Es ist hochlöblich,
@fassbinder1925, dass Du oft Stunden im Gerichtssaal verbringst - und dann wohl noch mal Stunden beim anschließenden Schreiben. Respekt!
Fast jeder von uns (viele sogar häufig) haben Dich inzwischen aus diesen Gerichtsberichten zitiert. Das war hilfreich, wenngleich Du gelegentlich Angaben (etwa exakte Uhrzeiten) korrigieren musstet oder manche Sachverhalte nicht mehr erinnern konntest (wie jetzt bei der Frage, von wo die Zeugin den nächtlichen Schrei gehört ha).
Das passiert, man ist ja kein Profi (und selbst die machen Fehler!). Umso mehr hat mich allerdings in diesem Zusammenhang folgende Aussage von Dir überrascht und irritiert:
fassbinder1925 schrieb:Ich schreibe meine Texte meist ohne Notizen und mit Stunden oder Tage Abstand, du hättest wahrscheinlich auf dem Weg zum Auto schon das meiste vergessen. Und frag mal die Prozessbeteiligten, ob sie dir das alles beantworten können, ohne in die Akten oder Notizen zu schauen. Ich tippe mal stark auf nein.
Im Ernst? Du machst Dir praktisch keine Notizen und schreibst die Berichte dann Stunden oder Tage später aus dem Gedächtnis - inklusive wörtlicher Zitate und minutiöser Zeitangaben? Das finde ich erstaunlich, gelinde gesagt.
So etwas würde ich mich nie trauen, erst recht nicht bei einem Mordprozess. Jeder Journalist macht sich Notizen; viele nehmen bestimmte Aussagen auch per Handy oder Diktiergerät auf, um sie exakt wiedergeben zu können (in einem Prozess natürlich nicht erlaubt). Nicht selten sieht man auch Richter, Staatsanwälte und Verteidiger, wie sie während der Verhandlung etwas schriftlich festhalten.
Mir steht es nicht zu, hier irgendwelche Belehrungen auszusprechen. Aber eines wüsste ich: Da es ja manchmal auf jedes Wort und jede Minute ankommt, würde ich im Zweifelsfall immer stichpunktartig Notizen machen, um die Gefahr ärgerlicher Missverständnisse zu begrenzen. Alles andere wäre bei meinem löchrigen Gedächtnis auch fahrlässig.