MissMary schrieb: Alleine Essen gehen finde ich persönlich ungewöhnlich. Daher folgender Erklärungsansatz: Ich kenne heute einige erwachsene Frauen, die Probleme haben, mit anderen Essen zu gehen, aus Angst, unappetitlich zu essen, etwas in den Zähnen hängen zu haben. Vielleicht hatte sie ein romantisches Interesse an jemand, der in diesem Viertel lebte, wollte aber nicht vor ihm essen, erfand kurz einen Grund, weshalb sie kurz weg musste und stillte einfach ihren Hunger.
Das finde ich jetzt für jemanden, der als "zurückgezogen lebend" beschrieben wird und anscheinend nicht viele (bis hin zu gar keine) verlässlichen Freunde gehabt zu haben scheint, nicht so ungewöhnlich. Mit wem hätte sie denn zum Essen gehen sollen? Von den linksradikalen Hausbesetzern wollte vielleicht keiner, hatte kein Geld, lehnte sowas aus ideologischen Gründen ab, oder kannte Andrea schlichtweg noch nicht gut genug. Klaus™ war in Heidelberg; die Kollegen von der Telekom vielleicht keine Option (mehr). Da bleiben ganz wenige Personen über...im Übrigen auch für ein potentiell anschließendes/ursächliches Treffen:
- die Freundin, der sie von der Party erzählt haben will
- Tommy
- eventuell noch der Bruder oder die Tante
- jemand gänzlich Unbekanntes
Freundin schließe ich irgendwie aus.
Bruder und Tante hätten mit Sicherheit erzählt, hätten sie an dem Tag eine Verabredung mit Andrea gehabt.
Tommy halte ich für wahrscheinlich, ebenso den Unbekannten, wobei der dann so neu in Andreas Leben gewesen sein müsste, dass sie noch keine Zeit hatte, irgendjemandem davon zu erzählen - oder das nicht wollte.
Jedenfalls, wenn man sich ihre Situation so anschaut, ist das alleine Essengehen nicht so ungewöhnlich, zumal, wenn sie da sowieso nur Zeit überbrückt hat. Ich sehe das noch als das unproblematischste Puzzlestück: Sie will sich mit jemand treffen, ist zu früh da oder derjenige zu spät, also geht sie halt in dieses Stübchen. Wie ich schon mal schrieb, war damals oft eine Essensbestellung verpflichtend sonst durfte man sich da nicht einfach reinsetzen. War oft so in Kneipen in besonderen Lagen, eben damit der Gastraum nicht als Wartestube benutzt wird - jemand sich einen kleinen O-Saft bestellt und dann da 4 Stunden dran nuckelt. Also bestellt sie sich eine Portion irgendwas, und weil sie gerade erst was gegessen hatte, stochert sie da halt bißchen dran rum und will auch den Rest nicht mitnehmen. Bis dahin ist für mich alles völlig logisch vom Ablauf her.
MissMary schrieb:der Schultag am nächsten Tag
Ich denke, man darf hier nicht vom klassischen "Schulbank drücken" ausgehen wie bei einem normalen Schüler, der jeden Tag um halb acht antanzen muss. Von einer Bekannten weiß ich, dass das oft nur drei Tage die Woche waren, mit Unterrichtseinheiten z.B. auch am Nachmittag oder Abends, weil viele ja berufsbegleitend das Abitur nachgeholt haben.
meermin schrieb:Eine weiterer Sachverhalt der zu denken geben sollte, wenn es denn wirklich so war, ist das Anlassen von Licht und Radio in der Wohnung um potentielle Einbrecher abzuschrecken.
Das ist auch sowas. Das macht man doch nicht, wenn man nicht ein in der Hinsicht gebranntes Kind ist (oder unter irgendeiner Form von Paranoia leidet)? Oder in einem sozialen Brennpunkt wohnt oder so, aber das war ja hier wohl nicht der Fall. Zudem war das, wie ich es verstanden habe, ein Mehrparteienhaus und Andreas Wohnung war die kleinste unterm Dach, also x-ter Stock. Normal wird im Erdgeschoß eingebrochen, weil es einfacher geht und da die größten Wohnungen liegen. Die Zeit, sich unters Dach vorzuarbeiten und zu gucken, was es in jeder Wohnung so zu holen gibt, haben Einbrecher selten, und das Risiko, dass in einer der anderen Wohnungen jemand daheim ist und was mitbekommt, ist ungleich höher. Außer natürlich, Andrea sollte gezielt das Opfer sein. Da stellt sich die Frage, gab es eine Vorgeschichte? Wurde zB mal ein Einbruch angezeigt von ihr, oder ist was bekannt, dass ein Einbruch versucht wurde etc.? Ansonsten finde ich das genauso strange wie das Herumschleppen eines Cuttermessers. Nur weil man vielleicht ein paar Bekannte unter den Hausbesetzern hat, bewaffnet man sich doch nicht plötzlich. Auch das scheint mir gar nicht zu der "zurückgezogenen, unauffälligen" Andrea zu passen. Die Frage ist, ob man nicht eventuell eine Verbindung hier suchen muss: Hat sie einen Einbrecher in ihrer Wohnung überrascht oder wurde von diesem überrascht (der 'telefonierende' Mann?) und hat fluchtartig das Haus verlassen, nur um dann.......? Da komme ich dann auch nicht weiter.