CurlySue_ schrieb:Mir auch. Nämlich dass das Kind ziemlich sicher und nachvollziehbar auf seine Eltern fixiert gewesen ist und diese, gerade bei einem so besonderen Kind, oft am besten wissen, wie sie den Nachwuchs ruhig kriegen. Der Vater fuhr mit dem Kind ja in schlimmen Zeiten auch stundenlang Bobby Car durch die Wohnung. Denke nicht, dass das eine Pflegekraft genauso gut gekonnt beziehungsweise lange ausgehalten hätte.
Das sehe ich anders.
Zum einen war Leon zwar natürlich auf seine Eltern fixiert. Aber das bedeutet nicht, dass er sich nicht auch an andere Personen hätte gewöhnen können, wenn man die langsam und behutsam in sein Leben eingeführt hätte. Niemand spricht davon, dass er von jetzt auf gleich mit einer ihm fremden Pfegeperson ganze Nächte und Tage hätte verbringen müssen.
Und zum anderen sehe ich es nicht so, dass emotional extrem nahestehende und involvierte Menschen immer die besten Pfleger sind. Eine gewisse professionelle Distanz trägt auch dazu bei, dass die Pflege für eine dritte Person mental besser zu leisten ist, zumal sie ja eben nicht 24/7 am Stück zuständig ist.
Mich stört diese schwarzweiß-Darstellung durch die Eltern, die teilweise hier ins Forum übernommen wurde, extrem.
Eine professionelle Pflege mit emotionaler Distanz bedeutet eben keineswegs, dass sie lieblos und nicht warmherzig ist, oder dass sich ein Kind dabei nicht geborgen und versorgt fühlen kann.
Die Frage ist doch, ob es notwendig und überhaupt sinnvoll ist, stundenlang Bobbycar in der Wohnung zu fahren, damit es dem Kind insgesamt gut geht. Ich weiß, dass das einfach daher gesagt ist und ich verstehe, dass man in so einer Situation, selbst ständig am Anschlag seiner Kräfte, einfach auch das macht, was das Kind irgendwie beruhigt und vielleicht müde macht, nur damit man irgendwie die akute Situation meistert. Aber mittel- und langfristig ist das eben eine schlechte Lösung, dass Kind nicht auch mit Frustration und Kompromissen zu konfrontieren, um es daran zu gewöhnen.
Wie hat man sich denn da bitte den abstehenden Schulbesuch, selbst in einer integrativen Schule vorgestellt? Natürlich ist man da in gewissem Umfang darauf eingestellt, dass auf Kinder mit besonderen Ansprüchen Rücksicht genommen wird. Aber auch da wäre es eben nicht möglich gewesen, zwischendurch stundenlang Bobbycar zu fahren, oder den Unterricht auf eine Rolltreppe zu verlegen, nur damit Leon ruhig ist.
Ich kann Leons Grad der geistigen Behinderung nicht abschätzen. Sicher besteht bei diesen Kindern durch die bekannte erhöhte Neigung zu Aggressioben eine prinzipiell niedrigere Schwelle für Frustrationen. Das heisst ja aber nicht, dass sie überhaupt nicht lernen können, damit umzugehen und man sie zumindest in gewissem Rahmen damit konfrontieren kann und muss.
Falls das wirklich nicht möglich ist, dann war der geplante Schulbesuch einfach nur eine große Illlusion und ich bin mir sicher, dass die Schule das nachweisen Tagen abgebrochen hätte. Es gilt zwar in Österreich allgemeine Schulpflicht, aber das ist eben kein Anspruch darauf, dass jedes Kind, egal mit welchen Fähigkeiten auch auf eine reguläre oder zumindest integrative Schule gehen kann.