Hanna W. tot aus der Prien geborgen

Aus den bekannten Pornovideo Suchbegriffen oder selbst aus dem äußerst geschmacklosen und im Saal demonstrierten Video ein, eine Verurteilung mitbegründendes, Indiz zu basteln, finde ich schon etwas bemüht.
Die Gesamtheit der (mir) bekannten Informationen lässt für mich schon den Gedanken nahe liegen, dass der Richtige angeklagt worden ist. Alleine kann ich mir nicht vorstellen, dass das zu einer Verurteilung reichen wird.
Die Zeugenaussagen sind nicht wirklich belastbar. Die gefundenen Blutspuren sind nicht verwertbar. Andere objektive Beweise existieren scheinbar nicht.
Der ausführliche Ausflug in die weiten Welten des Pornokonsums des Angeklagten spricht in dem Zusammenhang eigentlich schon für sich. Es mangelt offenbar an Beweisen.

Viele Jugendliche, auch Kinder, haben Zugang zu Pornofilmchen... ob das nun gut ist oder nicht, das ist das eine... Aber vermutlich wissen sie darüber mehr, als wir vor 30-40 Jahren... In der Klasse des Sohnes (er ist heute 17) meiner Freundin, ein Gymnasium im hessischen MTK ging sogar ein Whatsapp Blowjob-Film von 2 jungen Schülern derselben Schule herum. Es ist länger her und es gab Unmut... Aber vermutlich ist es unter den jungen Leuten scheinbar normal.... Ich war mindestens mal erwachsen, bis ich überhaupt mal von einem BJ gehört hab....

Heute passieren viele Dinge viel früher.

Darkstar09 schrieb:Es mangelt offenbar an Beweisen.

Es mangelt in diesem Prozess an allem, schnell musste man jemanden anklagen, schnell war er gefunden. Es ist nichts ausermittelt bisher laufen alle Sachen ins Leere. Wenn Fr. Rick und so schätze ich sie ein den Angeklagten weiter zum „schweigen“ verdonnert kommt an Indizien nicht viel rum - heißt in dubio pro reo.

Man sieht wohin Fr. Rick möchte.

Kerinya schrieb:Es mangelt in diesem Prozess an allem, schnell musste man jemanden anklagen, schnell war er gefunden. Es ist nichts ausermittelt bisher laufen alle Sachen ins Leere. Wenn Fr. Rick und so schätze ich sie ein den Angeklagten weiter zum „schweigen“ verdonnert kommt an Indizien nicht viel rum - heißt in dubio pro reo.

Naja schnell war da nichts, 7 Monate bis zur Anklage und der Prozess rund ein Jahr nach der Tat.
Festnahme natürlich recht schnell, wobei der heute Angeklagte ja definitiv seinen Beitrag dazu hatte.
Ausermittelt ist viel (Riesige Datenmenge Eiskellerbesucher, sowie Befragung jeden einzeln etc.). Wo ich aber bei dir bin ist, dass elementare Dinge wie z.B die Handys der Hauptbelastungszeugen definitiv hätten ausgewertet werden müssen. Nicht mal unbedingt zwecks Glaubhaftigkeit, sondern um den entscheidenden Aussagen einen Zeitstempel verpassen zu können.

Die wochenlangen Ermittlungen rund um den Besitzer der Holzkern Uhr, schien viele Kapazitäten gebunden haben. Das war natürlich richtig und wichtig, trotzdem hätte ich mir diese Gründlichkeit auch bei den belastenden Indizien des Angeklagten gewünscht

Alles was ich bisher aus diesem Prozess entnehme ist nichts als Schall und Rauch.
Natürlich wurden Zeugen befragt, es wurden Daten ausgewertet aber wie du auch schriebst fehlen viele essenzielle Daten. Schon einmal schrieb ich das man mal überprüfen sollte ob er AirPods oder ähnliches beim joggen trug, ich kenne keinen „privaten“ Läufer der ohne sowas läuft oder eine Smartwatch.

Wie gesagt, wenn jetzt nicht DAS Indiz schlecht hin auf den Tisch gelegt wird sieht es für den TV gut aus - egal ob er es letztendlich war oder nicht.

Worauf RAin Rick raus will ist wie gesagt ein klarer Fall.

Niemand will, dass ein Unschuldiger verurteilt wird! Aber wenn es keine stichfesten Beweise gibt, dann ist man vielleicht auch tatsächlich unschuldig....

Ich frage mich auch, wie es denn zur Diskussion langer/kurzer Hose beim Joggen gekommen ist?
Die Ermittler haben ihn doch angeblich auf Kamera, wie wir jetzt wissen. Wenn man ihn eindeutig darauf identifizieren konnte, kann man doch auch feststellen, ob er eine kurze oder lange Hose trug?
Hätte er nachweislich die falsche Hose zur Untersuchung abgegeben, wäre das ein belastendes Indiz.
Aber auch hier wird selbst vor Gericht nur herumspekuliert, und die Ermittler zucken mit den Schultern?

ich gehe jetzt nie joggen, aber ich denke, wenn ich es tun würde, wüsste ich nicht, welche Hose ich ganz genau x Wochen vorher getragen hätte... Und die Sachen wären auch regelmäßig in der Wäsche...

Ich hätte als leidenschaftlicher Sportler vermutlich 10 Outfits.....

@Wiesbaden1
Das stimmt, aber in dem Fall hat der Angeklagte ja behauptet, er würde immer mit langer Hose joggen, während die Zeugen eine kurze Hose beschrieben. (Oder war es umgekehrt, bin mir nicht mehr sicher)

Auch wenn der Angeklagte sich nicht mehr erinnert, was er trug, werden ja trotzdem sämtliche Sportklamotten konfisziert und auf Blutspuren untersucht worden sein. Insbesondere die, die der Hose auf den Überwachungsbildern ähneln.

Und das Blut muss eine Menge gewesen sein. Findet man nichts, muss man davon ausgehen, dass die Hose entsorgt wurde. Was wurde in diese Richtung denn überhaupt weiter ermittelt?
Wo ist seine Hose?

Wenn man überlegt was für eine grandiose Arbeit die Ermittler im Indizienprozess Maria Baumer geleistet haben. Da wurde lückenlos jedes einzelne Detail verfolgt, überprüft und aufgedeckt.

Dagegen wirkt der Fall hier wie ein schlechter Scherz.

Aber im Fall Maria B. war es vielleicht etwas einfacher, insoweit es eine Beziehungstat war.... Nicht weniger aufwändig, aber man hat ja so seine "Familienmitglieder" bei denen man eben " ich sag mal" zuerst ansetzt....

mjk-17 schrieb:Festnahme natürlich recht schnell, wobei der heute Angeklagte ja definitiv seinen Beitrag dazu hatte.

Die Festnahme kann ich irgendwo noch nachvollziehen: er verstrickte sich in der Polizeivernehmung in Widersprüche und lag wohl bei Tatwaffe und einem Teil des Tathergangs richtig und als sein Umfeld überprüft wurde, stieß man auf (vermeintlich) frühzeitiges Täterwissen und zahlreiche Geständnisse. Aber dann? Die weiteren Ermittlungen scheinen keine neuen belastenden Indizien ergeben zu haben. Als Anklage erhoben worden ist, dachte ich, dass einiges noch unter Verschluss gehalten wird, aber das scheint nicht der Fall gewesen zu sein.

Der Angeklagte hat sich -wie Du richtig angedeutet hast- natürlich auch selbst in Bredouille gebracht, viele Verdachtsmomente sind erst durch unbedachte Äußerungen zustande gekommen. Im Moment stehen noch einige Vorwürfe im Raum: offenbartes Täterwissen (u.a. Stein als Tatwaffe) in der Polizeivernehmung, laut der Zeugin Lea R. soll der Angeklagte vor Bekanntwerden von einer toten Aschauerin gewusst haben, im Rahmen des Pfeffi-Abends wurde vier Personen gegenüber die Tat gestanden (eine Person unterrichtete daraufhin seinen Hausarzt über das Geständnis) und ein Geständnis gegenüber einem Mithäftling.

In Summe ist das nicht nichts und das erklärt auch, warum vonseiten der Verteidigung keine Haftprüfung getätigt worden ist. Wobei viele belastende Sachverhalte mittlerweile auch anders gedeutet werden können.

Messe den Internet-Daten des Angeklagten schon einen höheren Beweiswert zu als viele andere hier. Selbstverständlich müssen hier für eine Verurteilung noch wirklich harte Beweise oder jedenfalls einige weitere starke Indizien hinzutreten, aber ein nicht unerhebliches Indiz kann der durch den Internet-Verlauf belegten Hang zu sexuell deviantem Verhalten, die enorme Fixierung auf (für ihn auf dem normalen Wege offenbar nicht erreichbare) sexuelle Inhalte sowie vor allem auch auf dem vermuteten Tatablauf nicht unähnliche sexuelle Zwangs- und Überfallsszenarien in meinen Augen sehr wohl sein.

LackyLuke77 schrieb:In Summe ist das nicht nichts und das erklärt auch, warum vonseiten der Verteidigung keine Haftprüfung getätigt worden ist

das verstehe ich nicht. Wenn er doch unschuldig ist und die Verteidiger davon von Anfang an überzeugt waren , warum wurde denn dann keine Haftprüfung getätigt ? Warum haben die nicht versucht ihn aus der U-Haft rauszuholen ?

musikengel schrieb:... warum wurde denn dann keine Haftprüfung getätigt ? Warum haben die nicht versucht ihn aus der U-Haft rauszuholen ?

Vielleicht wäre dann schon bei einem Haftprüfungstermin offensichtlich geworden, dass die Indizien nicht so überzeugend sind, wie die Ermittlungsbehörden angenommen haben, und die EB's hätten dann intensiver ermittelt?
Vielleicht - also alles Spekulation - wollte die Verteidigung die EB's in einer falschen Sicherheit wiegen?

mjk-17 schrieb:Ausermittelt ist viel (Riesige Datenmenge Eiskellerbesucher, sowie Befragung jeden einzeln etc.). Wo ich aber bei dir bin ist, dass elementare Dinge wie z.B die Handys der Hauptbelastungszeugen definitiv hätten ausgewertet werden müssen. Nicht mal unbedingt zwecks Glaubhaftigkeit, sondern um den entscheidenden Aussagen einen Zeitstempel verpassen zu können.

Ja, ausgewertet und ausermittelt wurde viel, aber ich habe den Eindruck, dass viel Arbeit in die falsche Richtung investiert wurde.

Die Uhr wurde mit unverhältnismäßig großem Aufwand gesucht, aber rausgekommen ist dabei letztlich nichts - selbst wenn der Besitzer nicht ermittelt worden wäre, hätte dies beim Prozess keine Rolle gespielt, da es der Verteidigung sehr schwer gefallen wäre aus der Uhr einen weiteren Verdächtigen zu konstruieren. Und natürlich liegt der Fokus der Verteidigung sowieso vor allem auf der Frage Unfall oder Verbrechen.

Das Smartphone von Hanna wurde durch Zufall von einer Spaziergängerin entdeckt, dass es zuvor im Fokus einer ähnlich großen Suche wie nach der Uhr stand, war für mich nicht ersichtlich. Generell scheint die Auswertung von Smartphones bei den Ermittlungen keine große Rolle gespielt zu haben, was sich jetzt natürlich rächt.

Überhaupt frage ich mich, warum die Simulationsexperten erst jetzt von der Verteidigung eingebracht werden. Wäre doch sinnvoller gewesen, wenn die Ermittler die Frage Unfall oder Verbrechen selbst vorher einmal auch aus wissenschaftlicher Sicht genau unter die Lupe genommen hätten.

Ich bin mal gespannt, was bei dem Prozess am Ende rauskommt. Bayerische Gerichte haben ja den Ruf aus wenig viel zu machen - was ich nicht im positiven Sinne meine.

Sherlock_H schrieb:Vielleicht - also alles Spekulation - wollte die Verteidigung die EB's in einer falschen Sicherheit wiegen?

Das wäre allerdings eine sehr spezielle Strategie, insbesondere bei einem Heranwachsenden. Da versucht normalerweise, jeder Strafverteidiger seinem Mandanten jede einzelne Stunde U-Haft zu ersparen, anstatt dann bei der Hauptverhandlung einen Joker aus dem Ärmel zu ziehen, der schon deutlich früher gestochen hätte.

Meiner Ansicht nach liegt der Hautgrund für eine (nach außen hin) nicht optimale Verteidigungsstrategie in der mangelnden Kommunikation zwischen Angeklagtem und den männlichen Verteidigern begründet, gegenüber Frau Rick scheint er deutlich aufgeschlossener zu sein.

Sherlock_H schrieb:musikengel schrieb:
... warum wurde denn dann keine Haftprüfung getätigt ? Warum haben die nicht versucht ihn aus der U-Haft rauszuholen ?
Vielleicht wäre dann schon bei einem Haftprüfungstermin offensichtlich geworden, dass die Indizien nicht so überzeugend sind, wie die Ermittlungsbehörden angenommen haben, und die EB's hätten dann intensiver ermittelt?
Vielleicht - also alles Spekulation - wollte die Verteidigung die EB's in einer falschen Sicherheit wiegen?

Vielleicht dachten die Verteidiger auch der Tatverdächtige in Freiheit könnte einen mutmaßlichen späteren Prozess mehr gefährden, als der Tatverdächtige in Uhaft?
Nicht, dass er weiter kryptische Geständnisse in seinem Umfeld tätigt.