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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

4.403 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kind, Österreich, 2022 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 00:31
Zitat von RonnjaRonnja schrieb:Das mit den schrittzählern sehe ich ein, das ist wirklich nix gescheites also ungenau und mehr ne Spielerei zumindest für mich. Was mich jedoch wundert ist, daß plötzlich doch von Ohnmacht und Verletzung gesprochen wurde. Frage mich woher das kommt die Untersuchung wurde doch von dem Arzt gemacht und Protokolliert und jetzt kommt plötzlich ein anderes Ergebnis raus.
Nehme deine Frage mal zum Anlass, etwas klarer zu beschreiben: Mein Eindruck vom prozessualen Ablauf in Innsbruck ist, dass vor der Hauptverhandlung bereits die "Gutachter-Schlacht" zwischen Gutachtern bestellt vom Gericht und den Gutachtern bestellt von der Verteidigung gelaufen ist, wohl auf schriftlichem Weg und die im Gerichtssaal referierten Gutachter des Gerichts die Aussagen der Privatgutachter einfließen ließen, als Bestätigung oder eben Dementi.
Unterm Strich kommt bei mir der Eindruck rüber, die Privatgutachten haben maßgeblich zur Neubewertung der Beweislage beigetragen.

Da ist im Vorfeld also entscheidendes gelaufen, was im Gerichtssaal gar nicht mehr so artikuliert wird.


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02.08.2024 um 00:31
@CharliesEngel: Der Anwalt sagt, dass ”seines Erachtens" weder der Haftrichte noch das OLG und noch der OGH (!! Oberster Gerichtshof in Ö) die Beweislage einbezogen haben. Als Verteidigerin würde ich das nach dem Spruch natürlich auch sagen, siehe mein Statement zu Medienarbeit von Anwälten vorher. Aber das ist inhaltlich Blödsinn, wie er als Jurist sicher selbst weiß.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 00:41
@CharliesEngel: Zur Frage der Aufsichtsflchtverletzung (Entschuldigung, man kann am Handy wirklich nicht zitieren):
Es gab schlicht keine Version, die das geboten hätte. Der Vater hat ja selbst behauptet, er wäre vom Blitz getroffen niedergefallen. Er war entweder ohnmächtig oder fingiert ohnmächtig, da gibt es keinen Raum für Aufsichtspflichtsverletzung. Niemand, selbst die Verteidigung nicht, hat das irgendwie behauptet.


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02.08.2024 um 00:43
Zitat von klara.verstandklara.verstand schrieb:Das von @Lanza verlinkte Video auf oe24 sollte man sich ansehen. Der Verteidiger zeigt sich ”positiv überrascht”, sieht das Urteil der Geschworenen wie eines "aus Gottes Hand", weil man bei ”Geschworen nie wisse".
Er hat Recht und das ist unwürdig für einen Rechtsstaat.
Warum ist es unwürdig für den Rechtsstaat, wenn man die Geschworenen nicht so "ausrechnen kann" wie anscheinend einen Vorsitzenden Richter anhand seiner Urteile der letzten Jahre?

Unwürdig ist, alles auf die emotionale Ebene runterzuziehen; die Entscheidung für diese Strategie treffen jedoch die Juristen selbst, sie haben es also in der Hand, wie unwürdig sie den Rechtsstaat behandelt wissen wollen.


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02.08.2024 um 00:45
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:Weil du das Urteil in seiner Deutlichkeit begrüßt, gehe ich davon aus, dass du es nicht nur Rechtlich für richtig hältst und gewisse Restzweifel siehst, sondern du durchaus die Einlassungen des Angeklagten für plausibel hältst und dir eine wirkliche Unschuld vorstellen kannst?
Nein. Ich halte es für korrekt, weil die Staatsanwaltschaft die Schuld nicht zweifelsfrei bewiesen hat. Sie hat weder die eigentliche Tat, noch den Vorsatz dazu bewiesen.
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:Du hältst es für gut möglich, dass ein Fremdtäter (aufgrund der Flasche liegt ja auch eine Frau nicht fern) am frühen Morgen in St. Johann einen Mann mit Buggy eine Flasche über den Kopf zieht, ihm möglicherweise etwas Bargeld raubt und dann das Handy in den Abfalleimer schmeißt, ohne auszuprobieren, ob es eine Face-ID aktiviert hat. Der Täter jedoch monatelang nicht gefunden wird und nicht mehr auffällt. Würde mich auch wegen deiner Berufserfahrung interessieren.
Ich halte das tatsächlich nicht für sonderlich plausibel, aber da fehlt mir der Einblick in den konkreten Ermittlungsakt. Allerdings tendiere ich auch dazu, dass diese Geschichte eine Erfindung ist, um ein anderes Verhalten zu vertuschen. Aber welches Verhalten, einen vorsätzlichen Mord, eine schreckliche Fahrlässigkeit etc. - das ist eben nie klar geworden. Und deshalb musste freigesprochen werden.
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:Aber da sind wir ja wieder bei der Sache, dass er trotz dieser Beweisaufnahme auch vom Vortäuschten einer Straftat freigesprochen wurde.
Nun, bei solchen Verfahren ergibt sich manchmal ein interessantes Verhalten bei Geschworenen: die einen tendieren dazu, wenn sie den viel schwerwiegenderen Vorwurf verneinen, aber irgendwie das Gefühl haben, dass doch etwas nicht ganz koscher ist, dann eben den minderschweren Vorwurf zu bejahen. Andere, die felsenfest von der Unschuld im Hauptvorwurf überzeugt sind, tendieren manchmal dazu, dann pauschal alle Vorwürfe zu verneinen.

Die Mehrheit der Geschworenen aber macht schon alles richtig. Ich sage das obige nur, weil nicht ganz klar ist, ob sie diesen Tatvorwurf wirklich tief diskutiert haben. Denn hier haben wir wieder eine österreichische Besonderheit: das Urteil wurde rasant schnell gefällt. In den USA zum Beispiel beraten die Geschworenen in der Regel sehr viel länger.

Ob nun die Indizien für den Vorwurf der vorsätzlichen Vortäuschung einer Straftat reichten - dazu würde ich selbst gerne viel mehr aus den Gutachten und dem ganzen Akt wissen.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 00:49
Zitat von klara.verstandklara.verstand schrieb:Der Vater hat ja selbst behauptet, er wäre vom Blitz getroffen niedergefallen. Er war entweder ohnmächtig oder fingiert ohnmächtig, da gibt es keinen Raum für Aufsichtspflichtsverletzung. Niemand, selbst die Verteidigung nicht, hat das irgendwie behauptet
Also in der Theorie finde auch ich, dass es einen Raum dafür gibt. Er könnte die Aufsichtspflicht verletzt haben/ eingeschlafen sein und dann den Überfall fingiert haben.

Praktisch müsste man sehen, ob Leon allein den Weg bewältigen könnte, ohne dass der Anzug größere Schäden nimmt oder es zu Verletzungen kommt.

Weiter, ob das dann das realistische Verhalten ist. Grundsätzlich könnte man vllt auf die Idee kommen, aber würde man nicht reflexartig Hilfe holen? Man könnte ja noch was retten, bevor man die Konsequenzen oder Vorwürfe bedenkt.

Und ob ein Mord aufgrund der Zuspitzungen in seinem Leben (auch wenn die Verteidigung das anders sieht) nicht näherliegend und zu beweisen ist.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 00:50
Zitat von klara.verstandklara.verstand schrieb:@CharliesEngel: Zur Frage der Aufsichtsflchtverletzung (Entschuldigung, man kann am Handy wirklich nicht zitieren):
Es gab schlicht keine Version, die das geboten hätte. Der Vater hat ja selbst behauptet, er wäre vom Blitz getroffen niedergefallen. Er war entweder ohnmächtig oder fingiert ohnmächtig, da gibt es keinen Raum für Aufsichtspflichtsverletzung. Niemand, selbst die Verteidigung nicht, hat das irgendwie behauptet.
Wenn die Staatsanwaltschaft den Angeklagten unerbittlicher befragt hätte, wäre vielleicht noch was anderes rausgekommen. Dem Life-Ticker von Krone und dem Eindruck von @fassbinder1925 "sanfte Verhandlungsführung" zufolge, zog man "nicht alle Register".


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02.08.2024 um 00:52
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Ich halte das tatsächlich nicht für sonderlich plausibel, aber da fehlt mir der Einblick in den konkreten Ermittlungsakt. Allerdings tendiere ich auch dazu, dass diese Geschichte eine Erfindung ist, um ein anderes Verhalten zu vertuschen. Aber welches Verhalten, einen vorsätzlichen Mord, eine schreckliche Fahrlässigkeit etc. - das ist eben nie klar geworden. Und deshalb musste freigesprochen werden.
Achso, dann habe ich das falsch verstanden.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Denn hier haben wir wieder eine österreichische Besonderheit: das Urteil wurde rasant schnell gefällt. In den USA zum Beispiel beraten die Geschworenen in der Regel sehr viel länger
Ja. Auch über die schnelle Urteilsfindung war ich überrascht. Und auch, dass die Anwälte anscheinend schon informiert werden, bevor es offiziell verkündet wird.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 00:54
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:Also in der Theorie finde auch ich, dass es einen Raum dafür gibt. Er könnte die Aufsichtspflicht verletzt haben/ eingeschlafen sein und dann den Überfall fingiert haben.

Praktisch müsste man sehen, ob Leon allein den Weg bewältigen könnte, ohne dass der Anzug größere Schäden nimmt oder es zu Verletzungen kommt.

Weiter, ob das dann das realistische Verhalten ist. Grundsätzlich könnte man vllt auf die Idee kommen, aber würde man nicht reflexartig Hilfe holen? Man könnte ja noch was retten, bevor man die Konsequenzen oder Vorwürfe bedenkt.

Und ob ein Mord aufgrund der Zuspitzungen in seinem Leben (auch wenn die Verteidigung das anders sieht) nicht näherliegend und zu beweisen ist.
Ganz genau. Hier ist es, wo die Beweisaufnahme, soweit ich informiert bin, mir eben viel zu dünn war: was konnte Leon körperlich und was nicht? Wie genau sind die Spuren an seiner Kleidung und am Körper und wie sind sie zu interpretieren? Da wo ich praktiziere würden solche Fragen bestimmt zwei oder drei Tage Beweisaufnahme allein verursachen.

Schwierig ist dann die Beurteilung, was "man" machen würde. "Man" würde vermutlich schon panisch die Rettung alarmieren, wenn man z.B. wegen der naheliegenden totalen Übermüdung auf der praktischerweise direkt dort stehenden Parkbank eingeschlafen ist und realisiert, dass man vermutlich vergessen hatte, Leon anzuschnallen und der nun verschwunden ist. Aber das ist eben nur der "man," der das tut. Oder, wie mir mal eine Geschworene sagte, nach dem Urteil: "jeder ist immer irgendwie anders."


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02.08.2024 um 01:02
@RickBlaine
Gegen die Aufsichtspflichtsverletzung und nachfolgendem Fingieren sprechen ja noch mehr Indizien, ich verstehe den Einwand wirklich nicht.
Seine eigenen Aussagen nämlich widersprechen diesem Szenario und wäre mit der timeline nicht vereinbar. Oder wie genau würdest du das angedachte Szenario schildern?


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 01:08
Zitat von klara.verstandklara.verstand schrieb:@CharliesEngel: Der Anwalt sagt, dass ”seines Erachtens" weder der Haftrichte noch das OLG und noch der OGH (!! Oberster Gerichtshof in Ö) die Beweislage einbezogen haben. Als Verteidigerin würde ich das nach dem Spruch natürlich auch sagen, siehe mein Statement zu Medienarbeit von Anwälten vorher. Aber das ist inhaltlich Blödsinn, wie er als Jurist sicher selbst weiß.
Du meinst, diese Haftrichter lesen ebenso alle schon vorliegenden Privatgutachten, also den ganzen "Akt des Falles von ca. 3.500 Seiten" wie es heute hieß?
Hat denn der Haftrichter genau so viel Zeit für seine Entscheidung wie die Hauptverhandlung selbst, naiv gefragt?


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 01:16
Zitat von klara.verstandklara.verstand schrieb:Gegen die Aufsichtspflichtsverletzung und nachfolgendem Fingieren sprechen ja noch mehr Indizien, ich verstehe den Einwand wirklich nicht.
Seine eigenen Aussagen nämlich widersprechen diesem Szenario und wäre mit der timeline nicht vereinbar. Oder wie genau würdest du das angedachte Szenario schildern?
Dass seine eigene Geschichte dem Szenario widerspricht ist irrelevant, denn er muss es nicht beweisen. Die Anklage muss beweisen, dass es nicht möglich ist.

Und die timeline, soweit ich das aus den Informationen verstehe, ist ja deutlich in Frage gestellt worden, und m.E. ist die staatsanwaltschaftlich vorgebrachte timeline keineswegs bewiesen.

Was ich mir durchaus vorstelle ist dies: der Vater, das war wohl schon herauszuhören, war in dieser Nacht deutlich übermüdet und gestresst, durch alles, was sich vorher so ereignete. Nun läuft er also mit seinem Sohn im Kinderwagen da durch den Regen am einsamen Ufer der Ache entlang. Und da steht nun diese Parkbank (sieht man hier auf den Bildern). Und er setzt sich einen Moment lang dorthin. Ihm ist egal, dass es nass ist, er ist einfach erschöpft. Und, ungewollt und ungeplant, schläft er ein.

Er hat aber vergessen, Leon im buggy anzuschnallen. Der wird vom nahen Fluss, den er deutlich hören kann, angezogen, schafft es aus dem buggy herauszusteigen/krabbeln was auch immer und fatalerweise sich in den Fluss zu begeben - ob er am Ufer hineinfällt oder gar hineinkrabbelt sei dahingestellt.

Der Vater erwacht und stellt diese Fakten fest. Ihm wird klar, dass er "moralisch" zumindest Schuld hat: er ist eingeschlafen, er hat vergessen anzuschnallen. Er hat Angst vor dem Urteil seiner Frau, seiner Familie, der Gesellschaft - und sieht als Ausweg, den hoodieman zu erfinden.

In dem Szenario denke ich, dauert das durchaus eine Weile, ich vermute mal, er ist erst einmal am Ufer suchend entlang gegangen. Der "Schrittzähler" hat sich in der Beweisaufnahme als unzuverlässig herausgestellt, was auch meiner Erfahrung mit solchen entspricht.

Tja, und dann kam es wie es kam.

Juristisch gesehen liegt hier eben kein Mord vor, sondern allenfalls eine Fahrlässigkeit und die schon besagte Vortäuschung einer Straftat. Aber eben kein vorsätzlicher Mord.

Wie man bemerkt, finde ich die Tatsache, dass sich am vermeintlichen Tatort eine Parkbank befindet, sehr interessant. Meines Wissens hat diese aber in den Ermittlungen und dem Verfahren keine Rolle gespielt.


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02.08.2024 um 01:23
Ich hatte mit einem Schuldspruch gerechnet. Auch glaube ich weiterhin, dass es keinen Überfall gab und das Ganze inszeniert war. Dennoch ist das Urteil juristisch in Ordnung.
Das ändert aber nichts an meiner Meinung zum Ablauf. Hat für mich so ein bisschen was vom Prozess gegen OJ Simpson.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 01:59
@Rick_Blaine
Da fehlt aber noch die Flasche, die er zufällig und unwissend just in dieser Nacht mit sich führte, und die neben ihm zerschellte, nachdem er durch diese möglicherweise einen Schlag, aber nur einen kleinen, auf den Hinterkopf bekam.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 02:24
Zitat von CurlySue_CurlySue_ schrieb:Da fehlt aber noch die Flasche, die er zufällig und unwissend just in dieser Nacht mit sich führte, und die neben ihm zerschellte, nachdem er durch diese möglicherweise einen Schlag, aber nur einen kleinen, auf den Hinterkopf bekam.
Nein. Ich gehe ja bei dem von mir geschilderten Szenario davon aus, dass die "Inszenierung" dann durchaus geschah - und da spielt sie eine Rolle. Aber sie hat eben nichts mit dem Tod des Jungen an sich zu tun.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 06:19
Ihm das unterstellend wäre er aber wegen Vortäuschens einer Straftat schuldig zu sprechen gewesen. Die Geschichte passt auch nicht mit dem Schrittzähler überein, denn so unpräzise ist er auch nicht. Und letztlich spielt es in dieser Variante eben dann auch keine Rolle, wie der Junge in die Ache gelangte, denn du setzt hier ebenfalls voraus, dass er selbständig hineinfiel.

Du führst diese Variante ja als Grund dafür an, dass nicht ausreichend ausermittelt wurde, wie der Junge in die Ache gelangte und das ist für die Anklagepunkt irrelevant. Dein Szenario passt schon von der Timeline nicht und wenn überhaupt hätte es die Verteidigung ins Treffen führen müssen und die Diskrepanz zum Schrittzähler plausibel machen müssen. Da sie das nicht gemacht hat, kann man der StA nicht vorwerfen, sie habe ein unplausibles Szenario, das auch strafbar, aber etwas weniger streng bestraft ist, nicht angeklagt.

Und letztlich:
Wer würde denn in so einem Szenario nicht zuerst anfangen zu suchen, sondern eine Ohnmacht vortäuschen. Zumal das Untätigbleiben nach dem Aufwachen dann wohl wiederum Mord durch Unterlassung wäre, denn keine Hilfe zu holen, solange er den Tod nicht sicher festgestellt hat, erfüllt das Delikt ebenso.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 06:57
Zitat von Photographer73Photographer73 schrieb:Ich hatte mit einem Schuldspruch gerechnet. Auch glaube ich weiterhin, dass es keinen Überfall gab und das Ganze inszeniert war. Dennoch ist das Urteil juristisch in Ordnung.
Das ändert aber nichts an meiner Meinung zum Ablauf. Hat für mich so ein bisschen was vom Prozess gegen OJ Simpson.
Ich habe nach der raschen Beweisaufnahme schon mit einem Freispruch gerechnet, der mich aber trotzdem überrascht da ich auch denke, dass noch etwas im Verborgenen liegt.
Sei es eine Falschaussage, Verdrehung der Tatsachen oder eine vorsätzliche Tat.
Bin gespannt ob weiter ermittelt wird nach dem unbekannten Täter oder ob die Sache in Vergessenheit gerät. Bin da eher bei letzterem.
Tragisch, dass der kleine Bub so jung sterben musste und nicht ordentlich ermittelt wurde (Stichwort Beweisaufnahme Videoaufnahmen, Sicherung Tatort).


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 07:31
Zitat von janedoe95janedoe95 schrieb:Bin gespannt ob weiter ermittelt wird nach dem unbekannten Täter oder ob die Sache in Vergessenheit gerät. Bin da eher bei letzterem.
Ich gehe leider auch von letzterem aus und befürchte, dass das Schicksal von Leon offiziell nie geklärt werden wird.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 08:15
Ich glaube das die Staatsanwaltschaft den Fall nicht weiter verhandeln wird. Alles ist recht schwammig egal ob nun von der Staatsanwaltschaft oder von der Verteidigung. Und dann haben alle 8 Geschworene für Nein gestimmt. Das ist mal ein Brett, wäre es anders gewesen, vielleicht ein paar gegen Stimmen, aber so ist das Urteil eindeutig. Ich glaube der Fall wird zu den Akten gelegt.
Und ich ganz persönlich denke das man ihm die Schuld nie ganz beweisen kann, gäbe es Beweisvideos von der Tat dann wäre das auch wieder was anderes. Hätte man am kleinen Körper irgendwelche Beweise gefunden, die ein untertauchen beweisen könnte (Blaue Flecke am Kopf oder am Körper) dann wäre das Tat relevant. Aber so kann man ihm nichts korrektes Beweisen und das heißt für mich dann auch nur Freispruch. Ob die Familie über die Jahre weiter zu ihm stehen oder ob doch später sich gegenseitig Vorwürfe gemacht werden, wird nur die Zeit zeigen. Ich hoffe falls er der Täter war das er bei seiner Tochter ein besserer Vater sein wird.


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Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken

02.08.2024 um 08:29
@Photographer73
Ich würde sagen, sein Schicksal ist bekannt. Spätestens seit dem Zeitpunkt, morgens gegen 6 Uhr, ist es bekannt. Aber ich verstehe sehr gut, was Du ausdrücken möchtest. Irgendwie fühlt sich das ganze jetzt surreal an. So unvollendet. Den vielen Fragezeichen der letzten Monate, sind nun noch ein paar hinzugefügt worden.
Wir, als „ nur“ Laien Zuschauer bei all dem, stellen uns jetzt noch mehr fragen, aber müssten sich nicht eigentlich, die Eltern des toten Kindes diese Fragen stellen?
In dem Wissen oder dem festem Glauben, es war alles nur eine Verquickung, unglücklicher Umstände, unter Beteiligung einer Person xy, die dem Ehemann und Vater Gewalt angetan hat, was zum Tod ihres Kindes führte. Da müsste doch theoretisch der dringende Wunsch bleiben, wenigstens den Versuch zu starten, die Hintergründe zum Tod des geliebten eigenen ältesten Kindes, aufklären zu wollen.
Es gibt verwaiste Eltern, die nach einem mysteriösen Tod ihres Kindes , ihr zukünftiges Leben der Suche nach restloser Aufklärung widmen.
Wie könnte sich der Staatsanwalt heute fühlen, der bis gestern unumstößlich überzeugt war, den richtigen angeklagt zu haben. Wäre es möglich, dass er das auch heute noch glaubt? Wird er sich vorwerfen müssen, nicht gut genug gewesen zu sein. Wenn hier offensichtlich ein schlechter Job gemacht wurde, hat man der Jury nur diese eine Wahl gelassen, einstimmig den Vater des Kindes nach Hause zu schicken. Sie konnten nicht anders entscheiden weil? Ermittler und oder Staatsanwaltschaft nicht vollumfänglich ihrem Auftrag gerecht wurden.
Was für ein fahler Geschmack bleibt davon. Zugunsten des ehemaligen Angeklagten bleibt zu sagen, hat sich diese kluge Jury, für ihn als Glücksfall erwiesen. Ich wage zu behaupten, bei einem trial ohne Jury, wer weiß, wie es ausgegangen wäre.
Nur eben, ist es so müßig darüber zu sinnieren. Die Umstände , die zum Tod des Kindes geführt haben, sind nun mit noch mehr Fragen belastet.
Ich befürchte, das wird nun so bleiben. Es gibt niemanden mehr, der jetzt noch ein Interesse daran haben wird, die Wahrheit zu ergründen. Ist das zufriedenstellend? Muss der Tod eines Kindes letztendlich so hingenommen werden? Und die Person, die evtl etwas Licht ins Dunkel ( vor allem aus Eigeninteresse, als Elternteil mit Aufsichtspflicht ) ist nun nicht mehr dazu verpflichtet, bei der Wahrheitsfindung mitzuwirken.
Seltsam und irgendwie fühlt es sich womöglich heute nur für eine Person gut an. The Lucky one, der das Glück hatte, eine kluge Jury, gute Anwälte und nachlässige Ermittler nebst nicht so fleißigem Staatsanwalt, begegnet zu sein.


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