@Hathora Wie Du sicher weist, ist das ist vielleicht doch noch etwas verwickelter als Deine literarische Darstellung –aber das haben Erzählungen so an sich. Wenn das Wörtchen wenn nicht wär- deshalb will ich die Eckpunkte schnell nochmal aus meinem Gedächtnis rekapitulieren bevor etwas anbrennt. Das meiste wirst Du wissen, dennoch habe ich die Hoffnung nicht auch noch Verwirrung zu stiften. Bekanntlich :
1. Adolf Gu. spielt in unserer Geschichte überhaupt nur eine Rolle, weil seine Schwester kurz vor ihrem Tod einem Pfarrer eine Mitteilung machte. Sie hat dem Geistlichen nämlich gesagt, daß ihre eigenen Brüder Adolf Gu. und Anton Gu. die Mörder von Hinterkaifeck seien.
2. Adolf Gu. war zu diesem Zeitpunkt bereits tot – entweder verunfallt bei einem Fahrradunfall oder erschlagen von französischen Kriegsgefangenen, die er zu bewachen hatte. Jetzt haben die Ermittlungsbehörden ein Ermittlungsverfahren wg. gemeinschaftlichen Mordes in HK gegen den noch lebenden Bruder Anton Gu. eingeleitet und dabei das Vorleben beider Brüder durchleuchtet. Im Ergebnis wurde in den 50ern Haftbefehl gegen Anton Gu. erlassen, der aber mangels dringenden Tatverdachts später wieder aufgehoben wurde.
3. Im Laufe der HK Ermittlungen hatte nun ein Zeuge angeblich ausgesagt, der Andreas Gruber habe am Morgen nach der nächtlichen Geburt des kleinen Josef darüber geklagt, wenn das Kind „nur nicht vom Körbelzäuner“ ist. Später konnte sich der Zeuge daran allerdings angeblich nicht mehr erinnern.
4. Bei den Ermittlungen zu Adolf und Anton Gu. konnte festgestellt werden, daß Adolf Gu. mit seinem Vater früher tatsächlich als sog. Körbelzäuner, Korbflicker oder Gelegenheitsjobber, Störarbeiter wohl auch durch die Hallertau reisend unterwegs waren.
5. Möglich ist zwar alles, aber ein Kontakt oder ein Liebesverhältnis der Viktoria mit Adolf Gu. ist bei der Indizienlage äußerst spekulativ.
6. Wir wissen, daß es aber zwischen L.S. und Viktoria ein Verhältnis gab – folgt man L.S. hat sie ihm sogar anvertraut, daß sie auch mit dem Vater Andreas GV hatte. Das kann man aus den Worten folgern die sie L.S. im Hinblick auf ihre Schwangerschaft gesagt haben soll : Gut daß ich sagen kann : Du Vater warst auch dabei [nicht nur L.S.] sonst täte mich der Vater [wegen der Schwangerschaft] erschlagen. [Zusätze von mir]. (Ich persönlich glaube L.S., daß es diesen Gesprächsinhalt zwischen Viktoria und L.S. so gegeben hat.)
7. Weder aus dem Mund von Viktoria noch von L.S. haben wir aber auch nur den kleinsten Hinweis darauf, daß noch ein weiterer Konkubent im Spiel gewesen sein könnte. Nur wenn man glaubt, daß Andreas Gruber tatsächlich diese Äußerung mit dem Körbelzäuner getan hat, kann man da Verdachtsmomente hegen.
8. L. S. durfte jetzt nach seiner eigenen Berechnung davon ausgehen, daß er zwar im Empfängniszeitraum mit der Kindesmutter Geschlechtsverkehr hatte und möglicherweise der Schwängerer war, aber zufolge der obigen Äußerung der Kindesmutter halt auch zudem ihr eigener Vater via strafbarem Inzest in Betracht kommt. Damit hätte er im Prozeßfall die sog. Mehrverkehrseinrede erheben können mit dem gut möglichen Ergebnis, daß ihm nach Sachlage eine Zahlvaterschaft bezüglich des kleinen Josef erspart geblieben wäre.
9. Wenn er sich nicht in Viktoria verliebt gehabt hätte… Damit nahm das Drama seinen Lauf und unter dem Versprechen, man könne ja später heiraten und was solle aus dem Hof werden, wenn der Vater wieder wegen Blutschande eingesperrt wird … [selber nachlesen Wiki hat alles]
10. Mit dem Satz der Frau Gruber hat es die Bewandtnis, daß er gefallen ist, als eine Hochzeit zwischen Viktoria und L.S. von den Hklern abgelehnt wurde. Hier wird L.S. tief enttäuscht gesagt haben, daß er dann auch nicht den Vater von Josef mache – dann kam wohl der Satz : Den Vater mußt Du aber trotzdem machen ! (Ich weiß bis heute nicht wie und warum Frau Gruber darauf kam.) Von einer Auswahl zwischen Adolf Gu. und LS. als je mögliche Zahlväter ist da nicht die Rede.
11. Zurück zu Adolf Gu. Nach Aktenlage bestand zum Tatzeitpunkt HK ein Fahndungsersuchen (vermutlich) Haftbefehl des LG Oppeln wg. Raubmordes an 9 Bauern gegen Adolf Gu. und drei andere, die sich dort als Freikorpsmänner aufgehalten hatten. Reingruber bat um Alibiprüfung bei Antreffen für den Tatzeitraum HK, da Karlskron Heimatbezirk für Gu. war. Reingruber dachte wohl, wer in Schlesien 9 Bauern erschlagen hat, dem sollte man auch wg HK mal besser auf die Finger schauen.
Darum spinnen sich jetzt einige Annahmen, Theorien oder Denkansätze im Forum zu möglichen Verwicklungen des Adolf Gu. in den Fall HK. Das ist m. E. berechtigt und notwendig. (Wenn auf dem Stachus in München zwei angeblich versprengte Oberschlesier rumlaufen, na ja, na und. Wenn aber in Waidhofen um die Tattage herum zwei angeblich versprengte Oberschlesier wiederholt gesichtet wurden, dann hat das m. E. schon was. All das kann über die Suchfunktion vertieft werden - aber nichts Genaues weiß man nicht.