Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken
23.07.2024 um 16:58Malli schrieb:Ich denke, dass die ganze Familie das bestmögliche getan hat, was machbar ist. Denke auch, die Großeltern sind noch berufstätig, haben noch andere Aufgaben etc. Das ist ja nur eine punktuelle Entlastung. Eine komplett entlastende Struktur im Alltag, die ist nur anders machbar.Ich glaube vor allem, dass denen gar nicht bewusst war, wie sehr die Familie in Tirol im Alltag leidet. Sicher haben sie mehr mitbekommen, als die Inst-Follower, denen eine gefilterte Welt vom erfolgreichen Geschäftsmann und Fitnesstrainer vorgegaukelt wurde, der sich ganz nebenbei und liebevoll noch um das schwerst beeinträchtigte Kind kümmert.
Aber ich glaube nicht, dass sich FA seinen Eltern und den Schwiegereltern ehrlich offenbart hat und man dort um Hilfe gebeten hat.
Das Problem war meiner Meinung vielmehr, dass man das alleine wuppen wollte. Zwar die Hilfe eingefordert hat, die einem zusteht, dann aber auch mit Umfang und Qualität nicht zufrieden war.
Kältezeit schrieb:Es macht fast den Anschein, man will den Familienvater als seelenlosen Psychopathen zeichnen mit übergroßem Ego und das finde ich doch sehr einfach gedacht.Ich sehe nicht, dass das hier jemand versucht. Im Gegenteil, ich finde, die meisten hier in der Diskussion versuchen sich ehrlich, in seine Lage zu versetzen, nach zuvollziehen, wie seine Situation war und mitzufühlen, wie perspektivenlos das aus seiner Sicht gewesen sein muss.
Und zwar nicht nur aus Sorge um sich selbst, sein Ego, seine Ehefrau und die Tochter, sondern auch durchaus perspektivenlos für Leon. Wenn man der festen Überzeugung ist, niemand außer einem selber sei in der Lage, dem Kind gerecht zu werden und man merkt, dass man wirklich an der Grenze des Machbaren ist, sich die Anforderungen aber sicher noch verschlimmern werden, wenn das Kind größer wird, mehr Kraft hat, deshalb rein körperlich kaum noch zu kontrollieren sein wird. Aber auch schwerer wird, deshalb nicht mehr zu tragen oder im Buggy durch die Gegend zu fahren ist.
Das rechtfertigt auf keinen Fall so eine Tat, niemand hat das Recht, ein Kind oder einen anderen Menschen "zu erlösen", weil er meint zu wissen, was für denjenigen lebenswert ist. Aber es erklärt vielleicht schon auch ein bisschen, wie der Vater das für sich so eine Tat vor sich selbt gerechtfertigt haben könnte bzw. wie er überhaupt in der Lage sein konnte, so etwas zu tun.
Man darf nicht vergessen, dass der Vater Fitnesstrainer war. Für so jemanden Körperlichkeit, Leistung, Fitness und Koordination sehr wichtige Fähigkeiten. Er musste sich irgendwann eingestehen, dass Leon trotz aller Förderung, die man ihm hat zuteil werden lassen, zu all diesen Dingen niemals fähig sein würde. Das ist schon fast zynisch, dass das Schicksal ausgerechnet einem solchen Menschen einen solchen Sohn an die Seite stellt. Das da Welten aufeinanderprallen, ist wohl nachvollziehbar.