aufgeräumt. [...] In der Zwischenzeit versorgten Schlittenbauer, Pöll und Sigl das Vieh. Nochmals möchte ich erwähnen, daß ich nicht glauben kann, daß während der 4 Tage jemand das Vieh gefüttert hat, denn der Stall war, wie ich schon sagte sehr gut aufgeräumt." Aussage Schwaiger vom 17.12.1951
3. Es gibt ferner mehrere Aussagen, die explizit den schlechten Zustand der Tiere ansprechen:
- Schwaigers schon zitierte Aussagen zum gekrümmten Rücken, s. oben.
- Eine weitere Feststellung Schwaigers zu 2 Kälbern, die seiner Ansicht nach kurz davor waren zu verenden.
- Zwei Ferkel, denen es aufgrund von Hunger und Durst so schlecht ging, dass sie LS zur Obhut übergeben wurden (Bericht Reingruber).
V. Die Annahme, das man schon früher hätte nachsehen müssen, wenn man das Vieh gehört hätte.
Mal abgesehen davon, dass den obigen Aussagen und anderen Untersuchungen zufolge es keinesfalls als gesichert gelten kann, dass Vieh
damals so schreit, wenn es Hunger und Durst hatte, noch dass aufgrund der konkreten Umstände man das im Dorf oder auf der Straße zwingend hören musste, ist es auch nicht so, dass die Beobachter konkreter Geräusche hier sofort hätten reagieren müssen:
Die HKler lebten äußerst zurückgezogen. Eine Einmischung in die eigenen Belange schien von Seiten der HKler unerwünscht. Auf der anderen Seite gab es auch durchaus Ressentiments gegenüber den HKlern, die eine gewisse Zurückhaltung auch bei ersten Anzeichen eines Problems verständlicher machen. Und schließlich muss bedacht werden, dass keiner der drei Beobachter vor Ort Landwirt gewesen ist (Kaffeevertreter, Postbote, Monteur), zwei dieser Beobachter kamen nicht mal aus dem näheren Umfeld von Gröbern (die Kaffeevertreter, Hofner). Hinweise haben aber aber sowohl die Kaffeevertreter als auch Hofner gegeben. Auf den Bericht der Kinder von LS wurde dann auch reagiert.
In dem Zuge fände ich es auch nicht unwahrscheinlich, dass eventuell die Zeugen ihre Aussagen rückblickend etwas schönten, um dem Vorwurf zu entgehen, man hätte schon früher etwas unternehmen müssen.
@frauZimt Was Hofner betrifft, irrst du dich.
Wen jemand den Bauern sprechen will, geht er natürlich um das Haus herum , zur Haustür und guckt auch auf cem Hof nach.
Die Haustür an der Staße hatte keine Klinke. Es musste also eine andere Tür geben und, dass jhemand eher im Haus oder im Innenhof anzutrffen ist, ist auch logisch.
Nein, ich irre nicht.
Hofners Aussage ist klar und eindeutig. Er hatte nach dieser Aussage vor der Reparatur den Innenhof nicht betreten.
@margaretha hat Dir dazu ja auch schon die sehr schöne aufgrund der Aussage erstellte Grafik präsentiert.
Das, was Du hier schreibst, sind reine Spekulationen Deinerseits, auf der Basis dessen, was Du an Hofners Stelle getan hättest, und zwar in explizitem Widerspruch zu dem, was Hofner nach eigener Aussage machte. So kann man nicht an einen Fall herangehen.