AlteTante schrieb:Der Vergleich mit mehreren Kleinkindern gleichzeitig hinkt. Es mag zwar sehr ähnlich sein mit schlaflosen Nächten, ständigem Hinterhergucken-müssen etc. Aber bei gesunden Kleinkindern handelt es sich um eine begrenzte Zeitspanne. Man weiß: In ein paar Jahren ist das vorbei. Dann schläft auch der Jüngste durch, und man muss irgendwann nicht mehr befürchten, dass sie etwas Schlimmes anstellen, wenn mal zufällig keiner guckt.
In dem Fall von Leon dagegen war kein Ende abzusehen. Da wusste man, dass das auch in fünf, zehn, fünfzehn Jahren alles noch so sein würde, falls nicht doch irgendwann einmal ein Medikament auf den Markt kommen würde, das einen Teil der Symptome abbremmst. Da wird der Stress auch nicht viel geringer, wenn der Kleine in einer Nacht doch mal eine Viertelstunde am Stück schläft. Auch das Geschwisterkind wird jedes Mal von Neuem wach werden.
Und wenn das Kind immer wieder schreit, ohne sich irgendwie anders ausdrücken zu können, fragt man sich wahrscheinlich intuitiv jedes Mal, ob es "nur so" schreit, oder ob es etwa Schmerzen oder Angst hat. Das muss ebenso belastend sein.
Ich weiß nicht, wieso Du hier seitenweise beschreiben musst, wie anstrengend das Leben dieser einen speziellen Familie war und dabei ständig die Situation anderer, ebenfalls belasteten Familien relativieren musst, nur um darzustellen, wie außergewöhnlich aussichtslos die Situation dieser einen Familie war.
Es spielt zudem in meinen Augen überhaupt keine Rolle, ob es objektiv leichter oder schwerer, belastender oder einfacher ist, ein Kind wie Leon zu betreuen, oder 3 oder 4 kurz nacheinander geborene, normal entwickelte Babys, oder aber ein Kind, wie es im ORF-Beirag gezeigt wurde, das nicht mobil ist, sondern nur im Bett liegt und - anders als Leon - kaum Möglichkeiten hat, mit seiner Umwelt zu interagieren.
Du tust zum einen den Menschen, die diese Betreuungen leisten, in meinem Augen Unrecht. Du hast kein Recht, ihre Leistungen, ihre Anstrengungen und v.a. nicht die daraus entstehende seelische Belastung zu beurteilen und schon gar nicht zu relativieren. Damit tust
Zum anderen verstehe ich einfach nicht, was der Sinn dieser Ausführungen sein soll. Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass die Situation für alle Familienmitglieder extrem belastend war und man teilweise über das eigentlich leistbare hinausgehen musste und dies wohl getan hat. Aber die Tat - wenn sie sich so abgespielt haben sollte, wie die Ermittler glauben - wird dadurch für mich nicht um ein my nachvollziehbar und der Täter - wenn er es denn gewesen sein sollte - nicht sympatischer und schon gar nicht bemitleidenswerter.
Als wie belastend eine Situation empfunden wird, hängt weniger von den objektiven, als mit den subjektiven Gegebenheiten ab. Eltern können mit einem einzigen Schrei-Baby vollkommen überfordert sein und absolut an ihre Grenzen stoßen, eine andere Familie managt es, 5 solcher Kinder die im Abstand von 11 Monaten geboren werden großzuziehen. Will man da den Eltern mit dem einen Kind sagen, sie hätten kein Recht, überfordert zu sein, das habe man erst ab 3 Schrei-Babys?!
Genauso kommt mir aber Deine,
@AlteTante, Argumentation vor.
Wie man mit belastende Situationen und Konstellationen umgeht und wie fordernd bzw. überfordernd man sie erlebt , hängt in meine Augen vor allem den persönlichen Charaktereigenschaften ab. Menschen weisen eine unterschiedliche Resilienz auf, haben ein unterschiedlich gut ausgeprägtes Organisationstalent, trauen sich unterschiedlich viel zu, empfinden Aufgaben als unterschiedlich schwer oder herausfordernd....
Erkläre mir also doch bitte, welcher Informationsgehalt in Deinen Ausführungen über die schrecklich hohe Belastung der Familie für die Bewertung dieses Falls steckt?