Suppengespenst schrieb:Übrigens werden die beiden zusammen auch oft anderer Meinung gewesen sein, bzw andere Ansichten zu Leon und dessen Versorgung.
Ist ebenfalls normal, dass man nicht immer der gleichen Meinung ist.
Das ist für mich ein sehr wichtiger Aspekt. Gerade so eine Situation kann zu massiven Konflikten führen. Sicher hat jeder Elternteil das Gefühl, maximalen Einsatz für das Kind und die Gesamtsituation zu geben. Aber wenn die Vorstellungen abweichen, was nötig für das Kind ist, was Priorität hat und auch, was gar nicht in Frage kommt, dann kommen schnell gegenseitige Vorwürfe auf.
Hinzu kommt, das beide Eltern selbstständig waren und eigene Unternehmen führten. Was der eine also als notwendiges, vielleicht aber sogar als lästiges, zeitliches Engagement für das eigenen Unternehmen gesehen hat, also nicht unbedingt als Zeit, die er für sich hatte und genießen konnte, dass wirft der oder andere ihm dann vor, weil er oder sie sich dadurch mit der Pflege des Kindes allein gelassen fühlte.
Es ist eben nicht so, dass man sich die Betreuungszeit irgendwie gerecht aufteilen kann, in dem jeder 12 Stunden pro Tag auf das Kind aufpasst. Es kommen eben ständig neue, Zeit in Anspruch nehmende und unterschiedlich mehr oder weniger schwere Aufgaben dazwischen, so dass die Verteilung ständig neu ausgehandelt werden muss.
Jeder fühlt sich mit der Situation allein gelassen, meint, der andere ziehe nicht richtig mit, während jeder von sich meint, alles erdenkliche zu leisten was geht.
Und vor allem wenn die Ansichten über die Art und den Umfang einer möglichen Fremdbetreuung voneinander abweichen, kommen schnell Vorwürfe wie: "Du meintest doch, er soll nicht in ein Heim, und jetzt kann ich keine Nacht mehr durchschlafen!"
Selbst wenn man solche Entscheidungen gemeinsam trifft, ausdiskutiert und jeder bewusst in einen Kompromiss einwilligt, wenn man an die eigene Belastungsgrenze stößt, kommen da oft dann doch Verbitterung, Schuldzuweisungen und Vorwürfe hoch.
Paare mit gesunden kleinen Kindern streiten sich darüber, wer wie viel im Haushalt machen soll, wer wem wie oft dem anderen auch mal Zeit für einen kinderfreien Abend mit den Kumpels oder den besten Freundinnen freischaufelt und ob der jeweils andere das Kind nicht überbehütet, verwöhnt oder vernachlässigt. Man kann sich dann an drei Fingern abzählen, wie viel mehr Konflikpotential in einer Familie mit einem Kind mit so besonderen und umfangreichen Betreuungsbedürfnissen hoch kommen, in der zudem noch 3 Unternehmen geleitet, ein Verein gefördert und mehrer Social-Media-Account bespielt werden müssen...