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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

4.347 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kind, Österreich, 2022 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 08:42
WOW! Was es ist, unglaublich, was hier seit der Urteilsverkündung abgeht.
Das Urteil ist gefallen. PUNKT!

Es war von Anfang an klar, dass dieser Fall knifflig wird, und dass es kaum Beweise gibt. Zumindest keine eindeutigen Beweise, die dem Angeklagten seine Tat zu beweisen.
Die Geschworenen sind unvoreingenommen an den Fall rangegangen, und haben auch mehr Einblick in alle Beweise und Indizien erhalten.

WIR und alle andern, die diesen Bericht nur aus der Presse kennen spinnen uns schon seit Wochen Theorien zusammen und haben uns schon eine Meinung gebildet.
Egal ob für oder gegen den Angeklagten bzw. mittlerweile Freigesprochenen.
Die Geschworenen und das Gericht haben Ihre Arbeit gemacht und EINDEUTIG entschieden.
Also warum jetzt noch darüber diskutieren?

Ich glaube, dass die Familie es schon schwer genug hat.
Sie haben Ihren Sohn verloren, und der Vater stand wg. des Todes seines Kindes vor Gericht.
Ein wenig Empathie wäre von manchen hier wirklich angebracht.

Seht es mal so..
Wenn der Vater wirklich unschuldig ist, dann ist er eine sehr lange Zeit in U-Haft gesessen für den Tod seines Sohnes, der für Ihn selbst auch ein schock war. Ich glaube unschuldig in Haft sitzen muss sich anfühlen wie die Hölle und wie würde kein Mensch einem glauben….
Und man fragt sich, wass passiert wenn einem wirklich nicht geglaubt wird und man dann wirklich unschuldig in Haft landet.

Wenn der Vater schuldig ist, dann muss man darüber nachdenken, dass er für den Rest seines Lebens damit leben muss. Er muss jeden Tag ALLEINE mit dieser last auf den Schultern leben. Er muss jeden Tag vor seine Familie treten, die um den Sohn und den Bruder trauern. Mit dem Wissen, dass er daran schuld ist.
Ich glaube, dass Frist einen dann sowieso von innen auf.

Davon mal abgesehen, dass er jetzt so oder so erstmal den Stempel MÖRDER auf der Stirn hat.
Sein Leben ist so oder so gerade nicht unbedingt lebenswert.

Was ich damit sagen will… Ich glaube, dass es einfach Zeit wird diesen Thread zu schließen.
Das Urteil ist gefallen, und solange es keine neuen Entwicklungen gibt (die es wsl auch nicht geben wird) können wir uns die Diskussionen hier sparen.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 09:00
Nur nochmal als Anregung, da auf den letzten Seiten doch immer wieder unklar war, was Leon motorisch konnte.
Auf der frei zugänglichen Seite https://leonandfriends.org/medien/ sind Videos abrufbar auf denen Leon geht und auch läuft. Er macht das auch sehr gut. Es wirkt etwas ungelenk und ich könnte mir vorstellen, dass es bei ebenen Flächen gut funktioniert hat (in Beiträgen erzählen die Eltern, dass er mit Sachen in den Händen durch den Supermarkt saust) aber bei Unebenheiten, schiefem Untergrund (kleine Böschung) eben sofortiges „aus dem Gleichgewicht kommen“, Stürze die Folge sind.
Daher ist es daraus resultierend eben nicht unwahrscheinlich, dass Leon selbständig laufend Richtung Wasser und dann leider hineingestürzt ist. Jetzt mal ganz ungeachtet dessen, was vorher passiert ist/ passiert sein könnte.

Quelle: https://leonandfriends.org/medien/


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 09:15
So wie die Fragen gestellt wurden, mussten die Geschworenen genau SO antworten.

Die Fehler sind viel eher passiert. Viele Indizien wurden nicht richtig ausgeschöpft, da hätte man mehr draus machen können, nachlegen und nachhaken können. Ich will nicht mal sagen, dass das nicht ganz ausgereicht hätte. Dennoch hätte man da viel mehr draus machen können, die Chancen wurden nicht genutzt - meiner Meinung nach. Dennoch hab ich nach dem 2. Verhandlungstag gedacht, dass wenn jetzt nicht noch die Bombe platzt, die sich die Staatsanwaltschaft hoffentlich aufgehoben hat bis zum Schluss, es eng werden würde.

Hätte man die Geschworenen gefragt: Ist der TV Opfer eines Raubüberfalls geworden? - hätten ALLE mit NEIN antworten müssen, da es keinerlei Zeugen, schlüssige Anhaltspunkte, Indizien, genetische Spuren in jedweder Form eines Räubers gibt. Und dann, was ist die Schlussfolgerung??
Aus dem Grund ist der Freispruch für mich sowas wie eine Farce!
Es ist eben alles auch eine Frage der Fragen.....

Und jetzt werde ich wieder nickelig: nun kann der Hoodie-Mann ja aus der Deckung kommen. Er hat nichts mehr zu befürchten!

Im Übrigen weiß ich auch nicht, ob sich nicht doch das Stimmchen bei den Geschworenen geregt hat, was doch ehrlicherweise in JEDEM von uns leise immer wieder angeklopft hat und einen immer wieder 2 Szenarien durchspielen lässt:
TV kommt frei: Frau hat Mann wieder, Kind hat ihren Papa wieder und wächst im Familienverbund mit Papa auf, kein sozialer und finanzieller Abstieg, kein Stigma (naja), Eltern haben Sohn wieder, Schwiegersohn, Freund... das Leben geht weiter, man kann zuversichtlich und neu in eine Zukunft starten........ Leon ist TOT! Leon geschieht keine Gerechtigkeit! Sein Tod bleibt ungeklärt!

TV kommt in Haft: Frau ist alleinerziehend ohne Partner (beginnt irgendwann neue Partnerschaft?) Kind hat Trauma, wächst ohne Papa auf evlt. mit Stiefvater, Eltern verlieren Sohn, Schwiegersohn, Freund... das Leben ist finanziell und sozial schwierig, alle leiden und versuchen irgendwie weiterzumachen, Stigmatisierung........ Leon ist TOT! Leon geschieht Gerechtigkeit!

War das nicht doch das Zünglein and der Waage?


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 09:16
Zitat von NursiiNursii schrieb:Der super-gau wäre ja, wenn irgendwann mal die Schlagzeile käme, dass der Typ, der behauptete der eigentliche Vater von Leon zu sein, und er der Täter sei- wenn irgendwann mal zu lesen ist, dass er’s wirklich war…
Da beispielsweise die Flasche auf die DNA des Vaters und Leons untersucht wurden, wird man wohl dabei schon festgestellt haben nebenbei, ob er der leibliche Vater ist.
Zitat von ChriRiChriRi schrieb:warum lag dann die mitgebrachte flasche zerbrochen am boden und warum waren scherben im schuh des angeklagten?
wenn er beim nach vorne stürzen heftig am asphalt aufschlägt, warum hat er dann nur abschürfungen?
Gute Frage, warum er keine Scherbenverletzungen beim Aufprall erlitten hat.
Vielleicht sind die nach vorne im Buggy gelandet und er hat diesen beim Umfallen dann nach vorne gestoßen, so dass in seinem Fallbereich keine am Boden lagen?


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02.08.2024 um 09:16
Zitat von FörsterHornFörsterHorn schrieb:Alles ist recht schwammig egal ob nun von der Staatsanwaltschaft oder von der Verteidigung. Und dann haben alle 8 Geschworene für Nein gestimmt. Das ist mal ein Brett, wäre es anders gewesen, vielleicht ein paar gegen Stimmen, aber so ist das Urteil eindeutig. Ich glaube der Fall wird zu den Akten gelegt.
Wobei ich doch davon ausgehe, dass die Behörden ihre Ermittlungen/Vorgehen nicht davon abhängig machen, ob es Gegenstimmen in der aktuellen Jury gab, sondern wie sie Chancen/Ansätze sind.
Zitat von FörsterHornFörsterHorn schrieb:Und ich ganz persönlich denke das man ihm die Schuld nie ganz beweisen kann, gäbe es Beweisvideos von der Tat dann wäre das auch wieder was anderes. Hätte man am kleinen Körper irgendwelche Beweise gefunden, die ein untertauchen beweisen könnte (Blaue Flecke am Kopf oder am Körper) dann wäre das Tat relevant. Aber so kann man ihm nichts korrektes Beweisen und das heißt für mich dann auch nur Freispruch.
Also mal unabhängig davon, ob der Freispruch in der Gesamtschau konkret mit den anderen Indizien die Vorlagen nun richtig war oder nicht. Du findest, dass es erst was anderes wäre, wenn es ein Video der Tat gäbe? Beziehungsweise ein Opfer vorher nachvollziehbar untergetaucht worden sein musste, statt bewusstlos von einer Brücke gestoßen z.B?
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Wie könnte sich der Staatsanwalt heute fühlen, der bis gestern unumstößlich überzeugt war, den richtigen angeklagt zu haben. Wäre es möglich, dass er das auch heute noch glaubt?
Glaube nicht, dass er dadurch seine Meinung geändert hat, wenn er so überzeugt war. Die Entscheidung ist ja als solches keine neue Erkenntnisse für ihn. Was Anderes wäre es vllt, wenn er durch eine Begründung einen neuen Blickwinkel bekommen hätte, aber die gibt es ja leider nicht.
Zitat von quecksilber0quecksilber0 schrieb:Wenn der Vater schuldig ist, dann muss man darüber nachdenken, dass er für den Rest seines Lebens damit leben muss. Er muss jeden Tag ALLEINE mit dieser last auf den Schultern leben. Er muss jeden Tag vor seine Familie treten, die um den Sohn und den Bruder trauern. Mit dem Wissen, dass er daran schuld ist.
Ich glaube, dass Frist einen dann sowieso von innen auf.
Das wäre dann aber ziemlich egal und kein Ausgleich für eine nicht erfolgte Strafe, oder?


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02.08.2024 um 09:34
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:Das wäre dann aber ziemlich egal und kein Ausgleich für eine nicht erfolgte Strafe, oder?
Es kann keiner Beweisen, dass er eine Strafe verdient hätte!
Das Gericht nicht und wir gleich dreimal nicht.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 09:39
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Es gibt verwaiste Eltern, die nach einem mysteriösen Tod ihres Kindes , ihr zukünftiges Leben der Suche nach restloser Aufklärung widmen.
Wie könnte sich der Staatsanwalt heute fühlen, der bis gestern unumstößlich überzeugt war, den richtigen angeklagt zu haben. Wäre es möglich, dass er das auch heute noch glaubt? Wird er sich vorwerfen müssen, nicht gut genug gewesen zu sein. Wenn hier offensichtlich ein schlechter Job gemacht wurde, hat man der Jury nur diese eine Wahl gelassen, einstimmig den Vater des Kindes nach Hause zu schicken. Sie konnten nicht anders entscheiden weil? Ermittler und oder Staatsanwaltschaft nicht vollumfänglich ihrem Auftrag gerecht wurden.
Wie ich schon einmal schrieb, meine Erfahrung sagt mir, dass da nichts weiter von offizieller Seite passieren wird. Polizei und Staatsanwaltschaft werden weiter überzeugt sein, sie hatten den Richtigen angeklagt und die Geschworenen haben's einfach nicht begriffen.

Ich hatte mal einen Fall, in dem eine junge Frau wegen Mordes angeklagt war. Wir konnten aber am Ende ein felsenfestes Alibi nachweisen (sowohl durch Zeugen, als auch durch wissenschaftliche Gutachter) und so wurde sie freigesprochen. Kurze Zeit später traf ich den Chefermittler, der mich nur anfauchte, ich hätte eine "Mörderin" "rausgeholt."

Es gibt in den meisten Fällen, die zur Anklage kommen, einen Punkt, an dem die Ermittler vollkommen überzeugt von ihrer Theorie sind, und ein Tunnelblick einsetzt. Meistens haben sie ja sogar Recht, aber sie sehen dann nicht mehr, wenn sie sich mal in einem Fall verrannt haben.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 10:07
@Rick_Blaine
Was hast Du dem, offensichtlich sehr wütenden Staatsanwalt, geantwortet? Staatsanwälte krallen sich ja gerne mal an ihrem main suspect fest. Sie können wohl schwerer von ihm ablassen, wenn sie zb einmal einen Erfolg im Gerichtssaal verbuchen konnten, in einer Sache. Bis zur letzten Wiederaufnahme wird da , wie um den letzten Knochen im Napf gekämpft. So zumindest empfinde ich es manchmal. Einmal verurteilt, möchte man möglichst alles tun, den Verurteilten auch dort zu belassen.
Meine Frage ist evtl etwas OT, sei‘s drum, wie ist es bei einem Strafverteidiger, bleibt nach einem „ schuldig“ für den eigenen Mandanten, auch mal das Gefühl des Versagens zurück?
Bei einem Freispruch, wie gestern, sollten ja eher symbolisch die Sektkorken knallen.
Wobei Sektkorken/ Flasche , in dem Fall wohl eher unangebracht wären. Das Gefühl hatte ich allerdings bei der Verteidigung gestern nicht. Eher, dass sie selbst etwas freudig überrascht waren.
Deine Sachlichkeit hier, ist wohltuend, allerdings auch immer wieder etwas desillusionierend. Zumindest hast Du uns noch mal die Vorteile eines Jury Prozesses vor Augen geführt. Danke, wie immer.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 10:08
Zitat von MalliMalli schrieb:Und jetzt werde ich wieder nickelig: nun kann der Hoodie-Mann ja aus der Deckung kommen. Er hat nichts mehr zu befürchten!
Das muss man sich ja sich fragen. Was ist, wenn morgen oder in 2 Jahren ein gewaltig süchtiger Hoodimann mit Adler auf dem Rücken und osteuropäisch klingenden Nachnamen ermittelt wird, der nachweislich zur Tatzeit auf der Promenade unterwegs war? Könnte man den mit dem Wissensstand nach diesem Prozess verurteilen?
Der Mediziner wird weiter dabei bleiben, dass der Vater die Ohnmacht vorgespielt hat, die Verteidiger des Hoodimanns würden sicher anführen, dass Florian A. nur kleine Wunden am Hinterkopf hatte, eine davon laut Gutachter wahrscheinlich auf einen Probierschlag zurück zu führen. Sie würden das "Schnecke"-Video anschauen und im Gegensatz zu Florian A. darauf eindeutig eine Hugo Flasche im Netz des Buggys erkennen können.
Sie würden die Geschworenen drauf hinweisen, dass nicht mal Florian A. selbst von einem Überfall gesprochen hat, sondern nur einen Blitz bemerkt hat. Und sie würden auf Florian A. Schrittzähler verweisen, der plötzlich aufhörte zu zählen und die 13 Meter zwischen Opfer und Mistkübel nicht registriert hat.
Dann würden sie fragen, was denn das Motiv ihres Mandanten gewesen sein soll, wo doch das wertvollste Beutestück im Mistkübel lag. Und natürlich auch, wie er das alles geschafft haben soll, ohne eine einzige Spur am Opfer und der weggeworfen Beute zu hinterlassen.

Wenn den Geschworenen im Prozess gegen den Hoodimann die Fragen gestellt würden: " Hat der angeklagte Hoodiman Florian A. überfallen?" Und "Ist der Hoodimann verantwortlich für den Tod des kleinen Leon?" - Wie müssten sie wohl entscheiden?
Der zitierte Beitrag von Malli wurde gelöscht. Begründung: Zitat nicht richtig zugeordnet
Die menschliche Psyche ist sehr flexibel, was die Rechtfertigung von Regelüberschreitungen angeht. Ich halte Florian A. nicht für einen eiskalten egoistischen Mörder. Im Gegenteil, alle haben ausgesagt, dass er ein Familienmensch ist und dass das Wohl seiner Familie ihm über alles ging.

Wie kann man überhaupt nach dem Verlust eines Kindes weiterleben, noch dazu wenn man weiß, wie schrecklich und grausam seine letzten Minuten beim Kampf gegen das Ertrinken gewesen sein müssen?
Wahrscheinlich nur indem man versucht, sich auf das positive, das einem geblieben ist, zu konzentrieren. Er hat ja noch eine Tochter, die jetzt nicht mehr als Schattenkind aufwachsen muss. Er ist noch jung, ist leistungsfähig, hat einen fitten, gesunden, ausgeschlafenen Körper. Vielleicht versucht er das ganze auch zu verdrängen, indem er sich in seine Arbeit stürzt; die hat ihm ja wohl früher auch viel gegeben und bedeutet.
Natürlich wird Leon für immer ein Loch hinterlassen, aber ich denke, er wird als Familienmensch alles dran setzen, dass er, seine Frau und seine Tochter ab jetzt ein normales, glückliches und erfolgreiches Leben führen können.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 10:09
Der zitierte Beitrag von quecksilber0 wurde gelöscht. Begründung: Antwort auf gelöschten Beitrag
Im Fall von FA waren die Indizien für den Schwurgerichtshof nicht ausreichend. Aber wie schon oft und von vielen gesagt, ist man ohne Geständnis und klaren Beweisen nicht automatisch ein freier Mann. Das wäre ein fatales Signal für die Öffentlichkeit. Auch im Hinblick auf viele Rechtskräftig Verurteilte, die der Gesellschaft genau das aufbinden wollen, dass sie die Ersten wären die ohne eindeutigen Beweis verurteilt worden sind. Es gibt eine freie richterliche Beweiswürdigung und die Indizien müssen für das Gericht eindeutig sein. Es gibt genug Leute, die verurteilt worden sind ohne dass es eine Leiche gibt, ohne Geständnis, ohne DNA-Spuren und ohne Augenzeugen und ohne Videoaufnahmen der Tat.


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02.08.2024 um 10:17
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Was hast Du dem, offensichtlich sehr wütenden Staatsanwalt, geantwortet?
Es war kein Staatsanwalt, es war der Leiter des Morddezernats der Polizei. Gar nichts, es hat keinen Sinn, dann zu diskutieren. Die Fakten waren wie sie waren.
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Meine Frage ist evtl etwas OT, sei‘s drum, wie ist es bei einem Strafverteidiger, bleibt nach einem „ schuldig“ für den eigenen Mandanten, auch mal das Gefühl des Versagens zurück?
Das kommt darauf an. Wenn ich von der Unschuld meines Mandanten überzeugt bin, frage ich mich durchaus, wo ich einen Fehler gemacht habe usw. Aber in der Realität hat es ein Strafverteidiger ja relativ selten mit einem wirklich Unschuldigen zu tun. Das ist was viele Leute an meinem Beruf nicht verstehen. Die meisten Mandanten sind durchaus zu Recht angeklagt, es kommt bei der Verteidigung dann auf zwei Dinge an: dafür sorgen, dass alles mit rechten Dingen zugeht, und eventuell in der Frage des Strafmasses einen anderen Akzent setzen, als die Staatsanwaltschaft, weil man meint, es sei fairer so.

Das ist die Realität zumindest da, wo ich bisher praktiziert habe: die Polizei und Staatsanwaltschaften machen schon recht gute Arbeit, wenn es darum geht, einen Täter zu ermitteln und klagen den richtigen an. Aber eben nicht immer. Und manchmal bedienen sie sich leider auch rechtstaatlich unfairer Mittel, das nervt mich dann besonders und fordert mich heraus.

Ich sehe meine Funktion dahingehend, die Staatsanwaltschaft zu zwingen, rechtstaatlich konform wirklich zweifelsfrei zu beweisen, dass mein Mandant schuldig ist. Kann sie das, dann kann ich auch nach einem Urteil gut schlafen.
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Deine Sachlichkeit hier, ist wohltuend, allerdings auch immer wieder etwas desillusionierend. Zumindest hast Du uns noch mal die Vorteile eines Jury Prozesses vor Augen geführt. Danke, wie immer.
Danke Dir!


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 10:32
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Es war kein Staatsanwalt, es war der Leiter des Morddezernats der Polizei
So Storys hört man ja öfter. Da bin ich tatsächlich immer schockiert. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass solche Erfahrenen und hochrangigen Ermittler wirklich so ein Bild von Strafverteidigern haben. Wenn ein Gericht jemanden freispricht ist der Anwalt der böse Rausboxer und Fan von Mördern. Seltsam.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 10:37
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Das kommt darauf an. Wenn ich von der Unschuld meines Mandanten überzeugt bin, frage ich mich durchaus, wo ich einen Fehler gemacht habe usw. Aber in der Realität hat es ein Strafverteidiger ja relativ selten mit einem wirklich Unschuldigen zu tun. Das ist was viele Leute an meinem Beruf nicht verstehen. Die meisten Mandanten sind durchaus zu Recht angeklagt, es kommt bei der Verteidigung dann auf zwei Dinge an: dafür sorgen, dass alles mit rechten Dingen zugeht, und eventuell in der Frage des Strafmasses einen anderen Akzent setzen, als die Staatsanwaltschaft, weil man meint, es sei fairer so.

Das ist die Realität zumindest da, wo ich bisher praktiziert habe: die Polizei und Staatsanwaltschaften machen schon recht gute Arbeit, wenn es darum geht, einen Täter zu ermitteln und klagen den richtigen an. Aber eben nicht immer. Und manchmal bedienen sie sich leider auch rechtstaatlich unfairer Mittel, das nervt mich dann besonders und fordert mich heraus.

Ich sehe meine Funktion dahingehend, die Staatsanwaltschaft zu zwingen, rechtstaatlich konform wirklich zweifelsfrei zu beweisen, dass mein Mandant schuldig ist. Kann sie das, dann kann ich auch nach einem Urteil gut schlafen.
Genau, letztendlich ist genau das dein "Job" und so sollte so gehandhabt werden.
Wenn ich als Arzt eine Leichenschau begehe, kann ich auch nicht ständig in Tränen ausbrechen oder mittrauern, mir aber Gedanken darüber machen, was ich (im Falle meines Patienten) hätte noch anders machen können, damit dieser Zustand hätte verhindert werden können. Wenn da nichts vorliegt, ich richtig gehandelt habe und alle medizinischen Maßnahmen korrekt erfolgt sind, kann ich gut schlafen - auch wenn dieser Vergleich nun etwas hinkt.

Irgendwo gab es doch ein Bild vom Staatsanwalt in diesem Fall - noch ein relativ junger Mann. Ich hab das Gefühl, er war doch vielleicht noch etwas übermotiviert und vorschnell mit seiner Anklage. Und zwar nicht bezogen auf den Zeitrahmen, sondern einfach mit dem, "was er hatte" Warum die Indizienlage - trotz Überzeugung alleine wegen der Logik bzw. fehlenden Logik in dem Fall - nicht ausreichte, ist hinreichend diskutiert. Da wäre mehr drin gewesen.
Für mich ist und bleibt es sowas wie eine Farce - Freispruch nicht aus Unschuld, sondern wegen Mangel an Beweisen! Damit kann man in der Gesellschaft eigentlich nicht unbedingt durchstarten. Da bleibt was hängen, wie an der sprichwörtlichen Klobürste. Doch damit muss FA nun klarkommen.


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02.08.2024 um 10:45
Zitat von MalliMalli schrieb:Irgendwo gab es doch ein Bild vom Staatsanwalt in diesem Fall - noch ein relativ junger Mann. Ich hab das Gefühl, er war doch vielleicht noch etwas übermotiviert und vorschnell mit seiner Anklage. Und zwar nicht bezogen auf den Zeitrahmen, sondern einfach mit dem, "was er hatte" Warum die Indizienlage - trotz Überzeugung alleine wegen der Logik bzw. fehlenden Logik in dem Fall - nicht ausreichte, ist hinreichend diskutiert. Da wäre mehr drin gewesen.
Er ist seit 5 Jahren Staatsanwalt, also wirklich eher jung. Finde aber schwierig, das auf sein Alter und vermeintliche Übermotivation abzustellen. Auch ihm sind Leute übergeordnet und er wird nicht die ganze Zeit komplett allein an diesem Fall tätig gewesen sein. Auch hat er sich eben nicht als verbohrten Ankläger gezeigt, der nicht auf die Belange von FA eingeht. Es ist ja immer noch ein Beamter und nicht Bernd Römer von Salesch. Und vorschnelle Anklage. Viel wäre ja sicher nicht mehr nachgekommen und FA saß in U-Haft. Im Vergleich zu anderen Fällen dürfte die Anklageerhebung sehr lange gedauert haben, wie du sagst. Irgendwann versucht man es dann.


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02.08.2024 um 11:04
Ich weiß nicht, ob es hier schonmal besprochen wurde.. Gibt es in Österreich auch so etwas wie den Strafklageverbrauch? Könnte Florian A. rein theoretisch nochmals vor ein Gericht gestellt werden, sollten sich neue Erkenntnisse ergeben?


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02.08.2024 um 11:05
@fassbinder1925, ich will ihm da weiß Gott auch keine Schuld unterstellen, das kann ich gar nicht! Dennoch ist es möglich, dass er sich natürlich als noch nicht gestandener Staatsanwalt sondern noch recht "neu" erst mal einen Namen machen will/Ruf erarbeiten will und somit hoch motiviert war und nicht in letzter Konsequenz durchdacht hat, dass die Indizien hätte besser untermauert werden sollen.....sowas in der Art hatte ich eher gedacht. Bei Mordanklage muss aber der Versuch sitzen. Ansonsten platzt das Ganze - das ist ja schon ein Vorwurf, der einer besonderen Indizienlage bedarf, WEIL ja am Ende die Geschworenen mehrheitlich mit "JA" für Mord stimmen müssen.

Auch wenn der Prozess nun vorbei ist, muss übrigens keiner das Urteil akzeptieren, wie hier oft gefordert wird - bestenfalls tolerieren, zumindest in meinem Fall!


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 11:08
Zitat von sunrise2008sunrise2008 schrieb:Ich weiß nicht, ob es hier schonmal besprochen wurde.. Gibt es in Österreich auch so etwas wie den Strafklageverbrauch? Könnte Florian A. rein theoretisch nochmals vor ein Gericht gestellt werden, sollten sich neue Erkenntnisse ergeben?
Frage mal bitte @Rick_Blaine. Das ist eine Frage, die mich seit Anklageerhebung brennend interessiert, weil ich das Urteil befürchtet hatte....


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 11:15
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Es gibt in den meisten Fällen, die zur Anklage kommen, einen Punkt, an dem die Ermittler vollkommen überzeugt von ihrer Theorie sind, und ein Tunnelblick einsetzt. Meistens haben sie ja sogar Recht, aber sie sehen dann nicht mehr, wenn sie sich mal in einem Fall verrannt haben.
Das ist ja aber ein riesen Unterschied. Felsenfestes Alibi und dann hier.. Eigentlich nichts was wirklich dagegen spricht. Außer einem Zigarettenstummel im Müll und Zeugen die nicht sicher waren ob er auf dem Gulli oder daneben lag.

Das schlimme an diesem Fall ist, dass die Polizei ja nun wirklich lange genug Zeit hatte ihre Arbeit richtig und ordentlich zu machen und das nicht genutzt hat. Sie hätte alle Zweifel aus dem Weg räumen müssen.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 11:21
Eine Wiederaufnahme des Strafverfahrens ist in Österreich möglich, auch bei Freispruch. Das setzt aber das Auftauchen neuer Beweismittel voraus. Neu sind aber nur solche Beweise, die nicht schon im Erstverfahren verwertet hätten werden können.
Klassisch: Jahre später meldet sich ein Zeuge.
Ich glaube in Österreich ist die Rechtslage etwas großzügiger als in D, was ich mitbekommen habe. Jedoch sind solche Fälle zu Ungunsten des Freigesprochenen dennoch selten.
Ermittlungsversäumnisse oder Anklagefehler können dadurch jedenfalls nicht kompensiert werden.


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