XluX schrieb:"Wahrnehmungen" ist etwas Aktives und bedeutet in dem Zusammenhang "jeder, der irgendetwas gesehen oder mitbekommen hat". Deshalb für ihn nicht relevant.
Mag sein, dass Du das so siehst.
Aber das ist ja genau das Ding mit Indizien. Es sind eben gerade keine Beweise, sondern Beweisanzeichen. Und man kann für jedes einzelne Indiz ein, mehrere oder sehr viele Argumente vorbringen, warum es eben kein Beweis für die Täterschaft des TV ist und es trotzdem auch ein anderer Täter gewesen sein könnte.
Er kann gedacht haben, dass er ja nichts gesehen hat, er kann gedacht haben, dass die Polizei ja nur Leute sucht, die ab 5.00Uhr unterwegs waren (= in den frühen Morgenstunden), er kann prinzipiell Angst vor der Polizei und anderen Behörden haben (er geht ja auch mit seiner Mutter zum Arzt) etc. etc.
Am Ende werden aber alle vorgebrachten Indizien gemeinsam bewertet und das Gericht fragt sich, ob es noch begründete Zweifel daran hat, dass der TV und nicht jemand anderes diese Tat begangen hat (oder ob es doch ein Unfall war).
Irgendwo auf den Seiten hier vor hat mal jemand gefragt, ob im Ernst noch jemand glaubt, dass eine einzige Person so ein großer Pechvogel sein kann: er kann ausgerechnet in der Nacht nicht einschlafen und anstatt wie sonst dann Pornos zu schauen oder CoC zu zocken, entschließt er sich ausgerechnet in dieser Nacht noch eine kleine Joggingrunde zu drehen. Vielleicht trifft er ja zufällig ein paar seiner Spezln, aber ausgerechnet in dieser Nacht treibt sich keiner von denen um 2:30 Uhr auf der Straße rum. Ausgerechnet in dieser Nacht kommt er ausgerechnet um ca. 2.30 Uhr am ausgerechnet am vermuteten Tatort vorbei, an dem ausgerechnet in dieser Nacht ein fieser Gewaltverbrechen eine junge Frau niederschlägt und in den Bach wirft. Ausgerechnet in dieser Nacht ist er so aufs Laufen konzentriert, dass er davon nichts mitbekommt und "keinerlei Wahrnehmungen" macht.
Ausgerechnet am über- und übernächsten Tag (am Tag nach dem Überfall war ja eh frei) fühlt er sich ein bisschen angeschlagen und meldet sich lieber krank. Gleich am ersten Arbeitstag zieht er sich dann einen richtig langen Kratzer am Unterarm zu und diese blöde Leiterin des Pfarrheims hat auch nichts anderes zu tun, als ihm auf die Arme zu glotzen, und ihn so neugierig nach dem Kratzer zu fragen, dass sie sich auch 4 Wochen später daran erinnern kann und natürlich nichts anderes zu tun hat, als der Polizei davon zu erzählen als die sie fragt, ob ihr an dem S. irgendwas komische aufgefallen sei. Das war sicher nicht bös gemeint von der Frau, sondern war wieder mal eine dieser unglücklichen Fügungen zu Ungunsten von S.T. in dem Fall.
Stattdessen unternimmt er ein paar Spaziergänge mit einer alten Schulfreundin und spricht dabei ausgerechnet das Thema der ermordeten jungen Frau an. Leider ist ausgerechnet diese Person besonders schüchtern und traut sich nicht, als er den Zeugenaufruf am übernächsten Tag sieht, sich bei der Polizei zu melden. Was soll's, er hat je eh nichts gesehen....
Als er dann nach dem Anruf der Mutter doch noch zur Vernehmung bei der Polizei gebeten wird, vergreift er sich aus Versehen bei der Sportkleidung, die er mitbringen will und er merkt auch gar nicht, dass er sich bei der Route, die er einzeichnen soll, vertut. Und weil er ein so großer Pechvogel ist, passiert ihm das bei der zweiten Vernehmung gleich nochmal: gleich nochmal die falsche Route eingezeichnet.
Er ist wie gesagt ein schüchterner Mensch und deshalb fühlt er sich durch die zweimalige Befragung als Zeuge schrecklich unter Druck. Ausgerechnet stirbt in dieser Zeit auch noch sein Kaninchen und das führt dazu, dass er ausgerechnet in dieser Zeit auffällig mehr Alkohol trinkt als sonst. Aber er ist auch ein humorvoller Mensch (auch wenn andere Menschen keinen Witz darin sehen mögen, einer engen Freundin ein Messer an den Hals zu halten), weshalb er sich auf einer kleinen privaten Party dazu hinreißen lässt, zu behaupten, er sei der Mörder von Hanna. Aber unglücklicherweise sind die anderen Partygäste gar nicht so humorvoll wie er, so dass ihnen das Lachen im Hals stecken bleibt. Einen nimmt der flapsig gemeinte Spruch sogar so mit, dass er psychosomatische Rückenschmerzen bekommt und seinem Hausarzt davon berichtet. Dieser hat, auch das ein blöder Zufall, eine Tochter im selben Alter wie das Opfer und ist deshalb und überhaupt auch allgemein von dem Fall in seiner Nachbarschaft in dem kleinen Ort ziemlich berührt, weshalb ihm der Bericht des Jungen keine Ruhe lässt und er sich ganz ausnahmsweise einmal dazu durchringt, trotz Schweigepflicht die Polizei zu kontaktieren.
Ein sehr unglücklicher Zufall ist auch, dass ausgerechnet die Schwestern R. irgendwelche Probleme mit dem Gedächtnis haben und mal beide, mal die eine, mal die andere meinen sich zu erinnern, der S. habe ihnen am Tag nach der Tat schon von einer jungen Frau erzählt, die in Aschau umgebracht wurde. Wahrscheinlich haben sich die beiden aber nur im tag geirrt, Shit happens.
Jetzt kann ja jeder mal für sich überlegen, warum ausgerechnet der unschuldige S.T. soviel Pech auf einmal in dieser einen Angelegenheit hatte, der eigentliche Täter aber soooooo viel Glück, dass ihn niemand in der Nähe des Tatorts gesehen hat, er keinerlei Spuren hinterlassen hat, auch keinem seiner Verwandten oder Bekannten in der Tatnacht etwas aufgefallen ist (z.B. dass er länger fort war und nicht sagen konnte/wollte, wo er denn gewesen ist) und ihn die Tat glücklicherweise so kalt gelassen hat, dass er in den Tagen und Wochen nach der Tat sein Leben ganz normal und wie immer weiter leben konnte.....